Ende der SBG im Schwarzwald-Baar-Kreis?

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
Benutzer 786 gelöscht

Re: Ende der SBG im Schwarzwald-Baar-Kreis?

Beitrag von Benutzer 786 gelöscht »

Südkurier Artikel zum Thema:

https://www.suedkurier.de/region/schwar ... 2,10763428

Es wird am Beispiel des Landkreises Konstanz gut dargestellt, was auch hier auf uns zu kommen könnte.
Ich habe wohl den denkbar schlechtesten Zeitpunkt für den Umstieg vom PKW auf den Bus gewählt...
Vielfahrer
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Re: Ende der SBG im Schwarzwald-Baar-Kreis?

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Bahner,

Im vergangenen Frühjahr hat mich der Landkreis Konstanz angerufen und mich gebeten, ihm bei der Bewältigung der Buskrise zu helfen. Von daher habe ich gute Einblicke, was dort schief gelaufen war. Bei der Vergabe der Leistungen im Schwarzwald-Baar-Kreis sehe ich keine Anzeichen, dass sich dies hier wiederholen könnte. Dass in beiden Landkreisen die SBG mehr oder weniger rausgeflogen ist (in Konstanz fährt sie nur noch die grenzüberschreiende Buslinie zwischen Singen und Stein am Rhein), hängt damit zusammen, dass die anderen Anbieter die verlangte Qualität deutlich günstiger angeboten haben. Natürlich wird der Landkreis die Einhaltung der Standards überprüfen müssen. Dass in der Südbaar, wo vor Jahresfrist die SBG ihre Leistungen im Raum Blumberg - Donaueschingen verloren hat, es seither schlechter geworden wäre, ist mir nicht zu Ohren gedrungen. Im Gegenteil, die Bedienung der Städte und Dörfer im Süden des Landkreises hat sich deutlich verbessert.
So wird es auch in der Ostbaar, also im Raum Bad Dürrheim werden, wobei ich davon ausgehe, dass beispielsweise die Firma Luschin, die seit Jahrzehnten einen erklecklichen Teil der SBG-Linien bedient hat, auch zukünftig dort unterwegs sein wird, eben nicht mehr im Auftrag der SBG, sondern im Auftrag der VGB. Entscheidend für die Kunden dürfte aber das Fahrplanangebot sein und nicht in wessen Auftrag da gefahren wird. Ich denke, dass zwischen Bad Dürrheim und Villingen sicherlich alle 30 Minuten eine Fahrt angeboten werden wird.

Bei mir in Tübingen hat der Kreistag gerade beschlossen, auf den wichtigsten Regional-Buslinien bei der Fortschreibung des Nahverkehrsplans den 15-Minuten-Takt vorzusehen, weil die aus Klimaschutzgründen notwendige Reduktion des Individualverkehrs hauptsächlich über ein attraktives Angebot erfolgen dürfte. Ferner wird der Individualverkehr mit dem PKW dadurch reduziert, dass beispielsweise eine der wichtigsten Straßen in der Stadt Tübingen, die Mühlstraße, die vom Bahnhof über die Neckarbrücke zur Universität führt (und auf der pro Tag über 2.000 Busse unterwegs sind) zunächst für 1 1/2 Jahre für den PKW-Verkehr komplett gesperrt wird. Danach hofft man, dass sich die Leute daran gewöhnt haben und man sie auch nicht wieder aufmachen muss. Bei einer Befragung vor einem Jahr gab es nur noch eine knappe Mehrheit dafür, die Mühlstraße weiterhin für den PKW befahrbar zu lassen. Baustellenbedingt geht das jetzt aber nicht mehr.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Benutzer 786 gelöscht

Re: Ende der SBG im Schwarzwald-Baar-Kreis?

Beitrag von Benutzer 786 gelöscht »

Hallo Uli,

vielen Dank für deine Einschätzung.
Das beruhigt mich doch sehr.
Sind wir mal gespannt, ob ab Dezember nicht doch haufenweise Busfahrer aus dem Ausland (die kaum deutsch sprechen) auf den neuen Linien der VGB eingesetzt werden.

Zum Thema Tübingen kann ich nur meinen Respekt an Herrn Palmer und der Verwaltung aussprechen.
15 Minuten Takt sowie Vorteile für Busse im Verkehrsnetz sind der absolut richtige Weg.

Wenn jeder nur die Hälfte der Kosten für seinen PKW in den ÖPNV stecken würde, hätten wir ein einwandfreies Angebot bis in die Fläche hinein, was ein PKW Eigentum unnützlich machen würde. Im Prinzip eine winwin Situation.
Vielfahrer
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Re: Ende der SBG im Schwarzwald-Baar-Kreis?

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

wie ich gerade gelesen habe, wurde vor der zuständigen Vergabekammer beim RP Karlsruhe gegen die Vergabe der Lose 1 (Ostbaar) und 2 (nordwestliches Kreisgebiet) an die VGB und die VGVS Beschwerde eingelegt. Nur das Los 3 (Raum Villingen - Königsfeld - St. Georgen - Triberg) konnte rechtskräftig vergeben werden und geht damit an die Firma Albert Rapp aus Buchenberg. Mutmaßlich hat sich ein unterlegener Bieter, also wohl die SBG, mit einem Nachprüfungsantrag an die Vergabekammer gewandt, um die Vergabeentscheidung des Schwarzwald-Baar-Kreises überprüfen zu lassen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Lucian Berndt
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Re: Ende der SBG im Schwarzwald-Baar-Kreis?

Beitrag von Lucian Berndt »

*hallo2* Man kann gespannt sein wielange sich die Klage jetzt hinzieht, damit noch rechtskräftig vergeben werden kann. Wielange dauern solche Nachprüfanträge im Regelfall? Spannend wäre der Fall einer Notvergabe oder eines Übergangsvertrages. Bzw welche Priorität genießt so ein Fall in Karlsruhe, wenn man als bedenkt, das der Stichtag der nächste Fahrplanwechsel ist und man ja auch eine gewisse Zeit für Fahrzeugbeschaffung und/oder Personalakquisition im Falle eines Zuschlags an die vorläufige Gewinnerpartei beachten muss?

Fragende Grüße
Lucian
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Re: Ende der SBG im Schwarzwald-Baar-Kreis?

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Lucian,

ein alter Spruch heißt: "Auf Gericht und hoher See...", was sagen will, dass man da besser keine Vorhersagen zur Verfahrensdauer machen sollte. Ich habe schon erlebt, dass solch einer Klage stattgegeben wurde, wobei dann der Unterlegene die nächst höhere Instanz angerufen hat, die das Verfahren wieder aufgerollt hat. Und dann hat es anschließend wieder gewechselt, bis vor den Verwaltungsgerichtshof in Mannheim ging das dann. Für die potentiellen Betreiber und die Fahrgäste ist das keine gute Entwicklung, weil bis zur endgültigen Klärung keiner investieren wird oder kann und wer vielleicht am Ende gewinnt, hat nur noch wenige Jahre bis zum Ablauf der Genehmigung vor sich, muss aber die geforderten Standards erfüllen. Betriebswirtschaftlich macht so was keinen Spaß. Normalerweise bin ich kein Freund alter Zeiten, sondern Neuerungen gegenüber aufgeschlossen, aber in diesem Punkt waren die alten Strukturen teilweise nicht schlecht. Notwendig wäre nur gewesen, dass transparente Kalkulationen erstellt worden wären. Ein Unternehmen muss ja auch investieren können und dazu braucht es einen Gewinn. In der aktuellen ÖPNV-Welt jedoch ist Hochkonjunktur für Dritte (mich eingeschlossen) und dies muss nicht immer der Weisheit letzter Schluss sein.
Freilich haben die Unternehmen in der Vergangenheit sehr viele Möglichkeiten nicht genutzt, die sie gehabt hätten. Mir fällt da immer als negatives Beispiel die Orslinie in Brigachtal ein. So, wie dieser Fahrplan aufbereitet und an den Kunden gebracht wird, ist es absoluter Mist. Bei der SBG jedoch hat es scheinbar niemanden interessiert. Und auch bei Rottweil - Balingen (7440) zum vergangenen Fahrplanwechsel ist wohl einiges schief gegangen, auf einer Linie, die früher mal mit 140 % Kostendeckung betrieben wurde. Ab August hingegen wird diese Linie im Zollernalbkreis auffallen, aber negativ, weil sie dann im Gegensatz zu früher ein unterdurchschnittliches Angebot aufweisen wird im Vergleich zu andern Linien. Und auch die Entwicklung zwischen Donaueschingen, Blumberg und der Fortsetzung nach Stühlingen - Waldshut ist ein langjähriger Tiefpunkt der Entwicklung, schaut man sich die letzten 50 Jahre bei den Fahrplänen an, wohlgemerkt nicht zwischen Donaueschingen und Fützen, sondern darüber hinaus. Auch dass von Tuttlingen her eigentlich an allen Kreisgrenzen Ende der Buslinien ist, ist keine gute Entwicklung (Ausnahme sind noch die paar Behringer-Fahrten von/nach Stockach, aber alles andere wurde meines Wissens eingestellt.

Glücklicherweise darf ich in anderen Räumen planen, wo selbst über die Landesgrenzen hinweg die Genehmigungszuständigkeit kein Problem ist, gleich ob das Regierungspräsidium in Tübingen oder die Bezirksregierung von Schwaben in Augsburg damit zu tun hat. Und die Verbindungen fahren über die Landesgrenzen hinüber, ganz so als ob es sie nicht gäbe.

Für die vom Einspruch betroffenen Fahrgäste im Schwarzwald-Baar-Kreis hoffe ich sehr, dass es keine Hängepartie wird. Da gibt es nur Verlierer.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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