Jetzt fährt der Weißenhorner im Stundentakt

Strecken außerhalb von Baden-Württemberg
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Vielfahrer
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Jetzt fährt der Weißenhorner im Stundentakt

Beitrag von Vielfahrer »

Mit einer pünktlichen Fahrt von Ulm Hbf (Gleis 8) nach Weißenhorn (an 9:31 Uhr) und vielen Gästen an Bord wurde der Betrieb des Weißenhorners aufgenommen. Zwischen 10 und 11 Uhr gab es zahlreiche und recht kurzweilige Ansprachen. Landrat Erich Gessner, freute sich, dass er es doch noch in seiner Amtszeit geschafft hatte, die Bahn tatsächlich aufs Gleis zu bringen. Über 15 Jahre hinweg beschäftigten sich die diversen Gremien, denen Landrat Gessner angehört, mit der Bahn nach Weißenhorn. In einem Rückblick, den er mit dem Beschluss des bayrischen Königs Ludwig zum Vinzinalbahngesetz begann, über den Bau der Bahn (dauerte damals nur 1 Jahr) bis zur Bombardierung des Weißenhorner Bahnhofs im Jahr 1944 und dem sofortigen Wiederaufbau der kriegswichtigen Strecke (Treibstofflager) bis hin zur Einstellung des Personenverkehrs im Jahr 1966 reichte der Bogen, den er dann über die Agenda-Initiative, die u.a. mit dem MoA-Tag in jedem Jahr einen jährlichen Betriebstag mit Sonderzügen organisierte, um in der Bevölkerung das Interesse an der Bahn wachzuhalten, bis zu den jüngsten Kreistagsbeschlüssen spannte. Sein Dank galt auch dem Ulmer OB Ivo Gönner, der die Vision einer Ulmer S-Bahn mit rascher Anbindung nach Stuttgart und München entwickelte und immer verlässlicher Partner war, wenn es darum ging, die zu den wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands zählende Region Donau-Iller infrastrukturell auf Vordermann zu bringen. In seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Ulm, denen die Strecke Senden - Weißenhorn inzwischen gehört, hätte Ivo Gönner die jetzt mit der Inbetriebnahme sich krönende Entwicklung erst ermöglicht.
Geschäftsführer Ingo Wortmann von den SWU bekannte sich zum Reaktivierungsprojekt, das auch für die SWU Neuland war und welches sie bravourös gemeistert hat. Wortmann bedankte sich dabei auch bei spanischen Jugendlichen, die bei der SWU an den Arbeiten in ihrem ersten Lehrjahr beteiligt waren und nun ihr geschaffenes Werk funktionieren sehen konnten.

Die ersten Züge waren trotz vierer RegioShuttle brechend voll. Um 14:30 Uhr in Ulm Hbf habe ich mich dann aber abgesetzt, weil noch andere Termine warten. Der Zug um 14:32 Uhr ist wiederum vollbesetzt in Richtung Weißenhorn abgefahren. Für den werktäglichen Verkehr werden 1.800 Fahrgäste pro Tag erwartet. Der Vertreter des bayrischen Innenministeriums übermittelte die Grüße des Freistaats und erklärte, dass mit der Reaktivierung der Weißenhorner Strecke ein völlig neues Kapitel der bayrischen Verkehrsgeschichte aufgeschlagen worden wäre. Bayern wäre bereit, zukünftig Bahnlinien zu reaktivieren, wenn die Voraussetzungen stimmen würden. Dazu gäbe es aus Sicht des Ministeriums mehrere Punkte, die erfüllt sein müssten: Reaktivierung nur dann, wenn nachgewiesen wird, dass nach einer gewissen Anlaufzeit mindestens 1.000 Personen werktäglich die Strecke nutzen werden. Reaktivierung auch nur dann, wenn gleichzeitig ein Bus-Schiene-Konzept umgesetzt wird, also mögliche parallele Verkehre erst gar nicht zustande kommen. Im Landkreis Neu-Ulm seien die Forderungen des Freistaats mustergültig umgesetzt worden. Diese Reaktivierung diene Bayern als Maßstab für weitere Projekte. Gefahren wird auf den reaktivierten Linien in Bayern nach seinen Worten dann ein vollwertiges und attraktives Angebot, eben den stündlichen Bayern-Takt bis in die Nachtstunden. Und wichtig ist auch, dass die Streckengeschwindigkeiten stimmen, also die Fahrzeiten kurz sind. Besonders hob er hervor, dass alle Busunternehmen vor Ort in die Reaktivierung eingebunden gewesen wären und das Ergebnis von allen mitgetragen würde.

Der Weißenhorner Bürgermeister Dr. Fendt bezeichnete den heutigen Tag als einen, der in die Stadtgeschichte eingehen wird. Für seine Stadt, die nunmehr in 24 Minuten mit dem Ulmer Hauptbahnhof verbunden ist, sei das ein ganz großer Tag. Die Rahmenbedingungen für die Industrie- und Gewerbebetriebe Weißenhorns wären schlagartig verbessert, auch der demographischen Entwicklung wäre Rechnung getragen, weil man nun über ein Verkehrsmittel verfüge, mit welchem man rasch überall hin käme. Familien hätten ihm schon berichtet, dass sie nunmehr ihren Zweitwagen aufgeben würden. Von anderen wusste er zu berichten, dass sie sich als Neukunden jetzt Jahresabonnements des DING-Verbunds gekauft hätten.

Ab dem morgigen Sonntag geht die Strecke dann in den regulären Betrieb über. Sonntags wird lediglich ein Solo-Fahrzeug eingesetzt werden, werktags werden es während der Hauptverkehrszeit immer zwei Shuttle sein. Der RAB als Betreiber hofft, dass seine Annahmen über die Nachfrage aufgehen. Sollten es deutlich mehr als erwartet werden, gäbe es ein zwar lösbares Kapazitätsproblem, aber die möglicherweise notwendigen Zusatzfahrzeuge seien natürlich nicht eingepreist worden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Vielfahrer
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Re: Jetzt fährt der Weißenhorner im Stundentakt

Beitrag von Vielfahrer »

Einige Impressionen vom Eröffnungsfest findet man in der Augsburger Allgemeinen. Das Wetter war ziemlich kalt, deswegen gab es von DING als Give-aways warme Schals mit dem Linienverlauf der Strecke.

Die Südwest-Presse druckte und verteilte zur Strecken-Wiedereröffnung ein Extrablatt mit vielen Informationen und produzierte einen Videofilm zur Streckenkunde.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Benutzer 14 gelöscht

Re: Jetzt fährt der Weißenhorner im Stundentakt

Beitrag von Benutzer 14 gelöscht »

Hallo,

danke für die Infos und dem Weißenhorner allzeit gute Fahrt!

Konnte leider nicht dabei sein, da ich zuhause rumsitze und eine Grippe auskuriere :krank:

Kommen Weißenhorn (und Neckarsulm) auf die Liste für nächstes Jahr....

Gruß
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