Streit um neue Züge für die Gäubahn

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Christian
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Streit um neue Züge für die Gäubahn

Beitrag von Christian »

Auf der Strecke zwischen Zürich, Rottweil und Stuttgart quälen sich viele Züge der Deutschen Bahn
langsam um die engen Kurven - während sich die Schweizer Bundesbahnen dank Neigetechnik in die Kurven
legen und diese schnell durchfahren können. Anlieger und Land sehen die Bahn nun in der Pflicht. Die
verweist jedoch auf technische Probleme bei der Neigetechnik.


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Grüße,
Christian
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Guru61
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Re: Streit um neue Züge für die Gäubahn

Beitrag von Guru61 »

Hallo
Ich finde es immer wieder interessant, wie an den angeblichen Problemen der Neigetechmik herumgemäkelt wird. Die ICN fahren sein 20 Jahren planmässig auf der Linie St. Gallen - Biel und Basel - Lausanne. Und auch am Gotthard, obwohl sie für solche Strecken nie gebaut wurden.
Die Probleme in Deutschland sind meines Erachtens, einerseits konstruktionstechnische Pleiten einer türkisfarbigen Weltfirma (ICE T und ICE TD), andererseits aber wartungstechnische Pleiten (611 und 612), denn die funktionierten am Anfang gut.
Gruss Guru
wolfgang65
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Re: Streit um neue Züge für die Gäubahn

Beitrag von wolfgang65 »

Also zumindest mir scheint in dieser Diskussion der wichtigste Punkt zu fehlen oder verschleiert zu sein. Das Problem ist doch - wie immer - nicht, dass etwas nicht geht, sondern dass es zu teuer ist. Und ich gehe jede Wette ein, dass die Schweizer/Italienische Variante auch nicht soviel kostengünstiger Unterwegs ist. Soll heißen, der Punkt ist doch wer zahlt das, vor allem auf einer Strecke bei der die Züge leer sein....

Es hatte ja auch sein Gründe warum der 610 sich in einen 61/612 gewandelt hat - und das waren faktisch doch u.a. auch die Kosten.

Grüße

Wolfgang
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Re: Streit um neue Züge für die Gäubahn

Beitrag von Gleisexperte »

Hallo Wolfgang,

entweder fahre ich immer zu den falschen Zeiten auf der Gäubahn.Die ICs sind immer gut ausgelastet. Und dann die Aussagen der leeren Züge. Die ICN sind keine italienische Produktion und die Pendolinos gehören jetzt zu Alstom. Gewartet werden die ETR-Neigetechniukzüge der SBB nur noch in der Schweiz und nicht mehr in Mailand, wo früher nur kassiert u. wenig gewartet wurde.

Es grüßt der
Gleisexperte
wolfgang65
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Re: Streit um neue Züge für die Gäubahn

Beitrag von wolfgang65 »

Gleisexperte hat geschrieben:Hallo Wolfgang,

entweder fahre ich immer zu den falschen Zeiten auf der Gäubahn. Die ICs sind immer gut ausgelastet. Und dann die Aussagen der leeren Züge. Die ICN sind keine italienische Produktion und die Pendolinos gehören jetzt zu Alstom. Gewartet werden die ETR-Neigetechniukzüge der SBB nur noch in der Schweiz und nicht mehr in Mailand, wo früher nur kassiert u. wenig gewartet wurde.

Es grüßt der
Gleisexperte

Darf ich es mal so ausdrücken - Wenn ein IC so kurz ist wie die Gäubahn-IC sind die Wagen zwar vielleicht nicht leer, aber mit guter Auslastung hat das trotzdem nicht viel zu tun. Und wenn man das jetzt noch mit teurer Neigetechnik fährt, wird das sicher nicht zu echter Wirtschaftlichkeit beitragen....

Ich bin davon ausgegangen, dass Fiat(-Sig) eine italienische Firma ist - das scheint wohl derzeit nicht mehr zu stimmen. Zum Zeitpunkt des Entstehens des ICN war die Firma meine Wissens aber in italienischer Hand, nämlich im Besitz von FIAT.
Aber egal, das hat ja hier keinen Einfluss auf meine Einschätzung, die sich ja hauptsächlich auf die Wirtschaftlichkeit bezog....

Grüße

Wolfgang
wolfgang65
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Re: Streit um neue Züge für die Gäubahn

Beitrag von wolfgang65 »

Hier noch ein netter Link zum ICN

http://voith.com/en/596_d_08_g_1534_d.pdf

Dieser Einzelachsantrieb sieht eher nach Diesel- als E-Traktion aus - also deutlich komplexer. Jetzt verstehe ich auch warum der ICN schon mal Motor und Antriebswelle verloren hat. Mich würden mal die Wartungskosten, im Vergleich zu einem konventionellen Fahrzeug interessieren....

Grüße

Wolfgang
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Guru61
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Re: Streit um neue Züge für die Gäubahn

Beitrag von Guru61 »

wolfgang65 hat geschrieben:Hier noch ein netter Link zum ICN

http://voith.com/en/596_d_08_g_1534_d.pdf

Dieser Einzelachsantrieb sieht eher nach Diesel- als E-Traktion aus - also deutlich komplexer. Jetzt verstehe ich auch warum der ICN schon mal Motor und Antriebswelle verloren hat. Mich würden mal die Wartungskosten, im Vergleich zu einem konventionellen Fahrzeug interessieren....

Grüße

Wolfgang
Hallo Die Wartungskosten sind teurer, aber billiger, als die hydraulische Neigetechnik der Pannolinos. Die Probleme mit den Schrauben sind wohl eher der Arbeitsqualität geschuldet, als der Konstruktion.
Tatsache ist, dass die SIG Neigetechnik seit 1997 einwandfrei funktioniert. Man hatte aber auch einen Prototyp hergestellt, der nachher verschrottet wurde. Dass man die Motoren nicht im Drehgestell unterbringen konnte, ist wohl der Neigetechnik zuzuschreiben.
Abgesehen ist das gar nicht so modern:
Schon die alten BCFeh 4/4 der SGA hatten diesen Anrieb schon 1930 und waren über 50 Jahre im Einsatz.
http://www.ag2.ch/sga_bcfeh-5.html

Ich glaube, das Potential wäre für diese Linie da. Sie wäre geeignet für die Neigetechnik und man brächte die 7 Wagen auch voll. Allerdings müsste die Neitech zuverlässig funktionieren. Und das war weder beim ICE T noch beim ETR 670 der Fall.

Es darf natürlich nicht sein, dass mehrmals pro Woche die Anschlüsse gebrochen werden, weil die Neigetechnik ausfällt.
Gruss Guru
wolfgang65
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Re: Streit um neue Züge für die Gäubahn

Beitrag von wolfgang65 »

Guru61 hat geschrieben: Hallo Die Wartungskosten sind teurer, aber billiger, als die hydraulische Neigetechnik der Pannolinos.
Das glaube ich sofort - Der Hintergrund meines Kommentares waren manche Kommentare über die DB, die sagte "Neigetechnik geht nicht".

Nur ich verstehe das etwas anders - heute gibt es fast nichts was nicht geht. Es ist aber alles eine Frage des Preises. Und hier liegt doch das Problem der Gäubahn.

1) Fahrzeiten sind viel zu lang - auch mit Neigetechnik - Wären diese schneller im Vergleich zum Auto und die entsprechende Kapazität vorhanden, wären die Züge sicherlich voller. Aber die Kapazität wird es Dank S21 sicher nie geben und ein vernünftiger Ausbau der Strecke wegen den Kosten wohl auch nicht
2) Daraus ergibt sich, dass sich die Fahrgäste in Grenzen halten werden und eher billig gefahren werden muss. Und hier vermute ich mal einfach, dass die Neigetechnik schon zu teuer ist (wenn keiner das subventioniert)...

Grüße

Wolfgang
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Re: Streit um neue Züge für die Gäubahn

Beitrag von Vielfahrer »

Guru61 hat geschrieben:
Es darf natürlich nicht sein, dass mehrmals pro Woche die Anschlüsse gebrochen werden, weil die Neigetechnik ausfällt.
Gruss Guru
Schön wär's, wenn das nur an der Neigetechnik liegen würde. Bekanntlich fahren seit mehreren Jahren Loks mit 3 bis 5 Wagen als IC, konventionell und es klappt trotzdem nicht sonderlich zuverlässig. Es kann also nicht (nur) an der Neigetechnik liegen. Ich habe es hier schon mehrfach geschrieben, dass ich in Horb das Einkaufszentrum Kaufland am Bahnhof inzwischen so gut kenne, das ich fast alle Produkte vom Katzenfutter bis zur Buttermilch oder von der Schokolade bis zum Waschmittel ohne Umwege finden würde.

Neulich erst war ich eine Woche lang jeden Tag auf der Gäubahn zur und von der Arbeit unterwegs und an keinem (!) Tag haben meine "Transportketten" so funktioniert, wie sie im Fahrplan gestanden haben. Meine Fahrten haben zwischen 30 und 90 Minuten pro Tag länger gedauert. Nicht immer war die Gäubahn schuld, nein, mal war die Ammertalbahn beim Ausrücken am frühen Morgen 10 Minuten zu spät dran, so dass ich in Herrenberg wieder umgekehrten musste, dann kam die Ammertalbahn diese Woche mal nur mit einem einzigen Waggon, aus welchem soviel Leute in Tübingen gequollen sind, dass es beim Ein- und Aussteigen so viele Verspätungen gegeben hat, dass wieder der Anschluss weg war. Immerhin ließ sich dies mit 36.- € Taxikosten reparieren und ich konnte meinen Besprechungstermin noch rechtzeitig erreichen.

Neulich habe ich vom Verband Region Stuttgart eine Information über die durchschnittliche Verspätung der IC der Gäubahn erhalten. Wenn der Durchschnitt gleichmäßig zutreffen würde, so würde ich grundsätzlich meine Anschlüsse in Horb versäumen, wenngleich nach der Statistik (< 5,9 Minuten) das immer noch als pünktlich gewertet würde.

Ich wundere mich schon länger nicht mehr, dass in Horb deutlich weniger Fahrgäste als früher umsteigen. Was die Bahn nicht schafft, das schaffen inzwischen die Fernbuslinien von DeinBus, Flixbus oder Postbus, die von Tübingen aus nach Villingen - Freiburg oder Singen - Zürich fahren und zunehmend die unzufriedenen Fahrgäste aufnehmen. Meine subjektive Einschätzung ist, dass 2/3 der Umsteiger via Horb in den letzten 5 Jahren verloren gingen. Die Einschätzung, dass die IC vergleichsweise unwirtschaftlich sind, teile ich daher leider. 3 - 5 Wagen und dies oftmals schlecht besetzt, das kann eigenwirtschaftlich nicht aufgehen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Es gibt immer wieder IC-Züge, da hätten alle Fahrgäste locker in einem einzigen Wagen einen Sitzplatz. 1 Lok und 1 Wagen!
Tannenrainer
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Re: Streit um neue Züge für die Gäubahn

Beitrag von Tannenrainer »

Vielfahrer hat geschrieben:... Nicht immer war die Gäubahn schuld, nein, mal war die Ammertalbahn beim Ausrücken am frühen Morgen 10 Minuten zu spät dran, so dass ich in Herrenberg wieder umgekehrten musste, dann kam die Ammertalbahn diese Woche mal nur mit einem einzigen Waggon, aus welchem soviel Leute in Tübingen gequollen sind, dass es beim Ein- und Aussteigen so viele Verspätungen gegeben hat, dass wieder der Anschluss weg war...
Hallo Vielfahrer,

was mich dabei jeden Tag immer wieder aufs Neue erstaunt, daß eben trotz aller alltäglicher Unpünktlichkeiten, Anschlußverlusten, fehlender Waggons etc. die Ammertalbahnzüge immer proppevoll sind!
Und tatsächlich, in den letzten Wochen seit der groß angekündigten Wiederinbetriebnahme nach der Streckensperrung in den Sommerferien, jetzt, wo alles hätte besser werden sollen und leider alles so geblieben ist, wie zuvor, an nicht einem einzigen Tag bin ich in einem pünktlichen Ammertalbahnzug gesessen (oder gestanden), beispielsweise der dreiteilige Feierabendzug um 16.17 Uhr ab Tübingen, grundsätzlich um mehrere Minuten verspätet, so daß grundsätzlich um die Anschlußsituation in allen Umsteigebahnhöfen gebangt werden muß... aber die Züge sind trotzdem zum Bersten voll!
Die Leidensfähigkeit der Ammertalbahnnutzer muß scheints unendlich sein, habe ich den Eindruck!
Ja, und auch ich fahre täglich aufs Neue wieder mit...

Gruß
Tannenrainer
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