Wegen Lokführermangel fallen täglich 100 Züge aus

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Vielfahrer
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Wegen Lokführermangel fallen täglich 100 Züge aus

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

ausnahmsweise gibt es auch mal aus der Schweiz schlechte Nachrichten. Derzeit fallen wegen Lokführermangels etwa 100 Züge des Regionalverkehrs jeden Tag aus. Die SBB führen dies auf die Corona-Krise zurück. Sie hatte dazu geführt, dass die Ausbildung von Lokführern nicht in dem Umfang durchgeführt werden konnte, wie es notwendig gewesen wäre, um altershalber ausscheidendes Lokpersonal ersetzen zu können. Man akquiriere zwar im Ausland ständig Lokführer, aber die Zahl würde nicht ausreichen, um die Abgänge adäquat zu ersetzen. Die SBB rechnen jedoch aufgrund wieder verstärkter Ausbildungstätigkeit damit, dass gegen Jahresende wieder alle Züge verkehren können.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Karl Müller
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Re: Wegen Lokführermangel fallen täglich 100 Züge aus

Beitrag von Karl Müller »

Hallo,

abwarten. Auch in der Schweiz ist nicht immer alles zum besten bestellt. Wohl besser wie in Deutschalnd, aber, der Beruf ist nicht mehr gefragt.
Gruß Oli
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Guru61
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Re: Wegen Lokführermangel fallen täglich 100 Züge aus

Beitrag von Guru61 »

Karl Müller hat geschrieben: So 23. Aug 2020, 12:49 Hallo,
der Beruf ist nicht mehr gefragt.
Gruß Oli
Drum kann man 340 Lokführer ausbilden?
https://www.srf.ch/news/schweiz/persona ... usgebildet
Man hat einfach Jahrelang nichts getan und jetzt gehen viele in Pension.

Gruss Guru
wolfgang65
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Re: Wegen Lokführermangel fallen täglich 100 Züge aus

Beitrag von wolfgang65 »

Hallo zusammen,

in der Schweiz gibt es einen großen Vorteil. Wenn die SBB Leute einstellt, bleiben die bei der SBB.

In Baden-Württemberg gibt es ja bei jeder Neuausschreibung einen Betriebsübergang für das Personal, wenn ein anderer gewinnt. Es ist kein Wunder, dass das Mitarbeiter nicht akzeptierten. Das Grundgehalt bleibt vielleicht gleich. aber das wars dann auch. Wer also irgendwo anders unter kommt, geht natürlich. Neokapitalismus in grüner Farbe.....

Vielleicht sollte die Notwendigkeit dieser Homepage auch mal bei uns jemand zum Denken geben
https://www.bwegt.de/ihr-nahverkehr/entschaedigung/

Der gute Wille eines Gymnasiallehrers ist halt manchmal nicht genug - Jemand der die Materie versteht, wäre sicher die bessere Wahl für alle Beteiligten gewesen ;-)

Grüße

Wolfgang
Karl Müller
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Re: Wegen Lokführermangel fallen täglich 100 Züge aus

Beitrag von Karl Müller »

Hallo Wolfgang,

da gebe ich dir völlig recht. Aber, das ist ein Bundesweites Symptom - Es wird NICHT die Ursache beseitigt, NEIN, es wird nur an den Erscheinungen "herumgedoktert"

und somit geht es ewig so weiter. Und, alle wundern sich das den Job kaum einer machen will.

Gruß Oli
Vielfahrer
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Re: Wegen Lokführermangel fallen täglich 100 Züge aus

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

wie ich einem Artikel der Neuen Zürcher Zeitung vom Wochenende entnehmen kann, hat sich die Situation mit den fehlenden Lokführern verschärft. Bis zum Ende des Jahres 2020 werden täglich rund 200 Züge wegen Lokführermangels ausfallen, schreibt die NZZ.

Als Ursache wird genannt, dass die SBB die Ausbildung neuer Lokführer zu lange schleifen ließen und nun eingestehen müssten, dass sich diese Fehplanung rächt und direkt aufs Angebot auswirkt. Die Rekrutierung und Ausbildung sei zwar forciert worden, aber es fehlten derzeit dennoch 211 Lokführer. Es wären rund 340 Aspiranten in Ausbildung, aber die Abschlüsse verzögerten sich um zwei bis vier Monate, da wegen Corona viele Kurse nicht hätten stattfinden können und bei der Fahrschulung im Führerstand nur zwei statt vier Leute mitfahren dürfen.

Dies schlägt nun direkt aufs Angebot durch. Vom 7. September an und bis zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember wird das Angebot in den Regionen Zürich, Nordwestschweiz, Mittelland und Romandie ausgedünnt. Durchschnittlich fallen an Werktagen rund 200 Verbindungen aus. Bei gut 9.000 Verbindungen täglich sind dies 2,2 Prozent.

Der Unterbestand herrscht vor allem in den Depots Aarau, Olten, Brugg und Basel, so dass etliche Züge entlang dieser Achse wegfallen. Betroffen sind aber auch Verbindungen von und nach Zürich. So verkehren weitere drei Monate in der Hauptverkehrszeit zwischen Luzern und Zürich keine Zusatzzüge. Die S 42 Zürich -Muri wird nur mit je einem Zug morgens und abends wieder bedient. Ausgedünnt werden Verbindungen des IR 36 Basel – Zürich Flughafen, gestrichen werden eine Abendverbindung des IC 3 Basel – Zürich, eine Frühverbindung der S 3 Olten – Basel sowie S-Bahnen auf den Linien Olten – Läufelfingen – Sissach, Zofingen – Suhr- Lenzburg, Sursee- Turgi sowie Luzern – Sursee. Teilweise werden Ersatzbusse eingesetzt, was zu längeren Reisezeiten führt. Auch im Züricher Verkehrsverbund wird reduziert: Die S 20 am rechten Seeufer fährt nur noch einmal pro Tag und Richtung, ebenso die S 42 ins Aargauer Freiamt. Die S 21 ins Furttal fällt aus. Bei der S 23 Winterthur – Zürich fällt eine Verbindung pro Richtung aus. Und zwischen Zürich und Luzern verkehren in der Stoßzeit bis zum Fahrplanwechsel keine Zusatzzüge.

Sowohl der ZVV wie auch der Kanton Aargau als Bestellen reagierten geharnischt auf den Abbau. „Dass die SBB nicht imstande sind, die bestellten S-Bahn-Leistungen zu liefern, ist äußerst bedauerlich und ein trauriges Novum in der Geschichte der Zürcher S-Bahn“, kritisierte der ZVV. Er erwarte, dass die SBB das Ausmaß der Reduktionen minimierten und schnellstmöglich zum Normalfahrplan zurückkehrten.

Der Aargau fordert Ersatzangebote, die Beibehaltung der Verbindungen zur Stoßzeit und wo nötig Sofortmaßnahmen. Die SBB müssten die vom Bund und Kanton bestellten Leistungen künftig vollumfänglich erbringen.

Auch im Raum Lausanne – Genf und im Raum Brig gibt es keine Zusatzzüge in der Stoßzeit. Gleiches gilt im Regionalverkehr zwischen Lausanne und Saint-Maurice, Vallorbe und Le Brassus sowie Lausanne und Vallorbe. Auch diese Maßnahmen gelten bis zum Fahrplanwechsel im Dezember.
Die SBB gehen davon aus, dass der Lokführermangel noch länger anhält. Bis Mai 2021 sollte sich lauf dem Leiter des SBB-Regionalverkehrs, Werner Schurter, der Unterbestand auf rund 110 Lokführer halbieren, wenn neuen Absolventen in den Dienst übertreten. Für den Fahrplanwechsel am 13. Dezember sind die SBB dennoch zuversichtlich, den größten Teil der geplanten Angebotsverbesserungen umsetzen zu können. Dies sei möglich, wenn die rund 2.500 Lokführer Freitage verschöben, wenn Reserven verkleinert und die Belastungen unter den Depots ausgeglichen würden. In der Romandie allerdings werde es bis im April Einschränkungen geben, weil zufiele Lokführer fehlten. So verkehrt laut den SBB der Léman-Express bis April 2021 massiv reduziert.

Die Corona-Pandemie bremste nicht nur die Ausbildung neuer Lokführer. Ins Hintertreffen gerieten auch etliche Baustellen und die Einführung neuer Züge. Im Tessin sind laut den SBB die Doppelspurausbauten zwischen Contone und Tenero erst im Frühjahr 2021 bereit, so dass das Angebot erst dann ganz zur Verfügung steht. Im Berner Jura sowie auf dem Netz der Basler S-Bahn werden die neuen Domino-Züge erst in der ersten Hälfte 2021 eingesetzt. Und weil im Gotthard-Basistunnel noch Abschlussarbeiten laufen, kann dort noch nicht die volle Kapazität von 260 Trassen für Güterzüge und 65 Trassen für Personenzüge bereitgestellt werden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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