Bahnverkehr im Raum Ulm - Oberschwaben wird attraktiver

Strecken in Baden-Württemberg, die unten nich aufgeführt sind.
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Vielfahrer
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Bahnverkehr im Raum Ulm - Oberschwaben wird attraktiver

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

einen weiteren Schwerpunkt im Angebotsausbau auf der Schiene im Land Baden-Württemberg wird der Raum Ulm – Oberschwaben in den kommenden Jahren werden, berichtet die Schwäbische Zeitung über Gespräche eines Abgeordneten und des Landrats des Alb-Donau-Kreises mit dem Land.

Ab Ende dieses Jahres wird die Südbahn ja elektrisch verkehren und das Land hat für die einzige Station im Alb-Donau-Kreis, die Gemeinde Erbach, zusätzliche Zughalte schneller Züge zugesagt, um insbesondere die Verbindung an den Bodensee ab Erbach zu verbessern. Damit wird ein in den zurückliegenden Jahren heftig und kontrovers diskutiertes Problem "entgiftet". Nach Ulm und nach Stuttgart sei das nicht notwendig, so Landrat Heiner Scheffold. Da würden die Fahrgäste in Ulm ohnehin vorteilhaft auf die viel schnelleren Züge über die Neubaustrecke umsteigen. Verbesserungen ergeben sich durch die Inbetriebnahme der Neubaustrecke ab Dezember 2022 auch aus Oberschwaben und dem Ulmer Raum in Richtung Reutlingen/Tübingen, wenn man in Wendlingen umsteigt.

Konsequent vorangetrieben werden soll der Ausbau der Regio-S-Bahn Donau-Iller. Alle Strecken sollen einen 30-Minuten-Takt erhalten, der in den Hauptverkehrszeiten verdichtet werden soll. Voraussichtlich ab Ende 2022 wird dies in Richtung Blaubeuren umgesetzt, später dann soll das Angebot in Richtung Ehingen – Munderkingen – Riedlingen (- Sigmaringen) erweitert werden. In Richtung Weißenhorn wird voraussichtlich an Ende 2023 zu den Hauptverkehrszeiten auf der vor 8 Jahren reaktivierten Bahnlinie der 30-Minuten-Takt eingeführt und zugleich werden die ins Umland führenden Buslinien dann angepasst. Das vom Landkreis Neu-Ulm in Auftrag gegebene Klimaschutzprogramm sieht vor, den Verkehr stärker als bislang auf die regionalen Schienenstrecken auszurichten und bestmöglichst mit der Bahn zu vernetzen. Da auf Ende 2023 die zum Start der Bahnreaktivierung nach Weißenhorn neu vergebenen Konzessionen auslaufen, sollen zu diesem Zeitpunkt neue klimaschutzgerechte ÖV-Strukturen greifen. Ein sehr spannendes Thema!

Bis 2022 soll auch über eine Elektrifizierung der Strecke Sigmaringen – Herbertingen – Aulendorf – Kißlegg politisch entschieden werden. Der Landkreis Sigmaringen setzt sich ja vehement für eine Elektrifizierung des Abschnitts Albstadt-Ebingen – Sigmaringen ein, um weiterhin umsteigefreie Verbindungen zwischen Stuttgart, Tübingen/Reutlingen und Sigmaringen nutzen zu können. Und auch im Bereich Aulendorf – Kißlegg ist die Elektrifizierung des Abschnitts Aulendorf – Kißlegg im Zuge eines Bodo-Ringzugs bzw. einer Regio-S-Bahn Oberschwaben ein seit einigen Monaten intensiv diskutiertes Thema zwischen Region, Landkreis und Land. Aktuell hat das Land ein Gutachten in Auftrag gegeben, welches für ein gutes Dutzend Strecken die Frage prüft, wie der Ausstieg aus dem Dieselverkehr am günstigsten rasch umsetzbar ist. Das Gutachten soll im Laufe des Jahres 2022 vorliegen. Bei Lückenschlüssen (z.B. zwischen Kißlegg und Aulendorf) könnte eine Umstellung auf elektrischen Verkehr vorteilhaft sein, insbesondere deshalb, weil dann alle weiterführenden Strecken, z.B. nach Ravensburg – Friedrichshafen, wohin starke Verkehrsströme führen und die Infrastruktur bereits elektrifiziert ist.
Der Raum Ulm drängt weiter auf eine möglichst rasche Elektrifizierung der westlichen Bodenseegürtelbahn, also den Abschnitt Friedrichshafen - Radolfzell, um wieder zu attraktiven und umsteigefreien Verbindungen in die Schweiz zu kommen.

Initiativen gibt es auch auf Abschnitten, die das bestehende Bahnnetz ergänzen könnten. So hat sich die Stadt Isny, die früher aus Richtung Kempten und aus Richtung Leutkirch an die Bahn angeschlossen war, nicht damit abgefunden, dass ein Gutachten des Landes einer möglichen Reaktivierung der abgebauten Strecke Isny - Leutkirch nur 470 Fahrgäste pro Tag, also viel zu wenig für einen stündlichen Schienenverkehr, zugesprochen hat. Aus diesem Grund haben die Städte Isny und Leutkirch eine Untersuchung über die vorhandenen Potentiale dieser Strecke in Auftrag gegeben, welches in den kommenden Wochen vorgestellt werden soll.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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