Berufsbild Zugverkehrsleiter

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
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Berufsbild Zugverkehrsleiter

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,
gerade habe ich einen interessanten Artikel in der NZZ gelesen, in welchem die Zugverkehrsleiter mit den Flugverkehrsleitern verglichen werden. Zugverkehrsleiter sind jene Spezialistinnen und Spezialisten, die früher Bahnbetriebsdisponenten und Fahrdienstleiter genannt wurden. Rund 150 angehende Zugverkehrsleiter werden in der Schweiz derzeit ausgebildet, 1.500 insgesamt werden beschäftigt.
Zugverkehrsleiter ist laut NZZ ein klassischer Zeitausbildungsberuf. Verlangt werden Alter bis 40 Jahre, eine abgeschlossene dreijährige Berufslehre oder das Abitur, gute Fremdsprachkenntnisse und die Bereitschaft zu unregelmäßiger Arbeitszeit.
Das Berufsbild des Zugverkehrsleiters hat sich in den letzten Jahren strak verändert. Die Zeit der mächtigen Gleisbildstellwerke mit ihren Durcktasten und blinkenden Lichtern geht zu Ende. Heute ist der Zugverkehrsleiter von bis zu zwölf PC-Bildschirmen umgeben, mit Übersichtsdarstellungen größerer Schienennetze und mit Detailansichten sowie mit der Möglichkeit, mittels einer "Lupe" fast bis zur einzelnen Weiche zu gelangen.
Zunächst war in der Schweiz vorgesehen gewesen, im Raum Aarau-Olten ein Rail Control Center (RCC), also eine landesweit einzige Steuerzentrale, zu verwirklichen. Aus arbeitsmarkttechnischen Gründen, aber auch um ein "Klumpenrisiko" im Fall einer gravierenden Störung im RCC zu vermeiden, kam man wieder davon ab. Nunmehr wird es insgesamt 4 Betriebszentralen in Lausanne, Olten, Zürich-Flughafen und in Pollegio geben, die mit ca. 1.300 Beschäftigten fast den gesamten SBB-Zugverkehr (7.000 Reisezüge, 2.000 Güterzüge täglich) steuern.

Auch bei der Rhätischen Bahn gibt es heute nur noch zwei Betriebszentralen, in Landquart und in Klosters. Hier heißen die dort arbeitenden Fachleute meist noch Fahrdienstleiter, 37 an der Zahl. Dazu kommen sieben Betriebsüberwacher, die bei Störungen auf dem ganzen Netz die Führung bei der Konfliktlösung übernehmen. Daniel Steckeisen, der einen Teil seiner Arbeitszeit bei der Planung von Fahrplan-Spezialfällen, etwa während Bauarbeiten oder beim Einsatz von Sonderzügen, und den Rest als Fahrdienstleiter verbringt, ist vor 30 Jahren bei den SBB in Winterthur in den Beruf eingestiegen - und hat es nie bereut. Der Fahrdienstleiter, oder eben der Zugverkehrsleiter, erlebe jeden Tag Neues, auch wenn der Fahrplan vorgegeben sei. Es gelte, auf Unvorhergesehenes zu reagieren, zu disponieren, vorauszuplanen - langweilig werde die Arbeit nie.

Der Artikel ist natürlich deutlich länger und in der gerduckten NZZ vom 3. März nachzulesen. In dieser Ausgabe wird übrigens auch über das Projekt einer unterirdischen Verbindung zwischen dem Raum Zürich und Bern für den Güterverkehr berichtet. Dieser soll die A 1 Zürich - Bern entlasten. Über das sehr interessante Projekt werde ich demnächst mal berichten. Die NZZ beschäftigt sich auf vollen 3 Seiten damit. Das System nennt sich "Cargo sous terrain" und trägt dem Rechnung, dass auf den Schienen das prognostizierte Wachstum von über 80% im Güterverkehr in der Schweiz nicht mehr bewältigbar ist.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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