Zugausfälle bei der AVG, großes Gemaule am Bahnsteig

Strecken in Baden-Württemberg, die unten nich aufgeführt sind.
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Sascha
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Zugausfälle bei der AVG, großes Gemaule am Bahnsteig

Beitrag von Sascha »

GUten Morgen,

aufgrund der langen Staus auf der Autobahn und meinen passenden Schichten bin ich letzten Mittwoch und Donnerstag mit dem Zug zur Arbeit gefahren.

Am Donnerstag morgen kamen zwei neue ET2000 daher, daher wollte ich am Freitag ein Bahnhofsbild (morgens viertel nach sechs!) machen/probieren.

Als ich dann am Freitag morgen auf den RE nach Haslach gewartet habe, fiel der S71 nach Achern (und demzufolge) der Gegenzug S7 nach Weinsheim aus.

Während viele die nach Achern wollten auf den nachfolgende RE ausweichen konnte (S71, 6:00 Uhr - RE 6:32 Uhr mit +5min), mussten die Leute Richtung Karlsruhe länger warten, da der RE schon 06:06 Uhr nach Karslruhe gefahren ist, der nächste RE kommt 06:47 Uhr ab Bühl, dazwischen ja dann die S7 (06:24 Uhr).

Das Gemaule am Bahnsteig war nicht zu überhören, trotz durchfahrendem Güterzug. Ich hatte ein Gespräch mit einem MA von meinem zu bewachendem Objektes, das die AVG sich immer mehr zu einem "Saftladen" entwickle", fast täglich fallen die Früh- und Spätzüge aus, auch der Inforamtionsfluß ist nicht sehr gut. Er wundere sich, das heute Infos kamen, ein anderer meinte, weil ich mit der Kamera da stande *inanführungszeichen* .

Sie meinten auch, das sie bald wieder aufs Auto umsteigen würde, da sind sie flexibler (der eine kam aus Achern, der andere musste Richtung Ottenhöfen, die SWEG war ja in Achern auch schon weg, musste fast eine Stunde warten.

Als ich Ihnen das Bild vom Stau auf der B3 zwischen Offenburg und Appenweier zeigte, mussten Sie aber grinsen und meinten, "bleiben wir lieber beim Zug".

Ich werde wahrscheinlich in Zukunft unter der Woche ebenfalls Zug fahren, wenn ich Interventionsdienst habe, da fange ich um 19:00 Uhr an und kann dann ganz bequem die Verstärkerzüge nehmen.

Das sollte mal als Info dienen, das auch bei privaten nicht alles Rund läuft.

Gruß

Sascha, der sich heute wieder auf die Autobahn quälen darf *schäm* *hallo1*
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Re: Zugausfälle bei der AVG, großes Gemaule am Bahnsteig

Beitrag von Rangierer »

Hallo Sascha,

eine Tatsache, die mich immer wieder schmunzeln lässt: Bei den zahlreichen Zugausfällen rund um Stuttgart ist das Verkehrsministerium sofort "gesprungen" und hat (mehr oder minder wirksame) Maßnahmen eingeleitet, obwohl es sich "nur" um die Übergangsverträge handelt.

Die AVG ist seit mindestens fast zwei Jahren nicht in der Lage alle bestellten Verkehrsleistungen zu fahren, und das nicht in Übergangsverträgen, sondern in neu gewonnenen Ausschreibungen. In Stuttgart scheint das niemand zu interessieren.

Man fährt wohl seit der Ära W.C. stets am Rande der Belastungsgrenze und des Machbaren. Der Personalbestand ist seither knapp auf Kante genäht. Wenn man alleine anschaut, wie lange es dauert, wieder einen (halbwegs) ausreichenden Personalbestand zu bekommen, kann man sich das ursprüngliche Ausmaß vorstellen.

Allerdings kam mir zu Ohren, dass unter dem neuen Führungsduo ein deutlich anderer Wind weht (im positiven Sinne).
Was heute immer noch zu spüren ist, dass nach dem Ende der Ära Ludwig mit dem Weggang weiterer Führungskräfte unheimlich viel Fachwissen und Know-How aus Karlsruhe abgewandert ist.

Ich bin der AVG sonst wirklich sehr wohlgesonnen und schätze sie, allerdings ist es dringend notwendig, dass die Probleme (man schaue sich mal die Verspätungen im NVBW Ranking an, Personalprobleme etc.) an der Wurzel angepackt werden, ansonsten sehe ich für die von AVG und VBK angestrebte Direktvergabe im Jahr 2022 schwarz. Die AVG steht da DB Regio in Stuttgart aktuell in nichts nach.

Ich vermute auch, dass die AVG langsam eingesehen hat, dass sie mittlerweile nicht mehr die kleine Karlsruher NE-Bahn ist. . Ich kann mir damit auch erklären, warum man sich an keiner weiteren Ausschreibung in BW beteiligt hat und die Fahrzeugausschreibung dafür wieder zurückgezogen hat.
Es zwickt ja bei der AVG nicht nur am Personal, sondern auch an anderen Sachen. Ich denke die AVG wurde auch ein bisschen von sich selber überholt. Wenn man sich anschaut, dass man beim NVBW-Verspätungsranking häufig die "Rote Laterne" bekommt und auch die Fahrzeuglage äußerst angespannt ist, wird einem bewusst, dass deutlicher Handlungsbedarf herrscht. Die beiden, nicht mehr ganz so neuen Geschäftsführer haben da wohl nach Meinung einiger Insider zum Teil durchaus schon die richtigen Maßnahmen eingeleitet.

Man muss ja nur mal schauen wo das Unternehmen von der Größe her vor 20 Jahren stand und wo es heute steht. Ich will keineswegs das Karlsruher Modell schlecht reden, ganz im Gegenteil, ich war und bin ein strikter Gegner der Umstellung auf den Vollbahnbetrieb im Murgtal, aber der in allen Fällen aufgetretene Erfolg grenzt halt irgendwo mal an seine Grenzen. Und diese Grenzen sind halt in Karlsruhe häufig durch die Infrastruktur festgemacht. Dazu drei Beispiele:

1.) Die Innenstadtdurchfahrt birgt schon von Natur aus ein gewisses Verspätungsrisiko. Klar läuft oft alles planmäßig, aber es gibt halt auch Tage, wo dies absolut nicht der Fall ist. Ich denke da ist zu einem gewissen Teil auch der Tunnelbau das Problem, jedoch erhoffe ich mich von demselben nach Fertigstellung auch eine deutliche Verbesserung des Verspätungsproblems in manchen Fällen. Was spräche aber dagegen, an den Übergängen Innenstadt/Eisenbahn (Grötzingen, Albtalbahnhof, Rheinbergstraße etc.) eine gewisse Pufferzeit (fiktiver Wert: 5 Min) einzuplanen, welche dann halt im besten Fall abgestanden wird?

2.) Auf der Kraichgaubahn werden die Verspätungen nach meiner Beobachtung häufig geradezu "verschleppt". Zwischen Schwaigern und Leingarten (?) plant man ja wohl schon an einem zweigleisigen Ausbau, nötig wäre eine Kreuzungsmöglichkeit jedoch wohl auch zwischen Jöhlingen West und Grötzingen (bspw. im Bereich Hummelberg). Leider schaut es da bei der aktuellen Zuschusslage recht dürftig aus, obwohl dringend notwendig. Der zweigleisige Ausbau des Ostkopfes des Bahnhofs Grötzingen war da ja schonmal ein erster Schritt.

3.) Der Reisende ins Murgtal kennt es - den "obligatorischen" Halt am Esig des Bf. Rastatt. ich bin kürzlich eine Woche lang nach Karlsruhe gependelt. Dabei am es bei der Heimfahrt mit der S8 vor, dass wir sage und schreibe 20 Minuten am Esig Rastatt warten mussten, wohl weil x andere Züge noch durchgeschleust wurden. Die AVG hat dieses Problem, welches sich durch den Rastatter Tunnel nicht sonderlich bessern dürfte schon vor einiger Zeit erkannt und plant wohl an einer höhenfreien Querung (aus Richtung Durmersheim auf Gl. 5 und 6). Mal schauen was draus wird.

Weitergehend ist der Fahrzeugmangel immer noch nicht arg besser geworden. Die ET2010 laufen wohl immer noch nicht wirklich zufriedenstellend. Kenner äußern sich so als dass Bombardier der AVG einen Haufen Schrott auf den Hof gestellt hat, den das Werkstadttpersonal zusammendengeln muss. Der NET2012 steht da in nichts nach, wenn man an die neueren, vom Fahrzeug ausgelösten Zwangsbremsungen denkt, bei den sogar Menschen verletzt wurden. Man hätte die Hochflurstadtbahnen vor einigen Jahren nochmals gründlich aufarbeiten sollen, ähnlich wie es Stuttgart gemacht hat. Man hätte zuverlässige und halbwegs moderne Fahrzeuge als Rückfallebene für noch einige Jahre gehabt. Wer den Zustand der GT6-80C und GT8-80C kennt, weiß was ich meine.

Ich glaube jedoch, dass das Karlsruher Modell seine endgültige Ausdehnung erreicht. Was vielleicht mal noch folgen kann sind der AirPark und evtl. Landau. An mehr glaube ich (aktuell) nicht.

Was mich jedoch positiv stimmt, ist dass mir immer mehr Tf und sonstige MA der AVG und VBK erzählen, dass das Betriebsklima wieder besser wird. Ich denke man ist (inzwischen wieder) auf einem guten Weg und allzu viele Tf fehlen ja auch nicht mehr. Ich denke man ist in der Tullastraße ohnehin bestrebt wieder zur früher gewohnten Qualität zurückzukehren, dazu möchte ich mal noch die PM vom Ausschreibungsgewinn Netz 7a/b zitieren:

Zitat:
Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der AVG ist, sieht den Vertrag als „Grundlage für eine Direktvergabe der Verkehrsleistungen nach 2022 und damit die Fortführung des erfolgreichen Karlsruher Modells im Zusammenspiel zwischen der AVG und den Verkehrsbetrieben Karlsruhe“. Dieses Ziel strebt die AVG an und hat in den vergangenen Monaten darauf hingearbeitet. So fanden dazu im Oktober Gespräche in Brüssel statt. Von Seiten der EU-Rechtsexperten hat man sehr positive Rückmeldungen auf eine mögliche Direktvergabe erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen, wird die AVG die Zeit nutzen und sich qualitativ, technisch und finanziell weiter verbessern. „Denn uns ist klar, dass wir eine Direktvergabe nur erreichen, wenn wir ein zu 100 Prozent wettbewerbstaugliches Angebot abgeben können“, sagt Ascan Egerer, technischer Geschäftsführer der AVG.

Man wird sehen, was die Zeit bringt,

Grüße,

Tobias
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Re: Zugausfälle bei der AVG, großes Gemaule am Bahnsteig

Beitrag von Karl Müller »

Hallo,

Danke Euch beiden für die Infos, - auch wundere mich über den Niedergang der AVG, sehr schade. Oft hängt das an einer Person, hier war das D.Ludwig.

Mit seinem Weggang ging auch die AVG langsam die Alb hinunter.....er hatte zwar eine unbeliebte Art das Personal zu führen, aber, der Laden brummte.

Komisch das man selten was in der Presse liest!?

MFG Oli
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Re: Zugausfälle bei der AVG, großes Gemaule am Bahnsteig

Beitrag von Rangierer »

Hallo Oli,

da kann ich dir nur vollkommen Recht geben. Mit seinem charismatischen Chef verlor das Karlsruher Modell auch seine Strahlkraft.
Wobei es damals auch andere Zeiten waren. Ausschreibungen gab es für neue AVG-Leistungen nicht, im Einklang mit dem Land wurden neue Leistungen auf den gepachteten Strecken gefahren.

Ähnlich auch, als beim Ausbau der Murgtalbahn das Geld knapp wurde. Dieter Ludwig "ging" nach Stuttgart und hat dafür gesorgt, dass das Land die Mehrkosten übernimmt.

Auch ist er mindestens zwei Mal im Monat eine Schicht gefahren, um so "live" zu sehen wo es klemmt oder was verbessert werden kann. Bei wie vielen EVU in Deutschland dies wohl noch der Fall ist?
Karl Müller hat geschrieben: Komisch das man selten was in der Presse liest!?
Das wudert mich auch schon lange...nicht einmal in den lokalen Karlsruher Medien *verwirrt2*

Viele Grüße,

Tobi
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Tf Reinhard
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Re: Zugausfälle bei der AVG, großes Gemaule am Bahnsteig

Beitrag von Tf Reinhard »

Das der Chef auch mal fährt, das gab es zumindest beim Ringzug früher auch schon mal. Aber jetzt ist er in Stuttgart...

Reinhard
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KBS720
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Re: Zugausfälle bei der AVG, großes Gemaule am Bahnsteig

Beitrag von KBS720 »

Tf Reinhard hat geschrieben:Das der Chef auch mal fährt, das gab es zumindest beim Ringzug früher auch schon mal.
Da fuhren dann bei Ausfall der SWB auch 20min später ab Immendingen 2 Rs1 Ersatz *schaffner*

Grüße Andreas
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Re: Zugausfälle bei der AVG, großes Gemaule am Bahnsteig

Beitrag von GeX008 »

KBS720 hat geschrieben:
Tf Reinhard hat geschrieben:Das der Chef auch mal fährt, das gab es zumindest beim Ringzug früher auch schon mal.
Da fuhren dann bei Ausfall der SWB auch 20min später ab Immendingen 2 Rs1 Ersatz *schaffner*

Grüße Andreas
Würde ich auch heute noch *:-D*
Grüße vom Nord-Ostsee-Kanal.. *schaffner*
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