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2. Singener Schienen-Gipfele

Verfasst: Mi 10. Jul 2019, 20:07
von Vielfahrer
Im Rathaus von Singen fand heute das 2. Bahngipfele von Herrn Andreas Jung MdB statt, zu welchem er Kollegen aus dem Landtag und der Region sowie von der DB und von Interessensverbänden wie Bodensee-Initiative oder VCD geladen hatte, um Fragen den Bahnverkehrs auf der Gäubahn, der Bodenseegürtelbahn der Hochrheinstrecke, möglicher zu reaktivierender Strecken und weiterer ÖV-Konzepte anzusprechen. Laut Andreas Jung spielt der Klimaschutz eine immer stärkere Rolle, was gute Verkehrsangebote auch auf der Schiene erfordert. Er erläuterte, dass er an einem Gesamtkonzept Schiene arbeite. Ziel sei, bis September diesen Jahres ein Papier zu einer möglichen CO2-Einsparung zu erarbeiten.

Nach einer kurzen Einführung seinerseits gab es das Wort an den erstmals in dieser Runde vertretenden Thorsten Krenz weiter, der den früheren Konzernbevollmächtigten Sven Hantel seit dem 1. Januar diesen Jahres beerbt hat. Er hatte noch den Vertreter von Station & Service, Herrn Groh, zur eventuellen Unterstützung aus regionaler Sicht mitgebracht.
Krenz schilderte die Zielsetzung, bis in wenigen Jahren eine Verdoppelung des Verkehrs auf der Schiene erreichen zu wollen. Er selbst stamme aus der Kurpfalz, also dem nördlichsten Teil Baden-Württembergs. Dann sei er viele Jahre in Berlin gewesen und nun in neuer Funktion in Stuttgart, um hier die Themen als Konzernbevollmächtigter zu bearbeiten. Nach seinen Worten ist Baden-Württemberg ein unheimlich spannendes Bahnland. Nicht nur S 21 und die Rheinschiene wären da zu bearbeiten, es ginge auch um den Knoten Mannheim, die Elektrifizierung der Südbahn, den Ausbau der Gäubahn, die Breisgau-S-Bahn, Elektrifizierungsprogramme und die mögliche Reaktivierung vieler Bahnstrecken. Zentrale Frage und Motivation für ihn sei, wie kriegen wir mehr Verkehr auf die Schiene. Leider müsse man konstatieren, dass die Infrastruktur der DB nicht mitgewachsen sei. Sie sei sogar ein Stiefkind im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern. Um aber die Schiene zu stärken, wäre ein Ausbau der Infrastruktur eine Grundvoraussetzung. Seinen Worten gemäß gewinne der Regionalverkehr auch immer mehr an Bedeutung, Taktverkehre würden eingerichtet. Dies alles zwinge die DB zu einem Umdenken bisheriger Strategien. Vorstellbar sei, dass die DB an der einen oder anderen Stelle auch Eigenmittel beisteure, um dem Ziel, einer starken Schiene in Deutschland näher zu kommen.

Felix Schreiner, Mitglied es Verkehrsausschusses aus Waldshut war es dann überlassen, auch darauf hinzuweisen, dass die Qualität nach wie vor Mängel aufweisen würde. Auch auf der Gäubahn sah er enormen Verbesserungsbedarf. Etwa ab Rheinfelden würde man nach Stuttgart besser über Singen als über Karlsruhe fahren, vorausgesetzt, die Gäubahn läuft richtig. Ziel sei es, rund 75% der Bahnstrecken zu elektrifizieren, das solle kein Lippenbekenntnis bleiben. Die Infrastruktur der Schiene stamme teilweise noch aus der Kaiserzeit. Man wolle den Deutschland-Takt. Er meinte aber auch, dass er bislang von Herrn Krenz zu wenig über die Vernetzung vernommen habe.

In Vertretung der Grünen-Abgeordneten (Anwesenheitspflicht im Landtag bei einer Debatte) gab eine Büromitarbeiterin ein Statement ab, die mehr Attraktivität auf den Strecken einforderte. Dies inbesondere auch für die Gäubahn. Nach wie vor gäbe es hier Ausfälle, Verspätungen usw. und in ihrem Büro gäbe es Mitarbeiter, die jeden Tag mit der Bahn fahren würden und Berichte über die realen Verkehrsabläufe abliefern würden.

Als Antwort auf die Fragen an die Bahn erläuterte der Konzernbevollmächtigte zunächst, dass es – ausgelöst durch eine SWR-Sendung zum Thema Deutschlandtakt – viele negative Presseberichte zu S 21 gegeben hätte, die ihn veranlasst hätten, da einiges zurecht zu rücken. Stuttgart 21 sei das zentrale Verkehrsprojekt im Ländle, aber auch die Verbindung zwischen Stuttgart und Zürich. Hier sei vertraglich geregelt, dass die Reisezeiten zu verringern seien. Ihm zumindest wäre die Gäubahn ein Herzensanliegen. Nach seinem Eindruck befinde man sich auf einem guten Weg. Es gehe inzwischen voran, wenngleich er die Kritik an einem gewissen Schwergang in den vergangenen Jahren nachvollziehen könne. Hinsichtlich der Zeitplanung nannte er, dass im Jahr 2021 erste Baumaßnahmen an der Gäubahn vorgesehen wären (Vegetationsarbeiten), 2022/2023 werde zwischen Horb und Neckarhausen gebaut und Ende 2023 werde man den (5 km langen) zweigleisigen Abschnitt in Betrieb nehmen. Aus Sicht der DB wäre das planmäßig.
Er bat allerdings um Aufschub in der Frage der Neigetechnik. Es sei ein Gutachten auf Ende des Jahres zu erwarten, in welchem abschließend geklärt würde, ob Neigetechnik oder konventionelle Technik die Grundlage für den weiteren Ausbau sei. Er kam dann weiter auf den Güterverkehr zu sprechen. 552 Mio. € würden in die Strecke investiert, um die Gäubahn als Umleitungstrecke im Güterverkehr nutzen zu können (Lichtraumprofil muss geschaffen werden).

Dannn ging es natürlich auch um die Singener Kurve und die Flughafenanbindung der Gäubahn. Krenz schilderte die Problematik mit dem Planfestellungsabschnitt 1.3a, der wegen einer Straßenbaumaßnahme ins Stocken geraten sei, nicht wegen der Schienenplanung der DB. Er schilderte den vorgesehenen Umstieg in Stuttgart-Vaihingen, sprach über den Deutschland-Takt, das Kopfbahnhofsprojekt light (unterirdisch) und versprach, aus einer Gesamtsicht verkehrliche Lösungen zustande bringen zu wollen.

Der OB von Singen, der in verschiedenen Funktionen seit 25 Jahren bei der Stadt Singen arbeitet, führte aus, dass man leider schon sehr viele Projekte mit der DB diskutiert habe, z.B. auch gute Verbindungen nach Ulm usw., aber bei der Gäubahn sei man in dieser Zeit eigentlich nicht weiter gekommen. Er verlöre so langsam den Glauben daran, dass er als OB hier noch irgendetwas mal in Betrieb nehmen könne.

Der Konstanzer Landrat Danner erwähnte, dass er in früherer Funktion immer bemängelt hätte, dass er auf der Fahrt von Konstanz zu seiner Arbeitsstelle im Verkehrsministerium oder zu Sitzungen immer zeitlich passende Verbindungen gefehlt hätten. Man hätte entweder zu unchristlicher Zeit (5:37 Uhr) abfahren müssen oder man wäre erst kurz nach 10 Uhr in Stuttgart gewesen. Bei allen Klagen über die Mängel müsse er aber doch sagen, dass der Fahrplan jetzt bessere Möglichkeiten bieten würde.

Der Geschäftsführer des Interessenverbands Gäubahn, Herr Kaufmann, verwies auch darauf, dass die Planfeststellung inzwischen schon 2 Jahre alt sei, aber letztlich die DB erst im vergangenen Monat die Finanzierungsvereinbarung zustande gebracht habe. Es sei unverständlich, dass so etwas so lange dauert. Ihm fehle schlichtweg der Glaube, dass, wie Krenz ausführte, mit Nachdruck an der Verbesserung der Gäubahn gearbeitet würde.

Für die Stadt Konstanz machte sich deren Verkehrsplaner dafür stark, den Verkehr während der Bauarbeiten weiterhin in den Kopfbahnhof zu führen. Das Umsteigen sei keine gute Lösung. Ebenso wollte er anregen, auf der Gäubahn ein zweites Gleis zu bauen, um den Verkehr flüssiger abwickeln zu können. Nach seiner Meinung würde man bei Elektrifizierungen übersehen, dass die Industrie heute gute Hybrid-Fahrzeuge liefern würde. Eventuell könnte man ja das 2. Gleis auf der Gäubahn ohne Fahrdraht lassen und dafür Hybrid-Neigetechnikzüge einsetzen. Thorsten Krenz entgegnete darauf, dass er von solchen Zügen keine Kenntnis hätte und dass Hybridzüge schlicht und einfach langsamer wären. Zielsetzung sei aber eine kürzere Fahrzeit, weshalb er dieses Ansinnen abwies.

Auf die Vorhaltungen einiger Redner, dass zwischen den Versprechungen und der Realität große Lücken klaffen würden, ging er anschließend ein. Das Mißtrauen könne er verstehen, wenn er zurückblicke. Ja, der Schwergang in den Planungen sei da gewesen, aber er sei mit der neuen Ausrichtung weg. Die Rahmenbedingungen hätten sich verändert. Ein Umdenken hätte stattgefunden. Er jedenfalls sei zuversichtlich, dass das, was er verspreche, auch so kommen werde. Er erläuterte dann, weshalb es 2 Jahre seit der Planfeststellung bis zur Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung gedauert habe. Die Bahn sei da nur ein Puzzleteil. Völlig klar geregelt wäre, dass die DB ohne Auftrag nichts tun dürfe. Ehe der Finanzierungsvertrag nicht unterschieben sei, würden keine Arbeiten gemacht. So sei dies geregelt. Da Horb – Neckarhausen nunmehr unterschrieben sei, könne man sich darauf verlassen, dass dies bis Dezember 2023 auch so gebaut würde. Aus seiner Sicht sei die Neigetechnik wahnsinnig störanfällig. Es gäbe keine Hersteller, außervielleicht aus Spanien. Sein Petitum war deswegen, auch wenn es schwer fällt, man solle noch das abschließende Gutachten für die Gäubahn abwarten, das er für Ende des Jahres angekündigte.

Bei einer Gesamtbewertung sollen Aspekte wie ETCS, neue Stellwerkstechniken und die Digitalisierung sowie die Einschleifungsfrage in Stuttgart berücksichtigt werden. Aus Sicht der DB wird 2022 die NBS Wendlingen – Ulm in Betrieb gehen, 2025 Stuttgart 21 und 2027 der Flughafenbahnhof.

Die Entwicklungen in zeitlicher Hinsicht waren dann für den Verbandsdirektor Wilfried Franke, zugleich auch Geschäftsführer des Interessenverbands Südbahn und Bodenseegürtelbahn das Signal, sich einzuklinken. Er schilderte eindrucksvoll, dass ohne kommunales Geld weder auf der Südbahn noch auf der Bodenseegürtelbahn was gegangen wäre. Nur durch die Finanzierung der Planungsphasen I und II durch die kommunale Seite wäre die Elektrifizierung in Gang gekommen und ähnlich sei es beim erwünschten Streckenausbau der Bodenseegürtelbahn. Ihn störe, dass man der DB letztlich eine neue Strecke bezahlen müsse, mit der diese dann besser kassieren könne. 340 Mio. € hätte die Elektrifizierung der Südbahn (aktueller Kostenstand) gekostet. Der DB würde damit ohne Eigenmittel quasi eine neue Strecke zur Verfügung gestellt, auf der sie Trassenpreise und ähnliches abrechnen könne. Das sei für die DB ein sehr gutes Geschäft, aber im Prinzip so nicht in Ordnung. Weil man aber eine Lücke in den Elektrifizierungen zwischen Basel und München im Abschnitt Radolfzell – Friedrichshafen kommen sehe, müsse er dringend an den Bund appelieren, sie hier verantwortlich zu zeigen und nicht den Kommunen die Bundesaufgaben zu überlassen. Andreas Jung versprach, diesbezüglich vorstellig zu werden.

Auch auf der Hochrheinstrecke (Elektrifizierung wohl bis 2027) gehe es letztlich nur dank schweizerischem Engagement voran, berichtete Felix Schreiner.

Paul Stopper von der Initiative Bodensee-S-Bahn forderte den 30-Minuten-IRE-Takt und den 30-Minuten-RB-Takt. Außerdem wollte er auf zusätzliche Haltestellen (z.B. Espasingen) zu sprechen kommen.
Dann ging es um die Ablachbahn, bei der Thorsten Krenz ein vergleichsweise leichtes Spiel hatte, denn seit Jahrzehnten gehört der DB diese Strecke nicht mehr. Inhaber sei die Fa. Bohnacker, die sie aktuell an die Kommunen verkaufen wolle. Die DB sei da infrastrukturell nicht der richtige Ansprechpartner. Was die Zielsetzung beträfe, hier mit überregionalen Verkehrsangeboten zu fahren, müsse er auf das Land verweisen. Dieses sei der Besteller solcher Leistungen. Es sei doch klar, dass die erst mal abwägen müssten, ob sich solch ein Verkehr lohnen würde. Das würde aktuell untersucht. Auch auf Strecken wie Etzwilen – Singen wäre die DB außen vor.

Alles in allem eine sehr interessante Veranstaltung, die ich hier nur auszugsweise wider gegeben habe. Keinesfalls wollte Andras Jung sich mit dem 2. Schienengipfele zufrieden geben. Wir bleiben dran, sagte er und versprach, im kommenden Jahr wieder dazu einzuladen.

Re: 2. Singener Schienen-Gipfele

Verfasst: Fr 12. Jul 2019, 18:15
von champagnierle
Hallo Vielfahrer,
vielen Dank für Deine ausführliche Berichterstattung. Die geht GottSeisGelobtGetrommeltUndGepfiffen weit über die Berichterstattung der lokalen Presse aus Konstanz hinaus.

Im Allgemeinen Forum in DSO wurde nach den Ergebnissen des "Schienengipfeles" im Rathaus in Singen gefragt.
Ich habe auf diesen Faden hier verwiesen.

Viele Grüße aus Singen

Marc

Re: 2. Singener Schienen-Gipfele

Verfasst: Fr 12. Jul 2019, 20:35
von Vielfahrer
Hallo champagnierle,

aus Zeitgründen habe ich natürlich nicht alles berichten können. Außer dem Südkurier war auch noch das Wochenblatt da, welches sicherlich auch noch berichten wird. Die ganze Veranstaltung ging etwa 2 gute Stunden, wovon die Gäubahn etwa 1 1/2 Stunden eingenommen hat. Relativ kurz wurde über die Ablachtalbahn diskutiert. Es wurden dazu auch diverse Fragen an Thorsten Krenz gestellt, die dieser aber gut kontern konnte, denn die Strecke gehört ihm überhaupt nicht mehr. Sie gehört, wie er sich ausdrückte, den Bohnackers, die sie nach seinem Kenntnisstand an die Kommunen veräußern wollen. Daraus könnte was werden, weil bei mindestens einigen Kommunen ja auch eine große Kaufbereitschaft besteht und weil auch das Land über die NVBW an die Bestellung von saisonalen Wochenendzügen denkt. Bei den einen schien dies der Einstieg in die Thematik Reaktivierung zu sein, andere Diskutaten waren der Auffassung, dass man eher gleich mit einem vollen Programm starten solle. Es wurde die Meinung vertreten, dass die Ablachtalbahn unter den vielen (laut Krenz ca. 15 potentiellen Reaktivierungskandidaten) die einzige Strecke mit überregionaler Verkehrsnachfrage sei. Man könnte Ulm - Basel via Meßkirch - Stockach anstatt über Biberach - Ravensburg - Friedrichshafen - Überlingen leiten, war eine zu hörende Stimme.
Vor Jahren hatte ich mich mal mit der Ablachtalbahn befasst und dabei mich Ach und Krach und viel gutem Willen es auf knapp 1.000 potentielle Nutzer gebracht, vorzugsweise im Abschnitt Meßkirch - Krauchenwies, kaum nach Mengen. Überregional könnte man zwar schnell fahren, da die Ablachtalbahn sehr gut trassiert ist, aber die Dutzende ungesicherte Bahnübergänge würden vorneweg eine extreme Investition bedeuten, wollte man, was für einen überregionalen Verkehr sinnvoll ist, mit höheren Geschwindigkeiten (> 100 km/h) fahren. Und für den, der die Leistungen bestellt, dürfte die Führung via Biberach - Ravensburg - Friedrichshafen - Überlingen ein erhebliches Mehr an Fahrgästen versprechen als über die Kleinzentren wie Riedlingen, Herbertingen, Mengen, Krauchenwies oder Meßkirch, so dass ich an diesen Ansatz überregionaler Potentiale nicht so recht glauben mag. Im Güterverkehr freilich wäre die Strecke nicht schlecht, aber hier spricht sich die Stadt Stockach dagegen aus, die fürchtet, dass der Bahnübergang in der Hindelwanger Straße, der aus Richtung Tuttlingen/Sigmaringen die Hauptzufahrt ins Stadtzentrum ist, dann für längere Zeit blockiert sein könnte. Erstaunlicherweise wird aber im Zusammenhang mit dem Ausbau der Bodenseegürtelbahn auch die Verlängerung und Elektrifizierung des Seehäsles bis Hindelwangen geprüft. Der Bahnübergang wäre dann 4 mal pro Stunde durch das (dann elektrische) Seehäsle zu.

Ebenso erstaunlich war, dass auf diesem Bahngipfele über die Strecke Singen - Etzwilen gesprochen wurde. Sie gehört ebenfalls nicht der DB, weshalb auch hier Thorsten Krenz es nicht schwer hatte, zu argumentieren. Festhalten ist aber, dass ihm die Strecke absolut nicht unbekannt war (er war offensichtlich sehr gut vorbereitet), ganz im Gegensatz zu einem Bürgermeister, der als Anregung an den Veranstalter Andreas Jung den Wunsch für das nächste Gipfele hatte, dass man eine Land- oder Streckenkarte aufhängen möge, damit nicht Ortskundige wüssten, wo z.B. Etzwihlen läge.

Diskutiert wurde auch über kommunale Wünsche weiterer Haltepunkte am Seehäsle, insbesondere über Espasingen. Es zeichnet sich allerdings ab, dass das alles schwierig werden wird, weil die Infrastruktur der Bodenseegürtelbahn zu knapp bemessen ist. Gemäß Landeskonzept sollte hier mittelfristig ein schneller Zug pro Stunde und ein langsamer Zug pro Stunde (in beiden Richtungen) verkehren. Dies befriedigt die kommunale Seite nicht. Sie bevorzugt eine Konzeption mit einem 30-Minuten-Nahverkehrstakt und ebenfalls einem schnellen Stundentakt. Die Konsequenz ist ein erheblich höherer Infrastrukturbedarf, insbesondere der einer ca. 8 km langen Doppelspur. Wenn nun noch weitere Halte (oder gar Güterverkehr?) eingeplant werden, dann steigt der Investitionsaufwand weiter. Es muss dann geklärt werden, ob Kosten und Nutzen noch in einem erträglichen Verhältnis stehen.

Alles in allem also eine durchaus interessante Veranstaltung, die da nunmehr im jährlichen Rhythmus stattfindet. Nachdem doch einiges versprochen wurde, insbesondere bei der Gäubahn, wird man dann beim nächsten mal sehen, ob das nur Versprechungen ohne Inhalt waren oder ob sich wirklich was in Sachen Klimaschutz usw. tut.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: 2. Singener Schienen-Gipfele

Verfasst: Mi 13. Nov 2019, 22:20
von Vielfahrer
Hallo,

am Freitag, den 6. Dezember 2019, findet im Rathaus Singen das 3. Singener Bahngipfele von MdB Andreas Jung statt. Denkbar ist, dass die vielen Zugausfälle und die Unpünktlichkeit des IC-Verkehrs auf der Gäubahn ein wichtiges Thema dabei spielen werden. So sind am vergangenen Sonntag mehrere IC-2-Verbindungen einfach ausgefallen. Für Fahrgäste z.B. von Herrenberg oder Oberndorf in Richtung Bodensee bedeutet dies, dass über Stunden hinweg keine Verbindung bestanden hat.
Tags zuvor tagt in Schaffhausen die alljährliche Kantonale Fahrplankonferenz. Die Gäubahn dürfte auch hier eine eher nicht positive Rolle spielen. Von einem pünktlich gefahrenen Stundentakt Stuttgart - Zürich, wie er im Rahmen des Interimskonzepts großmundig angepriesen wurde, ist so gut wie nichts übrig geblieben. Und bereits am kommenden Mittwoch, den 20. November, tagt in Konstanz der Interessenverband Bodenseegürtelbahn, der sich die Elektrifizierung und die Erweiterung der Infrastruktur durch doppelspurigen Abschnitte zum Ziel gesetzt hat, um neben einem stündlich schneller Verkehr (möglicherweise elektrisch ab Ulm bis Basel) einen halbstündlichen Nahverkehr mit noch zusätzlichen Stationen aufs Gleis zu setzen.


Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: 2. Singener Schienen-Gipfele

Verfasst: Mi 13. Nov 2019, 22:51
von Villinger
Ausfälle sind mittlerweile fast täglich vorzufinden. Gestern ist der letzte IC nach Konstanz in Spaichingen wegen einer Kollision verendet (vermutlich Wildunfall), das Fahrzeug hat es erst heute um 12:35 Uhr ab Singen wieder in den Plan geschafft, allerdings auch mit +30 schon ab Singen wegen Softwarestörung. Konstanz-Stuttgart-Singen ist damit heute morgen ersatzlos ausgefallen.

Es ist aber mittlerweile sinnlos geworden, diese ganzen Ausfälle aufzuzählen. Die IC2 mit der BR 147 sind eine einzige Katastrophe und bewähren sich nirgends, auch auf der IC2-Linie Karlsruhe-Nürnberg hat sich die Qualität noch verschlechtert - dort war vor der Umstellung das letzte Material, was bei Fernverkehr hinten auf dem Hof stand unterwegs, viele Wagenparks waren unvollständig. Nun fahren oftmals gar keine Züge mehr wegen dem IC2-Ausfall, oder deutlich verspätet.
Auf der Rückfahrt von der IHK-Fahrplankonferenz hat mir Dirk Andres erzählt, dass der Tf bei einem Lok-Neustart nach einer Ebicab- oder WTB-Störung eine gewisse Zeit im ausgeschalteten Zustand warten muss, sonst fährt er die Lok mit der gleichen Störung wieder hoch, und das ganze geht von vorne los.

Ich hoffe nur, dass die SBB bei absehbarer Umstellung der kompletten Gäubahn auf IC2 dieses Zugmaterial ablehnt - wenn es Bombardier vor 2025 überhaupt noch schafft. Ansonsten kann die Schweiz zwei Dispozüge zusätzlich nach Schaffhausen stellen und die Züge aus Deutschland dort mehrmals am Tag enden lassen.

Re: 2. Singener Schienen-Gipfele

Verfasst: Do 14. Nov 2019, 07:26
von Vielfahrer
Hallo,
Ausfälle sind mittlerweile fast täglich vorzufinden
Heute morgen ist zunächst mein Zug Tübingen - Herrenberg ausgefallen. Dann habe ich umdisponiert und bin über Rottenburg nach Horb gefahren. Dort ist dann der Zug Eutingen - Horb - Rottweil - Villingen (VT 612) ausgefallen... Schienenersatzverkehr nur ab Rottweil bis Villingen. Immerhin wurde die Trasse des VT 612 durch einen sonst zu dieser Zeit nie gesehenen Güterzug genutzt, welcher aber die RE-Leistung in Richtung Stuttgart wegen der Einfahrt in den Bahnhof Eutingen auf dem Gegengleis verspätet hat. Nach dem Kuppelmanöver mit dem Freudenstädter Zugteil fuhr er verspätet ab in Richtung Stuttgart und hielt so den IC 181 bei der Einfahrt nach Eutingen auf. Sollte eigentlich um 8:15 Uhr im Schwarzwald-Baar-Klinikum pünktlich zu einer Veranstaltung zum öffentlichen Verkehr sein. Es läuft gerade so, wie in der vergangenen Woche, als alle, die mit dem PKW zur Workshop Tarif angereist sind, pünktlich da waren und diejenigen, die mit der Bahn aus Richtung Stuttgart angereist kamen, zu spät eingetroffen sind.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: 2. Singener Schienen-Gipfele

Verfasst: Do 14. Nov 2019, 07:51
von Villinger
Die RE mit 612 um Villingen herum fallen in Villingen in letzter Zeit öfters aus, weil der RAB in Villingen zeitweise ein Fahrzeug zu wenig hat (möglich ist auch ein schadhaftes Fz in Villingen). Dadurch fiel die morgendliche Tour RB Villingen - Donaueschingen und HzL Donaueschingen - Villingen diese Woche schon zwei Mal aus. Den in Horb übernachtenden 612 hat man vorgestern über 22330 aus Ulm zugeführt (TUT-RW leer), gestern hat es dazu nicht gereicht.

Heute ist der 612 nach Donaueschingen und zurück gefahren, dafür fehlt die Zuführung aus Horb. Folglich muss heute aus Ulm ein Fahrzeug zusätzlich kommen, sonst fällt morgen wieder ein Umlauf aus.

Re: 2. Singener Schienen-Gipfele

Verfasst: Do 14. Nov 2019, 08:55
von KBS720
Hallo,
Fridinger hat geschrieben: Do 14. Nov 2019, 07:51Die RE mit 612 um Villingen herum fallen in Villingen in letzter Zeit öfters aus, weil der RAB in Villingen zeitweise ein Fahrzeug zu wenig hat (möglich ist auch ein schadhaftes Fz in Villingen). Dadurch fiel die morgendliche Tour RB Villingen - Donaueschingen und HzL Donaueschingen - Villingen diese Woche schon zwei Mal aus. Den in Horb übernachtenden 612 hat man vorgestern über 22330 aus Ulm zugeführt (TUT-RW leer), gestern hat es dazu nicht gereicht.
Ein Fahrzeug? Ich würde sagen ein ganzer Haufen fehlt da. Der 218 Umlauf lief mit 628 und dadurch fehlte dieser wohl als 612 Ersatz und dann gingen die Fahrzeuge aus. Das man dann in 24 Stunden kein Fahrzeug zuführt ist echt ein Armutszeugnis. Das wird ab Fpl Wechsel auch nicht besser, da wird immerhin ein Fahrzeug weniger hier benötigt, aber ja zeitgleich bestimmt zwei-drei mehr im Donautal. Meines Erachtens sind schlicht zu wenig Fahrzeuge umgebaut worden.

Grüße Andreas

Re: 2. Singener Schienen-Gipfele

Verfasst: Do 14. Nov 2019, 14:53
von Tom2988
Fridinger hat geschrieben: Do 14. Nov 2019, 07:51 Die RE mit 612 um Villingen herum fallen in Villingen in letzter Zeit öfters aus, weil der RAB in Villingen zeitweise ein Fahrzeug zu wenig hat (möglich ist auch ein schadhaftes Fz in Villingen). Dadurch fiel die morgendliche Tour RB Villingen - Donaueschingen und HzL Donaueschingen - Villingen diese Woche schon zwei Mal aus. Den in Horb übernachtenden 612 hat man vorgestern über 22330 aus Ulm zugeführt (TUT-RW leer), gestern hat es dazu nicht gereicht.

Heute ist der 612 nach Donaueschingen und zurück gefahren, dafür fehlt die Zuführung aus Horb. Folglich muss heute aus Ulm ein Fahrzeug zusätzlich kommen, sonst fällt morgen wieder ein Umlauf aus.
Hallo,
ich frage mich, warum man, wenn ein 612 in Villingen fehlt nicht einfach einen abgestellten 1440 nimmt? Oberleitung ist ja zwischen Villingen und Donaueschingen vorhanden und geschultes Personal sollte es inzwischen auch genügen geben. Oder liegt es an der anderen Zuständigkeit, 612 gehören zu Ulm während die 1440 nach Freiburg gehören?

Grüße Tom

Re: 2. Singener Schienen-Gipfele

Verfasst: Do 14. Nov 2019, 16:19
von Villinger
Vielleicht hat sich das Problem doch erledigt, und Bombardier kann sich das ganze Desaster mit den IC2 komplett abschmieren?

Second-Hand-Lösung für die Gäubahn

Nach dem ersten Absatz kommt eine Paywall, jedoch reicht diese Botschaft schon aus um zu ahnen, dass die ex-Westbahn-KISS nun doch auf der Gäubahn eingesetzt werden könnten. Gefunden via DSO.

@Tom: Könnte mir vorstellen, dass so eine Lösung sowohl am geschulten Personal als auch der Netz-Frage hängt, weil soweit ich weiß keine netzgebundenen Fahrzeuge (1440 gehören zu Breisgau Ost-West, 9a) zweckentfremdet fahren dürfen. Die sind im Grunde nur vom Land geliehen.