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Aulendorfer Knoten

Verfasst: Di 28. Apr 2020, 23:09
von Vielfahrer
Hallo,

heute befasste sich in Weingarten der Mobilitätsausschuss des Ravensburger Kreistags u.a. mit dem Bahnhof Aulendorf. Dieser ist bekanntlich nicht barrierefrei ausgebaut und weist mit dem Gleis 4 , wo normalerweise nur die BOB hält, einen relativ kurzen und ausgesprochen schmalen Bahnsteig auf, der zudem nur über eine Fußgängerschranke erreicht werden kann. Dem Vernehmen nach gibt es eine von der Stadt Aulendorf finanzierte Planung, die aber ca. 8 Mio. Umbaukosten erfordert. Laut Mitteilung der NVBW steht Aulendorf auf einer Liste von 20 Bahnhöfen, die in den kommenden Jahren modernisiert werden sollen.

Anlass der Diskussionen war insbesondere die Frage gewesen, ob die Südbahn-RB-Verkehre, die ursprünglich von Ulm durchgehend bis Lindau geplant waren, in Aulendorf in einen Nordabschntt Ulm - Aulendorf (integriert in die Regio-S-Bahn Donau-Iller) und in einen Südabschnitt Aulendorf - Friedrichshafen (- Lindau) unterteilt werden. Wenn man diese nämlich durchgängig fahren würde, so würde man in Aulendorf im Bahnhof einen weitern Bahnsteig zwischen den Gleisen 4 und 5 benötigen.

Wie ein Gutachten ergeben hatte, spricht aber wenig für die Durchbindung der Regionalbahnen, d.h. es gibt nur wenige Fahrgäste, die davon einen Vorteil hätten. Die Sache ist also seit geraumer Zeit gelaufen. Neuen Auftrieb bekamen die Diskussionen durch die Idee eines "Allgäuer Ringzugs", an welchem die Landkreise Ravensburg, Bodenseekreis und Lindau Interesse haben und ein entsprechendes Gutachten in Auftrag gegeben haben. Landrat Harald Sievers kündigte für die Herbst-Sitzung des Mobilitätsausschusses erste Ergebnisse an.

Die Elektrifizierungsarbeiten an der Südbahn verlaufen planmäßig, so dass Ende nächsten Jahres die Strecke ihre Dieselfahrzeug verlieren wird. Die Verträge des Landes mit den Betreibern lassen hoffen, dass trotz vergebener Aufträge eine Umstellung auf elektrischen Betrieb erfolgen kann.

Der Geschäftsführer des Interessenverbands Südbahn, Wilfried Franke, erinnerte daran, dass vor 12 Jahren seine Interessensgemeinschaft damit begonnen hätte, gegen Deutschlands größtes Dieseleinsatzgebiet anzugehen. Nun sei man dem Ziel sehr nahe, da auch bei der Bodenseegürtelbahn die planerischen Arbeiten am Laufen seien. Im Norden der Region wäre die Elektrifizierung von Albstadt bis Sigmaringen im Focus, so dass nur noch der Abschnitt Sigmaringen - Herbertingen - Aulendorf und Aulendorf - Kißlegg ins Visier zu nehmen wären. Übrigens, mit der Elektrifizierung der Südbahn fällt im kommmenden Jahr das 170-jährige Jubiläum der Strecke zusammen.

Diskutiert wurde auch über den Güterverkehr. Große Hoffnungen setzt die Region nach wie vor auf Box-tango in Ostrach. Allerdings sei dies nicht die Reaktivierung, die sich die Kreisräte für den Güterverkehr vorstellen würden. In den vergangenen Jahren sei im Prinzip alles abgebaut worden, was ehedem dem Schienengüterverkehr noch gedient hätte. Bei der Zerstörung der Anlagen des Schienengüterverkehrs sei ganze Arbeit geleistet worden. Im Ergebnis ist es daher kein Wunder, dass die Straßen sehr voll mit vielen LKW sind.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Aulendorfer Knoten

Verfasst: Di 28. Apr 2020, 23:37
von Villinger
Ich bin in letzter Zeit öfters in Immendingen vorbeigekommen (sowohl per Bahn als auch auf der Straße), und dort sieht es überall schlimm aus. Ein Umsteigeknoten, der auch kapazitiv nicht mehr viel verträgt, sieht dazu auch optisch furchtbar aus. Von Barrierefrei braucht man gar nicht sprechen. Das dürfte einigermaßen mit Aulendorf gemeinsam sein, dort ist aber immerhin der Bahnhofsvorplatz neu gemacht worden. Und sogar eine ELISA 3 wurde in einen leicht undichten Schrank am Bahnsteig 1 eingebaut, die mittlerweile automatisch die Ansagen auf die Aulendorfer Bahnsteige schallt.
Diskutiert wurde auch über den Güterverkehr. Große Hoffnungen setzt die Region nach wie vor auf Box-tango in Ostrach. Allerdings sei dies nicht die Reaktivierung, die sich die Kreisräte für den Güterverkehr vorstellen würden. In den vergangenen Jahren sei im Prinzip alles abgebaut worden, was ehedem dem Schienengüterverkehr noch gedient hätte. Bei der Zerstörung der Anlagen des Schienengüterverkehrs sei ganze Arbeit geleistet worden. Im Ergebnis ist es daher kein Wunder, dass die Straßen sehr voll mit vielen LKW sind.
Vorhin habe ich in Tuttlingen beim Einkaufen noch Ansgar Börsig getroffen, der mir gesagt hat dass es bei ihm ohne Ende brummt. In Immendingen hat er das Verladegleis ausgemessen, kann aber wohl wegen Eigentum der DB Netz (Bahnhofsgleis?) dort baulich nichts verändern oder ausbauen. Aufträge gibt es jedenfalls genügend, ein Ausbau der Fridinger Lade- und Standkapazitäten (Anschlussgleis) wäre wohl angedacht.

Dadurch ist mir aufgefallen, dass er seine Homepage aktuell überarbeitet und erweitert: www.boelog.de

Re: Aulendorfer Knoten

Verfasst: Mi 29. Apr 2020, 07:47
von Vielfahrer
Hallo Fridinger,

mit Deinem Vergleich Immendingen - Aulendorf hast Du recht. In Aulendorf gibt es aber immerhin noch einen Bäcker, an dem ich wegen der guten Seelen und anderer regionaler Angebote eigentlich nie vorbei komme und zudem noch einen Zeitschriftenkiosk mit ganz üppigen Angeboten. Außerdem gibt es an den Aulendorfer Gleisen 1 bis 3 großzügige Überdachungen, die die Reisenden vor Regen wie vor Hitze schützen. Früher hatte der RAB (Bus) dort auch noch den Fahrkartenschalter betrieben. Da bin ich aber nicht mehr ganz auf dem Laufenden. Und Du hast recht, die Bushaltestellen am Bahnhof Aulendorf sind attraktiv, während der Immendinger Busbahnhof irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein scheint: Überdimensioniert und nix los! Immendingen dürfte in der Tat in allen Belangen also noch dürftiger sein. Ein weiterer Unterschied ist auch, dass sich der Ravensburger Mobilitätsausschuss sehr intensiv mit Aulendorf und der Situation dort befasst. Dass die Situation in Immendingen analog diskutiert worden wäre, ist zumindest an mir unbemerkt vorübergegangen. Lediglich die Stadt Immendingen hatte mal versucht, das Bahnhofsgebäude von der DB zu erwerben und war vom Gemeinderat ermächtigt worden, bis zu einem bestimmten Betrag an einer Versteigerung mitzubieten. Die kommunalen Vertreter waren aber recht rasch aus dem Rennen, denn ein chinesischer Mitbieter bekam zu einem erheblich höheren Preis letztlich den Zuschlag.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Aulendorfer Knoten

Verfasst: Mi 29. Apr 2020, 10:22
von Benutzer 786 gelöscht
Wann hat der Chinesische Mitbieter den Bahnhof Immendingen erworben?
Wo ist der Sinn dabei, einen Bahnhof zu kaufen um ihn anschließend zerfallen zu lassen....

Re: Aulendorfer Knoten

Verfasst: Mi 29. Apr 2020, 13:44
von Vielfahrer
Hallo Bahner,

genau weiß ich es nicht mehr, aber es dürfte so ungefähr 3 Jahre her sein, als der Bahnhof auf einer Sitzung in Berlin versteigert wurde. Wenn ein Chinese (mit einer höheren sechsstelligen Summe) was kauft, dann natürlich nicht, um es langfristig verfallen zu lassen. Er hat wohl eine Umnutzung des Gebäudes vor, die sich daran orientiert, dass in Immendingen das Prüf- und Testzentrum von Daimler-Benz viele Interessenten anlocken wird. Beispielsweise könnte ein findiger Chinese dort auf Konkurrenzprodukte aufmerksam machen usw. Sehr unwahrscheinlich ist, dass dort wieder ein Fahrkartenschalter eröffnet wird oder Warteräume für Fahrgäste und Pendler geöffnet werden.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Aulendorfer Knoten

Verfasst: Do 30. Apr 2020, 16:21
von Saugkreisdrossel
Vielfahrer hat geschrieben: Di 28. Apr 2020, 23:09 Hallo,

heute befasste sich in Weingarten der Mobilitätsausschuss des Ravensburger Kreistags u.a. mit dem Bahnhof Aulendorf. Dieser ist bekanntlich nicht barrierefrei ausgebaut und weist mit dem Gleis 4 , wo normalerweise nur die BOB hält, einen relativ kurzen und ausgesprochen schmalen Bahnsteig auf, der zudem nur über eine Fußgängerschranke erreicht werden kann. Dem Vernehmen nach gibt es eine von der Stadt Aulendorf finanzierte Planung, die aber ca. 8 Mio. Umbaukosten erfordert. Laut Mitteilung der NVBW steht Aulendorf auf einer Liste von 20 Bahnhöfen, die in den kommenden Jahren modernisiert werden sollen.
Das ist richtig, die Planung hierfür läuft, ich meine, dass mal der Zeitraum 2024/2025 im Raum stand.
Vielfahrer hat geschrieben: Mi 29. Apr 2020, 07:47 Hallo Fridinger,

mit Deinem Vergleich Immendingen - Aulendorf hast Du recht. In Aulendorf gibt es aber immerhin noch einen Bäcker, an dem ich wegen der guten Seelen und anderer regionaler Angebote eigentlich nie vorbei komme und zudem noch einen Zeitschriftenkiosk mit ganz üppigen Angeboten. Außerdem gibt es an den Aulendorfer Gleisen 1 bis 3 großzügige Überdachungen, die die Reisenden vor Regen wie vor Hitze schützen. Früher hatte der RAB (Bus) dort auch noch den Fahrkartenschalter betrieben. Da bin ich aber nicht mehr ganz auf dem Laufenden. ....
In Aulendorf gibt es auch noch eine Wartehalle, die zumindest werktags von 5 - 21.30 geöffnet ist (sogar zur Corona-Zeit). Der Schalter wird jetzt durch ein Reisebüro betrieben. Außerdem gibt es zumindest zeitweise noch einen Servicemitarbeiter, auch wenn die Besetzungszeiten etwas seltsam sind (zurzeit ist Corona-bedingt geschlossen).