Nutzen statt Besitzen

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Vielfahrer
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Nutzen statt Besitzen

Beitrag von Vielfahrer »

Am 10. April veranstaltete die Neue Zürcher Zeitung im Rahmen des NZZ Podiums Baden-Württemberg einen Diskussionsabend über "Das Automobil", an welchem Winfried Hermann, Verkehrsminister in Baden-Württemberg, teilgenommen hat. Heute druck die NZZ nun seinen lesenswerten Beitrag als Gastkommentar ab.

Über die Zukunft des Autos und der Mobilität gab es schon manche Fehlprognose. So glaubte Gottlieb Daimler, dass die "weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen eine Million nicht überschreiten wird - allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren". Der letzte deutsche Kaiser war zu Beginn des 20. Jahrhunderts davon überzeugt, dass sich das Auto nicht durchsetzen werde, weil das Pferd eindeutige Vorteile habe. 120 Jahre später dominieren 1,2 Milliarden Fahrzeuge weltweit das Verkehrsgeschehen. Das Auto ermöglichte Freiheit und Mobilität, Arbeitsplätze und Wohlstand. Der Siegeszug war allerdings auch ziemlich blutig. Über 100 Millionen Menschen verloren mit und durch das Auto ihr Leben.

Mittlerweile steht sich das "Erfolgsmodell Auto" in vielen Ballungsräumen selbst im Weg. 23 Stunden am Tag parkt es ungenutzt an Strassen und beansprucht wertvollen Raum. Um 75 Kilogramm Mensch zu transportieren, braucht es 1,5 bis 2 Tonnen Material. Durchschnittlich werden 1,2 Menschen pro Fahrt bewegt. In Deutschland verfügen alle Autos zusammen über 250 Millionen Sitze, es gibt aber nur 82 Millionen Einwohner. In vielen Ländern trägt der Verkehr einen großen Anteil zum CO2-Ausstoß bei. In Baden-Württemberg kommt ein Drittel der Treibhausgasemissionen aus dem Verkehr, mehr als die Industrie, das Wohnen oder die Energieversorgung jeweils emittieren.

Der Klimawandel schreitet unaufhaltsam voran. Ihn abzubremsen, bei gleichzeitiger Sicherung der Mobilität, ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Die Megatrends Digitalisierung und Elektrifizierung zu nutzen und neue Konsum- und Verhaltensmuster zu unterstützen, ist Ziel der Landesregierung. Die hierfür notwendige Verkehrswende läßt sich nur herbeiführen, wenn Mobilität umwelt- und klimaverträglich, sicher und sozialverträglich organisiert wird und alle verfügbaren Technologien genutzt werden. "Nutzen statt Besitzen" könnte, auch dank der Digitalisierung, zur neuen Leitidee werden. Den damit einhergehenden Transformationsprozess müssen Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam stemmen.

Hierzu hat die grün-schwarze Landesregierung einen Strategiedialog Automobilwirtschaft initiiert. In dem auf sieben Jahre angelegten Dialogprozess sind die Automobilwirtschaft, alle Bereiche der Mobilität und die Zivilgesellschaft eingebunden. Nur gemeinsam ist es möglich, Anforderungen, die sich aus dem Pariser Klimaabkommen ergeben, umzusetzen. Die Ziele sind klar: bis 2050 klimaneutrale Mobilität, 42 Prozent weniger CO2-Emissionen als Zwischenziel bis 2030. Umgesetzt werden kann dies in baden-Württemberg entlang vier konkreterer Ziele, die die Vuerkehrswende regional voranbringen und helfen, die globalen Klimaschutzziele zu erreichen:

1. Öffentlichen Personennahverkehr verdoppeln: Die Fahrgastzahlen können verdoppelt werden, wenn der Ausbau von Bahnen und Bussen und der dafür notwendigen Infrastruktur konsequent vorangetrieben wird, besonders im ländlichen Raum. Flexible und bedarfsorientierte Angebote helfen, einen Stundentakt im ganzen Land zu etablieren. Gut designte Fahrzeuge, attraktive Verbindungen, preiswerte Tickets und einfache Tarife tragen dazu bei, das gesteckte Ziel zu erreichen.

2. Ein Drittel weniger Autos:Ein Drittel weniger städtischer Autoverkehr gelingt, wenn Innenstädte weitestgehend vom motorisiertem Individualverkehr frei gehalten werden. Frei werdende Flächen bieten Raum für umweltfreundliche Verkehrsmittel, Radabstellmöglichkeiten, Car-Sharing-Stellplätze oder können durch Umwidmung die Lebens- und Aufenthaltsqualität erhöhen.

3. Mindestens jedes dritte Auto klimaneutral: Im Jahr 2030 muss mindestens ein Drittel der Autos mit klimaneutralen Antrieben bzw. Kraftstoffen fahren. Dies können Elektro-, Brennstoffzellenfahrzeuge oder auch Hybride auf Basis regenerativer Energien sein. Parallel dazu muss der Aus- und Umbau der Ladeinfrastruktur zügig voranschreiten.

4. Jeder zweite Weg mit dem Rad oder zu Fuss: Bis 2030 soll im Landesdurchschnitt der Anteil des Radverkehrs auf 20 Prozent und des Fußverkehrs auf 30 Prozent der Wege erhöht werden. Hierfür wird das Projekt "Radnetz" systematisch ausgebaut und durch Radschnellwege ergänzt. Fußverkehrs-Checks und die konsequente Ausrichtung auf die "Stadt der kurzen Wege" tragen dazu bei, dass zu Fuss gehen attraktiver wird.

Zusätzlich müssen auch Bund und EU den Verkehrssektor und die Mobilität umwelt- und klimaneutral umbauen. Hierfür sind neue Steuerungsinstrumente nötig. Auch eine CO2-Bepreisung ist zwingend. Um die Mobilität in der Zukunft zu sichern, müssen endlich in Europa und in den Nationalstaaten die Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass die Verkehrswende zur klimafreundlichen Mobilität gelingt.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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KBS720
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Re: Nutzen statt Besitzen

Beitrag von KBS720 »

Hallo,

Gott sei Dank betrifft dieser ganze Städler Schwachsinn nicht. Radschnellwege, deswegen fährt ein Radfahrer nicht auf einmal schneller *xD*
Warum die Leute alle mit dem Auto in die Stadt fahren wollen, verstehe ich eh nicht *bekloppt* . Mir graust es schon jedes mal durch Freiburg, wobei Stuttgart, Tübingen und teilweise Reutlingen sind auch furchtbare "Ortsdurchfahrten", aber mangels passender Straßen geht es oft nicht anders. Das Thema Klimaneutrale Auto ist trotzdem eine Milchmädchen Rechnung solange diese nicht vom Himmel fallen.

Grüße Andreas
*schaffner* Das Bahnkutscher Wiki last update Juni 2014
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Benutzer 786 gelöscht

Re: Nutzen statt Besitzen

Beitrag von Benutzer 786 gelöscht »

Ich würde mir wünschen ein ÖPNV Angebot wie in einer Großstadt zu haben.
Das Auto würde ich dann sofort verkaufen und ein Haufen Geld sparen.

Aber mangels Gleisanschluss meines Wohnortes Bad Dürrheim und starre Busverbindungen, die teilweise nicht auf den Bahnverkehr abgestimmt sind (Busankunft 07.50 zeitgleich mit Abfahrt der Schwarzwaldbahn Richtung Karlsruhe) sowie im Winter unpünktlichkeit der Busse machen mir das unmöglich.

Speziell für Verspätungen im Winter ist mir natürlich bewusst, dass der Betreiber nichts dafür kann, nützt mir aber nichts wenn ich 3 mal pro Woche zu spät zur Arbeit kommen würde und minutenlang bei Eiseskälte unwissentlich wann der Bus tatsächlich kommt an der Haltestelle stehe.
Bei einem 10-15-minuten Takt könnte man ja einfach eine frühere Verbindung nehmen.
Bei teilweise über 30 Minuten zur Verbindung davor macht man das aber nicht.
Da ist das Auto schon ein riesen Vorteil wenn ich weiß, dass ich aufgrund schlechter Straßenbedingungen einfach 15 Minuten früher aus dem Haus gehe.

Klimaneutrale Autos werden erst so richtig auf dem Markt angenommen, wenn es überall dementsprechende Infrastruktur sprich Ladestationen gibt und sie auch nicht wesentlich teurer sind als bisherige Benzin/Diesel Modelle.
Vorher können unsere Politiker quatschen so viel sie wollen, ohne diese Punkte werden E-Autos erstmal nur ein Lückenprodukt bleiben.
wolfgang65
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Re: Nutzen statt Besitzen

Beitrag von wolfgang65 »

Falsche Nachrichten werden durch die Wiederholung nicht besser - Es gibt keine klimaneutralen PKWs und die wird es auch nie geben können. Aktuell bewegt sich ein E-Fahrzeug in Deutschland bestenfalls auf dem Niveau eines Diesels. Nur wird ein recht großer Teil der Abgase nicht in Deutschland produziert.

Bei aktuellen PKWs liegt der Anteil Produktion/Entsorgung und die Abgase durch die Treibstoffe ungefähr gleichauf. Bei E-PKW verschiebt sich das extrem stark in Richtung Produktion und Entsorgung - zumindest für Länder wie Norwegen. In D sind Kohlekraftwerke noch stark dabei beteiligt - da ist die Verschiebung weniger stark, aber dafür der Nutzen der E-PKW auch fast sinnfrei -außer man interessiert sich nur für lokale Abgase.

Wir haben aber nur eine Erde - und für den Klimawandel ist es egal, wo die Angase produziert werden!

Das einzige was der Umwelt hilft sind weniger PKWs / Batterien zu produzieren und weniger zu Fahren.

Grüße

Wolfgang

P.S.: @ Vielfahrer: Klimaneutrale Mobilität gibt es natürlich nicht - das ist Schwachsinn! Das ganze ist einfach kreative Buchführung.
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Re: Nutzen statt Besitzen

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

ich kann die Kommentare nachvollziehen, insbesondere was die "Klimaneutralität von E-Autos" betrifft. Allerdings ist es so, dass ich beim Kauf meiner BC100First auch immer mitgeteilt bekomme, dass ich zu 100% mit regenerativen Energien fahren würde. Scheint mir auch eine Form der kreativen Buchführung zu sein oder ist es eventuell so, dass der hohe Preis damit zusammenhängt, dass von allen BC 100 First Kunden, sagen wir mal 2.000.- € in den Ausbau regenerativer Energien gesteckt werden. Dann kämen schon ein paar Zig-Millionen Euro zusammen, mit denen man Windkraft oder Wasserkraft und Ähnliches nutzen könnte.

Was die 4 Ziele von Minister Hermann anbelangt, so freue ich mich über den Ansatz, den ÖV zu verdoppeln. Das ist sicherlich ein richtiger Ansatz, eigentlich sogar auch ein prioritärer. Dazu bedarf es hoher Investitionen (nicht etwa des Nulltarifs). Mit dem Ringzug-Zukunftskonzept, der Breisgau-S-Bahn, der Ringzugverbindung ab/bis St. Georgen und dem stündlichen umsteigefreien Metropolexpress zwischen Villingen-Schwenningen und Stuttgart schafft man deutlich bessere Angebote, die eine höhere Ausschöpfung des durchaus vorhandenen Potentials versprechen.

Sein zweites Ziel, in den Städten 1/3 weniger Autos zu haben, schafft man nicht, indem man das Parken wie in der Region hier teilweise sehr billig oder gar kostenlos lässt. Mein Wohnort Tübingen ist da durchaus vorbildlich. Der Transitverkehr hat es relativ schwer, wenn er sich durch die Innenstadt einen Weg suchen möchte und wer hier parken will, so er in angemessener Zeit einen Parkplatz findet, zahlt ca. 3.- € pro Stunde, ähnlich in Reutlingen. Und diese Gebühren sind beileibe nicht kostendeckend, sprich das Parken wird offenbar noch subventioniert. Die Innenstädte von Tübingen und Reutlingen sind sehr schöne Aufenthaltsbereiche, sie sind belebt, weil die PKW fern bleiben. Wie ist das beispielsweise in Donaueschingen oder in Rottweil? Die müssten beide noch deutlich umsteuern.

Beim 3. Ziel, dem klimaneutralen Auto, das es auch nach meiner Einschätzung nicht gibt, sind wir uns einig. Trotzdem kann man was tun, nämlich mit dem Auto, das fast jeder von uns (ich habe auch zwei) hat, viele Fahrten unterlassen, die man genauso gut anderweitig erledigen kann.

Das 4. Ziel ergibt sich aus dem 3. Ziel, nämlich viele heute mit dem Auto erledigten Wege sind nicht sonderlich lang. Man kann sie tatsächlich gut mit dem Fahrrad oder zu Fuß erledigen. Aber dafür bedarf es sicherer Radwege. In meinem Bekanntenkreis hier in Tübingen kenne ich einige, die aus Reutlingen mit dem Fahrrad täglich zur Arbeit fahren, dank vorhandener guter Radwege. Statt Radschnellwege könnte man dies auch als Rad-Hauptverkehrsachsen bezeichnen, also Radstrecken, auf denen man gut vorankommt und nicht ständig irgendwelche Feldwege oder rechtwinklige Abzweigungen befahren muss. Wie ich unlängst gesehen habe, sind solche Systeme übrigens bei S 21 geplant. Die frei werdende Trasse der Gäubahn, die in einem großen Bogen mitten durch die vorgesehene Bebauung führen wird, wird zu einem Radschnellweg bzw. zu einer Rad-Hauptverbindungsachse umgebaut, von welcher aus viele Erschließungswege in die einzelnen Siedlungen führen. Der Rest wird mit autonomen Quartiersbusse so bedient, dass keine Wohnung weiter als 200 Meter von einer Haltestelle entfernt liegen wird, die einen zur S-Bahn oder zur U-Bahn bringen wird. Parkhäuser wird es keine geben, weil die Planer darin keine sinnvolle Investition vor allem für die mittelfristige Zukunft sehen, die dann einsetzen wird, wenn die Zeit des Automobils abgelaufen sein wird. Es wird nur in beschränktem Umfang an der Oberfläche liegende Parkmöglichkeiten geben, die man dann später kostengünstig umwandeln kann. Auf Durchgangsstraßen oder gar eine autogerechte Erschließung wird komplett verzichtet.

Und was die Busverbindung von Bad Dürrheim nach Villingen betrifft, so gebe ich Bahner recht. Allerdings nicht ohne darauf hinzuweisen, dass dieser Fahrplan ein eigenwirtschaftliches Produkt der SBG ist. Mit dem Beschluss vom Montag dieser Woche im Kreistag des Schwarzwald-Baar-Kreises hinsichtlich der Ausgleichsleistungen nach § 45a Personenbeförderungsgesetz sind solchen Verkehren in Zukunft die Grundlage entzogen. Dies bedeutet, dass die Verkehre komplett neu konzipiert werden (wie jetzt in der Südbaar geschehen) und dann ausgeschrieben werden. Das dauert allerdings aufgrund gesetzlicher Vorgaben noch bis Ende 2021. Ob sich da zuvor was ändert, wage ich zu bezweifeln, versuchen jedoch sollte man es. Vermutlich ist aber der wirtschaftliche Druck auf den Konzessionär SBG so groß, dass er sich das zuvor nicht leisten kann.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Benutzer 786 gelöscht

Re: Nutzen statt Besitzen

Beitrag von Benutzer 786 gelöscht »

Hallo Vielfahrer,

du erwähnst immer mal wieder den geplanten Metropol-Express.
Gibt es dazu schon irgend etwas genaueres?
Ab wann soll das denn Realität werden?
Welche Fahrzeuge sind geplant?

Vor einer Elektrifizierung Rottweil-Villingen kann das doch nicht funktionieren.

Was die speziell von mir erwähnte und völlig fehlgeplante Buszeit zur Hauptverkehrszeit Der SBG (Ankunft Villingen 07.50 Uhr) betrifft, vertraue und erhoffe ich mir jetzt einfach mal auf dich und deinen guten Kontakten zu bestimmten Personen und Stellen *;-)*
Vielfahrer
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Re: Nutzen statt Besitzen

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Bahner,

zum Metropolexpress: Die RE-Linie Stuttgart - Rottweil, die derzeit zweistündlich betrieben wird, kann natürlich erst bei Elektrifizierung der Strecke Rottweil - Villingen bis Villingen verlängert werden. Und da mit S 21 diese Linie als Durchmesserlinie aus Schwäbisch Hall-Hessental verkehren soll, käme es zunächst zu zweistündlichen Zugläufen Schwäbisch Hall-Hessental - Villingen. Ein Stundentakt, wie er vom Land angestrebt wird, ist derzeit nicht möglich, weil in der Lückenstunde der langsame IC fährt, der die Halte wie Gäufelden, Bondorf, Sulz und Oberndorf bedient, in dieser Trasse verkehrt. Das Land strebt bekanntlich ein anderes Verkehrskonzept als die DB-Fernverkehr an, es möchte stündliche schnelle Züge mit identischer Haltepolitik zwischen (Nürnberg-) Stuttgart und Zürich. Wann dies der Fall sein wird, kann ich nicht sagen, sicherlich nicht vor Ablauf des auf 10 Jahre ausgelegten Interimsfahrplans. Auf allen anderen Strecken rund um Stuttgart wird das Metropolexpress-Konzept zeitlich früher eingeführt. Es löst damit die RE-Züge ab. Im Bereich der Metropolregion Stuttgart werden die Züge halbstündlich verkehren, ab Eutingen splittet sich der Takt auf in einen Stundentakt nach Villingen und in einen Stundentakt nach Freudenstadt mit Flügelzug nach Nagold.

Auf der Strecke Rottweil - Villingen wird es einen Vorlaufbetrieb mit RegioShuttle der HzL geben. Grund sind die derzeit nur zweistündlichen Anbindungen von Sulz und Oberndorf in Richtung Villingen-Schwenningen und zurück, die für Pendler und Schüler zum Teil heute sehr lange Wartezeiten nach sich ziehen. Die Wartezeiten hängen damit zusammen, dass die in Sulz und Oberndorf alle zwei Stunden haltenden RE-Züge aus Stuttgart in Eutingen durch die schnellen IC überholt werden und dementsprechend in Rottweil erst eintreffen, wenn die HzL nach Bräunlingen bereits abgefahren ist. Die Wartezeit auf die nächste Verbindung ist dann so lang, dass man gleich erst mit dem in Sulz und Oberndorf haltenden IC nach Rottweil fahren könnte, was im Ergebnis eben den 2-Stunden-Takt ausmacht. Um diese Situation zu verbessern, werden ab Dezember 2019 am Nachmittag zwei schnelle Zugpaare Villingen - Rottweil eingelegt, die in Villingen die Breisgau-S-Bahn mitnehmen und in Rottweil gerade noch die dort vor den schnellen IC startenden RE nach Stuttgart erreichen. Spätestens mit dem Zielkonzept 2025 sollen diese Züge alle 2 Stunden verkehren. In der Zwischenzeit wäre vorstellbar, dass die Stundentaktlücke im Abschnitt Trossingen Staatsbahnhof - Villingen durch einen zusätzlichen zweistündlichen Pendel aus Trossingen Stadtbahnhof nach Villingen zum Stundentakt ergänzt wird, sich also zusammen mit dem vom IC aus Rottweil kommenden stündlichen Ringzugtakt unter dem Strich halbstündliche Verbindungen ergeben. Erst mit der Elektrifizierung der Strecke Rottweil - Villingen, um die sich Land und Kommunen gemeinsam möglichst rasch bemühen, werden die umsteigefreien Verbindungen kommen, das wird wohl so um 2025 herum der Fall sein können.

Was die Busse zwischen Bad Dürrheim und Villingen betrifft, so verstehe ich den Wunsch, den zur Hauptverkehrszeit wichtigen Anschluss in Villingen zu schaffen. Im Jahr 2020 wird es nach meinem Kenntnisstand zu umfangreichen Sanierungen der B 33 kommen, die dann wegen Überlastung und nicht entsprechend leistungsfähigen Umleitungsstrecken den Buslinienverkehr in der Ostbaar nachhaltig stören dürften. Beispielsweise gibt es in Sunthausen und in Biesingen systematische Umstiege der linien Villingen - Öfingen und Donaueschingen - Unterbaldingen, die nur dann vermieden werden könnten, wenn von Villingen aus mit entsprechenden Fahrzeitverlängerungen alle Ortschaften angefahren würden, ebenso von Donaueschingen aus. Wenn nun Villingen - Bad Dürrheim staubedingt in Mitleidenschaft gezogen wird, dann klappen die Umsteigeverbindungen in der Ostbaar nicht mehr, d.h. die Kunden würden dort mitunter 1 Stunde stehen bleiben. Ich würde deswegen den Fahrplan so umstrukturieren, dass sämtliche Busse in die Ostbaar nur am Busbahnhof in Bad Dürrheim pünktlich beginnen und würde den Verkehr zwischen Villingen und Bad Dürrheim nur als Shuttle z.B. im 30-Minuten-Takt oder im 20-Minuten-Takt laufen lassen. Wer dann von Villingen nach Sunthausen oder Öfingen will, müsste dann je nach Tageszeit einfach einen Bus früher abfahren, um seinen Anschluss zu erreichen. Alle anderen Kunden wären nicht geschädigt. Aber ob für solche Überlegungen die Fahrzeuge zur Verfügung stehen, zumal die Ausschreibung der Buslinien in der Südbaar, hervorgerufen durch die Installation der Breisgau-S-Bahn, Busse, die von Bonndorf durchgängig bis Schwenningen verkehrt sind, nur noch zwischen Bonndorf und Döggingen Bahnhof pendeln lässt, also zwischen Donaueschingen, Bad Dürrheim und Schwenningen und auf anderen Strecken zu stopfende Löcher in die Fahrpläne reißen wird, kann ich nicht überschauen. Bislang sind auch viele Busse von Schwenningen über Bad Dürrheim in den Raum Blumberg durchgängig gefahren. Zukünftig wird dies nicht mehr der Fall sein, da die Ausschreibung in der Südbaar ein in sich geschlossenes Verkehrskonzept darstellt, bei dem ja noch gar nicht entschieden ist, wer dies zukünftig fährt.

Erschwerend kommt hinzu, dass auf Wunsch des Landkreises Tuttlingen die Buslinie Tuttlingen - Schwenningen zum 1. März 2020 grundsätzlich von Tuttlingen kommend in Tuningen nach Trossingen Stadtbahnhof abgebogen wird, also nicht mehr über Hochemmingen - Bad Dürrheim Realschule nach Schwenningen Bahnhof und zu den dortigen Schulen verkehren wird. Im Gegenzug werden dann die Busse der früheren Fa. Frey, heute Luschin, von Schwenningen aus nicht mehr nach Tuttlingen verkehren können. Dies führt dazu, dass im Schülerverkehr zwischen Tuningen und Bad Dürrheim, der ohnehin am Rande seiner Kapazitätsmöglichkeiten organisiert ist, Busse fehlen, die noch irgendwoher kommen müssen. Ebenso fehlt der Bus, der bislang am Morgen auf der Strecke Trossingen Stadt - Trossingen Bahnhof als Ersatz für den nach Rottweil abgezogenen RegioShuttle (Grund war die Veränderung der Schulzeiten in Spaichingen, die wegen sehr hoher Nachfrage zwischen Aldingen und Spaichingen den Einsatz einer Doppeleinheit erforderte) dient. Ganz sicher muss der Verkehr so organisiert werden, dass die vielen Schüler jeden Morgen ihre Schulorte erreichen können.

Es sind also viele Unsicherheiten in den kommenden zwei Jahren vorhanden und deswegen werde ich mich hüten, irgend eine Prognose zu stellen, ob sich im speziellen Fall zwischen Bad Dürrheim und Villingen vorab etwas ändern lässt. Ab Ende 2021 hingegen müsste der Landkreis die vertakteten Buslinien (vgl. Nahverkehrsplan 2017) sicherlich so ausrichten, dass in Villingen die Zugverbindungen mit der Schwarzwaldbahn in Richtung Karlsruhe erreicht werden. Eine Umsteigezeit zwischen mindestens 5 und maximal 10 Minuten hielte ich für angemessen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Nutzen statt Besitzen

Beitrag von Sascha »

Hallo,

E-Mobilität ist auch net das ware. Wir hatten im Betrieb eine Personalversammlung, da wurde auch das Thema E-mobilität angeschnitten.

Wir haben im Moment 135 Pool-Fahrzeuge (Opel Corsa, VW Passat, Ford Focus und Opel Vitara, plus ca. 10 "Exoten"-Übernahme aus dem alten Poolfahrzeugepark). Davon sind ca. 85 im Hauptwerk, 35 im forschungszentrum und der Rest in den Außenwerken stationiert. Bis auf die Opel Corsa und Vitara und den Exoten sind die Focuse und Passat Diesel, sonst Benziner (ca. 30 Stück, der rest Diesel).

An E-Autos haben wir 6, darunter einen E-Up, 206 als E, 2 Audi Q7, Tesla 3 und Mercedes SLK.

Es wurde vorgerechnet, das eine Ausstattung der Parkflächen mit Ladesäulen einmal eine Reduzierung der Parkflächen führt (Parkplatzproblem) und dass der Strombedarf gerade nachts sehr hoch sein wird, weil dann die meisten Fahrzeuge am Netz hängen.

Außerdem müssten auch alle Außenstandorten mit den Ladesäulen nachgerüstet werden, was sehr teuer wäre.

Aus dem Alltag von mir kann ich sagen, das ein E-Fahrzeug nicht praktikabel wäre, die meisten Fahrzeuge haben noch eine zugeringen Reichweite (zwischen 80 und 150 km pro Abend, dazu tagsüber noch bis zu 20 km, am Wochenende nochmal ca. 80 drauf). Von den Ladezeiten red ich nicht mal.

Also im Moment sind E-Autos für große Firmen, die auch weite Strecken zu Kunden fahren, nicht zu gebrauchen. Auch im Sicherheitsdienst nicht.

Zum Thema "Radschnellstraßen": Die finde ich nicht gut, weil dadurch ebenfalls zu mehr Unfälle kommen kann, weil manche mit Ihren Fahrrädern "rasen" (Motor-Unterstützung und Rennräder), außerdem fahren viele wie die gejagte Säue. Ich musste mehrfach schon abbremsen, weil die "Idioten" über rote Ampeln oder gegen die Fahrtrichtung von Einbahnstraßen dir entgegengekommen sind. Polizei bringt nichts, die Fahrradfahrer sind schon über alle Berge.

Gruß

Sascha, der heute wieder 300 km mit dem Auto fahren darf! *hallo1*
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Benutzer 786 gelöscht

Re: Nutzen statt Besitzen

Beitrag von Benutzer 786 gelöscht »

Einbahnstraßen sind sehr sehr oft für Fahrräder in beide Richtungen zugelassen.

Ich erlebe als Radfahrer so oft, dass Autofahrer über mich schimpfen, weil sie gebau "Das ist eine Einbahnstraße" denken.

Wenn's klappt, schnappe ich mir regelmäßig die Autofahrer und sage, dass sie bei Ausfahrt der Straße nochmal genau die Beschilderung lesen sollen.

Wie viele davon wirklich kapieren, dass sie falsch lagen ist die andere Frage.
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Sascha
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Re: Nutzen statt Besitzen

Beitrag von Sascha »

Bahner hat geschrieben: So 26. Mai 2019, 08:01 Einbahnstraßen sind sehr sehr oft für Fahrräder in beide Richtungen zugelassen.

Ich erlebe als Radfahrer so oft, dass Autofahrer über mich schimpfen, weil sie gebau "Das ist eine Einbahnstraße" denken.

Wenn's klappt, schnappe ich mir regelmäßig die Autofahrer und sage, dass sie bei Ausfahrt der Straße nochmal genau die Beschilderung lesen sollen.

Wie viele davon wirklich kapieren, dass sie falsch lagen ist die andere Frage.
Moin,

nur sind diese Einbahnstraßen, die ich meine, auch für Fahrradfahrer verboten, was auch expliziet angeschrieben ist. Aber auch fahren viele in zweier und dreier-Reihe durch die Einbahnstraße und blockieren so den Autoverkehr. Solche meine ich ebenfalls. Außerdem freue ich mich heute schon auf die ganzen genervten Fahrradfahrer in der Schwarzwaldbahn, wenn Sie keinen Platz mehr bekommen und stehen bleiben müssen *:-P* .

Gruß

Sascha *hallo1*
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