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Es kommt Bewegung in die Tariflandschaft

Verfasst: Mo 17. Sep 2018, 08:19
von Vielfahrer
Das Land Baden-Württembeg strebt günstigere Tarife für die Kunden an, indem es die Förderung von Tarifmaßnahmen unterstützt. Ziel ist es, eine einfachere Tariflandschaft zu erreichen, indem beispielsweise auch in ländlichen Regionen wie im Ringzuggebiet die Zahl der Zonen und die Höhe der Tarife reduziert wird.

Besonders profitieren sollen von der Förderung Verbünde, die sich zusammenschließen, also nicht mehr hauptsächlich nach Landkreis-Gesichtspunkten ihre Zonen und Tarife gestalten. Ziel ist es, die Tarife übersichtlicher zu gestalten und die Zonengrößen zu vereinheitlichen, zugleich die Zahl der Tarifangebote innerhalb der Verbundtarife zu verringern, um für eine größere Transparenz tariflicher Angebote zu sorgen. Das Tarifniveau, das von vielen Kunden als zu hoch empfunden wird, soll abgesenkt werden, so Verkehrsminister Hermann. Damit soll der Nahverkehr für die Kunden attraktiver werden. Schließlich sollen 50% mehr Kunden im Laufe der nächsten Jahre gewonnen werden.

Das Ministerium will die Förderung von Tarifmaßnahmen so ausrichten, dass »nur diejenigen Maßnahmen gefördert werden, die mit einem tiefgreifenden Eingriff in die bestehenden Tarife verbunden sind und allen Fahrgästen zu Gute kommen. Kleinere Einzelmaßnahmen, die sich nur auf einzelne Tarifangebote oder bestimmte Fahrgastgruppen beschränken, wirken bezüglich des gesetzten Ziels nicht und sollen daher auch nicht gefördert werden«.

Der Tarifverbund Naldo hat Presseberichten zufolge für sich entschieden, auf die Fördergelder des Landes zu verzichten, was in Leserbriefen kritisiert wurde.

Die Förderung kann ab dem Jahr 2019 beim Verkehrsministerium Baden-Württemberg beantragt werden. Mindestens eine der folgenden aufgeführten förderwürdigen Maßnahmen muss vom Verbund umgesetzt werden und dauerhaft angelegt sein:
Vereinfachung der Tariflandschaft: etwa durch signifikante Reduzierung der Anzahl an Tarifzonen/-waben um mindestens 50 Prozent gegenüber Status quo oder eine Reduzierung der Tarifangebote um 30 bis 50 Prozent gegenüber Status quo oder eine Reduzierung der Preisstufen um 30 Prozent bis 50 Prozent gegenüber Status quo.
Tarif-/Verbundkooperationen, Verbundfusionen: Dies soll beispielsweise durch Schaffung von regionalen Verbundtarifgemeinschaften oder dem Zusammenschluss von Verbünden erreicht werden und wird vom Land mit 50 Prozent abschmelzend in Fünf-Prozent-Schritten über zehn Jahre gefördert.
preislich attraktive Maßnahmen: etwa eine Absenkung des Gesamttarifniveaus (Förderung: zehn Prozent abschmelzend über sechs Jahre)

Zum Erhalt der Landesförderung müssen die ÖPNV-Verbünde die erwartete Wirkung der gewählten Tarifmaßnahmen vorab durch einen geeigneten Nachweis, zum Beispiel durch ein Gutachten oder durch Modellrechnungen, belegen.

Interessant ist, dass die Landkreise Schwarzwald-Baar-Kreis, Rottweil und Tuttlingen bereits genau in dieser Richtung tätig sind, indem sie bereits vor einigen Monaten ein entsprechendes Gutachten auf den Weg gebracht haben. Die Ungereimtheiten in der Region sind aus Kundensicht nämlich hoch. So kostet die Strecke Trossingen DB-Bahnhof über Villingen bis Herzogenweiler (ca. 25 km) mit 2,30 € für den Einzelfahrschein deutlich weniger als die 5 km lange Strecke von Villingen nach Brigachtal (3,50 €) oder von 7 km lange Strecke von Tuttlingen nach Rietheim (3,40 €).

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Es kommt Bewegung in die Tariflandschaft

Verfasst: Mo 17. Sep 2018, 14:42
von Sascha
Hallo Vielfahrer,

wie ist das gemeint? Man bekommt dann nur noch eine Fahrkarte, anstatt zwei?

ICh beziehe mich auf meine Situation:

ICh brauch im Moment auf dem Weg zur Arbeit zwei Karten:

1. Jobticket der TGO für 65 €
2. TGO-KVV - Übergangsticket für 64,55 € (bzw. AboFix für 53,50 €, wird aber nicht von allen KIN angerkannt!)

Zusammen im Monat 129,55 €

Wenn es dann eine billigere Monatskarte gäbe, wär ich dafür. Bitte wenn es geht mal weitere Infos, wenns was neues gibt.

Gruß

Sascha *hallo1*

Re: Es kommt Bewegung in die Tariflandschaft

Verfasst: Mi 26. Sep 2018, 16:20
von Benutzer 786 gelöscht
Hallo Vielfahrer,

hast du denn schon irgendwelche Infos aus dem Gutachten des "3er"?

Re: Es kommt Bewegung in die Tariflandschaft

Verfasst: Mi 26. Sep 2018, 19:09
von Vielfahrer
Hallo Bahner,

ja, habe ich natürlich, da ich an allen Besprechungen zu dieser Thematik aktiv teilgenommen habe. Ich bitte allerdings um Verständnis, dass die Veröffentlichung des Gutachtens nicht meine Aufgabe ist. Es wurde vom Land und den Landkreisen bezahlt, also haben die das Informationsrecht und sie werden es auch öffentlichkeitswirksam wahrnehmen, da bin ich mir sicher.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Es kommt Bewegung in die Tariflandschaft

Verfasst: Do 27. Sep 2018, 10:24
von Benutzer 786 gelöscht
Dann hoffe ich mal, dass sich der 3er zu einem echten 3er verschmilzt, ohne separate Regelungen der einzelnen Verbünde VSB, VVR, TUT.
Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung.

Darauf zu hoffen, dass die Benachbarten Verbünde wie z.b. TGO, VHB etc.... dazu gesellen ist dann wohl schon zu viel verlangt.

Re: Es kommt Bewegung in die Tariflandschaft

Verfasst: Fr 25. Jan 2019, 22:24
von Benutzer 786 gelöscht
Unterschriften Aktion gegen hohe Fahrpreise.

Es regt sich Widerstand gegen die hohen Preise des VSB.
Die Leute kennen langsam auch die Preise und Angebote der Nachbarverbünde wie den TGO oder RVF.
Auch durch den neuen (meist günstigeren) BW-Tarif bekommen Reisende ein Gespür dafür wie unverhältnismäßig teuer der VSB ist.

https://www.schwarzwaelder-bote.de/inha ... de5eb.html

Re: Es kommt Bewegung in die Tariflandschaft

Verfasst: Fr 22. Mär 2019, 17:01
von Vielfahrer
Der Verein "Not my limba" trifft mit seiner Forderung auf ein positives Echo, wie einem Interview des Südkuriers mit dem Vorsitzenden des Zweckverbands Ringzug, dem Landrat des Schwarzwald-Baar-Kreises, Sven Hinterseh, entnommen werden kann.

"Ich verfolge die Aktivität des Vereins mit Interesse und mit Sympathie. Das Thema ist wichtig, hat eine hohe Berechtigung und ich freue mich, dass die Bürger sich mit dem Thema ÖPNV konstruktiv auseinandersetzen", erklärt Sven Hinterseh. Grundsätzlich sei, so der Landrat, der Ringzug ein absolutes Erfolgsmodell, dessen Angebot besser angenommen werde, als bei der Einführung vor knapp 20 Jahren vermutet wurde. Über die Jahre sei das Angebot an Bussen und Bahnen kontinuierlich ausgebaut worden. Dabei soll es jedoch nicht bleiben. Auch in der kommenden Legislaturperiode nach der Kommunalwahl im Mai, bei der auch ein neuer Kreistag gewählt wird, soll der öffentliche Nahverkehr eines der zentralen Themen bleiben.

Die Preisgestaltung, die ja auch der Stein des Anstoßes für die Unterschriftenaktion ist, sei letztlich eine politische Entscheidung, erklärt der Landrat. Der Schwarzwald-Baar-Kreis ist in insgesamt zehn Tarifzonen unterteilt. Je nach dem, wie viele Zonen auf der Fahrt tangiert werden, steigt der Preis in vier Stufen an. "Bei der Einführung wurde darauf geachtet, dass alle Kommunen in einer Tarifzone liegen", so Sven Hinterseh. Schließlich seien vor allem die kleineren Gemeinden auch stolz auf ihre Selbstständigkeit. Zudem wirbt der Landrat für die regelmäßige Nutzung des ÖPNV. "Die Kosten sinken mit einem Abonnement deutlich. Im Gegenzug sind die Einzelfahrkarten etwas teurer. Aber wir können das System auch nicht ausschließlich mit Gelegenheitsfahrern betreiben.

"Die Fahrgelderlöse des Verkehrsverbundes Schwarzwald-Baar (VSB) bringen jährliche Erlöse von acht Millionen Euro. Das sind lediglich 51,8 Prozent der Erträge. Der Rest wird über Zuschüsse, Ausgleichszahlungen, die Schülerbeförderung und über die Reklame an den Fahrzeugen eingenommen. Grundsätzlich müsse das Geld für das Angebot generiert werden. Dabei gebe es zwei Ansätze. Zum Einen könnte der Nahverkehr komplett über Steuergelder finanziert werden. Im Extremfall fielen für die Nutzung von Bus und Bahn dann keine direkten Kosten an. Anders im Mischsystem, wie es auch im Landkreis praktiziert wird. Hier zahlt der Nutzer für die Dienstleistung, während die öffentliche Hand mit Steuergeld subventioniert. Letztlich, so Sven Hinterseh, müsse der Nahverkehr jedoch so oder so finanziert werden: "Die Frage nach dem richtigen Preis bleibt eine politische Entscheidung."

Der Kulturverein „Not my Limba“ setzt sich im Vorfeld der Kommunalwahlen im Mai dafür ein, dass die Tarife für den ÖPNV attraktiver gestaltet werden sollen. Konkret lautet die Forderung, ein Kurzstreckenticket für einen Euro anzubieten und für alle anderen Fahrten innerhalb des Landkreises zwei Euro zu verlangen. Mittlerweile hat der Verein nach eigenen Angaben etwa 700 Unterschriften gesammelt. So hat beispielsweise in Grüningen beinahe jeder erwachsene Einwohner unterschrieben. Bislang kostet eine Einzelfahrt für einen Erwachsenen bei einer Zone 2,30 Euro, zwischen zwei Zonen 3,50 Euro, ab drei Zonen 5,20 Euro und für das gesamte Tarifgebiet 6,80 Euro. Bei Hin- und Rückfahrt lohnt sich ein Tagesticket. Dem Verein geht es nach eigenen Angaben auch um ein politisches Umdenken hin zu einer nachhaltigeren Mobilität.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Es kommt Bewegung in die Tariflandschaft

Verfasst: Fr 19. Jul 2019, 09:26
von Benutzer 786 gelöscht
Weitere Kritik an den unverhältnismäßig teuren Ticketpreisen des VSB sowie Aussicht auf Besserung 2020:

https://www.suedkurier.de/region/schwar ... 2,10218400

Re: Es kommt Bewegung in die Tariflandschaft

Verfasst: Fr 19. Jul 2019, 18:22
von 720-Schwarzwaldbahn
Bahner hat geschrieben: Fr 19. Jul 2019, 09:26 Weitere Kritik an den unverhältnismäßig teuren Ticketpreisen des VSB sowie Aussicht auf Besserung 2020:

https://www.suedkurier.de/region/schwar ... 2,10218400
Wenn ich das ganze mit dem VVR vergleiche ist das fast schon jammern auf hohem Niveau. Im VSB kostet eine Einzelfahrt für 1 Tarifzone 2,30 Euro, im VVR kostet das ganze künftig stolze 2,80 Euro, und wenn ich den Anrufbus des Landkreises nutzen möchte, welcher nicht Teil des Verkehrsverbundes ist, inklusive Zuschlag jetzt schon 5,20 Euro, da klingt der weitere Zuschlag (1 Euro) für die Haustürbedienung schon wie Hohn.
Aber Hauptsache man hat einen günstigen Stadttarif mit 2,20 Euro, von welchem aber nur derjenige etwas hat wer auch in einer der Stadtzonen Rottweil, Oberndorf, Schiltachn Schramberg und Sulz unterwegs ist.

Das ganze wird noch getoppt dass eine Fahrt von Schramberg nach Seedorf zum Beispiel künftig 4,00 Euro kostet, wenn ich aber im selben Bus bis Waldmössingen weiterfahre zahlt man nur noch 2,20 Euro.

Und von Verbesserungen wie sie hier kürzlich für den Schwarzwald-Baar-Kreis angekündigt wurden, kann man bei uns abseits der Premiumlinie Schiltach - Schramberg - Rottweil auch nur träumen. Es sei den man hat einen Goldesel und nutzt den Anrufbus des Landkreises zu Apothekenpreisen.

Re: Es kommt Bewegung in die Tariflandschaft

Verfasst: Fr 19. Jul 2019, 20:11
von Vielfahrer
Es gibt dafür eine relativ einfache Erklärung:

Die Verkehrsunternehmen im Landkreis Rottweil müssen ihre Leistungen aus den Einnahmen finanzieren (sog. eigenwirtschaftlicher Verkehr). Im Schwarzwald-Baar-Kreis werden zwar die Tarife nicht bezuschusst, aber für Leistungsausweitungen bezahlt der Landkreis schon immer relativ viel Geld. Dadurch war es den Verkehrsunternehmen möglich gewesen, zur Deckung der Restbeträge die Fahrpreise noch einigermaßen im Rahmen zu halten, wobei es auch hier recht teure Beispiele gibt (z.B. St. Georgen - Villingen 5,20 € für die einfache Strecke, Bad Dürrheim Gewerbegebiet - Schwenningen Eisstadion 3,50 €, Kirchdorf - Marbach West 3,50 €. Die Liste ließe sich fortsetzen. Extrem günstig ist das Ticket von Trossingen DB-Bahnhof nach Herzogenweiler. Es kostet nur 2,30 € und man kann damit über 20 km weit fahren. Unter dem Strich ist es dringend notwendig, dass eine Tarifreform stattfindet. Die Arbeiten und Beratungen dazu laufen bereits seit einigen Monaten. Günstige Tarife erfordern aber auch attraktive Fahrtangebote, also Taktverkehre mit hoher Frequenz. Unattraktive Fahrpläne mit günstigen Fahrpreisen führen allenfalls zu Mitnahmeeffekten.

Viele Grüße vom Vielfahrer