Güterverkehr auf der ausgebauten Gäubahn

Alles zur Strecke Stuttgart - Singen kann hier rein.
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Vielfahrer
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Güterverkehr auf der ausgebauten Gäubahn

Beitrag von Vielfahrer »

Wie ja nun längst bekannt ist, soll die Gäubahn im Bundesverkehrswegeplan im vordringlichen Bedarf ausgebaut werden. In diesen vordringlichen Bedarf ist sie gekommen, weil der Nutzen-/Kosten-Faktor deutlich > 1,0 ist, hauptsächlich begründet durch den Güterverkehr. Von der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg bekam ich Prognosedaten der Bewertungsgrundlagen der Gäubahn zugesandt. Demzufolge werden sich 561.000 t vom Straßengüterverkehr auf die Bahn im Jahr verlagern. Das wären 15.500 t pro Tag. Eingespart werden 40,7 Mio. LKW-km pro Jahr und es entfallen 29.000 LkW-Fahrten im Jahr (das sind ca. 116 pro Werktag). Der Schienengüterverkehr wird um 1,3 Mio. Zugkm zunehmen, wofür 29.000 Zugleistungsstunden erforderlich sein werden (ergibt durchschnittlich 45 km/h). Der Zugkilometerumfang ist damit etwa vergleichbar mit den Zugkilometern des Ringzugs. Die Verlagerung der Transportleistungen, gemessen in Tonnenkilometern, wird mit 801 Mio. Tonnenkilometern angegeben. Geht man von durchschnittlich 20 Tonnen Ladung pro LKW aus, so entspricht dies den 40,7 Mio. LKW-Kilometern pro Jahr.

Nachdem die S 1 zukünftig auf einen 15-Minuten-Takt verdichtet werden soll und neben dem stündlichen Neigetechnik-IC nach Zürich noch zwei MEX (Halbstundentakt Schwäbisch Hall-Hessental - Stuttgart - Flughafen - Böblingen - Herrenberg - Eutingen mit alternierender Fortsetzung nach Rottweil - Villingen bzw. Hochdorf - Freudenstadt/Nagold und ein HVZ-Zug von Stg.-Vaihingen nach Horb verkehren sollen, ist die Trasse mit 8 Zügen pro Stunde/Richtung komplett ausgebucht. Güterverkehr kann demzufolge nur außerhalb der HVZ und in den Nachtstunden abgewickelt werden. Der Abschnitt Böblingen - Herrenberg entwickelt sich damit mehr zu einem betrieblichen Engpass als die eingleisige Strecke von Neckarhausen bis Rottweil und von Aldingen bis Hattingen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Villinger
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Re: Güterverkehr auf der ausgebauten Gäubahn

Beitrag von Villinger »

Von was bzw. von wo soll sich denn der LKW-Güterverkehr auf die Schiene verlagern? Lademöglichkeiten entlang der Strecke gibt es zwischen Singen und Stuttgart keine mehr (wenn ich keines vergessen habe), maximal das Hupac-Terminal in Singen würde noch eine Verladung zulassen.

Ich sehe eher einen Trend, dass sich noch viel mehr Verkehr auf die Straße verschiebt - von einem Kollegen im Kundenmanagement bei DB Cargo habe ich neulich gehört, wie viele Züge täglich wegen fehlenden Lokführern irgendwo auf der Strecke abgestellt sind - eine mittlere dreistellige Zahl. Und Rastatt wirkt leider auch nachhaltig.
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Re: Güterverkehr auf der ausgebauten Gäubahn

Beitrag von KBS720 »

Vielfahrer hat geschrieben: Mi 7. Nov 2018, 20:13Das wären 15.500 t pro Tag.
Weiter hinten wird mir das dann zu kompliziert, aber wenn ich 15500t am Tag nehme wären das grob gesagt 10 Züge am Tag. Heißt pro Richtung dann circa fünf Züge mehr. Also die wird man ja wohl noch unterkriegen.
Vielfahrer hat geschrieben: Mi 7. Nov 2018, 20:13...ist die Trasse mit 8 Zügen pro Stunde/Richtung komplett ausgebucht. Güterverkehr kann demzufolge nur außerhalb der HVZ und in den Nachtstunden abgewickelt werden. Der Abschnitt Böblingen - Herrenberg entwickelt sich damit mehr zu einem betrieblichen Engpass als die eingleisige Strecke von Neckarhausen bis Rottweil und von Aldingen bis Hattingen.
Finde den Fehler deutscher Eisenbahn Infrastruktur, hier wird sicherlich null investiert um auch nur einen Güterzug mehr durch zubekommen. Statt dessen wird man alles wieder durchdrücken und sich wundern wenn die Pünktlichtkeit in Keller geht.
Fridinger hat geschrieben: Mi 7. Nov 2018, 21:32Von was bzw. von wo soll sich denn der LKW-Güterverkehr auf die Schiene verlagern? Lademöglichkeiten entlang der Strecke gibt es zwischen Singen und Stuttgart keine mehr (wenn ich keines vergessen habe), maximal das Hupac-Terminal in Singen würde noch eine Verladung zulassen.
Lkw auf Bahn geht wohl tatsächlich nur noch in Singen und dann wieder am Ende der Piste, aber vielleicht soll es ja auch Durchläufer geben. Für regionale Züge wirds bestimmt nichts werden.
Fridinger hat geschrieben: Mi 7. Nov 2018, 21:32Ich sehe eher einen Trend, dass sich noch viel mehr Verkehr auf die Straße verschiebt - von einem Kollegen im Kundenmanagement bei DB Cargo habe ich neulich gehört, wie viele Züge täglich wegen fehlenden Lokführern irgendwo auf der Strecke abgestellt sind - eine mittlere dreistellige Zahl. Und Rastatt wirkt leider auch nachhaltig.
Wenn bei Cargo fünf Züge später sind, verendet irgendwo wieder einer und steht dann Tage oder sogar Wochen lang herum. Selbst in Villingen kommen der Mischer und der Öler mittlerweile tageweise wie sie gerade lustig sind. Früher wars eher die Ausnahme das einer von beiden mal nachdem Mittag kam, heute kommt das durch aus öfter vor.

Grüße Andreas
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Re: Güterverkehr auf der ausgebauten Gäubahn

Beitrag von Markus_LoC »

Auch ich wundere mich doch sehr wenn ich diese großen Zahlen lese, wie wird das denn berechnet oder festgemacht?

Meine persönliche Prognose der aufgrund des Gäubahn-Ausbaus neu von der Straße auf die Schiene verlagerten Sendungen liegt nämlich genau bei 0, denn wie sollte das aufgrund von ein paar neuen Doppelspurabschnitten plötzlich passieren?
Wenn es Bedarf an neuen kombinierten Verkehrsverbindungen über die Gäubahn geben würde (bspw. Kornwestheim - Italien), dann könnten diese auch heute bereits aufgenommen werden, das aktuelle GV-Aufkommen ist marginal, da hat diese Strecke in vergangenen Jahren schon deutlich mehr bewältigt (planmäßig, außerhalb der Rastatt-Umleiterzeit).

Im Jahr 2012 gab es mal den Versuch einer neuen KV-Verbindung von Hannover-Linden Hafen nach Singen mit mehreren wöchentlichen Umläufen, die Trassen waren bestellt und auch in den Fahrplanunterlagen eingearbeitet, gefahren ist nie ein solcher Zug, die Begründung war damals Wagenmangel.

Inzwischen dürfte aber auch das Hupac Terminal in Singen am Kapazitätsanschlag sein, Hupac hat hier die Verbindungen hauptsächlich nach Italien schrittweise ausgebaut.
Dazu kommt noch der Umschlag von Kohleverkehren, welche von klassischen Wagen auf kombinierten Transport umgestellt wurden.

Wenn auf der ausgebauten Gäubahn am Ende noch freie Trassen verfügbar sind rechne ich eher mit Verlagerung von bestehenden Verkehren von der Rheintalstrecke, vermutlich als allererstes die Züge, welche zu früheren Zeiten bereits schon einmal über die Gäubahn und Singen gefahren sind (Stahlzug -> Wolfurt, gemischte Züge -> Zürich/RBL, Kesselwagen -> Schweizer Tanklager).

Gruß
Markus
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Re: Güterverkehr auf der ausgebauten Gäubahn

Beitrag von ripley »

Vielfahrer hat geschrieben: Mi 7. Nov 2018, 20:13Demzufolge werden sich 561.000 t vom Straßengüterverkehr auf die Bahn im Jahr verlagern. Das wären 15.500 t pro Tag
Da stimmt etwas nicht. 561.000 t / 365 Tage = ca. 1550 t pro Tag. Also nur etwa 2 Züge.
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