27. Sitzung des Interessenverbands Südbahn
Verfasst: Mi 28. Okt 2020, 17:51
Hallo zusammen,
heute fand in der Gigelberghalle in Biberach die 27. Sitzung des Interessenverbands Südbahn statt. Sie war in 3 Teile gegliedert. Zunächst referierte ein Vertreter von DB-Netz über den Stand der Elektrifizierungsarbeiten entlang der Südbahn. Wie man ja unschwer feststellen kann, stehen bald alle Masten und bald hängt auch über all der Fahrdraht. Trotzdem dauert es noch ein gutes Jahr, bis die Strecke tatsächlich elektrisch befahren werden kann, weil eine Unzahl von „Kleinigkeiten“ noch durchzuführen ist, man also beispielsweise nicht einfach den Schalter umlegen und damit den Fahrdraht unter Strom setzen kann, sondern Abschnitt für Abschnitt die einzelnen Bereiche hochfahren muss. Dieser Prozess wird, beginnend Mitte nächsten Jahres, ca. 1 bis 2 Monate dauern. Es müssen Abnahmen und Feinjustierungen usw. vorgenommen werden und der Zeitplan bis zur Inbetriebnahme im Dezember 2021 ist eng, wird aber geschafft. Der Vertreter von DB-Netz zog als Beispiel einen Vergleich vom Hausbau herbei. Wenn das Haus gebaut ist, das Dach und die Fenster drauf sind, kann man natürlich noch nicht einziehen, erst dann, wenn alle Installationen usw. abschlossen sind und die letzten Maler ihre Arbeiten beendet hätten. So etwa müsse man sich die Elektrifizierung einer 120 km langen Strecke vorstellen. Insgesamt wurden 253 km Oberleitung gezogen, über 4000 Masten gesetzt und es wurden auch 38 Bahnübergänge umgebaut. Normalerweise sind Bahnübergangssanierungen schon für sich alleine einzelne zeitaufwändige Projekte, die hier mal so nebenbei im Rahmen einer Elektrifizierung mitzuerledigen waren. 35 Brücken mussten umgebaut werden, um entsprechende Durchfahrtshöhen für den Fahrdraht zu erzielen, darunter so bekannte Projekte wie der Abriss der Argenbrücke bei Langenargen und der Ersatz durch eine neue Konstruktion.
Aber die beste Botschaft ist gewesen, dass alles zeitgerecht fertig werden wird. Ebenso wird der elektrische Betrieb durchgehend bis Lindau aufgenommen. Die Gerichtsverhandlungen wegen der Klage gegen die Elektrifizierung haben stattgefunden. Die DB-Netz hat das Verfahren gewonnen, das schriftliche Urteil allerdings steht noch aus.
Danach kam das Ministerium für Verkehr zu Wort. Herr Hickmann erläuterte in seinem Beitrag die Grundprinzipien des zukünftigen Verkehrsangebots auf der Südbahn und ging auch darauf ein, dass das eigentliche Ziel noch nicht ab Ende 2021 erreicht wird, da nach den Erkenntnissen des Ministeriums S 21 Ende 2025 in Betrieb gehen wird, zeitgleich mit der Neubaustrecke Stuttgart – Wendlingen. Ab Ende 2022 wird nur der Abschnitt Wendlingen – Ulm incl. Bahnhof Merklingen in Betrieb gehen, die über die Neubaustrecke verkehrenden IRE-Züge werden in Wendlingen enden und in der Interimszeit bis 2025 einen Umstieg auf die von Tübingen nach Stuttgart fahrenden Züge erfordern.
Ab Ende 2025 dann kann das Betriebskonzept so umgesetzt werden, wie ursprünglich geplant. Es werden dann aber weitere Veränderungen bis ins Jahr 2030 und später kommen, da etwa die Elektrifizierung der Hochrheinstrecke oder der Bodenseegürtelbahn usw. sich auf das Fahrplangefüge auswirken werden.
Details zum Fahrplan wurden dann vom Fahrplanchef der NVBW, Herrn Maier und von Mitarbeitern des Verkehrsministeriums und der NVBW erläutert. Was genau hiervon nach außen kommuniziert wird, wird noch abgeklärt, zumal es sich ja nur um Übergangsverträge handelt und die eigentlichen Leistungen ab 2025 noch auszuschreiben sind. Die generelle Botschaft aber war, dass bis auf wenige Ausnahmen alle Züge elektrisch verkehren werden. Unter dem Strich jedoch kann man sagen, dass die vielen Erwartungen, die die Anlieger der Südbahn an die Elektrifizierung geknüpft haben, ziemlich vollständig erfüllt werden.
In einem dritten Punkt kam der frühere Konzernbevollmächtigte für Baden-Württemberg, Herr Ekkehard Fricke zu Wort. In neuer Funktion als Projektleiter für die Inbetriebnahme von Neubaustecken und anderen Großprojekten der DB erläuterte Herr Ficke die Zusammenhänge zwischen S 21, der Nordzufahrt mit einem neuen Tunnel (Fahrzeitverkürzung Mannheim – Stuttgart um 7 Minuten), der Digitalisierung des Knotens Stuttgart und auch der Neubaustrecke Wendlingen – Ulm. Hier gab es die klare Auskunft, dass die Talbrücke bei Wiesensteig bis Ende 2022 fertig werden wird, also zweigleisig. Bislang endet der Überbau der 2. Brücke auf halber Strecke. Er erläuterte, welche Fernverkehrslinien zukünftig über die Neubaustrecke verkehren werden und welche weiterhin im Filstal über Göppingen – Geislingen verbleiben. Das alles war anschaulich und gut nachvollziehbar dargestellt. Auch ging er auf den Deutschlandtakt ein, dessen 3. Entwurf nicht vollständig kompatibel mit den real umgesetzten Taktverkehren auf der Südbahn ist. Fricke meinte hierzu, dass es beim 3. Entwurf um ein Zielkonzept 2030 ging und man ja am Beispiel der Pandemie sehen könnte, was so alles bis dahin noch passieren kann. Es kam allerdings auch die Aussage, dass das Zugpaar IC 118/119 weiterhin über die Südbahn verkehren werde.
In den kommenden Tagen wird es zur Sitzung eine offizielle Pressemitteilung geben, aus welcher dann weitere Details entnommen werden können.
Viele Grüße vom Vielfahrer (aus Pfullendorf nach der Fahrt mit der Räuberbahn)
heute fand in der Gigelberghalle in Biberach die 27. Sitzung des Interessenverbands Südbahn statt. Sie war in 3 Teile gegliedert. Zunächst referierte ein Vertreter von DB-Netz über den Stand der Elektrifizierungsarbeiten entlang der Südbahn. Wie man ja unschwer feststellen kann, stehen bald alle Masten und bald hängt auch über all der Fahrdraht. Trotzdem dauert es noch ein gutes Jahr, bis die Strecke tatsächlich elektrisch befahren werden kann, weil eine Unzahl von „Kleinigkeiten“ noch durchzuführen ist, man also beispielsweise nicht einfach den Schalter umlegen und damit den Fahrdraht unter Strom setzen kann, sondern Abschnitt für Abschnitt die einzelnen Bereiche hochfahren muss. Dieser Prozess wird, beginnend Mitte nächsten Jahres, ca. 1 bis 2 Monate dauern. Es müssen Abnahmen und Feinjustierungen usw. vorgenommen werden und der Zeitplan bis zur Inbetriebnahme im Dezember 2021 ist eng, wird aber geschafft. Der Vertreter von DB-Netz zog als Beispiel einen Vergleich vom Hausbau herbei. Wenn das Haus gebaut ist, das Dach und die Fenster drauf sind, kann man natürlich noch nicht einziehen, erst dann, wenn alle Installationen usw. abschlossen sind und die letzten Maler ihre Arbeiten beendet hätten. So etwa müsse man sich die Elektrifizierung einer 120 km langen Strecke vorstellen. Insgesamt wurden 253 km Oberleitung gezogen, über 4000 Masten gesetzt und es wurden auch 38 Bahnübergänge umgebaut. Normalerweise sind Bahnübergangssanierungen schon für sich alleine einzelne zeitaufwändige Projekte, die hier mal so nebenbei im Rahmen einer Elektrifizierung mitzuerledigen waren. 35 Brücken mussten umgebaut werden, um entsprechende Durchfahrtshöhen für den Fahrdraht zu erzielen, darunter so bekannte Projekte wie der Abriss der Argenbrücke bei Langenargen und der Ersatz durch eine neue Konstruktion.
Aber die beste Botschaft ist gewesen, dass alles zeitgerecht fertig werden wird. Ebenso wird der elektrische Betrieb durchgehend bis Lindau aufgenommen. Die Gerichtsverhandlungen wegen der Klage gegen die Elektrifizierung haben stattgefunden. Die DB-Netz hat das Verfahren gewonnen, das schriftliche Urteil allerdings steht noch aus.
Danach kam das Ministerium für Verkehr zu Wort. Herr Hickmann erläuterte in seinem Beitrag die Grundprinzipien des zukünftigen Verkehrsangebots auf der Südbahn und ging auch darauf ein, dass das eigentliche Ziel noch nicht ab Ende 2021 erreicht wird, da nach den Erkenntnissen des Ministeriums S 21 Ende 2025 in Betrieb gehen wird, zeitgleich mit der Neubaustrecke Stuttgart – Wendlingen. Ab Ende 2022 wird nur der Abschnitt Wendlingen – Ulm incl. Bahnhof Merklingen in Betrieb gehen, die über die Neubaustrecke verkehrenden IRE-Züge werden in Wendlingen enden und in der Interimszeit bis 2025 einen Umstieg auf die von Tübingen nach Stuttgart fahrenden Züge erfordern.
Ab Ende 2025 dann kann das Betriebskonzept so umgesetzt werden, wie ursprünglich geplant. Es werden dann aber weitere Veränderungen bis ins Jahr 2030 und später kommen, da etwa die Elektrifizierung der Hochrheinstrecke oder der Bodenseegürtelbahn usw. sich auf das Fahrplangefüge auswirken werden.
Details zum Fahrplan wurden dann vom Fahrplanchef der NVBW, Herrn Maier und von Mitarbeitern des Verkehrsministeriums und der NVBW erläutert. Was genau hiervon nach außen kommuniziert wird, wird noch abgeklärt, zumal es sich ja nur um Übergangsverträge handelt und die eigentlichen Leistungen ab 2025 noch auszuschreiben sind. Die generelle Botschaft aber war, dass bis auf wenige Ausnahmen alle Züge elektrisch verkehren werden. Unter dem Strich jedoch kann man sagen, dass die vielen Erwartungen, die die Anlieger der Südbahn an die Elektrifizierung geknüpft haben, ziemlich vollständig erfüllt werden.
In einem dritten Punkt kam der frühere Konzernbevollmächtigte für Baden-Württemberg, Herr Ekkehard Fricke zu Wort. In neuer Funktion als Projektleiter für die Inbetriebnahme von Neubaustecken und anderen Großprojekten der DB erläuterte Herr Ficke die Zusammenhänge zwischen S 21, der Nordzufahrt mit einem neuen Tunnel (Fahrzeitverkürzung Mannheim – Stuttgart um 7 Minuten), der Digitalisierung des Knotens Stuttgart und auch der Neubaustrecke Wendlingen – Ulm. Hier gab es die klare Auskunft, dass die Talbrücke bei Wiesensteig bis Ende 2022 fertig werden wird, also zweigleisig. Bislang endet der Überbau der 2. Brücke auf halber Strecke. Er erläuterte, welche Fernverkehrslinien zukünftig über die Neubaustrecke verkehren werden und welche weiterhin im Filstal über Göppingen – Geislingen verbleiben. Das alles war anschaulich und gut nachvollziehbar dargestellt. Auch ging er auf den Deutschlandtakt ein, dessen 3. Entwurf nicht vollständig kompatibel mit den real umgesetzten Taktverkehren auf der Südbahn ist. Fricke meinte hierzu, dass es beim 3. Entwurf um ein Zielkonzept 2030 ging und man ja am Beispiel der Pandemie sehen könnte, was so alles bis dahin noch passieren kann. Es kam allerdings auch die Aussage, dass das Zugpaar IC 118/119 weiterhin über die Südbahn verkehren werde.
In den kommenden Tagen wird es zur Sitzung eine offizielle Pressemitteilung geben, aus welcher dann weitere Details entnommen werden können.
Viele Grüße vom Vielfahrer (aus Pfullendorf nach der Fahrt mit der Räuberbahn)