Unterwegs mit RAB-RS1 und SAB-NE 81 auf der Alb

Strecken in Baden-Württemberg, die unten nich aufgeführt sind.
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Vielfahrer
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Unterwegs mit RAB-RS1 und SAB-NE 81 auf der Alb

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

von einer Fahrt zu einer Besprechung heute im alten Rathaus in Laichingen zum Thema Bahnhof Merklingen möchte ich Euch berichten.

Pünktlich auf die Sekunde kam die Ammertalbahn am Tübinger Westbahnhof aus Richtung Herrenberg an, als Ziel stand jedoch nicht Bad Urach auf dem Zug, sondern Tübingen Hbf. Offenbar wurde die Zugleistung im Laufe dieses Fahrplans in Tübingen gebrochen, d.h. man muss neuerdings umsteigen. Ich also raus aus der Ammertalbahn (an Gleis 1 im Tübinger Hbf und schnell durch die Unterführung zum Gleis 2, wo der Zugteil nach Bad Urach abfahren solle. Da der normale Aufenthalt in Tübingen nur 2 Minuten beträgt, bin ich (und ca. 5 andere) in Windeseile die Treppen runter und auf der anderen Seite wieder rauf. Aber wir trauten unseren Augen nicht. 5 Sekunden vor der fahrplanmäßigen Abfahrt setzte sich der Zug nach Bad Urach in Bewegung. Für eine mutwillig gebrochene Zugleistung meines Erachtens ein starkes Stück der hierfür Verantwortlichen.

Der nächste Zug fährt von Reutlingen bis Stuttgart ohne Halt, bringt also für Bad Urach nichts. Ich bin dann mit Abellio nach Metzingen gefahren. Der Triebwagen stand auf einem Abstellgleis und ist dann erst 3 Minuten vor der fahrplanmäßigen Abfahrt in Richtung BW gefahren, aber nicht mehr zurückgekommen. Irgendwann zeigte die Informationstafel an, dass heute mir 5 Minuten Verspätung zu rechnen sei. Es waren dann immerhin 11 Minuten Abgangsverspätung für Abellio in Richtung Heilbronn. Kein Wunder, dass DB-Netz ab Dezember 2022 zwischen Plochingen und Wendlingen eine mangelhafte Betriebsqualität prophezeit. Ich dachte immer, dass die Bauarbeiten in Stuttgart die Pünktlichkeit negativ beeinflussen, aber heute war es Tübingen selbst, das Verspätungen produziert hat, nicht zum ersten Mal, wie mir andere Pendler, die da jeden Tag mitfahren, berichteten.

In Metzingen war die Bahn nach Bad Urach natürlich längst weg, sie kam schon aus der Gegenrichtung fast wieder zurück. Also musste ich einen Bus des RAB nehmen. Absolut vorbildlich fuhr die Busfahrerin 3 Minuten vor der fahrplanmäßigen Abfahrt an den Bussteig und ca. 15 Fahrgäste konnten in Ruhe einsteigen und teilweise noch Fahrscheine erwerben. Pünktlich war dann die Abfahrt und dank einer umsichtigen Fahrweise waren wir auch pünktlich – trotz starkem Verkehr am Busbahnhof in Bad Urach, wo ich den nächsten Bus (von nur ganz wenigen am Tag in Richtung Laichingen) nehmen wollte. Der Anschluss war ungefährdet, da ich 23 Minuten warten musste, so dass es nebenan im REWE noch für einen Kaffee gereicht hat.

Wiederum 3 Minuten vor der fahrplanmäßigen Abfahrtszeit kam der RAB-Bus an den Bussteig und außer mir sind noch 7 andere Fahrgäste eingestiegen. Der Bus fuhr dann allerdings nicht pünktlich los, weil der Fahrer auf die Bahn aus Tübingen gewartet hat, die einige Minuten Verspätung hatte. Erst als aus der Unterführung vom Bahnsteig keine Fahrgäste mehr zu sehen waren, fuhren wir mit 5 Minuten Verspätung in Bad Urach ab. Es sind 10 Fahrgäste vom Zug kommend umgestiegen, jedoch nicht in meinen Bus nach Laichingen sondern in den Regiobus nach Münsingen.

Über den steilen Albaufstieg bei Wittlingen erreichten wir Hengen und ab dort war ich dann der einzige Fahrgast im Bus. Nichts los in Böhringen, nichts in Zainingen, wieder nichts in Donnstetten. Der Busfahrer fragte mich, wohin ich den wolle und als ich ihm sagte, dass ich nach Laichingen fahren möchte und in Westerheim von seinem Bus (Ankunft Rathaus Haltestelle Richung Ost) auf den Anschlussbus nach Laichingen (Abfahrt Haltestelle Rathaus Richtung West) umsteigen müsse, meinte er, dass die Fahrpläne neuerdings geändert worden wären. In seinem Dienstplan stünde jetzt, dass er bis Herrlingen im Blautal fahren müsse, ich könnte also sitzenbleiben, entgegen den Fahrplaninformationen. In Westerheim sind dann etliche Fahrgäste zugestiegen und er dürfte fast einen Hunderter umgesetzt haben. Den Reisenden gab er qualifizierte Aukünfte und eine Kundin, der er für eine Tageskarte 12,50€ abnehmen musste, gab ihm 15.- € und meinte, den Rest solle er behalten. Und als letzter Zusteiger kam noch ein Schwarzer, der auf seinem Handy eine Monatskarte hatte, allerdings die vom Februar. Höflich wies der Fahrer ihn darauf hin, dass er ihn am 2. des Monats nicht mehr mit dieser Fahrkarte mitnehmen könne. Er müsse einen Einzelfahrschein oder eine neue Monatskarte kaufen. Da er kein Geld dabei hatte, sprang die freundliche Damen vor und bezahlte dem Schwarzen die Busfahrt nach Laichingen. So etwas habe ich bislang nicht oft erlebt. Über Feldstetten erreichten wir dann Laichingen und ich kam glücklicherweise nur leicht verspätet zur Sitzung, weil ich mir ja angewöhnt habe, zu allen Terminen immer eine frühere Verbindung zu wählen als die letzte.

Auf der Sitzung haben wir uns dann ausführlich über die zukünftige Bedienung des Bahnhofs Merklingen usw. unterhalten, ebenso über die Veränderungen auf der Filstalbahn, der Ermstalbahn und der Donautalbahn sowie über die Busverbindungen, die ab Laichingen in diese Richtungen geplant sind.

Nach der Sitzung bin ich dann im PKW noch über Feldstetten – Ennabeuren – Ingstetten und Justingen nach Schelklingen mitgefahren, um unterwegs noch was anzusehen. Punkt 13 Uhr war ich in Schelklingen, und zu meiner Freude stand auf dem Fahrplan die Schwäbische Albbahn um 13:23 nach Gammertingen. Sie kam auch pünktlich aus Ulm, während der RE aus Donaueschingen (218 mit 3 Dosto) 5 Minuten Verspätung mitbrachte. Die Schwäbische Albbahn hat auf den Anschluss gewartet, gekommen ist aber niemand. Der Zug bestand aus 2 NE 81 und hatte außer 3 Mann von der Schwäbischen Albbahn außer mir nur noch einen Fahrgast, der bereits in Schmiechen Albbahn ausgesteigen ist. Sämtliche Halte bis Münsingen waren ohne Fahrgastwechsel, so dass ich mich schon gefragt habe, ob so was gut geht. In Münsingen kamen dann 5 Fahrgäste, aber bereits ab Marbach war der Zug wieder eine Fahrt für mich alleine. Das blieb dann so bis Trochtelfingen Albgold, wo 1 Fahrgast zugestiegen ist und mit mir in Gammertingen den Zug verlassen hat. Anschlüsse in Gammertingen waren natürlich Fehlanzeige, dafür standen im BW dann doch einige Triebwagen herum, u.a. die zwei übrig gebliebenen HzL-RegioShuttle, die es nicht nach Tschechien geschaff haben, ferner ein Lint und eben die beiden NE 81 der SAB sowie eine Güterzuglok.
Um 16:16 Uhr ging es dann von Gammertingen mit einem von Sigmaringen kommenden Lint gen Hechingen. Besetzung ab Gammertingen war bei rund 10 Fahrgästen. Unterwegs bis Hechingen gab es kaum Fahrgastwechsel, dafür zahlreiche Langsamfahrstellen. Und in Hechingen ging es dann mit der HzL weiter nach Tübingen, wo wir pünktlich angekommen sind.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Vielfahrer
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Re: Unterwegs mit RAB-RS1 und SAB-NE 81 auf der Alb

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

kennt vielleicht jemand zufällig den Diskussionsstand in Sachen Reaktivierung der Schwäbischen Albbahn. Mir ist natürlich klar, dass zwischen (Ulm -) Schelklingen, Münsingen und Gammertingen schon heute Züge nach Fahrplan verkehren, die Strecke ist aber dennoch im Reaktivierungsprogramm des Landes enthalten, weil es ja darum gehen sollte, einen verlässlichen Stundentakt einzurichten. Dazu muss die Strecke logischerweise auf Vordermann gebracht werden, denn im 30 km/h-Tempo, in dem man heute ungefähr unterwegs ist, wird das mit der Verkehrswende nicht klappen. Zielsetzung sollte schon sein, dass man deutlich schneller als die Busverbindung parallel zur Schiene ist, also eine Reisezeit zwischen Münsingen und Ulm deutlich unter einer Stunde erzielt werden kann. Im Zusammenhang mit dem neuen Buskonzept für Merklingen, das ja die Busverbindung Münsingen - Laichingen - Merklingen einbezieht, benötigt man mit Bus und Bahn incl. einer ca. 8-minütigen Umsteigezeit in Merklingen vom Bus auf die Bahn oder umgekehrt etwa 1 Stunde 10 Minuten. Das ist etwas mehr als die direkten Züge Münsingen - Ulm heute benötigen. Wenn diese aber deutlich unter einer Stunde benötigen würden, wäre das eine gute Voraussetzung, um aus dem Raum Münsingen nach Ulm deutlich mehr Potential - und nicht nur im Schülerverkehr - zu gewinnen.

Voraussetzung für eine Reaktivierung ist ja eine Reaktivierungsstudie, deren Ergebnis in etwa einer standardisierten Bewertung entsprechen sollte, also an Betriebskonzept entwickeln, die Investitions- und Betriebskosten abschätzen und den Nutzen quantifizieren sollte, um daraus einen möglichst über 1,0 liegenden Nutzen-Kosten-Faktor zu ermitteln, der wiederum die Grundvorausssetzung dafür ist, dass die Mittel aus dem Bundes-GVFG fließen können. In einer gestrigen Pressemitteilung des Bundes zur Reaktivierung von Strecken heißt es:

Durch die Reaktivierung von Bahnstrecken können Impulse für den ländlichen Raum gesetzt und Stadt-Umland-Gebiete besser erschlossen werden. Der Bund hat daher für die Reaktivierung von Bahnstrecken in dieser Legislaturperiode wichtige finanzielle und rechtliche Voraussetzungen geschaffen.

Scheuer:

Um unsere Klimaziele zu erreichen, brauchen wir flächendeckend eine starke Schiene. Auch das Reaktivieren von Bahnstrecken kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Der Bund stellt den Ländern Mittel in Rekordhöhe bereit, mit denen sie in die Infrastruktur investieren und den Nahverkehr finanzieren können. Damit ermöglicht der Bund, Strecken wieder in Betrieb zu nehmen, wenn die Konzepte tragfähig und wirtschaftlich sind. Ich begrüße, dass die Deutsche Bahn und ihre Partner zusammen mit dem Bund hierfür sehr konkrete Wege aufzeigen.

Seehofer bekräftigt dies aus heimatpolitischer Perspektive:

Gute Bahnverbindungen sind unverzichtbar für Mobilität, insbesondere in ländlichen Regionen. Die Wiederbelebung stillgelegter Bahnstrecken bringt Stadt und Land wieder näher zusammen. Das ist gelebte Heimatpolitik, damit die Menschen auf Dauer dort leben können, wo sie leben wollen.

Streckenstillegungen erfolgten in der Vergangenheit im Wesentlichen aus betriebswirtschaftlichen Gründen, insbesondere wenn zu wenig Fahrgäste die Angebote nutzten. Zur Reaktivierung müssen die Länder prüfen, ob es vor Ort Bedarf für neue Verkehrsangebote gibt und wie die zu reaktivierende Strecke in ein vorhandenes Mobilitätskonzept integriert werden kann.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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