In Trossingen weht ein frischer Wind

Die Trossinger - Eisenbahn. Aus der KBS 742 heraus genommen.
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Vielfahrer
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In Trossingen weht ein frischer Wind

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

auf der Homepage der Stadt Trossingen findet sich ein Bericht über die Gemeinderatssitzung vom Montag dieser Woche. Es ging um einen Beschluss des Stadtrats zum Thema Ringzug 2.0.

Der Zweckverband Ringzug plant den Ausbau und die Elektrifizierung des Streckenabschnittes Staatsbahnhof bis Trossingen Stadt. Die Stadt hat dazu eine Stellungnahme an das Landratsamt abzugeben, die es im Gemeinderat zu beschließen galt. Grundsätzlich muss wegen der deutlich schwereren Züge, sowohl in die Oberleitung, als auch in den Unterbau investiert werden, was Kosten mindestens in Höhe von rund 10,6 Mio. verursachen wird. Die Strecke befindet sich im Eigentum der Stadtwerke. Grundsätzlich ist die Maßnahme mit 70 Prozent förderfähig. Für die verbleibenden 30 Prozent könnte die Stadt, wie bisher auch schon, laufend Nutzungsentgelte vom Zweckverband Ringzug erhalten. Auch ist aus Sicht der Stadt Trossingen wichtig, dass die historische Trossinger Eisenbahn als ältester betriebsfähiger Elektrozug der Welt auch weiterhin auf der Strecke fahren kann. Dafür bräuchte es eine Umschalteinrichtung, die rund 600.000 Euro kosten wird. Zudem sprach sich der Gemeinderat für eine zusätzliche Haltestelle an der Troase aus. Dafür wären dann weitere straßenbauliche Maßnahmen erforderlich, die direkt von der Stadt zu tragen wären und die nicht förderfähig sind oder denen keine Nutzungsentgelte zur Deckung gegenübergestellt werden können. Deswegen wurden die Maßnahmen insgesamt unter den Vorbehalt gestellt, dass sie weder die Finanzkraft der Stadt, noch der Stadtwerke übersteigen dürfen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Sam7C7
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Re: In Trossingen weht ein frischer Wind

Beitrag von Sam7C7 »

Hallo,

interessant, dass sich der Trossinger Gemeinderat jüngst für den Bau einer weiteren Haltstelle an der Troase ausgesprochen hat. Anfang Februar gab es einen Artikel in der Schwäbischen Zeitung, der dieser Haltestelle kein großes Potential bescheinigt hat. Im Speziellen hieß es darin, dass sich in einem 1km-Radius um die Haltestelle, lediglich 1233 Anwohner und 525 Arbeitsplätze befänden. Das Hauptgeschäft würde vermutlich im Transport von Gästen des örtlichen Freibades Troase liegen und wäre damit saisonal sehr stark schwankend. Bei einmaligen Kosten laut Zeitungsartikel von etwa 2 Millionen Euro und jährlichen Aufwänden von etwa 70.000 Euro, ein fragliches Vorhaben, aber ist ja auch noch nicht fix.

Artikel Schwäbische Zeitung (Paywall)


Viele Grüße
Sam7C7 *:-)*
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Vielfahrer
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Re: In Trossingen weht ein frischer Wind

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

Wenn eine dort erforderliche Bahnsteigkante 2 Mio. € kosten soll, dann kann man den Schienenverkehr getrost vergessen. Vor vielen Jahren haben wir im Zollernalbkreis den Haltepunkt Balingen-Süd gebaut, ganz ohne Zuschüsse. Das hat damals 30.000.- DM gekostet, die wir durch den Wegfall paralleler Schulbuslinien schon im 2. Jahr eingespart haben, um damals dann in der Folge in Albstadt-Laufen den Haltepunkt vom abseits gelegenen Bahnhof in die Ortsmitte zu verlegen. Es handelt sich zudem um eine NE-Strecke, an welcher keine DB-Maßstäbe angelegt werden müssen.

In das Gewerbegebiet gibt es zwar einige Busverbindungen, aber die passen nicht auf die Zugankünfte aus Richtung DB-Bahnhof, so dass ein Halt der Trossinger Eisenbahn durchaus sinnvoll wäre, um dem Individualverkehr eine schnelle Alternative bieten zu können.

Ich finde es gut, wie die Trossinger an das Thema herangehen. Da gab es auch schon ganz andere Zeiten.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Lucian Berndt
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Re: In Trossingen weht ein frischer Wind

Beitrag von Lucian Berndt »

Sehr interessant, vielen Dank!
Wurde schon über einen möglichen Ort des zusätzlichen Haltepunkt berichtet? Wenn ich mich recht erinnere gibt es dort irgendwo auf Höhe des Industriegebietes ein kleines Technikhaus, zu welchem ein gesicherter BÜ führt, zwar nur mit Lämpchen und Glocke, aber dort wäre es ja eventuell praktisch, dann spart man sich die LST für einen Neubau eines BÜ, denn wenn dort was gebaut wird, muss ja eh ein Weg ins Industriegebiet gebaut werden, der könnte dort ja dann die Gleise kreuzen...

Viele Grüße
Lucian
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Villinger
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Re: In Trossingen weht ein frischer Wind

Beitrag von Villinger »

Vielfahrer hat geschrieben: Do 25. Feb 2021, 19:40 Wenn eine dort erforderliche Bahnsteigkante 2 Mio. € kosten soll, dann kann man den Schienenverkehr getrost vergessen. Vor vielen Jahren haben wir im Zollernalbkreis den Haltepunkt Balingen-Süd gebaut, ganz ohne Zuschüsse. Das hat damals 30.000.- DM gekostet, die wir durch den Wegfall paralleler Schulbuslinien schon im 2. Jahr eingespart haben, um damals dann in der Folge in Albstadt-Laufen den Haltepunkt vom abseits gelegenen Bahnhof in die Ortsmitte zu verlegen. Es handelt sich zudem um eine NE-Strecke, an welcher keine DB-Maßstäbe angelegt werden müssen.
Im selben Gränzbote-Artikel stand auch, dass das Land immer noch keine Zustimmung zu einem Betriebskonzept gegeben hat und dies noch vor der Wahl (Stand Anfang Februar) unrealistisch sei. Ebenso sei es zunehmend unrealistisch, mit dem Gebilde 2027 fertig zu sein und dann fahren zu können. Das Projekt würde zunehmend "eingedampft".

Der Gränzbote ist ein Käsblatt, wo politische Interessen leider noch eine Rolle spielen (selbst erlebt bei Parteiveranstaltungen). Ich hoffe aber, dass hier diese wertenden Berichte (und auch völlig falsche Werte wie die zwei Millionen für einen NE-Bahnsteig rausposaunt) nicht die Realität wiederspiegeln.
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