Bessere Schnellzüge für die Hochrheinstrecke

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Vielfahrer
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Bessere Schnellzüge für die Hochrheinstrecke

Beitrag von Vielfahrer »

Der Redakteur Jörg Krummenacher aus Schaffhausen befasst sich in der heutigen Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung mit der Zukunft der Hochrheinstrecke und klärt die Schweizer Leser über die Hintergründe auf.

Seit dem Fahrplanwechsel hat Schaffhausen eine S-Bahn. Dabei musste sichergestellt werden, dass verspätete Züge, die auf deutscher Seite des Rheins verkehren, jene nicht behindern. Schaffhausen hofft, dass die SBB bald die ganze Strecke betreiben.

Wer im Zug von Schaffhausen nach Basel fährt- oder umgekehrt – löst ein Ticket der Deutschen Bahn (DB). Denn die schnellste, auch landschaftlich reizvolle Verbindung zwischen den beiden Schweizer Städten führt dem nördlichen Rheinufer entlang durch größtenteils deutsches Gebiet. Betrieben wird die Strecke von der DB. Die Fahrt dauert eine Stunde, gut drei Viertelstunden weniger als auf der Streckenvariante über Zürich, deutlich weniger auch als mit dem Auto. Es sei denn, eine Zugpanne mache dem Fahrgast einen Strich durch die Zeitrechnung.

Die Hochrheinbahn ist berüchtigt für ihre Pannenanfälligkeit und Unpünktlichkeit. Entsprechend gering sind ihre Frequenzen. „Das Angebot hat nicht den besten Ruf“, so bedauert der für den öffentlichen Verkehr zuständige Schaffhauser Regierungsrat Reto Dubach. Das gelte in Bezug auf die Fahrplanstabilität, aber auch auf den Komfort.
Die Hochrheinstrecke ist seit langem ein Sorgenkind, zumal sie nicht elektrifiziert ist und im Abschnitt Waldshut – Erzingen sowie bei Laufenburg einspurig geführt wird. Immerhin ist seit dem 5. Oktober der 18 Kilometer lange Klettgau-Abschnitt zwischen Schaffhausen und Erzingen elektrifiziert, eine Maßnahme, die wegen der Einführung der S-Bahn Schaffhausen notwendig wurde. Allerdings kam es bei den noch immer dieselbetriebenen DB-Schnellzügen während Wochen zu derart vielen Pannen und Verspätungen, dass der Start auf demselben Trassee verkehrenden S-Bahn infrage gestellt wurde. Die unzuverlässigen, im Stundentakt verkehrenden Schnellzüge durften aber die von einer SBB-Tochter betriebene und im Halb- oder Viertelstundentakt verkehrende S-Bahn nicht aufhalten.

Die meisten der teils selbstverschuldeten, teils externen Ursachen für Verspätungen und Zugsausfälle konnten vor dem Fahrplanwechsel behoben werden. Reto Dubach attestiert der Deutschen Bahn, vollen Einsatz geleistet zu haben, auch wenn sich die eine oder andere Panne nicht ausschließen lasse. Vorsorglich wurde vereinbart, dass die S-Bahn, um nicht aufgehalten zu werden, Vortritt vor verspäteten Schnellzügen erhält – eine Maßnahme, die sich in den vergangenen Tagen ausgezahlt hat. Die S-Bahn fuhr pünktlich, bereits verspätete Schnellzüge wurden hingegen noch etwas unpünktlicher.

Noch offen ist, wie die Zukunft der Hochrheinstrecke aussehen wird. „Die durchgehende Elektrifizierung zwischen Schaffhausen und Basel muss kommen, das ist allen klar“, sagt DB-Sprecher Roland Kortz. So steht es auch in der Basler Erklärung vom 18. Januar diesen Jahres, die von Baden-Württemberg, den Kantonen Basel-Stadt und Schaffhausen sowie von den Landkreisen Waldshut und Lörrach unterzeichnet wurde. Die darin postulierte grenzüberschreitende Finanzierung des 200 Millionen-Vorhabens scheiterte bisher allerdings an der politischen Realität: Der Streit um Fluglärm und Abgeltungssteuer vergiftete das Klima zwischen den Nachbarländern, weshalb etwa die Aargauer Regierung die Unterzeichnung der Basler Erklärung verweigerte. Sodann scheiterten die Bemühungen vorab Schaffhausens, den Schweizer Beitrag zur Elektrifizierung der Strecke in der Fabi-Botschaft (Finanzierung und Ausbau der Eisenbahninfrastruktur) unterzubringen, über die im Februar abgestimmt wird.
Der Bundesrat ist nun immerhin damit beauftragt, einen Bericht über die Elektrifizierung der Hochrheinstrecke samt Angebotskonzept zu erarbeiten. Das Ziel: Einführung eines Halbstundentakts, Anerkennung schweizerischer Abonnemente, durchgehende Züge zwischen St. Gallen, Schaffhausen und Basel. „Erste Gespräche haben stattgefunden, und die Arbeiten am Bericht sind im Gang“, teilte dazu das Bundesamt für Verkehr mit. Dabei steht gemäß der in die Abklärungen eingebundenen Schaffhauser Regierung eine neue Variante zur Diskussion: statt in die Strecke soll in neues Rollmaterial investiert werden, sprich in die Anschaffung von Hybrid-Fahrzeugen, die sowohl für elektrischen wie für Dieselbetrieb ausgelegt sind.
Reto Dubach ist daran gelegen, dass die Abklärungen möglichst rasch erfolgen, denn bis 2016 muss Baden-Württemberg die Streckenkonzession neu ausschreiben. Interesse zeigen sowohl die DB wie SBB. Für Dubach ist klar, dass es „aufgrund unserer Erfahrung Sinn macht, wenn die SBB die Strecke betreiben“. Er findet Gefallen an der Hybridvariante, „denn bis die Elektrifizierung kommt“, so fürchtet er, „könnte es bis zum St. Nimmerleins-Tag dauern.“

Viele Grüße vom Vielfahrer
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