Wie geht es mit der Gäubahn weiter

Alles zur Strecke Stuttgart - Singen kann hier rein.
Antworten
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4791
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Wie geht es mit der Gäubahn weiter

Beitrag von Vielfahrer »

Das war das Thema der SPD des Kreises Freudenstadt, die dazu die Abgeordneten Frau Anette Sawade MDB und Saskia Esken MdB sowie den Vertreter der DB in Baden-Württemberg, den Konzernbevollmächtigten Sven Hantel eingeladen hatte. Frau Sawade und Frau Esken berichteten, dass sie im Verein mit anderen MdB es geschafft hätten, dass die Gäubahn doch noch in den vordringlichen Bedarf im Bundesverkehrswegeplan aufgenommen worden sei. Dieser sei mit 550 Mio. Euro für die Gäubahn recht gut ausgestattet. Es ginge nun darum, dass tatsächlich etwas voran geht.

Für die DB erklärte Sven Hantel, dass die DB genau das bauen wird, was der Bund von ihr verlangt. Wenn der Bund einen Ausbau für Neigetechnikzüge verlange, dann werde man das bauen (als Eisenbahninfrastrukturunternehmen). Der Bund sei schließlich der Eigentümer und würde das dann auch bezahlen. Als Eisenbahnverkehrsunternehmen des Fernverkehrs jedoch stellte er kompromißlos fest, dass sich die DB definitiv von der Neigetechnik verabschieden würde bis ca. 2030. Wenn dann andere EVU mit Neigetechnikzügen fahren wollten - bitte!

Die Neigetechnikzüge seien betriebswirtschaftlich nicht rentabel. Auch hätte man festgestellt, dass die Industrie die Neigetechnik nicht weiter entwickeln würde (wie soll sie das auch, wenn die Kunden keine Fahrzeuge mehr bestellen?). Für die Gäubahn sei es doch am attraktivsten, wenn stündlich schnelle und langsame Züge zwischen Zürich und Stuttgart verkehren würden, also der Regionalverkehr in den Fernverkehr integriert würde. Die DB könne sich sehr wohl solch einen Fahrplan dauerhaft für die Gäubahn vorstellen.

Er erwähnte ferner, dass Ende März auf der sog. "Fulda-Konferenz" darüber entschieden würde, welche der 27 Strecken des vordringlichen Bedarfs jetzt angegangen würden. Für die Gäubahn läge seines Wissens noch keine definitive Bewertung vor. Sollte der Bund aber die Gäubahn für Neigetechnik ausbauen wollen, so werde man dem Folge leisten.

Konfrontiert mit den erheblichen Defiziten des Interimsfahrplans etwa in den Knotenbahnhöfen südlich von Horb (Rottweil, Tuttlingen, Singen) oder auch dem mangelhaften Angebot für Oberndorf und Sulz meinte er, man solle das neue Angebot nicht "schlecht reden". Er zeigte sich davon überzeugt, dass der Interimsfahrplan gut ankommen wird und in einigen Jahren müsse man dann sehen, wo man fein justieren müsse.

Für den Interessenverband Gäubahn stellte dessen Geschäftsführer Rainer Kaufmann fest, dass die verkehrlichen Ziele nur mit einem Neigetechnikausbau zu erreichen wären, wie es auch schon das Landesgutachten festgestellt hatte. Die Zielsetzung bei der Fahrzeit von 2:38 h zwischen Stuttgart und Zürich sei wichtig, um die Anschlüsse in Zürich und in Stuttgart zu erreichen. Es ginge dem Interessenverband nicht um die Frage Neigetechnik oder konventionelle Züge. Es geht darum, ein sinnvolles Fahrplankonzept für die Gäubahn zu gestalten und nach Lage der Dinge ginge das nur mit dem Einsatz von Neigetechnikzügen, z.B. der Baureihe ETR 610 der SBB.

Diese könnten in Deutschland verkehren. Möglicherweise aber versucht die DB, die SBB davon abzuhalten, so jedenfalls wird aus verschiedenen Ecken gemunkelt. Da der Fernverkehr eigenwirtschaftlich (d.h. mit Tarifausgleich vom Land für die Anerkennung von Nahverkehrsfahrkarten in Mio.-Höhe) fährt, sorgt sich die DB auch darum, das konkurrenzierende Fahrlagen (etwa des Metropolexpress) ihr Fahrgäste und damit Einnahmen strittig machen könnten.

Es geht auf der Gäubahn aber nicht nur um den Fernverkehr. Rund 80 Schüler und Studenten aus Sulz und Oberndorf besuchen Bildungseinrichtungen in VS-Schwenningen, VS-Villingen oder Donaueschingen. Weil diese nicht mehr pünktlich zum Unterrichtsbeginn erreicht werden können und Rückfahrmöglichkeiten nur alle zwei Stunden mit längerem Zwischenaufenthalt in Rottweil bedingen, haben sich etliche Schüler, so sie nicht über einen PKW oder Mitfahrgelegenheiten verfügen, ein Zimmer in Villingen-Schwenningen nehmen müssen. So weit ist es mit dem Nahverkehr etwa zwischen Oberndorf und Schwenningen inzwischen gekommen. Und anstelle 20 Minuten in Rottweil auf den Anschlusszug zu warten, nutzen viele PKW-Fahrer inzwischen ihren PKW bis zum übervollen P&R-Parkplatz südlich des Bahnhofs Rottweil. In den Ringzügen und DB-Zügen hat die Frequenz spürbar nachgelassen, wozu auch die unpünktlichen Verkehre bis hin zu Zugausfällen ihren Teil dazu beigetragen haben.

Man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Die klare Position der DB zur Gäubahn lässt für den weiteren Ausbau nichts Gutes ahnen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Benutzeravatar
Dirk B
Rangierhelfer
Rangierhelfer
Beiträge: 783
Registriert: Sa 23. Jun 2007, 18:33

Re: Wie geht es mit der Gäubahn weiter

Beitrag von Dirk B »

Vielfahrer hat geschrieben:... Man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Die klare Position der DB zur Gäubahn lässt für den weiteren Ausbau nichts Gutes ahnen. ...
Tja, wie von einigen hier im Forum schon vor langer Zeit in Beiträgen zum Thema S21 (ich glaub, sogar noch vor der Volksabstimmung) befürchtet.

Gruß Dirk
NACHDENKEN, liebe Leute, nicht NACHPLAPPERN!
Antworten