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Fa. Rexer hat Insolvenz angemeldet

Verfasst: Di 9. Jul 2019, 23:27
von Vielfahrer
Die Busfirma Rexer aus Calw, die mit 140 Bussen und 360 Mitarbeitern große Teile des Busverkehrs im Gäu sowie in den Räumen Heilbronn und Esslingen betreibt, hat heute beim Amtsgericht Tübingen die Insolvenz beantragt. Betroffen von der Insolvenz sind die Albert Rexer GmbH&Co. KG sowie die VBN Verkehrsbetriebe Nagoldtal GmbH. Zudem die BVN Busverkehr Nordschwarzwald GmbH und Rexer Reisen GmbH sowie Rexer Service GmbH.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Fa. Rexer hat Insolvenz angemeldet

Verfasst: Fr 12. Jul 2019, 11:04
von Karl Müller
Ja, der schuß ging in den Ofen...was Esslingen und Umgebung angeht....

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha ... 5571e.html

soviel zum "billigsten" Anbieter

Re: Fa. Rexer hat Insolvenz angemeldet

Verfasst: Fr 12. Jul 2019, 12:06
von Villinger
Klingt, als hätte da eine Firma sich mit einem schlechten eigenwirtschaftlichen Angebot ins Abseits gefahren.

Re: Fa. Rexer hat Insolvenz angemeldet

Verfasst: Fr 12. Jul 2019, 15:41
von Vielfahrer
Hallo,

der Fall Rexer offenbart ein Dilemma. Will einer einen Wettbewerb gewinnen, so muss er "unnötige Kosten" vermeiden, da in der Regel der Angebotspreis über die Vergabe wesentlich entscheidet. Günstige Preise bekommt man, indem man kostentreibende Elemente, z.B. Personalkosten, begrenzt, also mit möglichst wenig Personal - und dies zu möglichst niedrigen Löhnen unter Beachtung der Mindestlohnvorgaben, einsetzt. Eigentlich klar, dass da einen guten Service bietende Verkehrsunternehmen auf der Strecke bleiben, siehe etwa SBG im Landkreis Konstanz oder SBG in der Südbaar. Dem Vernehmen nach hat die SBG in der Südbaar nicht einmal ein Angebot abgegeben, weil dies ein aussichtsloses Unterfangen gewesen wäre. Den Zuschlag erhält also der billigste Anbieter unter den Billiganbietern. Kann so ein zukunftsfähiger ÖPNV organisiert werden? Ich meine nein. Es ist sogar recht einfach, der billigste Anbieter zu sein, das Problem kommt dann erst mit dem Zuschlag. Wo allenthalben ein großer Fahrermangel herrscht, wird man kaum gutes Fahrpersonal gewinnen können und die über viele Jahre gute Dienste geleisteten Fahrer der bisherigen Anbieter werden kaum zu schlechteren Bedingungen beim Billiganbieter anheuern.

Eine Alternative könnte es sein, wenn die Aufgabenträger, die nach EU-Recht die Ausschreibungen durchführen müssen, diese dadurch "umgehen", dass sie die in ihrer Existenz gefährdeten Unternehmen, wie z.B. die SBG, kaufen und dann auf dem Wege einer zulässigen Eigenerbringung die Verkehre nicht ausschreiben müssen, sie aber trotzdem effizient und den kommunalen Vorstellungen entsprechend ausgestalten können. Vor ungefähr 20 Jahren, als die DB ihre Geschäftsbereiche Bahnbus neu organisieren wollte, war dies auch schon einmal ein Thema. Ernsthafte Verhandlungen wurden über den Kauf der Bahnbus-Töchter geführt, der Wert ermittelt usw. Es gab privatrechtliche Modelle und öffentlich-rechtliche Modelle. Ungefähr eine Hand voll privatrechtlicher Modelle gibt es heute noch (der RBA Augsburg ist so ein Modell), welches aber wegen verschiedener "Machenschaften" (Preisabsprachen) derzeit auf der Anklagebank steht.

Das freie Spiel der Kräfte, das letztlich durch den Angebotspreis entschieden wird, scheint mir nicht zukunftsfähig im Sinne eines attraktiven öffentlichen Nahverkehrs zu sein. Der Fall Rexer ist sicherlich nicht der letzte.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Fa. Rexer hat Insolvenz angemeldet

Verfasst: Fr 27. Nov 2020, 16:32
von 720-Schwarzwaldbahn
Nach einem Bericht des Schwarzwälder Boten stellt Rexer seinen Betrieb zum Jahresende ein, da zu diesem Zeitpunkt ein großteil der Linien im Landkreis Calw an RAB, Klumpp und Süsser gehen (Linienbündel Südost und Mitte; siehe auch hier) und auch einige weitere Linienkonzessionen (künftig im Linienbündel Südwest) im kommenden Jahr auslaufen würden, kommt das ganze nicht wirklich überraschend.

Für die verbleibenden Linien ist wohl neue Betreiber gefunden, diese werden im Artikel allerdings nicht genannt.

Re: Fa. Rexer hat Insolvenz angemeldet

Verfasst: Sa 28. Nov 2020, 10:48
von Benutzer 14 gelöscht
Waren das nicht die, die den vor einigen Jahren ebenfalls insolvent gegangenen Betrieb "Rübenacker" ebenfalls in Calw übernommen hatten?

Re: Fa. Rexer hat Insolvenz angemeldet

Verfasst: Sa 28. Nov 2020, 14:36
von Vielfahrer
ja, die Ra. Rübenacker aus Nagold und Altensteig ist auch in die Insolvenz gegangen. Sie wurde dann vom Calwer Unternehmen Rexer übernommen und als Verkehrsbetrieb Nagold VBN weitergeführt. In den vergangenen Jahren hat Rexer (zu) stark expandiert, vermutlich Wettbewerbe über den günstigsten Preis gewonnen. Insbesondere aus dem Raum Esslingen kamen viele Schlagzeilen, wo er die angestammten privaten Unternehmen über den Preis "verdrängt" hat. Das hat ihn dann wohl doch eingeholt. Die Firma wird nun komplett liquidiert. Teile des vorwiegend im Bereich der Landkreise Calw/Böblingen durchgeführten Verkehrs wird der RAB übernehmen, der eine entsprechende Ausschreibung für sich entschieden hat. Andere Teile des Verkehrs mussten per Notvergabe sichergestellt werden. Wie zu lesen ist, konnte für alle Verkehre inzwischen ein Weiterbetrieb organisiert werden. Dabei ging es nicht nur um Linienverkehre. Rübenacker wie auch Rexer waren u.a. für die amerikanischen Streitkräfte in Böblingen zugange, wo sie im Schülerverkehr die Kinder der Amerikaner befördert haben. Wie mir mal ein Mitarbeiter damals noch von Rübenacker berichtet hat, wurden die Busse vor dem Einsatz jeden Tag überprüft, ob sie nicht vielleicht eine Bombe an Bord hatten. Die entsprechenden Zeiten waren in den Fahrzeugumläufen eingeplant worden. Das muss man sich so vorstellen, wie das früher bei den Grenzkontrollen der DDR in Probstzella oder Gutenfürst gewesen ist. Die Busse wurden u.a. mit Hilfe von Spiegeln eingehend inspiziert, ehe sie für die Schüler-Spezialverkehre freigegeben wurden.

Viele Grüße vom Vielfahrer