Elektrifizierung des Ringzugs

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Elektrifizierung des Ringzugs

Beitrag von Vielfahrer »

Die Elektrifizierung des Ringzugs beschäftigt die Politik in der Region seit etlichen Jahren. Ohnehin werden heute schon weit über die Hälfte der Fahrleistungen des Ringzugs unter dem Fahrdraht erbracht, mit der geplanten Ausweitung in Richtung St. Georgen steigt der Anteil weiter. Eine wesentliche Weichenstellung erfolgte bereits vor wenigen Jahren, als seitens der HzL den Vorschlag lanciert wurde, weitere RegioShuttles zu ordern, solange diese noch gebaut werden. Dass die Forderung nach der Elektrifizierung von Lückenschluss-Strecken wie Rottweil - Villingen oder Immendingen - Tuttlingen durch den Kauf neuer RegioShuttle, die dann wieder ca. 20 Jahre genutzt werden können, konterkarriert würde, war einsichtig, weshalb keine Aktivitäten in dieser Richtung gestartet wurden. Vielmehr wurden bereits vor zwei Jahren in einem Gutachten eines Ingenieurbüros die Elektrifizierungskosten für die im Ringzuggebiet zu elektrifizierenden Streckenabschnitte aufgrund von Erfahrungswerten abgeschätzt und in die Gespräche mit dem Land eingebracht. Die aktuelle Studie der SMA+Partner AG zur Zukunft des Ringzugs fährt mehrgleisig. Auf Wunsch des Landes wird auch eine Hybrid-Variante analysiert. Da aber das Oberzentrum Villingen-Schwenningen sich direkte umsteigefreie Verbindungen von und nach Stuttgart wünscht (bei den vielen verpassten IC/Ringzug-Anschlüssen in Rottweil ist das überhaupt keine Überraschung), kann eine Lösung nur darin bestehen, dass die RE-Züge der Baureihe 442 (Talent 2) als Metropol-Express von Stuttgart Hbf über den Flughafen und Rottweil bis Villingen-Schwenningen verkehren, weshalb diese Strecke den Fahrdraht benötigt. Die Elektrifizierung des 27 km langen Abschnitts Rottweil - Villingen, zusammen mit der ggf. durch Ringzüge betriebenen Strecke St. Georgen - Villingen, würde den Anteil von unter Fahrdraht erbrachten Ringzugleistungen noch weiter erhöhen, weshalb die Ablösung der RegioShuttle nach Erreichen ihrer wirtschaftlichen Nutzungszeit (ca. 2025) durch elektrische Fahrzeuge angestrebt wird.

Die Ringzug-Region hat in den zurückliegenden Monaten also schon viel getan, um ein schlüssiges Konzept auf die Beine zu stellen. Was die Breisgau-S-Bahn in Richtung Freiburg darstellt, das wird das zukünftige Verkehrsangebot zwischen Villingen und Rottweil in Richtung Landeshauptstadt schaffen. Die Elektrifizierungspläne des Landes, die eine Elektrifizierung des Ringzugs bis 2025 vorsehen, kommen also zur rechten Zeit. Ähnlich wie bei der Breisgau-S-Bahn geht es dabei nicht nur um das Aufhängen einer Oberleitung, sondern um eine Modernisierung des Schienenverkehrsangebots insgesamt, also auch um zusätzliche Haltestellen (in der Diskussion sind bis zu 20 weitere Haltestellen in den Landkreisen Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar), kürzere Fahrzeiten, dichtere Fahrpläne und bessere Bedienungen in den Tagesrandlagen (vgl. Zielkonzept 2025 des Landes), kurz: eine deutlich höhere Attraktivität des Schienenverkehrs.

Im Zusammenhang mit einer anderen Problematik wurde unlängst ermittelt, dass sich etwa im Gebiet des Verkehrsverbunds Schwarzwald-Baar (VSB) die Zahl der Zusteigemöglichkeiten in den Schienenverkehr binnen 20 Jahren um 244 % erhöht hat, entsprechend natürlich auch die Zahl der Kunden stark zugenommen hat. In den kommenden 10 Jahren dürfte sich, je nach Umsetzung entsprechender Studien, diese Zunahme nochmals nahezu verdoppeln lassen. Gleichzeitig werden die Buslinien verstärkt an den Knotenpunkten auf die Schiene ausgerichtet (Stichwort Regio-Buslinie), sicherlich in Laufe der nächsten Jahre auch an der einen oder anderen Stelle elektrisch betrieben werden und durch autonome, die Fläche bedienende Kleinbusse ergänzt. Vorstellbar ist auch, dass tarifliche Hemmnisse abgebaut werden und damit der öffentliche Verkehr insgesamt an Bedeutung gewinnen wird.

Bei der Modernisierung (nicht nur der Elektrifizierung) muss die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur berücksichtigt werden. Es ist sinnvoller, in die Infrastruktur zu investieren als auf zu knapper Infrastruktur Angebote zum Nulltarif zu fordern. Engpässe könnten beispielsweise in Bahnhöfen wie Villingen (nur 3 sinnvoll nutzbare Bahnsteigkanten), Tuttlingen oder insbesondere in Immendingen (leider ein durch DB-Netz ziemlich kastrierter Bahnhof) auftreten und müssen in Bahnhöfen wie Fridingen, wo heute auf zwei Gleisen sich 3 Züge tummeln, möglichst beseitigt werden. Zusätzliche Signale, Weichen, Abstellmöglichkeiten und Kreuzungsbahnhöfe erscheinen erforderlich, um einen dichteren Fahrplan stabil fahren zu können.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Zuletzt geändert von Vielfahrer am Sa 14. Apr 2018, 21:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Elektrifizierung des Ringzugs

Beitrag von KBS720 »

Vielfahrer hat geschrieben:Engpässe könnten beispielsweise in Bahnhöfen wie Villingen (nur 3 sinnvoll nutzbare Bahnsteigkanten), Tuttlingen oder insbesondere in Immendingen (leider ein durch DB-Netz ziemlich kastrierter Bahnhof) auftreten und müssen in Bahnhöfen wie Fridingen, wo heute auf zwei Gleisen sich 3 Züge tummeln, möglichst beseitigt werden. Zusätzliche Signale, Weichen, Abstellmöglichkeiten und Kreuzungsbahnhöfe erscheinen erforderlich, um einen dichteren Fahrplan stabil fahren zu können.
Also das war bereits schon mal da, bis auf mehr Bahnsteiggleise in Villingen. Aber man musste ja alles zurückbauen. Außerdem wären die Maßnahmen heute schon teilweise bitter nötig. Schade dass das immer nur geht, wenn es dem Nahverkehr dann mal zwingend braucht.

Grüße Andreas
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Re: Elektrifizierung des Ringzugs

Beitrag von Rangierer »

Hallo zusammen,
Vielfahrer hat geschrieben:weshalb die Ablösung der RegioShuttle nach Erreichen ihrer wirtschaftlichen Nutzungszeit (ca. 2025) durch elektrische Fahrzeuge angestrebt wird.
Mich würde einmal interessieren, wodurch das Ende der wirtschaftlichen Nutzungszeit erreicht wird? Müsste da bei der dritten HU dann ein Großteil der Komponenten augetauscht werden?
Die RS1 der Schönbuchbahn sind ja nochmals einiges älter und wurden in der Vergangenheit schon als Zwischenlösung für die Hermann-Hesse-Bahn gehandelt. Vondemher erschließt sich mir das noch nicht so ganz... *verwirrt2* *verwirrt2*

Grüße *hallo1*

Tobi
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HIER gibts eine stets aktuell gehaltene Übersicht zu den Fahrzeugen im bwegt Landesdesign
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Re: Elektrifizierung des Ringzugs

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Rangierer,

sicherlich kann man alle RegioShuttles noch ein drittes mal aufarbeiten, vielleicht auch ein viertes mal usw. Ich bin erst unlängst mal auf der Ablachtalbahn mit einem vorbildlich unterhaltenen 798er-Schienenbus des RAB unterwegs gewesen. Es stellt sich dann aber doch die Frage, ob der Aufwand die Nutzungszeit noch lohnt. Als Übergangslösung ist das vielleicht denkbar, sicherlich nicht als Ziel, alte Fahrzeuge immer wieder aufzuarbeiten.

Bei mir in Tübingen kann man die RegioShuttle des RAB teilweise als "abgenudelt" bezeichnen (Ausdruck stammt nicht von mir), da sie ständig unter Volllast gefahren sind. Auch die RS1 der Breisgau-S-Bahn sollen in keinem so guten Zustand mehr sein. Bei den Ringzug-RegioShuttlen, von denen nicht alle täglich viele Hunderte Kilometer laufen, hört man, dass die ganz ordentlich gewartet würden, wenngleich sie optisch nicht immer den Eindruck machen. Auch kann ich mich bei meinen vielen Fahrten im Ringzuggebiet erfreulicherweise an keine Fahrt entsinnen, wo es hieß, dass fahrzeugbedingt die Fahrt ausfällt.

Trotzdem, wenn die Fahrzeuge mal 20 Jahre und länger im Einsatz sind, dann steigt der Aufwand an. Bei einer Sitzung der Verkehrsausschusses der IHK in den Räumen der HzL im Werk in Gammertingen konnten wir mal Fahrzeuge der 1. HU sehen, die ziemlich zerlegt waren. Eine HU, so erklärte man uns damals, käme man locker auf einen sechsstelligen Betrag. Die 2. HU dürfte kaum billiger werden und die 3. HU erst recht nicht. So ähnlich kennt man das ja auch von seinem eigenen PKW. Irgendwann nehmen die Reparaturen überproportional zu, also das Ende der wirtschaftlichen Nutzungsdauer ist erreicht, die Abschreibungen sind erwirtschaftet. Abgesehen davon bieten neuere Fahrzeuge einen Mehrwert. Ich denke nur an das WLAN in den 612ern usw. Wir werden alle Busse damit ausstatten, warum dann auch nicht die Züge. Man wird einsatzfähige RegioShuttle sicherlich nicht verschrotten. Sie können ggf. als Ergänzung des Fuhrparks dienen oder auch noch verkauft werden. Aber die komplette Grundlast wird zukünftig (d.h. nach der Elektrifizierung) elektrisch gefahren werden, so jedenfalls ist es beabsichtigt. Die Elektrifizierung kommt primär auch nicht wegen dem Ringzug zustande, sondern weil man vom Oberzentrum VS aus direkt nach Freiburg oder direkt nach Stuttgart fahren möchte. Dafür bedarf es den Fahrdraht. Weil dann aber über 90% der Leistung unter Fahrdraht mit RegioShuttles gefahren würden, ist die elektrische Traktion für die nachfolgende Fahrzeuggeneration sinnvoller. Es kommt weiter hinzu, dass über die Fahrzeugbeschaffungsgesellschaft des Landes finanzierte Fahrzeuge sehr kostengünstig sind, was sich in deutlich günstigeren Kilometerpreisen im Vergleich zu den RegioShuttles niederschlägt. Warum also teuer produzieren, wenn es günstigere Lösungen gibt? Eine weitere Überlegung ist es, dass im elektrischen Bereich mehrere Anbieter denkbar sind, während Anbieter, die auf Dieselantriebe setzen, nur noch wenige am Markt vorhanden sind.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Elektrifizierung des Ringzugs

Beitrag von Christian »

Aus dem Thema "Fahrplanwechsel 2020 beim Ringzug:
Vielfahrer hat geschrieben: Der Ringzug unter Fahrdraht ist auch nur eine Übergangslösung, da er ja in wenigen Jahren komplett elektrisch fahren soll.
Ist das absolut sicher? Mir ist zu Ohren gekommen das man sich lieber mit Lint54 auf den Ringzug bewerben will.
Elektrisch wäre wohl im gesamten zu teuer *verwirrt2* *kopfgegendiewand*
Grüße,
Christian
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Re: Elektrifizierung des Ringzugs

Beitrag von Villinger »

Das von SMA erarbeitete Gutachten zur Zukunft des Ringzuges (Hier eine Zusammenfassung des Gutachtens und hier etwas weiter gefasste Infos aus dem Tuttlinger Kreistag dazu) spricht sich deutlich als wirtschaftlichste Lösung dafür aus, dass die Strecken TUT-Immendingen, RW-VS und TUT-Fridingen elektrifiziert werden sollen. Zumindest der Tuttlinger Kreistag hat sich mittlerweile auch für diese Lösung entschieden und möchte darauf wirken, dass diese Lösung auch kommen soll. Es hängt nun an den beiden anderen Landkreisen und vor allem, inwieweit das Land/der Bund für das Elektrifizierungsprogramm Geld auflegt.
Davon ist auch abhängig, in welcher Form der Betrieb ausgeschrieben wird - dass eine HzL/SWEG sich mit Lint54 bewerben möchte, wenn Elektrofahrzeuge gefordert sind, wird wahrscheinlich nicht kommen. *:-D*
Auch dürfte nahezu sicher sein, dass nicht nochmals in reine Dieselfahrzeuge investiert wird.
Bild Aus dem Fridinger wurde der Villinger Bild
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Re: Elektrifizierung des Ringzugs

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Fridinger,

bei der Elektrifizierung des Ringzugs muss man sehen, dass es zwar um den Ringzug geht, aber die elektrifizierte Strecke Villingen - Rottweil in erster Linie auch vom MEX von Villingen über Rottweil - Stuttgart - Hessental bis Crailsheim genutzt werden soll. Wer umsteigefrei Stuttgart - Villingen fahren möchte, muss dafür eintreten. Wenn dann der Fahrdraht da ist, ist es eigentlich nur logisch, dass der Ringzug diesen dann auch nutzen wird.
Die paar Meter zwischen Hüfingen Mitte und Bräunlingen sollten dann auch noch drin sein, zumal hier nicht die DB die Strecke zu ihren Kostensätzen elektrifizieren dürfte. Man könnte dies der AVG übertragen. Ein Unterwerk benötigt man sicherlich auch nicht. Es dürfte der normale Fahrdraht genügen, um aus der Streckenleitung die Energie zu beziehen.
Der Lückenschluss Tuttlingen - Immendingen und insbesondere die Elektrifzierung zwischen Tuttlingen und Fridingen ist konzeptbedingt. Hier haben sich alle drei Landkreise für die Variante C 4 in der Ringzugstudie einstimmig ausgesprochen, d.h. kommunal ist klar, wo die Reise hin gehen soll. Natürlich setzt man auf Zuschüsse des Bundes, weniger auf das nur mit wenigen Milliönchen ausgestattete Elektrifizierungsprogramm des Bundes als vielmehr auf das Bundes-GVFG (60% Bund, 20% Land, 20% kommunale Seite zzgl. Planungsleistungen). Das Bundes-GVFG gibt es aber nicht so ohne Weiteres in Ländlichen Räumen. Es ist für Verdichtungsräume und allenfalls deren Randbereiche gedacht. Villingen-Schwenningen und Umland zählt zur Gebietskategorie Verdichtungsrandbereich, wohl aber kaum der Abschnitt zwischen Tuttlingen und Fridingen. Da wird es noch manche Nuss zu knacken geben, bis es soweit sein wird.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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