Ausschreibung für Dieselbetrieb mit Neigetechnik

Alles zur Strecke Basel - Waldshut - Schaffhausen - Singen kann hier rein.
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lepus maritimus
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Ausschreibung für Dieselbetrieb mit Neigetechnik

Beitrag von lepus maritimus »

Hallo Forum,

die SPNV-Ausschreibung des Landes Baden-Württemberg für das sogenannte Netz 5 Donau-Ostalb finde ich sehr interessant:

In diesem Ausschreibungspaket, das am 30.12.14 veröffentlicht wurde, ist nun etwas überraschend auch die Hochrheinbahn mit der IRE-Linie Basel – Singen – Friedrichshafen (- Ulm / Lindau) im Paket mit allen anderen Diesel-Neigetechnik-Strecken des Landes enthalten. Die Laufzeit soll 2016 beginnen und 10 Jahre bis zum Jahr 2026 dauern.

Die Schweizer Seite (die auf eine Elektrifizierung und anschließend auf einen Betrieb durch die SBB Deutschland gehofft hatte), scheint von dieser Ausschreibung etwas überrumpelt worden zu sein. Dazu gibt es einen interessanten Artikel in der Baseler Zeitung:
Neue Bahnstrecke: Künftiger Dieselbetrieb bremst die SBB aus
Die Bahnstrecke Basel–Schaffhausen soll zwar elektrifiziert werden, dennoch läuft jetzt eine Ausschreibung für Dieseltriebwagen.


Nun ist es offiziell: Die Bahnstrecke Basel Badischer Bahnhof–Waldshut– Schaffhausen und von dort weiter nach Singen, Konstanz, Friedrichshafen und Ulm/Lindau ist im Amtsblatt der EU ausgeschrieben. Gesucht wird ab Dezember 2016 für zehn Jahre ein neuer Betreiber. «Es sind Dieseltriebwagen mit Neigetechnikausrüstung erforderlich», heisst es in der Beschreibung.

Derzeit wird die Strecke von der deutschen DB Regio gefahren, und es sieht so aus, dass dies auch weiter der Fall sein wird. Die SBB Deutschland GmbH, die zur allgemeinen grossen Zufriedenheit seit 2003 die Regio-S-Bahn von Basel über Lörrach ins Wiesental nach Zell betreibt, hat in der Vergangenheit zwar durchaus ihr Interesse an der Strecke bekundet, aber dies laut Willi Rehmann, Präsident von Pro Bahn NWCH, von ihrer Elektrifizierung abhängig gemacht. Ein Dieselbetrieb interessiere sie nicht.

Die SBB selbst äusserten sich so: «Wir klären aktuell im Detail, was die Ausschreibung genau beinhaltet und wie weit es sich darin ausschliesslich um Diesel-Strecken handelt. Fakt ist aber: Der Betrieb von Dieselzügen gehört nicht zum Kerngeschäft der SBB», teilte Mediensprecherin Lea Meyer mit.

Tatsächlich ist die Modernisierung der Strecke zwischen Basel Badischer Bahnhof und Schaffhausen seit vielen Jahren Thema. Erste Kostenschätzungen lagen 2009 vor. Diese haben sich in der Zwischenzeit auf 160 Millionen Euro verdoppelt, und auch der Zeithorizont hat sich ständig verschoben. Ging man erst noch von einer Fertigstellung Ende 2016 aus, also rechtzeitig zur Ausschreibung, war vor zwei Jahren von Ende 2018 die Rede. Heute erscheint auch dieses Datum unwahrscheinlich.

Mehr unter http://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt ... -128722960


Kennt jemand die Fahrpläne der IRE-Züge ab dem Fahrplanjahr 2016/2017? Spätestens mit der Drehung des IC Stuttgart - Singen - Zürich fällt ja der schöne Nullknoten in Singen auseinander, und das würde die Möglichkeit eröffnen, die IRE-Linie umzuplanen.

Übrigens: Neben der Hochrheinbahn umfasst diese Ausschreibung des Netzes 5 (siehe http://ted.europa.eu/udl?uri=TED:NOTICE ... HTML&src=0) mit einem Volumen von rund 6,6 Mio Zugkilometer/Jahr auch die heutigen Neigetechnik-Strecken Ulm – Aalen, Neustadt (Schwarzw) – Donaueschingen – Sigmaringen – Ulm, Neustadt (Schwarzw) – Villingen (Schwarzw) – Rottweil, Stuttgart – Tübingen – Aulendorf und Tübingen – Horb. Laut Ausschreibungstext sind Dieseltriebwagen mit Neigetechnikausrüstung (kennt jemand Details bezüglich maximalem Alter? Sind 611 dann noch erlaubt?) erforderlich.


Viele Grüße
L.M.
Gleisexperte
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Re: Ausschreibung für Dieselbetrieb mit Neigetechnik

Beitrag von Gleisexperte »

Hallo,

da die 611 nach jetziger Planung bis in vier Jahren ausgemustert werden sollen, wird die DB dann wohl diesellokbespannte Wagen am Hochrhein einsetzen. Hoffentlich nicht die alten Silberlinge anhängen oder alte Dosto mit Hühnerleitereinstieg.

Es grüßt
Gleisexperte
lepus maritimus
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Ausschreibungsfahrplan Hochrhein mit Neigetechnik

Beitrag von lepus maritimus »

Hallo Experte,

da liegst du falsch:

"Die Bahn" wird jene Fahrzeuge einsetzen, die den Vorgaben des Landes für die Ausschreibung entsprechen. Bei den Ausschreibungen wird ja den Eisenbahnunternehmen vom Land immer ein konkreter Fahrplan vorgegeben.

Das Land wird dem Vernehmen nach für die Hochrheinstrecke weiterhin einen beschleunigen IRE-Fahrplan vorgeben, der nur mit Neigetechnikzügen (oder theoretisch mit extrem beschleunigungsstarken Elektrozügen) eingehalten werden kann. Wie man hört, soll es beim heutigen Fahrplan bleiben, also Abfahrt Singen ca. zur vollen Stunde, Ankunft in Basel jeweils "viertel Nach" mit Anschluss an die ICE-Züge von Basel Bad. Ri. Karlsruhe.

Und wie man weiter hört, sollen die alten 611-Triebwagen durch etwas neuere Neitech-612 ersetzt werden. Die laufen ja schon erfolgreich zwischen Sigmaringen, Tübingen und Stuttgart und haben den Vorteil, dass sie in der 2. Klasse mehr Sitzplätze bieten als die 611. Die 612-Triebwagen sind ja in vielen andere Netzen überflüssig geworden und somit viele überzählig (z.B. wurden die 612 verdrängt auf den Linien Dresden - Hof, Frankfurt - Saarbrücken, Hannover - Halle).

Also nix mit Silberlingen oder Hühner-Dosto...

Viele Grüße
L.M.
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Re: Ausschreibung für Dieselbetrieb mit Neigetechnik

Beitrag von KBS720 »

Hallo,

wird sicher auf 612 rauslaufen. Es wurden erst letztens sogar 4 612 ins Stillstandsmanagment gefahre, von dem her kriegt man sicher noch 612 zusammen.

Grüße Andreas
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Re: Ausschreibung für Dieselbetrieb mit Neigetechnik

Beitrag von Gleisexperte »

Lieber leptus maritimus,

habe nur diese Idee entwickelt, da ich von Bahnseite das Ende er 611er hörte. Kann mir kaum vorstellen, dass die DB mit neuem Material aufwartet. 612 ist ja auch nicht erb letzte Schrei.

Es grüßt der
Gleisexperte
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Re: Ausschreibung für Dieselbetrieb mit Neigetechnik

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Gleisexperte,

soweit mir bekannt ist, bemüht man sich am Hochrhein nach wie vor um eine Elektrifizierung. Ich habe auch von der Idee gehört, Wagenzüge mit Diesellok einzusetzen, die man zum Zeitpunkt einer Elektrifizierung dann auf E-Traktion umstellen könnte. Ob das mit der Elektrifizierung so weit weg ist, wie man gemeinhin hierzulande denkt, da bin ich mir nicht so ganz sicher. In der kapitalstarken Schweiz sind angeblich inzwischen Negativzinsen auf größere bei Banken eingelagerte Summen zu bezahlen. Da könnte man doch auf die Idee kommen, anstatt Negativ-Zinsen eine sinnvolle Investition zu tätigen und die (zinslose) Rückzahlung dann über den laufenden Betrieb nach dem Vorbild des Bundesschienenwegeausbaugesetzes durchzuführen. Dies ist zwar hierzulande ausgebucht, aber wenn von Schweizer Seite kostenlose Kredite verfügbar wären, so könnte man doch loslegen und dem Dieselverkehr mit VT 611/612 mit recht schlechtem Image ein frühzeitigeres Ende bereiten.

Viele Grüße vom Vielfahrer
lepus maritimus
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Re: Ausschreibung für Dieselbetrieb mit Neigetechnik

Beitrag von lepus maritimus »

Hallo Experten,

nochmal: Die DB (und jede andere Eisenbahn) wird mit dem Material aufwarten, das die Ausschreibungsbedingungen erfüllt. Und zu den Ausschreibungsbedingungen zählt der Fahrplan. Und der Fahrplan für die Hochrhein Ausschreibung sieht eben Neigetechnik-Fahrzeiten vor, die mit einem Lok-Wagenzug-Produkt nicht zu halten sind.

Also wird es beim Hochrhein die nächsten Jahre über 2016 hinaus bei Neigetechnik bleiben, statt 611 dann aber 612. Alle anderen Ideen sind vorerst einmal "gestorben"


LG
L.M.
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