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Planung der Regionalstadtbahn Neckar-Alb stockt

Verfasst: Sa 5. Okt 2019, 15:10
von Vielfahrer
Hallo,

das Schwäbische Tagblatt Tübingen berichtete diese Woche in einem längeren Artikel, dass die Planung der Regionalstadtbahn Neckar-Alb stockt. Als mit ein Grund dafür wurde genannt, dass der Zweckverband seine Stellen nicht besetzen kann, ferner würden für die Gomaringer Spange und den Anschluss in Nehren Vorgaben vom Land fehlen.

Tagblatt-Redakteurin Renate Angstmann-Koch berichtet:

Vor allem der neuen Mitglieder des Tübinger Kreistags wegen hatte Landrat Joachim Walter für die Sitzung des Verwaltungs- und Technischen Ausschusses (VTA) am Mittwoch einen ausführlichen Bericht über die Regionalstadtbahn eingeplant. Seit der Jahrtausendwende gebe es entsprechende Überlegungen, sagte Dieter Braun, der Leiter der Abteilung Verkehr und Straßen des Landratsamts. Am Abend der Sitzung feierte der Regionalbahn-Förderverein im LTT mit Landesverkehrsminister Winfried Hermann das kleine Jubiläum. Aus der Vision sei ein Projekt geworden, und das Projekt werde jetzt Realität, sagte Braun vor dem VTA.

Die Regionalstadtbahn umfasst eine Strecke von 206 Kilometern. Ein Teil muss neu gebaut oder reaktiviert werden. Auf 138 Kilometern Länge geht es um die Elektrifizierung, an einigen Stellen auch um einen zweigleisigen Ausbau. Am Tübinger Bahnhof sollen einmal täglich 372 Züge abfahren, etwa doppelt so viele wie bisher. Vor allem durch umsteigefreie Verbindungen in die Städte Tübingen und Reutlingen hofft man, 28.000 zusätzliche Fahrgäste für den öffentlichen Verkehr zu gewinnen. Das sei auch dringend nötig, sagte gestern Landrat Joachim Walter und sprach von einem bevorstehenden Verkehrskollaps auf den Straßen.

Wenig Klarheit gibt es über die Kosten: Zunächst war von etwa 900 Millionen Euro die Rede, die Planung nicht mitgerechnet. Inzwischen wird das Vorhaben eher auf 1,2 Milliarden Euro geschätzt.

Anfang 2019 gründeten die sechs Projektpartner – die Landkreise Tübingen, Reutlingen und Zollernalb, die Städte Reutlingen und Tübingen und der Regionalverband Neckar-Alb – einen Zweckverband. Eigentlich sollte bis Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres vereinbart sein, wer welchen Anteil an der Finanzierung trägt. Doch der Kostenschlüssel werde erst im Sommer 2020 ausgehandelt, kündigte der Landrat an.

Es seien komplizierte Berechnungen nötig – und für die fehle dem Zweckverband derzeit das Personal. Er tue sich schwer damit, Fachleute zu finden. Walter wies jedoch die Forderung Christoph Joachims (Grüne) zurück, mehr Druck auf den Zweckverband auszuüben: „Dieses Personal ist einfach rar. Und Druck braucht der Zweckverband keinen. Der Kessel ist wirklich kurz vorm Platzen.“

Der ausstehende Kostenschlüssel behindere den Projektfortschritt nicht, versicherte der Landrat. „Wir planen, wir haben Kosten und wenden sie auf.“ Was die Projektpartner jetzt auf ihrer jeweiligen Gemarkung ausgeben, komme in einen großen Topf und werde später aufgeteilt. Thomas Hölsch (FWV) befürchtete jedoch, dass man an einen „Point of no Return“ kommen werde und der Kreis „letztendlich einen politischen Preis“ zahlen muss. Das ausstehende Betriebskonzept des Landes und der Deutschen Bahn – vor allem für die „Wendlinger Kurve“ am Stuttgarter Flughafen, an der sich auch die Region Neckar-Alb finanziell beteiligen soll – hemmen dagegen tatsächlich die weitere Planung. So werden für die Gomaringer Spange von Reutlingen über Gomaringen durch Nehren oder um Nehren herum zum Schulzentrum auf dem Höhnisch Vorgaben des Landes gebraucht, ebenso für die Obere Neckarbahn von Tübingen über Rottenburg nach Horb.

Größere Diskussionen gibt es weiterhin über die Tübinger Innenstadtstrecke. Der Ausschuss bekam einen Animationsfilm der Stadt Tübingen gezeigt, wie die Bahn eines Tages über die Neckarbrücke und durch die Mühlstraße fahren könnte. Das Modul I, der Ausbau von Ermstal- und Ammertalbahn, wird dagegen bereits verwirklicht. Die Arbeiten an der Ammertalbahn sollen Mitte des Monats beendet sein, so dass vom 14. Oktober an wieder Züge fahren. Auf der Neckartalbahn sind unter anderem zusätzliche Haltepunkte am Tübinger Güterbahnhof und in der Neckaraue geplant.

Viele Grüße vom Vielfahrer