Neuer Haltepunkt Tuttlingen Stadtmitte

Dinge zum Thema "Ringzug" bitte hier Posten.
Antworten
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4786
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Neuer Haltepunkt Tuttlingen Stadtmitte

Beitrag von Vielfahrer »

Im Rahmen einer Bürgerinformationsveranstaltung um 18 Uhr am morgigen Montag, den 18. Februar 2019 informiert die Stadt Tuttlingen über die Planung eines zentral gelegenen Ringzughalts im Bereich des Sonnenbuckels. Gemäß Studie Zukunft Ringzug (SMA 2018) sollen hier die RE-Züge aus Ulm nach Donaueschingen sowie die RB-Züge aus Fridingen nach Blumberg bzw. Leipferdingen (beide im Stundentakt) halten. Im Einzugsbereich des Haltepunkts (Radius 750 m) wohnen 8.289 Bürgerinnen und Bürger Tuttlingens. (bei 1500 m sind es 18.336 Einwohner). Die Erreichbarkeit der Tuttlinger Innenstadt wird für erheblich besser als mit dem Bus (z.B. aus Immendingen oder Fridingen) eingeschätzt, da Umsteigen und Wartezeit am Bahnhof Tuttlingen entfallen würde.

Ein weiterer Haltepunkt beim Neubaugebiet Tiergarten weist im 750m-Radius 1.901 Personen und im 1500m-Radius 7.142 Personen auf. Im Bahnhof Tiergarten würden sich stündlich RE-Züge und Ringzüge kreuzen. Durch die zunehmende Bebauung im Norden Tuttlingens wird die Zahl der potentiellen Nutzer weiter steigen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4786
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Re: Neuer Haltepunkt Tuttlingen Stadtmitte

Beitrag von Vielfahrer »

Ein volles Foyer im Tuttlinger Rathaus zeigte, welch großes Interesse bei den Bürgerinnen und Bürgern Tuttlingens an der Thematik Rathaussteg und Ringzughalt Stadtmitte besteht. OB Beck führte in das Thema ein. Die Stadt Tuttlingen musste in den letzten Jahren mehrere Brücken sanieren und nun steht auch noch der Rathaussteg an. Nachteilig bei diesem Steg ist, dass er von der Höhe er ungünstig für eine barrierefreie Nutzung ist. Aus diesem Grund soll ein Neubau überlegt werden, der unmittelbar an die Fußgängerzone andockt und erheblich breiter als der bisherige Rathaussteg ist, um für Fußgänger wie Radfahrer gleichermaßen zu taugen.
Nach Querung der Stuttgarter Straße könnte sich die Stadt vorstellen, ältere Häuser am gegenüberliegenden Straßenrand aufzukaufen und anschließend abzubrechen. So wäre ein ebenerdiger Zugang auf einen Bahnsteig möglich, der im dortigen Einschnitt liegt. Der Einschnitt, der vom Sonnenbuckel in Richtung Altwegen immerhin 14 Höhenmeter beträgt, soll mittels eines Personenaufzugs barrierefrei gestaltet werden und damit die Haupt-Fußgänger-Achse zwischen dem großen Wohngebiet Altwegen und der Innenstadt bilden.

Gleichzeitig betonte der OB, dass die Stadt Tuttlingen 25.000 Arbeitsplätze aufweisen würde und rund 17.000 Einpendler zu diesen Arbeitsplätzen. Der Verkehr, in erster Linie der motorisierte Individualverkehr, hätte immer mehr zugenommen und es sei notwendig, ihm Grenzen zu setzen. Viele Strecken können man weder zu Fuß noch mit dem Fahrrad machen, weshalb eine gute Anbindung des Stadtzentrums an den Schienenverkehr vielversprechend sei. Nach Becks Ausführungen kommen also zwei unterschiedliche Aspekte zusammen, die es sich lohnt, planerisch voranzutreiben.
Die Stadt wird in den kommenden Wochen daher einen Wettbewerb unter Archtitekten starten, denn die neue Brücke soll auch nach etwas aussehen, vielleicht sogar stadtbildprägend werden.

Bei der Diskussion kamen von den Bürgern dann abstruse Wünsche auf, z.B. mehr Parkhäuser anstelle der Festwiese usw. Andere meinten, dass man doch vom Tuttlinger Bahnhof aus einen Bus, vielleicht alle 15 zum Busbahnhof laufen lassen könnte. Diese Argumentation zeigt, dass sie sich damit gar nicht befasst haben. Den 15-Minuten-Takt gibt es schon seit über 10 Jahren und in den letzten Jahren sind zahlreiche Verdichterbusse hinzugekommen. Auch wurde die etwas merkwürdige Ansicht vertreten, ein Zugstopp würde bis zu 5 Minuten Zeit kosten. Für nicht hinnehmbar wird ein Zughalt vor einem Bahnübergang gehalten, weil dadurch der Straßenverkehr über Gebühr ausgebremst würde. Wieder ein anderer meinte, dass man dann ja in Fridingen und Mühlheim P&R-Plätze bauen müsse, damit die Schiene funktionieren könne.
OB Becks Position war, dass er niemandem die Nutzung des Autos verbieten möchte, aber auch keine Anreize zu verstärkter Nutzung geben möchte. Vielmehr sei es an der Zeit, den Schienenverkehr attraktiver zu gestalten, damit die Bürgerinnen und Bürger den Mehrwert erkennen. In 10 Minuten schafft man es mit dem PKW nämlich nicht von Fridingen oder Mühlheim nach Tuttlingen, mit dem Zug aber schon.

In einer der nächsten Bürgerinfo-Gesprächen soll ein Abend speziell der Frage des Zughalts gewidmet werden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Tannenrainer
Weichenputzer
Weichenputzer
Beiträge: 171
Registriert: Di 17. Apr 2012, 23:38
Wohnort: 72108

Re: Neuer Haltepunkt Tuttlingen Stadtmitte

Beitrag von Tannenrainer »

Hallo Vielfahrer,

Dein Bericht zeigt wieder einmal überdeutlich das Dilemma, in dem der öffentliche Personennahverkehr im ländlichen Raum steckt.
Einerseits wurde in den letzten Jahren mittels kräftiger finanzieller Unterstützung viel erreicht, so daß man selbst abseits der Metropolen und größerer Städte sehr gut mit Bus und Bahn unterwegs sein kann... Andererseits möchten sich insgeheim die wenigsten von der individuellen Freiheit ihres Pkw verabschieden und einen Umstieg auf den ÖPNV noch viel weniger vorstellen... geschweige denn, daß man sich mit den vorhandenen Möglichkeiten überhaupt ernsthaft befasst.
Ich erlebe es genauso auch hier in meinem Wohnort, gelegen im Dreieck Tübingen-Rottenburg-Herrenberg, wo das Thema "Verbesserung des ÖPNV" seit Jahren und Jahrzehnten auf der politischen Agenda steht, es aber dann schlussendlich die wenigsten mitbekommen haben, daß mittlerweile beispielsweise an einem (Schul-)Werktag exakt 54 Möglichkeiten bestehen, die 10 km in die nahe Kreisstadt per Bus bzw. Zug zurückzulegen... und wie gehabt, sind die Busse abseits des Schülerverkehrs nur mäßig bis bescheiden besetzt.
Daß die Attraktivität des ÖPNV noch steigerungsfähig ist, z.B. was das Thema Verspätungen, Anschluss-Verluste etc. angeht, ist unbestritten, hier muß sich auch noch einiges tun in nächster Zeit, aber immer nur Mantra-artig die Forderung rauszuhauen, der ÖPNV müsse ausgebaut werden, ohne wahrzunehmen, daß das Angebot vielerorts bereits vorhanden ist, zeigt eine seltsame Auffassung vieler Bürger wie auch dem einen oder anderen Mandatsträger in diversen örtlichen Ratsstuben.

Gruß
Tannenrainer
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4786
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Re: Neuer Haltepunkt Tuttlingen Stadtmitte

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Tannenrainer,

gerne berichte ich von Zeit zu Zeit über die verschiedenen Entwicklungen im Ländle im ÖPNV uns SPNV. Vielleicht kommt es dem einen oder anderen dann in den Sinn, bei der anstehenden Kommunalwahl am 26. Mai in diesem Jahr seine Kreuzchen dort zu machen, wo sich die Gemeinderäte, Kreisräte und Bürgermeister für den ÖV einsetzen, vielleicht ihn sogar nutzen.

Mein Wunsch wäre, dass bei den anstehenden Wahlveranstaltungen den Kandidaten auf den ÖV-Zahn gefühlt wird.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Antworten