Tuttlingen bemüht sich um eine Verkehrswende

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Re: Tuttlingen bemüht sich um eine Verkehrswende

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Sam7C7,

zur Verbindung aus Nusplingen in den Landkreis Tuttlingen kann ich noch etwas beisteuern. Als ich vor etwa 37 Jahren im Landratsamt im Zollernalbkreis für einige Jahre gearbeitet habe, haben wir versucht, durch eine "Flurbereinigung" die ÖV-Netze besser zu gestalten. Herausgekommen ist dabei damals, dass die Fa. Maas sich komplett mit ihrem Schulverkehr aus dem Raum Haigerloch zurückgezogen hat. Die LInien gingen an die HzL und den RAB. Im Tausch dafür musste der RAB an die Firma Maas eine Linie abgeben - und das war die Linie Nusplingen - Balingen. Dummerweise gab es aber auf dieser Linie einen freigestellten Schülerverkehr der Firma Beck aus Bärenthal von Nusplingen nach Tieringen, der in die Maas-Linien integriert werden sollte und die Fa. Beck damit um ihre einzige Schülerlinie gebracht hätte. Maas hatte ein gutes Herz und stimmte zu, dass die Fa. Beck auf seiner ÖPNV-Linie weiter fahren durfte und ließ sogar zu, dass Beck von Bärenthal nicht nur bis Tieringen, sondern gleich durch bis Balingen fahren konnte, entsprechend auch zu bestimmten Zeiten wieder umgekehrt. Leider lief diese Kooperation nur an Schultagen. An Ferientagen und am Wochenende setzte Maas einen eigenen Rufbus mit Standort Balingen ein und verlängerte diesen sogar bis Beuron. Es war aber nicht attraktiv, weil Fahrgäste für das Wochenende den Rufbus während der Bürozeiten der Fa. Maas, also bis ca. 16 Uhr am Freitagnachmittag vorbestellen mussten. Spontanen Ausflüge bei schönem Wetter von Balingen ins Donautal war damit mehr oder weniger ein Riegel vorgeschoben. Erst vor wenigen Jahren wurde der Standort Bärenthal bei der Naldo-Linie 17 wieder aufgegeben und seither ist an dieser - wie auch an allen anderen Kreisgrenzen des Landkreises Tuttlingen Schluß.

Eine Busverbindung von Balingen über den Lochen und weiter über Nusplingen - Bärenthal nach Fridingen mit Anschluss nach Tuttlingen könnte ich mir nach wie vor vorstellen. Die ÖV-Verbindung zwischen den beiden nicht unbedeutenden Mittelzentren Balingen und Tuttlingen ist eigentlich unzumutbar. Vermutlich ist auf dieser Relation, die mehr schlecht als recht nur über Rottweil oder Sigmaringen fahrbar ist, kein einziger Pendler unterwegs.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Villinger
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Re: Tuttlingen bemüht sich um eine Verkehrswende

Beitrag von Villinger »

Eine Busverbindung von Balingen über den Lochen und weiter über Nusplingen - Bärenthal nach Fridingen mit Anschluss nach Tuttlingen könnte ich mir nach wie vor vorstellen. Die ÖV-Verbindung zwischen den beiden nicht unbedeutenden Mittelzentren Balingen und Tuttlingen ist eigentlich unzumutbar. Vermutlich ist auf dieser Relation, die mehr schlecht als recht nur über Rottweil oder Sigmaringen fahrbar ist, kein einziger Pendler unterwegs.
Diese Verbindung ist tatsächlich ein Quell ewigen Ärgers. Es gibt viele Verknüpfungen zwischen den beiden Landkreisen, insbesondere im Arbeitsplatzsektor (allein auf dem Hammerwerk-Parkplatz sieht man vielfach das BL-Kennzeichen), und im ÖV der letzten Jahrzehnte hat sich dort überhaupt nichts getan. Während zu SBG-Zeiten es immerhin eine kreisübergreifende Linie Tuttlingen-Sigmaringen gab, war Richtung ZAK nahezu nie wirklich etwas gegeben. Den Versuch damals in Ehren, Spaichingen besser mit Nusplingen zu verbinden, aber mit vier bis fünf Fahrtenpaaren an Mo-Fr holt man wenig bis niemanden hinterm Ofen hervor. Eher schade war es da um die Verbindung Aldingen-Spaichingen, die anfangs ja tagsüber fast stündlich angeboten und danach ständig ausgehölt wurde, seit Dezember ist sie ganz eingestellt.
Sehr interessant aber zu hören, dass die Strecke Nusplingen-Balingen früher vom RAB/Bahnbus betrieben wurde! Gab es damals Kurse über die Kreisgrenze?
Insgesamt hat sich dort einiges getan, der RAB hat in den letzten Jahren auch auf dem Heuberg einige weitere Linien an Beck aus Schwenningen/Baden abgegeben.

Der in die Linie 17 integrierte Schülerkurs von Beck nach Balingen fuhr meines Wissens noch bis 2020 morgens um 6 Uhr ab, eine Fahrt zurück gab es gegen 13 Uhr, und eine Fahrt nochmal Richtung Nusplingen-Obernheim gegen 15 Uhr mit Rückführung des Fahrzeuges nach Bärenthal nur kurz darauf. Da sich Beck aber nun deutlich mehr im Tuticket-Bereich engagiert (und es wahrscheinlich auch keinen Bedarf mehr nach Balingen gibt), endet der Maas-Verkehr wie von Vielfahrer geschrieben an der Kreisgrenze. Er wurde aber im Nahverkehrsplan 2017 extra noch aufgeführt.
Bild Aus dem Fridinger wurde der Villinger Bild
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Re: Tuttlingen bemüht sich um eine Verkehrswende

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Fridinger,

Du meinst wohl die Linie Aldingen - Schömberg und nicht Aldingen - Spaichingen, wo der Ringzug ja verkehrt. Aldingen - Schömberg war ja auch eine kreisüberschreitende Verbindung, die tatsächlich nahezu stündlich bedient wurde. Sie war aber nicht nur kreisüberschreitend, sondern führte zudem über Grenzen von Verkehrsverbünden. Damit Fahrgäste nicht zwei Zeitkarten kaufen mussten, einigten sich die Verbünde darauf, dass TUTicket bis Schömberg gegolten hat, was Umstiegspunkt in die Richtungen Balingen und Rottweil ist. Dies führte zu der absurden Situation, dass zwischen Weilen unter den Rinnen und Schömberg es mit TUTicket billiger gewesen wäre als mit Naldo, insbesondere im Zeitkartenbereich. Aus diesem Grund durfte Weilen unter den Rinnen nicht bedient werden. Und in Richtung Rottweil war es wegen Naldo erheblich teurer als über Aldingen mit dem 3er-Tarif, weshalb die Schüler und Pendler aus Deilingen nach Rottweil weiterhin zeitaufwändiger über Aldingen nach Rottweil gefahren sind als den sehr viel schnelleren Weg über Schömberg.

Dass die Aldingen - Nusplingen-Verbindungen nicht der Renner waren, wurde recht schnell festgestellt. Initiator der Linie waren die Drehteile-Betriebe des Heubergs gewesen, die sich darum sorgten, ausreichend Nachwuchskräfte zu gewinnen. Der Arbeitsmarkt war auf dem Heuberg komplett leergefegt, aber Jugendliche aus dem benachbarten Zollernalbkreis hatten keinen Zugang zur darauf spezialisierten Berufsschule in Spaichingen. Sie mussten auf die Berufsschule nach Albstadt-Ebingen, die aber diesbezüglich wohl nicht die geeignete Ausbildungsstätte war. Deshalb wurden Fahrten eingerichtet, die auf die Bedürfnisse der Spaichinger Berufsschule ausgerichtet waren und im Zollernalbkreis die Gemeinden Nusplingen, Oberdigisheim und Obernheim bedienten. Aus Umlaufgründen wurde dies als Rundkurs ab Harras gefahren (gab ja früher mal einen Haltepunkt Harras-Obernheim an der Heubergbahn), was aber zu recht langen Fahrzeiten geführt hat. Um die Linie überhaupt finanziell auf die Reihe zu bringen, musste sie so geplant werden, dass sie ohne Spitzenfahrzeug ausgekommen ist, also zwischen anderen Fahrten irgendwie gefahren werden musste. Eine klare Entscheidung, z.B. eine Buslinie Spaichingen - Wehingen - Obernheim - Meßstetten - Albstadt im Stundentakt zu fahren, war nicht machbar. Inzwischen fährt Albstadt - Meßstetten ein Regiobus und Aldingen - Wehingen mehr oder weniger von der Angebotsdichte her auch. Was bleibt, ist die Lücke, die man bei einem offensiven Vorgehen schließen müsste, hier in West-Ost-Richtung, während es bei Balingen - Lochen - Oberdigisheim - Nusplingen - Bärenthal - Fridingen - Neuhausen die Nord-Süd-Richtung wäre. Und wenn dann noch die beiden Linien im Sinne eines ITF in Oberdigisheim miteinander verbunden wären....

Viele Grüße vom Vielfahrer
Vielfahrer
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Re: Tuttlingen bemüht sich um eine Verkehrswende

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

dem Vernehmen nach soll derzeit in der Stadt Tuttlingen ein Elektrobus zu Testzwecken unterwegs sein. Weiß jemand mehr dazu?

Viele Grüße vom Vielfahrer
Sam7C7
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Re: Tuttlingen bemüht sich um eine Verkehrswende

Beitrag von Sam7C7 »

EDIT: Zwischenzeitlich wurde der Artikel auch mit Bildmaterial ergänzt.

Guten Morgen,

ich habe es auch gerade zufällig auf der Seite vom Landkreis Tuttlingen gelesen, als ich die 7-Tage Inzidenzwerte checken wollte.
https://www.landkreis-tuttlingen.de/Qui ... =2328.32.1

Bis jetzt ist mir noch kein Fahrzeug aufgefallen, das nicht ins gewohnte Bild gepasst hätte.
Aber ich werde die Augen offen halten und gegebenenfalls berichten.

Viele Grüße
Sam7C7 *:-)*
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Vielfahrer
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Re: Tuttlingen bemüht sich um eine Verkehrswende

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Sam7C7,

Danke, aber das Augen aufhalten ist nicht mehr notwendig. Es war tatsächlich ein Elektrobus einen Tag lang in Tuttlingen unterwegs. Dies hat mir heute der Betreiber des Stadtbusses Tuttlingen anlässlich einer anderen Testfahrt bestätigt. Der Bus soll wohl bis zu 250 km Laufleistung mit seiner Batterie schaffen, erstaunlicherweise mehr im Stadtgebiet als auf regionaler Streckenführung.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Sam7C7
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Re: Tuttlingen bemüht sich um eine Verkehrswende

Beitrag von Sam7C7 »

Vielfahrer hat geschrieben: Do 4. Mär 2021, 17:56 Es war tatsächlich ein Elektrobus einen Tag lang in Tuttlingen unterwegs.
Bedeutet das, die in der Pressemitteilung beschriebene zweiwöchige Aktion ist schon wieder etwas anderes?

Viele Grüße
Sam7C7 *:-)*
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Vielfahrer
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Re: Tuttlingen bemüht sich um eine Verkehrswende

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Sam7C7,

die Pressemitteilungen kenne ich nicht, da ich den Gränzboten nicht abonniert habe. Mir wurde nur zugetragen, dass in Tuttlingen ein Elektrobus fahren soll, testweise. Und da ich heute zufällig bei einem ganz anderen Termin in der Möhringer Vorstadt den Chef des Stadtbusses Tuttlingen Klink GmbH getroffen habe, habe ich ihn gefragt, ob er tatsächlich einen Elektrobus eingesetzt hätte. Dies hat er bejaht und unterstrichen, dass er i der elektrischen Antrieb der Busse die Zukunft sehen würde und deshalb mal testhalber solch ein Fahrzeug in Tuttlingen vorgeführt hätte. Bekanntlich wird im kommenden Jahr der Stadtbus Tuttlingen neu vergeben und ich sehe es so, dass sich die Firma Stadtbus Tuttlingen Klink GmbH als innovativer Betreiber präsentieren wollte. Beim heutigen Termin ging es um etwas anderes, nämlich um eine nur mit einem Kleinbus befahrbare Route, die bislang kein ÖV-Angebot aufweist. Aus Sicht des Betreibers spricht nichts gegen die von der Stadt gewünschte Streckenführung. Sie wäre theoretisch auch mit normalen 12-m-Bussen befahrbar, lediglich Gelenkbusse scheiden definitiv aus. Am besten geeignet wäre jedoch ein kleinerer Bus, da dieser nicht so breit und auch nicht so lang ist und für die erwarteten Fahrgastpotentiale ausreichend dimensioniert ist. Der Kosten- und Umweltvorteil liegt zunächst darin, dass der Verbrauch etwa nur 40 % dessen eines normalen Busses ist. Aktuell läuft das Fahrzeug im Raum Engen und hat in den zurückliegenden 14 Monaten es auf über 100.000 km Fahrleistung gebracht, die man ihm übrigens nicht angesehen hat.
Mir jedenfalls würde es gefallen, wenn man von den großen Bussen weg käme, die nur zur Schülerspitzen voll sind und ansonsten viel heiße Luft transportieren.

Nebenbei: Bei dem Termin waren auch zwei Vertreter von TUTicket anwesend. Ich habe mal das Thema Mühlheim Bf - Neuhausen Take off angesprochen, das ich für eine gute Idee halte.

viele Grüße vom Vielfahrer
Sam7C7
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Re: Tuttlingen bemüht sich um eine Verkehrswende

Beitrag von Sam7C7 »

Hallo Vielfahrer,
Vielfahrer hat geschrieben: Do 4. Mär 2021, 20:26 die Pressemitteilungen kenne ich nicht, da ich den Gränzboten nicht abonniert habe.
Es handelt sich um eine Pressemitteilung auf der Homepage vom Landkreis Tuttlingen, frei verfügbar. *:-)*
https://www.landkreis-tuttlingen.de/Qui ... =2328.32.1

Darin heißt es unter anderem: "Ab dem kommenden Montag, dem 1. März 2021 testet der Verkehrsverbund TUTicket gemeinsam in Zusammenarbeit mit der Stadt Tuttlingen und dem Busunternehmen Stadtbus Tuttlingen Klink GmbH den ersten E-Bus im Stadtverkehr. Die Fa. Stadtbus Tuttlingen Klink GmbH ist bereits langjähriger Partner des Landkreises und der Landkreis ist dankbar für diese Initiative und Möglichkeit. Herr Klink, Geschäftsführer der Firma Stadtbus Tuttlingen Klink GmbH hat sich dafür eingesetzt, dass im Linienverkehr des Stadtgebiets Tuttlingen dieser Leih-E-Bus für zwei Wochen fahren kann. Der Test soll wichtige Daten über die Reichweite in dieser anspruchsvollen Topographie und den zukünftigen Einsatzbereich von E-Bussen im Landkreis Tuttlingen liefern."
Vielfahrer hat geschrieben: Do 4. Mär 2021, 20:26 Mir jedenfalls würde es gefallen, wenn man von den großen Bussen weg käme, die nur zur Schülerspitzen voll sind und ansonsten viel heiße Luft transportieren.
Ich finde es aktuell auch etwas merkwürdig, wenn ich mir nur zusammen mit dem Personal das riesige Fahrzeug Teile. Da drängt sich mir immer die Frage auf, was es den Betreiber eigentlich kostet, einen Kilometer Bus zu fahren. Wenn ich so 15 Jahre an meine Schulzeit zurück denke (da hatte ich eine KidCard) war es auch so, dass zur Rush-Hour die Busse bis zum Anschlag gefüllt waren, öfters sogar Fahrgäste stehen gelassen wurden. Abends konnte es aber durchaus vorkommen, dass mit einem sehr kleinen Bus oder sogar einem PKW Fahrten durchgeführt wurden. Als ich das zum ersten Mal erlebt habe, war ich tatsächlich etwas irritiert. Ich glaube es waren damals Fahrzeuge von Villing.
Vielfahrer hat geschrieben: Do 4. Mär 2021, 20:26 Nebenbei: Bei dem Termin waren auch zwei Vertreter von TUTicket anwesend. Ich habe mal das Thema Mühlheim Bf - Neuhausen Take off angesprochen, das ich für eine gute Idee halte.
Vielen Dank dafür. Dann hat zumindest schon mal jemand davon gehört. *daumenhoch*


Viele Grüße
Sam7C7
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Re: Tuttlingen bemüht sich um eine Verkehrswende

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Sam7C7

vielleicht haben wir dann schon die gleichen Erfahrungen gemacht. Ich wollte in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts mal von Tuttlingen nach Tübingen fahren und der Gäubahn-Fahrplan war damals bei weitem nicht so opulent wie aktuell, von Ringzügen wagte damals ja noch gar niemand zu träumen. Ich bin also in Tuttlingen, weil ich Zeit hatte, in einen Bus nach Mühlheim eingestiegen und dort auf die Linie 1801, so hieß die damals noch, wenn ich mich richtig entsinne. In Mühlheim bin ich dann auf die besagte Firma umgestiegen mit ein paar wenigen anderen Fahrgästen, die die Runde über Kolbingen - Renquishausen - Königsheim - Böttingen - Mahlstetten - Dürbheim nach Spaichingen sich antun wollten. In Königsheim war der Bus bis auf mich leer. Die Fahrerin war wohl die Seniorchefin des Unternehmens, denn diese hatte ein Problem mit dem Auge gehabt. Sie fuhr aber dennoch sicher. In Mahlstetten sprach sie mich an, wo ich den hinfahren wollte. Ich sagte ihr, dass ich nach Spaichingen auf den 19-Uhr-Zug wollte. Der würde dort beginnen und nach Stuttgart fahren. Da fahren wir aber nicht hin, meinte sie. Da wäre doch noch nie ein Fahrgast gekommen. Ich zog den Kreisfahrplan aus der Tasche und darin stand, dass der Bus nach Spaichingen fahren würde. Merkwürdig sagte sie und fragte mich, ob es mir denn etwas ausmachen würde, wenn Sie mich in ihrem Mercedes nach Spaichingen fahren würde. Nein, das würde mir nichts ausmachen, sagte ich. Es wäre ja sogar sinnvoll, für mich alleine nicht mit so einem großen Bus zu fahren. Und so wurde ich nach Spaichingen auf den Bahnhof gebracht, wo ich ohne Probleme meinen Zug in Richtung Horb erreicht habe.

Trotzdem hat dieses Erlebnis sehr tief blicken lassen, was da so abging. Jahre später gab es auf einer anderen Strecke mit einem anderen Busunternehmen aus dem Landkreis ähnliche, jedoch gravierendere Fehlleistungen, die zu mehrfachen Gerichtsverfahren führten und letztlich dazu, dass dem Busunternehmen wegen Unzuverlässigkeit die Konzession entzogen wurde. Ich könnte, wenn ich wollte (aber ich will und werde nicht) ein dickes Buch über die Erlebnisse im öffentlichen Verkehr im Landkreis Tuttlingen schreiben. Man muss vorwärts und nicht rückwärts blicken!

Viele Grüße vom Vielfahrer
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