Seehäsle Nord? [PM]

Alles zur Strecke Radolfzell - Stockach - Mengen kann hier rein.
Antworten
bahnhofsturm
Weichenputzer
Weichenputzer
Beiträge: 38
Registriert: Di 23. Apr 2013, 14:48

Seehäsle Nord? [PM]

Beitrag von bahnhofsturm »

Seehäsle Nord, das wär´s.
http://www.suedkurier.de/region/kreis-k ... 61,6021521

Gruß
Bahnhofsturm
Benutzeravatar
Tf Reinhard
Inhaber
Inhaber
Beiträge: 4981
Registriert: Do 18. Jan 2007, 16:24
Alter: 59

Re: Seehäsle Nord? [PM]

Beitrag von Tf Reinhard »

Hallo Bahnhofsturm,

willkommen im Forum mit diesem interessanten Bericht. Ich habe da was gelesen von Kosten für die Strecken und neuer zu bauenden Bahnsteige. Habe ich es überlesen, oder macht man sich gar keine Gedanken darüber, dass auch mindestens 2 neue Fahrzeuge beschafft werden müsen. Ebenso wäre der Bahnhof Stockach als Kreuzungsbahnhof mit gesicherten Überweg umzubauen. Dieser dürfte neben den Fahrzeugen mit den größten Posten ausmachen. Nicht, dass ich gegen eine Erweiterung wäre - ich freue mich über jeden Kilometer, der mehr auf der Schiene gefahren wird. Über zu erwartendes Fahrgastaufkommen kann uns "Vielfahrer" sicher mehr berichten.

Für Stockach würde ich mir auch ohne Norderweiterung einen kleinen Umbau wünschen: Den Bahnsteig auf die Seite des Busbahnhofes. Die Verknüpfung zwischen Zug und Bus wäre besser und auch das Personal hätte es beim ein- und ausrücken einfacher. Auch wäre der Bahnübergang der Bundesstraße während der Rangierbewegungen nicht so lange geschlossen.

Reinhard
Ich bn wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Manche auch beides.
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4786
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Re: Seehäsle Nord? [PM]

Beitrag von Vielfahrer »

Eine Verlängerung des Seehäsles in Richtung Norden ist schon seit längerem ein Thema. Was mich etwas wundert ist, dass man gleich bis Hoppetenzell denkt. Mit einer dann notwendigen Zugkreuzung in Stockach kommt es zu den von Reinhard beschriebenen Sprungkosten (Fahrzeuge, Personale, Signale).
Je nach Fahrplankonstellation wäre nämlich auch denkbar, mit den vorhandenen Fahrzeugen ohne zusätzliche Kreuzung z.B. bis Hindelwangen zu fahren. Das könnte bei wenig Mehraufaufwand viel Nutzen bringen. Der Nutzen liegt insbesondere darin, dass in Hindelwangen der Bahnhof für viele Fahrgäste fußläufig erreichbar wäre. Man müsste ca. 1,5 km die Strecke verlängern, um das Neubaugebiet von Hindelwangen anschließen zu können. Der Fußweg zum Bahnhof würde sich entsprechend stark verkürzen.
Früher fuhr die RAB-Buslinie 7391 einmal am Tag die Hindelwanger Haltestelle Haldenöschstraße an, also ohne eigentlichen Fahrgastnutzen. Besser wäre, man gibt das vollends auf und fährt gleich mit dem Zug, vorausgesetzt er verursacht keine Sprunkosten. Aus Richtung Tuttlingen - Emmingen-Liptingen ist ohnehin an einen Schnellbus gedacht, den man dann im Bereich des Bahnübergangs Tuttlinger Straße günstig an das Seehäsle anbinden könnte. Bislang fahren die Busse häufig erst in die Stadt Stockach und erst danach zum Bahnhof, was die Fahrzeiten für in Stockach umsteigende Fahrgäste deutlich verlängert.

In Zizenhausen muss man sehen, dass die Bahnlinie auf der nicht bebauten östlichen Talseite verkehrt, die langgestreckte Ortschaft Zizenhausen jedoch westlich der B 313. Es gibt hier mehrere Bushaltestellen, so dass die Wege deutlich kürzer sind. Fahrgäste, die in Stockach in die Stadt wollen, sind vermutlich auch nicht darauf erpicht, vom Bahnhof hoch in die Stadt zu laufen.

In Hoppetenzell quert die Bahnline das Tal und verläuft dann westlich der B 313. Leider aber hat sich die Ortschaft Hoppetenzell mit ihrem Neubaugebiet östlich entwickelt, so dass auch hier die Wege sehr viel länger würden als zur vorhandenen Bushaltestelle.

Eine weitere Verlängerung bis Mühlingen-Zoznegg oder gar Schwackenreute ist ohnehin nicht ins Auge gefasst. Bei aller Liebe für den Schienenpersonennahverkehr, es ist notwendig, die Dinge realistisch zu sehen. Ich könnte mir sehr gut eine stärkere Nutzung der Strecke im Güterverkehr vorstellen und würde auch einer Regionalexpress-Verbindung, die z.B. von Sigmaringen nur mit Halt in Krauchenwies, Meßkirch, Stockach und Radolfzell verkehrt (das müsste im 2-Stunden-Takt ohne Unterwegskreuzung machbar sein), eher eine Chance geben.

Dass aber das ganze gründlich untersucht werden soll, ist per se nicht schlecht. Vielleicht ergibt sich dann doch ein Aspekt, der dazu führt, dass nicht einfach gemäß "weiter so" alles beim Alten bleibt.

Ich war z.B. gestern abend auf einer Gemeinderatssitzung in Niedereschach, das ja fernab von Bahnhöfen liegt. Sehr erstaunt war ich, dass es von dort ÖPNV-Pendler nach Konstanz gibt und dass selbst Auslandsreisen mit Bus und Bahnverbindungen ab Niedereschach nach München - Wien regelmäßig unternommen werden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
bahnhofsturm
Weichenputzer
Weichenputzer
Beiträge: 38
Registriert: Di 23. Apr 2013, 14:48

Re: Seehäsle Nord? Noch eine[PM].

Beitrag von bahnhofsturm »

Noch ein Befürworter der Verlängerung des Seehäsles meldet sich zu Wort: Mühlingens Bürgermeister.
http://www.suedkurier.de/region/kreis-k ... 61,6046538
Gruß
Bahnhofsturm
bahnhofsturm
Weichenputzer
Weichenputzer
Beiträge: 38
Registriert: Di 23. Apr 2013, 14:48

Re: Seehäsle Nord? [PM] - Gutachten vorerst zurückgestellt.

Beitrag von bahnhofsturm »

Jetzt mahlen die Mühlen des Stadtrats und der Verwaltung.......
http://www.suedkurier.de/region/kreis-k ... 61,6061304
Was mich wundert, sind die relativ hohen Planungskosten von 70-80.000 Euro. Was soll denn da alles geplant werden?
Gruß
bahnhofsturm
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4786
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Re: Seehäsle Nord? [PM]

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Bahnhofsturm,

die Planungskosten sind vermutlich realistisch angesetzt. Warum? Wenn die Strecke verlängert werden soll, dann muss, um an Fördermittel zu kommen, ein Nutzenüberschuss nachgewiesen werden, d.h. die Planung muss die Fahrgastentwicklung nachvollziehbar prognostizieren und darüberhinaus die Kostensituation (Bahnübergänge, Signalisierung, Kreuzungsbahnhof, laufender Betrieb) einigermaßen realistisch einschätzen. Da hängt dann damit zusammen, dass das Busnetz angepasst/verändert werden muss, was Kosten sparen oder weitere Kosten (z.B. Zubringerleistungen in Mühlingen-Zoznegg usw.) auslösen kann. Die Schüler, die heute z.B. mit Bussen nach Stockach aus Richtung Norden fahren, würden zukünftig ja mit dem Zug kommen. Dann sind eventuell Transferleistungen vom Bahnhof zum Gymnasium zusätzlich erforderlich, da die Schulen nicht in Bahnhofsnähe liegen usw.. Ich denke, dass mit der Planung zunächst nur mal Grundlagen geschaffen werden sollen, die als Basis für ggf. weitere einzuleitende Schritte dienen. Wenn nach Vorliegen einer zu einer positiven Einschätzung kommenden Untersuchung dann z.B. ein Förderantrag nach GVFG gestellt würde und es zu einer richtigen Planung käme (Leistungsphasen I bis VIII nach HOAI) und man mal, um eine Zahl zu greifen, von 10 Mio. Investitionskosten für die Strecke incl. Zugsicherung usw. ausgehen würde, betragen die damit zusammenhängenden Planungskosten nochmals ca, 1,3 bis 2 Mio. €.

Also ist es doch logisch, dass man, ehe man solche Aufgaben angeht, sich möglichst gute Entscheidungsgrundlagen verschaffen möchte.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4786
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Re: Seehäsle Nord? [PM]

Beitrag von Vielfahrer »

Im heutigen Südkurier, Ausgabe Stockach, findet sich ein längerer Bericht über eine Arbeitsgruppe von Schülern des Stockacher Nellenburg-Gymnasiums. Die Schüler haben die Situation des öffentlichen Nahverkehrs im Raum Stockach untersucht, Gespräche mit Bürgermeistern geführt und eigene Beobachtungen gemacht. Ergebnis ihrer Studie ist die Empfehlung, die sog. Ablachtalbahn wieder zu eröffnen. Man müsse streng zwischen betriebswirtschaftlicher Sinnhaftigkeit und volkswirtschaftlicher Sinnhaftigkeit unterscheiden, wurde festgestellt. Kritisiert wurde auch, dass die Bahnsteige viel zu teuer gebaut würden. Anstatt um 200.000.- € neue Bahnsteige zu bauen, täten es auch einfachere Mittel, etwa Befestigungen aus Schotter und Schwellen. Vorgeschlagen wird von den Schülern, die verschiedenen Ortschaften mit Bussen an die Bahn anzubinden. Wie festgestellt wurde, soll die Ablachbahn offenbar in einem hervorragenden Zustand sein, nachdem sie mit Steuermillionen flott gemacht worden sei.

Ein interessanter und engagierter Artikel, bei dem aber offenbar nicht tief genug recherchiert wurde. Trotzdem: das macht Mut, dass sich im Raum Stockach Leute für die Bahn in Richtung Meßkirch engagieren!

Viele Grüße vom Vielfahrer
ripley
Weichenputzer
Weichenputzer
Beiträge: 21
Registriert: So 24. Jun 2012, 14:07

Re: Seehäsle Nord? [PM]

Beitrag von ripley »

Die SMA hat vor ein paar Jahren eine Studie zum Potential der Strecke Stockach - Mengen gemacht (wurde IIRC hier im Forum diskutiert) mit dem Ergebnis, daß sie im Personenverkehr nur für IRE-Züge Hochrhein - Ulm interessant sein könnte. Evtl. wird das nochmal aktuell, wenn der Bodenseekreis umsetzen sollte, was in dem nebenan erwähnten SMA-Gutachten für die künftige Bedienung der Bodenseegürtelbahn als beste Variante herauskam: RB im Halbstundentakt unter Wegfall des IRE. :schok:

Für die Anbindung des Stockacher Hinterlandes ist die Region IMHO zu dünn besiedelt und die Strecke läuft an kleineren Orten zudem weit vorbei. Natürlich freut mich das diesbezügliche Engagement trotzdem.

Ein ganz praktisches Problem ist leider auch der Eigentümer der Strecke (Tegometall in Krauchenwies), der hohe Trassengebühren verlangt und damit in den letzten Jahren Zugverkehr ziemlich erfolgreich verhindert hat. Wie hier im Forum zu lesen war, fährt auch die HzL deshalb lieber große Umwege.
Benutzeravatar
Hannes
Weichensteller
Weichensteller
Beiträge: 1083
Registriert: Di 11. Mär 2008, 22:50
Alter: 33

Re: Seehäsle Nord? [PM]

Beitrag von Hannes »

Vielfahrer hat geschrieben:Kritisiert wurde auch, dass die Bahnsteige viel zu teuer gebaut würden. Anstatt um 200.000.- € neue Bahnsteige zu bauen, täten es auch einfachere Mittel, etwa Befestigungen aus Schotter und Schwellen.
Das mag sicherlich stimmen, ich halte eine solche Konstruktion in heutigen Zeiten für einen täglichen Verkehr aber nicht unbedingt für zweckmäßig. Nichts destotrotz lohnt es sich natürlich Gedanken zu machen, was wirklich notwendig ist und was nicht. Es ist aber sicherlich auch zu beachten, dass bei einem Neubau wohl auf Barrierefreiheit Rücksicht genommen werden muss.
Vielfahrer hat geschrieben:Wie festgestellt wurde, soll die Ablachbahn offenbar in einem hervorragenden Zustand sein, nachdem sie mit Steuermillionen flott gemacht worden sei.
Das sicherlich, sicherungstechnisch allerdings auch nur für einen Ein-Zug-Betrieb ausgelegt. Hier wäre also sicherlich auch nochmal etwas zu machen, wollte man tatsächlich einen Taktverkehr auf einem Stück nördlich Stockach und gleichzeitig Güterverkehr südlich Mengen ermöglichen. Zudem ist die Strecke noch für den Personenverkehr freizugeben, was bisher nur mit Ausnahmegenehmigung möglich ist (sollte aber das kleinste Problem sein).
Vielfahrer hat geschrieben:in interessanter und engagierter Artikel, bei dem aber offenbar nicht tief genug recherchiert wurde. Trotzdem: das macht Mut, dass sich im Raum Stockach Leute für die Bahn in Richtung Meßkirch engagieren!
Auf jeden Fall!
ripley hat geschrieben:Ein ganz praktisches Problem ist leider auch der Eigentümer der Strecke (Tegometall in Krauchenwies), der hohe Trassengebühren verlangt und damit in den letzten Jahren Zugverkehr ziemlich erfolgreich verhindert hat. Wie hier im Forum zu lesen war, fährt auch die HzL deshalb lieber große Umwege.
Nunja, private Infrastruktur ist eigentlich immer teurer als DB-Infrastruktur und dann hängt es natürlich noch davon ab, wieviel teurer und ob sich dann der kürzere Weg immer noch rechnet. Betriebliche Restriktionen darf man auch nicht vergessen, so dann z.B. zwischen Stahringen und Stockach das Seehäsle, eine geringere Höchstgeschwindigkeit (wobei man zwischen Mengen und Stockach für sich ist) oder ggf. das Sichern von Bahnübergängen (=zusätzlicher Personalbedarf, sofern nicht eh schon ein zweiter Mann dabei ist).
Klar war das erste Trassenpreissystem der Ablachtal-Bahn GmbH keineswegs in Ordnung und ist deshalb ja auch von der Bundesnetzagentur zurückgewiesen worden. Man darf jedoch nicht vergessen, dass wir hier ja keine Grundlast an Trasseneinnahmen durch einen SPNV haben und deshalb die Sprungkosten für den Aufwand einer Zugfahrt ungleich höher sind, da die Infrastruktur ja auch bezahlt werden muss. Entsprechend sind die Gebühren natürlich höher. Ich halte es zudem für naiv zu glauben, dass durch ein deutliches Absenken dieser Gebühren auf einmal der Güterverkehr dort boomen würde. Es wäre natürlich trotzdem hilfreich, regelmäßige Verkehre dort zu haben, so dass im wahrsten Sinne des Wortes alle Interessierten und Beteiligten besser auf ihre Kosten kämen und Verkehre auf der Schiene stattfinden könnten.

Grüße, Hannes
"Deutsche siegen im Fußball, aber bei der Bahn ist täglich Cordoba."
ÖBB-Chef Christian Kern in der Kronenzeitung vom 8.11.14
Antworten