Betrugsmasche mit verspäteten Zügen

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Betrugsmasche mit verspäteten Zügen

Beitrag von Vielfahrer »

Wie Kunden mit der BahnCard 100 täuschen und Geld abzocken / Der Bahn fehlen Kontrollen /Von Michael Ashelm, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21.02.19

Die von jahrelangem Missmanagement belastete Deutsche Bahn macht unredlichen Kunden auch noch das Betrügen leicht. Es geht um das Täuschen mit der BahnCard 100 für Entschädigungszahlungen auf verspätete Züge im Nah- und Fernverkehr, die gar nicht für Fahrten genutzt wurden. So können Besitzer der Rabatt-Kundenkarte, welche für die zweite Klasse 4.395 Euro und für die erste Klasse 7.439 Euro im Jahr kostet, sich mit falschen Angaben ein Viertel des Preises wieder erschleichen, obwohl sie vielleicht gar nicht in dem Maß von Verspätungen betroffen waren.
Bundesweit können Kunden mit BahnCard 100 in Zügen der Bahn und zum Teil anderer Verkehrsunternehmen beliebig oft ohne Fahrschein fahren. Auch die Daten der Plastikkarte werden während der Reise in Zügen, S-Bahnen oder Bussen nicht aufgenommen. Sie muss dem kontrollierenden Zugbegleiter nur vorgehalten werden, wenn dies verlangt wird. Deshalb fehlt der Bahn jegliche Übersicht.
Auf Anfrage teile eine Sprecherin des Unternehmens mit, dass die Karteninhaber für eine Entschädigung ein Fahrgastrechteformular ausfüllen und einreichen müssen. Dabei trügen die Reisenden selbst die Fahrzeiten inklusive der Verspätungen in das Formular ein, was die Bahn dann prüfe. "Wie jedes Unternehmen können wir Betrug nicht in Gänze ausschließen. Allerdings sind uns im Zusammenhang mit Entschädigungszahlungen an BahnCard-100-Kunden keine Betrugsfälle im signifikanten Umfang bekannt." Wie groß der Mißbrauch ist, kann die Bahn allerdings aufgrund fehlender Kontrollen gar nicht abschätzen. Das bestätigt sie auch. Das Unternehmen kann sich somit nur auf die Ehrlichkeit seiner Kunden verlassen.
In Foren im Internet und über soziale Medien tauschen sich böswillige Nutzer jedoch aus. Die vorgetäuschten Ansprüche gegenüber der Bahn können noch bis zu einem Jahr nach Ablauf der Kundenkarte gestellt werden. Angegeben werden müssen einfach nur die gesammelten Fahrten mit über einer Stunde Verspätung. Das kann im ganzen Land sein. Die Informationen darüber lassen sich tagtäglich auf der Internetseite der BAhn finden. Unregelmäßigkeiten fallen nur auf, wenn Fahrten mit Verspätung angegeben würden, die in einer Prüfung eher nicht plausibel erscheinen: also von Kiel nach Hamburg und drei Stunden später von München nach Stuttgart etwa. Im Internet gibt es Hinweise auf den Einsatz gefälschter Bahnkarten. Es ist weiterhin nicht die Regel, dass Zugbegleiter die schwarze Flatrate-Karte mit ihren mobilen Lesegeräten digital erfassen, um einen Missbrauch besser zu verhindern. Üblich sind weiterhin die Sichtkontrollen.
Die Kunden der BahnCard 100 erhalten im Entschädigungsfall eine pauschale Erstattung: Für die zweite Klasse gibt es 10 Euro zurück, für die erste Klasse sind es 15 Euro. Die jährliche Gesamtentschädigung wurde von der Bahn je Kunde auf ein Viertel des Kartenpreises begrenzt. Aber auch die Verkehrsverbünde in den verschiedenen Regionen des Landes sind von Falschangaben betroffen. Es sei schon aufgefallen, dass sich manche Kunden einen Sport daraus machen, einen Teil ihrer Kosten auf diese Weise wieder zurückzuholen, heißt es zum Beispiel von Seiten des Rhein-Main-Verkehrsverbundes. Die Organisation hat als erstes Verkehrsunternehmen in Deutschland Kunden eine Garantie gegeben, dass diesen im Fall einer Verspätung von mehr als 10 Minuten eine Entschädigung zusteht.
Die Bahn musste derweil im vergangenen Jahr noch höhere Entschädigungen für Verspätungen zahlen. So ließen sich Kunden im Nah- und Fernverkehr insgesamt 53,6 Millionen Euro erstatten. Im Jahr 2017 lag der Betrag noch in Höhe von 34,6 Millionen Euro. 2,7 Millionen Reisende hätten im vergangenen Jahr das Fahrgastrechte-Formular ausgefüllt. Das seinen 50 Prozent mehr als zuvor gewesen, war am Dienstag mitgeteilt worden.

Viele Grüße vom Vielfahrer

PS: Vielleicht sollte die DB mal eine statistische Verteilung der Verspätungen, die meist erst durch Anschlussverluste in die Größenordnung einer Stunde geraten, erstellen. Horb, Rottweil und Tuttlingen wären da mit verpassten Anschlüssen (trotz nur gering unpünktlicher Züge) sicherlich mit an der Spitze, wenn man mal die ICE, die sich in den Knotenbereichen wie Frankfurt häufig Verspätungen einfangen, unberücksichtigt lässt.
Benutzer 786 gelöscht

Re: Betrugsmasche mit verspäteten Zügen

Beitrag von Benutzer 786 gelöscht »

Es gibt Leute, die sich die BC 100 von der Firma zahlen lassen und einige hundert Euro auf diese Art und Weise als Schwarzgeld in die eigene Tasche verdienen.

Aber irgendwo ist die DB ja selber Schuld, wenn sie keinen Scan einführen...
Vielfahrer
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Re: Betrugsmasche mit verspäteten Zügen

Beitrag von Vielfahrer »

Bei mir wollen die wenigsten Zugbegleiter meine BahnCard 100 sehen geschweige denn scannen, stattdessen kommt oft die Frage, ob es was Neues gibt. War heute früh aber überrascht, als der Zugchef im ICE 604 zwischen Frankfurt Flughafen und Köln zu mir sagte "ach Sie schon wieder..." und dann sich den nächsten Kunden zuwandte, ehe ich meine Karte parat hatte. Dabei bin ich auf der KRM nun nicht gerade jede Woche unterwegs.

Mein dringender Rat wären nicht schärfere Kontrollen sondern die Beseitigung der extrem knappen Anschlüsse, auch wenn das zu Lasten der Reisezeit geht. Wie mir von schweizer Freunden berichtet wird, sind auch in den Fahrzeiten der SBB 8 % Reserve enthalten, bei uns angeblich nur 3 %, weshalb nur selten etwas an Verspätung wieder hereingeholt wird. Irgendwie ist das System Bahn eigentlich schon grandios. Bin in Tübingen West auf die Minute pünktlich abgefahren und in Siegburg/Bonn pünktlich auf die Minute angekommen. Da macht Bahnfahren richtig Spaß! Dazwischen liegen gut 400 Kilometer und auf der parallelen A 3 war dichter Verkehr von LKW und PKW.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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