Gartenschau Rottweil: Gäubahn nur halblebig?

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Heinz aus Rottweil
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Gartenschau Rottweil: Gäubahn nur halblebig?

Beitrag von Heinz aus Rottweil »

Hallo ins Forum,

Dieser Artikel kam heute im Schwarzwälder Boten:

https://www.schwarzwaelder-bote.de/inha ... 76de5.html

Überhaupt kann ich mir nicht vorstellen, dass Reisende die z.b. nach Hamurg, Berlin oder sonst wo hin, mit ihren Koffern sich in Vaihingen eine wahrscheinlich überfüllte S-Bahn zwängen und dann im Hbf wieder zu ihrem dort stehenden Zug mit Gepäck laufen müssen. Von möglichen Störungen dann auf der S-Bahn Strecke ganz zu schweigen.
Warum hat man nicht die Panoramabahn zwischen Vaihingen und dem Hbf als Ersatz so lange wie möglich eingeplant, bis die größten Bauarbeiten auf den Fildern abgeschlossen sind ?

Grüße von Heinz *;-)*
Vielfahrer
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Re: Gartenschau Rottweil: Gäubahn nur halblebig?

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Heinz,

die Trasse der Panoramabahn wird etwa ein halbes Jahr vor Inbetriebnahme von S 21 aufgegeben. Grund ist, dass dort zukünftig die Station Mittnachtstraße von der S-Bahn (ein neuer Umsteigepunkt aus Richtung Esslingen in Richtung Ludwigsburg noch vor dem Hauptbahnhof) gebaut wird und dafür die Trasse der Gäubahn in Anspruch genommen werden muss. Mit Eröffnung von S 21 hätte ursprünglich die neue Führung der Gäubahn über den Flughafen in Betrieb gehen sollen. Nach Lage der Dinge verzögert sich die Inbetriebnahme der Trasse über die Rohrer Kurve bis zur Einschleifung in die NBS Ulm - Stuttgart (tief) um eine derzeit noch nicht genau vorhersagbare Zeit. Insofern wird für mindestens 6 Monate, vermutlich aber für einige Zeit länger, der Hauptbahnhof aus Richtung Gäubahn nicht angefahren werden können.

Das Überwerfungsbauwerk bei der Rohrer Kurve wird so gebaut, dass vom Profil her die Doppelstock-IC dort durchfahren können. Sie werden in Stuttgart Vaihingen enden. Der Bahnhof Stuttgart-Vaihingen wird bis dahin nicht nur provisorisch sondern für einen Dauerbetrieb ausgebaut. Ursprünglich hatte DB-Fernverkehr wohl vor, nur bis Böblingen zu fahren. Das wäre dann kritisch geworden mit der S-Bahn, da die S 1 bekanntlich die vollste S-Bahn im Stuttgarter Netz ist. So aber kann in Stuttgart-Vaihingen auch auf die S 2 und die S 3 oder gar dort beginnenden S-Bahnen umgestiegen werden, so dass eigentlich nicht zu befürchten ist, dass Fahrgäste zurückbleiben müssen. Außerdem wird überlegt, die Stammstrecke mit ECTS auszurüsten, so dass beispielsweise weitere S-Bahnen bis/ab Vaihingen geführt werden könnten. Nach Einschätzung verantwortlicher Stellen ist dies aber eher nicht notwendig.

Für Reisende in die Stuttgarter Innenstadt wird sich eine Fahrzeitverkürzung ergeben, da in Vaihingen permanent Anschluss bestehen wird. Für Reisende über Stuttgart hinaus in den Fernverkehr wird sich die Fahrzeit aber verlängern, zumal die Wege in Stuttgart Hbf derzeit ja nicht sonderlich kurz sind. Mit Eröffnung von S 21 jedoch wird die Verknüpfung von S-Bahn und DB-Fernverkehr besser. Zumindest also in den ersten 6 Monaten wird es recht umständlich, mit der Gäubahn auf Fernverkehrsverbindungen umzusteigen. Danach sollte es besser gehen.

Diskutiert wurde auch die Möglichkeit, die Gäubahntrasse per Brücke über die S-Bahn-Baustelle hinweg zu führen. Dies hätte verlorene Investkosten von ca. 30 Mio. € erfordert, da man mit Fertigstellung von S 21 die Brücke nicht mehr benötigt hätte. Auch hat sich die Region Stuttgart dagegen ausgesprochen, weil man vielleicht der Meinung war, dass Provisorien oftmals lange leben.

Beim Verband Region Stuttgart macht man sich intensive Gedanken darüber, wie die Unterbrechung der Gäubahn möglichst kurz gehalten werden kann. Die Dauer der Unterbrechung hängt logischerweise von den erforderlichen Bauarbeiten zwischen Rohrer Kurve und Einschleifung in die NBS Ulm - Stuttgart ab (sog. Planfeststellungsabschnitt 1.3.b). Immerhin verkehrt auf der Trasse eigentlich ständig eine S-Bahn (S 2 und S 3), so dass das Bauen unter dem rollenden Rad relativ langsam vonstatten geht.

Wenn die Strecke dann fertig ist, werden sich die Fahrzeiten deutlich verkürzen. Als Quelle dazu dient der Deutschland-Takt, der vor einigen Wochen veröffentlicht wurde.

Wie die Panoramabahn später weiter genutzt wird, ist noch in der Diskussion. Angedacht ist eine Streckenführung in Richtung Feuerbach und dann weiter in Richtung Ludwigsburg oder Korntal. Näheres hierzu findet sich in den Sitzungsunterlagen des Verbands Region Stuttgart, der als Aufgabenträger für den Nahverkehr in der Region Stuttgart zuständig ist.

Die Sorge, dass die Landesgartenschau in Rottweil unter der Sperrung der Gäubahn zwischen Hbf und Stg.-Vaihingen leiden könnte, teile ich nicht. Aus anderen Landesteilen kann man auf anderen Strecken (z.B. Nagoldtal, Neckarbahn, Alemannenbahn usw.) per Bahn anreisen. Aus dem nahegelegenen Zollernalbkreis muss man ohnhin auf den Bus ausweichen. Aus Richtung Villingen und Tuttlingen besteht die Hoffnung, dass man direkt mit dem Ringzug zum neu zu erstellenden Bahnsteig Rottweil-Stadtmitte ohne Umsteigen anreisen kann.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Heinz aus Rottweil
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Re: Gartenschau Rottweil: Gäubahn nur halblebig?

Beitrag von Heinz aus Rottweil »

Hallo Vielfahrer,

Danke für die schnelle, umfangreiche und kompetente Antwort, bin dann mal gespannt wie das sein wird.

Ein schönes Rest-Wocheende wünscht

Heinz *daumenhoch*
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