Busverkehr Aichtal-Filderstadt wird geändert...

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
Karl Müller
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Busverkehr Aichtal-Filderstadt wird geändert...

Beitrag von Karl Müller »

Wie der VVS auf seiner Homepage berichtet:


Neuer Fahrplan im Verkehrsraum Aichtal – Filderstadt

Aufgrund von betrieblichen Störungen kann das aktuelle Fahrplanangebot im Raum Aichtal – Filderstadt nicht länger erbracht werden. Da es in den letzten Wochen des Öfteren zu Fahrtausfällen gekommen ist, hat sich das Landratsamt Esslingen mit dem Busunternehmen Melchinger und dem VVS darauf verständigt, kurzfristig das Fahrplanangebot auf eine verlässliche Grundlage zu stellen.


Nur ein Schelm der Böses dabei denkt - aber - die "Betrieblichen Störungen" sind soviel ich weiß Personalmangel bzw auf Neudeutsch - "Fachkräftemangel" . Bereits am Beginn der Neuvergabe gab es Probleme - ähnlich wie beim Stadtverkehr Esslingen- Busfahrer konnten sich nur mangelhaft verständigen, fuhren andere Wege als vorgesehen oder fuhren Haltestellen nicht an. Tja, was soll man sagen? Nach den Problemen rund um abellio und andere (Stichwort:Rexer) sollte die öffentliche Hand Ihre Ausschreibungspraxis doch einmal sehr sehr gründlich überlegen, denn, jede Wette, weitere Probleme werden folgen. Vielfahrer hat erst kürzlich berichtet das es im Raum Merklingen/Blaubeuren zu einer erheblichen Ausweitung der Verkehrsleistungen kommen soll. Stellt sich die Frage wer die Busleistungen fahren soll - wenn aktuell schon Personalmangel herrscht - wie soll dann eine große Mehrleistung abgedeckt werden?

MFG Oli
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Re: Busverkehr Aichtal-Filderstadt wird geändert...

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Olli,

nicht nur im Raum Merklingen (bis nach Bad Urach) soll sich das Verkehrsangebot deutlich erhöhen, generell im Raum Ulm wird dies der Fall sein. Deutliche Angebotserweiterungen wird es im Linienbündel Langenau geben, von der Größenordnung ähnlich wie bei Merklingen. Ebenso hat der Alb-Donau-Kreis eine Neuplanung westlich des Illertals vorgesehen. Ich habe heute zufällig mit dem Planer des Alb-Donau-Kreises telefoniert und den aktuellen Stand abgefragt. Da wird einiges kommen im Bereich Illertissen und Senden, was länderüberschreitende Buslinien betrifft (anders als bei Tuttlingen, wo schon kreisüberschreitende Linien ein Problem sind). Senden wird ein Megaknoten werden täglich 360 Busanschlüssen zur Regio-S-Bahn Donau-Iller (104 Abfahrten pro Tag!) und 360 Busanschlüssen von der Regio-S-Bahn Donau-Iller in die Fläche, dazu wird es ca. 830 Busanschlüsse untereinander am Bahnhof Senden geben. Die Infrastruktur dafür treibt die Stadt Senden voran. Ähnliches Volumen in Weißenhorn, wo die BEG die Zahl der Zugverbindungen um 50 % erhöhen wird. Ich finde das zunächst mal sehr gut, dass für die Verkehrswende die notwendigen Voraussetzungen (nämlich ein dichtes Angebot) geschaffen werden. Ich verstehe Deine Argumentation mit dem fehlenden Personal zwar, aber soll deswegen die Verkehrswende unterbleiben? Da wird sich schon noch eine Lösung finden lassen. Vorhin habe ich gelesen, dass der Automobil-Zulieferer EBM an mehreren Standorten 170 Personale einsparen will, weil bestimmte Geschäftsbereiche sich drastisch verändern. Die werden nun nicht zwingend zu Busfahrer oder Lokführern umgeschult werden, aber der Markt wird in Bewegung kommen. Ich wäre da nicht ganz so pessimistisch. Wie wir hier im Forum ja lesen können, macht die Arbeit als Busfahrer und Lokführer ja auch durchaus Freude. Und in punkto Arbeitszeiten und Entlohnung könnte die Zukunft auch Verbesserungen bringen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Karl Müller
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Re: Busverkehr Aichtal-Filderstadt wird geändert...

Beitrag von Karl Müller »

Guten Morgen,
Vielfahrer, dein Optimismus in allen Ehren, aber wenn du als Influencer und youtuber ein Vielfaches dessen was WIR verdienen einsteckst, wieso solltest du dann in einem unregelmäßigen Schichtdienst zu schlechten Arbeitsbedingungen regulär arbeiten?
Denn, es benötigt ja nicht nur fahrendes Personal, Nein, dahinter stecken Leute die Schichtpläne erarbeiten, den Lohn abrechnen, die Fahrzeuge warten, reparieren und pflegen. Und, egal ob Bus oder Schiene, mehr Fahrten bedeutet auch mehr Pflege und Wartung. Dazu kommen aktuell stark gestiegene Energiepreise die sich über kurz oder lang auch auf die Verkehrsbetriebe auswirken werden. Und, Heutzutage bleibt man nicht mehr ein Leben lang in einem Betrieb, die wechselbereitschaft ist groß, viele Koll gehen nach 2-3 Jahren. Es ist nicht unbedingt das Gehalt, Nein, man muß es mögen die Fahrgäste umeinander zu kutschieren. Du mußt dein Leben komplett umstellen. Und, auch die S-S-B meinte das während der Pandemie ( als Leute in der Gastro kündigten) die Massen an Bewerbern zu Ihr strömen - Denkste. Wer beim Bosch vorher 3000,00 netto verdient hat wird nicht für 1800 € bei einem Verkehrsbetrieb anfangen. Der allgemeine Personalmangel macht sich auch langsam im "normalen" Leben bemerkbar - einige Läden reduzieren Ihre Öffnungszeiten oder schließen komplett.

MFG Oli
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Re: Busverkehr Aichtal-Filderstadt wird geändert...

Beitrag von Sascha »

Hallo,

zu dem Thema "Bosch" muss ich auch mal was sagen. Hier wird auch extrem Personal abgebaut. Man versucht über mehrere"Schienen" die Leute loszuwerden:

1. Altersteilzeit/Frührente/Rente: Die Leute, die noch max. 5 Jahre zu arbeiten haben, werden mit hohen Abfindungen ins Rentnerdasein "abgeschoben".

2. Abteilungen/Produktionsteile werden "ausgelagert: Die komplette Infrastruktur (Wärmetechnik, Elektrik, Schlosserei, Infrastruktur, ...) wird ausgelagert an Subunternehmen, die eigenen Abteilungen werden geschlossen, Spareffekt: Keine Personalkosten (trägt der Subunternehmer), kaum Materialkosten.

Während früher man verschiedene Subunternehmen (Sicherheit wie ich, Reinigung, Kantine, ...) hatten, wird jetzt alles an ein Unternehmen gegeben. So kann man auch am Personal sparen (Hat mich im übrigen auch getroffen, bin grad auf der Suche nach einem anderen Arbeitsplatz).

Außerdem wird die "teure" Produktions ins billige Ausland verlagert (Rumänien, Serbien, Türkei, usw.), man will nur noch die "Forschung und Entwicklung" im Land lassen bzw. stelleweise auch die Endfertigung, wegen dem "Made in Germany"! Dafür werden die Teile durch halb Europa mit Sprintern und Klein-LKWs rumkutschiert (große LKWs haben ja Nachtfahrt- und Wochenendfahrverbote, Sprinter und Klein-LKWs bis 7,5 t ja nicht).

Also ist bei uns gerade "Land unter", man musste ja die Personalversammlung abbrechen, es kam zu Ausschreitungen.

Die neue Firma, die auch uns übernehmen will, wollen auch am Lohn und den Stunden schrauben, allerdings müssen Sie erstmal dreißig Leute haben, um eine Übernahme zu bewerkstelligen, was schwierig wird, weil es kaum geprüfte Leute mehr gibt.

Gruß

Sascha *hallo1*
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Re: Busverkehr Aichtal-Filderstadt wird geändert...

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

wenn ich die vorstehenden Beiträge so lese, so frage ich mich, ob sich so viele irren können. Ich war heute auf einer Sitzung des Ausschusses für Mobilität im bayrischen Landkreis Neu-Ulm. Einstimmig (!) wurde die Konzeption der Regio-S-Bahn gutgeheißen und ebenfalls einstimmig der Aufbau von Transportketten in die Fläche, ausgehend von den Bahnhaltepunkten, dies jedoch von früh bis spät im Stundentakt an 7 Tagen in der Woche, zur Hauptverkehrszeit im 30-min-Takt. Diese Planung entspricht voll den Forderungen einer Studie zur klimaverträglichen Mobilität, die schon fünf Jahre alt ist und nun mit Leben erfüllt werden soll. Also ich finde es richtig gut, dass so deutliche Zeichen gesetzt werden und der öffentliche Verkehr stark verbessert wird.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Busverkehr Aichtal-Filderstadt wird geändert...

Beitrag von 720-Schwarzwaldbahn »

Vielfahrer hat geschrieben: Do 11. Nov 2021, 18:30 Hallo,

wenn ich die vorstehenden Beiträge so lese, so frage ich mich, ob sich so viele irren können. Ich war heute auf einer Sitzung des Ausschusses für Mobilität im bayrischen Landkreis Neu-Ulm. Einstimmig (!) wurde die Konzeption der Regio-S-Bahn gutgeheißen und ebenfalls einstimmig der Aufbau von Transportketten in die Fläche, ausgehend von den Bahnhaltepunkten, dies jedoch von früh bis spät im Stundentakt an 7 Tagen in der Woche, zur Hauptverkehrszeit im 30-min-Takt. Diese Planung entspricht voll den Forderungen einer Studie zur klimaverträglichen Mobilität, die schon fünf Jahre alt ist und nun mit Leben erfüllt werden soll. Also ich finde es richtig gut, dass so deutliche Zeichen gesetzt werden und der öffentliche Verkehr stark verbessert wird.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Sagen wir so, ich heiße den Ausbau von Transportketten auch gut, ich sehe aber auch die in den Vorrangegangenen Beiträgen beschriebenen Probleme, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie genau das beschreiben was ich tagtäglich in meiner Arbeit erlebe.

Sicher ist es gut wenn Transportketten ausgeweitet werden, nur sollte man dann auch beschreiben wie man das ganze letztendlich auch umsetzten will, und genau da ist es zu kurz gedacht, darauf zu hoffen dass irgendwo anders Personal eingespart werden kann und sich das ganze schon irgendwie regeln wird. Ich will mir hier nichts vormachen, nicht nur die Transportbrache steht vor einem Facharbeitermangel, auch Industie, Handwerk und Pflege leiden unter einem Facharbeitermangel. Und wie schon geschrieben, geht zwar immer wieder durch die Presse dass Firma XY Stellen abbauen möchte, doch wie viele dieser Stellen entfallen tatsächlich in dem sie ins Ausland verlagert werden oder wirklich nicht mehr benötigt werden. Auch ich bekomme immer wieder mit dass um kosten zu sparen Firma A Stellen streicht, aber die Tätigkeiten dann aber durch dritte ausführen lässt, Leiharbeiet einstellt oder (auch schon erlebt) Mitarbeiter zurückgeholt werden, da es doch nicht so funktioniert wie man das eigentlich vorhatte und man die Arbeiter doch benötigt.

Die Anforderungen an Busfahrer sind in den letzten Jahren stark gestiegen, ein Busführerschein heute noch aus eigener Tasche zu bezahlen muss man schon sehr wollen. Dazu kommt dass viele Busfahrer in den nächsten Jahren in Rente gehen wird, 2018 waren laut dem BDO mehr als 50% der Fahrer über 50, und meine Beobachtungen zeigen dass sich daran seither, zumindest in meiner Umgebung nichts wesentliches geändert hat. Auch die Vorstellungen der Besteller sind gestiegen, natürlich sind Deutschkenntnisse und ein gepflegtes Erscheinungsbild (Dienstkleidung) durchaus gerechtfertigt, nur ist es wirklich im Sinn der Sache auch noch das tragen von Kopfbedekungen und kurzer Hosen zu verbieten? Sicher muss sich an der bezahlung noch einiges tun (insbesondere Bezahlung langer Standzeiten), aber auch hier steht wieder die Frage wer bezahlt das, als Beispiel sei hier nur einmal der bereits seit über einem Jahr laufende Tarifstreit im Busverkehr in Rheinland-Pfalz genannt, aber auch die Wertschätzung gegenüber dem Fahrparsonal muss gesteigert werden, mit einem landwierigem Tarifstreit wie in Rheinland-Pfalz wo jeder mit dem Finger auf den anderen zeigt und um es einmal provokativ auszudrücken Mikado gespielt wird erreicht mas das jedenfalls nicht.


Und um zum Busverkehr auf den Fildern zurückzukommen:
Offenbar kann Melchinger nicht einmal den Notfahrplan fahren, seit heute helfen zwei Unternehmen mit fünf Bussen und Fahrern.
Stuttgarter Zeitung
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Re: Busverkehr Aichtal-Filderstadt wird geändert...

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

ich sehe das immer noch etwas anders. Die ÖPNV-Leistungen werden "europaweit" ausgeschrieben. In der ersten Phase können sich alle in Europa ansässigen Verkehrsunternehmen zur Erbringung der Leistungen bewerben. Weil die Leistungen inzwischen glücklicherweise über den reinen Schülertransport hinausgehen und in der Regel ähnlich wie der Deutschlandtakt gut vertaktet sind, lässt sich das eigenwirtschaftlich nicht mehr produzieren (Rosinenpicken ist vorbei), jedenfalls in der Fläche nicht. Es folgt dann die Phase zwei. Hier gibt der Aufgabenträger einen konkreten Fahrplan vor, meist auch einen unverbindlichen Umlaufplan. Die Unternehmen können dann erkennen, wieviel Personal sie benötigen und ob sie dies auch haben oder hinzugewinnen können. Wenn sie diese Frage für sich mit Ja beantworten, berechnen sie anschließend, wieviel Geld sie dafür benötigen. Wenn sie das Personal nicht haben, aber trotzdem ein Angebot abgeben, so führt dies unweigerlich zu Problemen und letztlich springen diese Verkehrsunternehmen über die Klinge. Beispiele dafür gab es in der Vergangenheit ja einige.

Wenn es so wäre, wie von einigen befürchtet, dann dürfte eigentlich gar kein Angebot abgegeben werden. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt aber (Ausschreibungen von nur sehr kurzer Dauer mal ausgenommen), dass sich meist mehrere Verkehrsunternehmen bewerben und die Aufgabenträger dann eine Auswahl vornehmen können. Ich habe schon immer dafür plädiert, einem Verkehrsunternehmen, welches Jugendliche oder auch Ältere zu Fahrpersonal ausbildet, einen Bonus zu geben. Es ist doch logisch, dass die Ausbildung von Fahrpersonal Geld kostet und deshalb die Kosten etwas höher liegen. Dies könnte durch einen entsprechenden Bonus ausgeglichen werden und gleichzeitig dafür sorgen, dass überhaupt mehr Fahrpersonal ausgebildet wird. Früher hatte ich ja lange im Schwarzwald-Baar-Kreis die Szene beobachten können. Da gab es ganze zwei Verkehrsunternehmen, die Fahrer ausgebildet haben, nämlich die SBG und die Fa. Petrolli. Alle anderen Firmen, größere wie kleinere, wollten sich dies nicht antun und lieber über irgendwelche Agenten, die auch satte Preise verlangen, Fahrpersonal überwiegend aus Südosteuropa an Land ziehen mit vielen Folgeproblemen, etwa Wohnungssuche, Familiennachzug, Sprachkenntnissen usw. Im Oberallgäu habe ich mal einen Unternehmer getroffen, der sich richtig clever verhalten hat und nach meiner Einschätzung auch gute Geschäfte gemacht hat. Aber er hat mir berichet, dass seine Firma vielleicht noch maximal 10 Jahre existieren kann, weil schon heute die meisten seiner Fahrer über 60 Jahre alt wären und es keinen Fahrernachwuchs mehr geben würde. Wenn keine Fahrer ausgebildet werden, scheint mir dies sehr logisch zu sein. Offenbar ist die ganze Branche da in einer Schieflage, die früher nur deswegen nicht aufgefallen ist, weil früher zahlreiche Jugendliche ihre ansonsten überwiegend unnütze Zeit bei der Bundeswehr dazu genutzt haben, einen LKW- oder Busführerschein zu erlangen. Und mit der entfallenen Wehrpflicht treten diese strukturellen Fehler nun offen zu tage. Die müssten die Unternehmen nicht bejammern, sondern wer - wenn nicht sie selbst - könnten dagegen etwas tun.

Am Markt werden sich letztlich nur diejenigen Anbieter halten können, die über entsprechend ausgebildetes Personal verfügen. Offenbar hat sich diese Erkenntnis noch nicht durchgesetzt.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Busverkehr Aichtal-Filderstadt wird geändert...

Beitrag von 720-Schwarzwaldbahn »

Unser Betrieb (Industrie) bildet aus, muss seine Produkte ebenfalls am Markt behaupten, teilweise schreiben unsere Kunden Aufträge ebenfalls aus, also unterm strich alles was Busunternehmen auch müssen. Was genau macht dann unser Betrieb falsch, wenn sich auf Stellenangebote keine qualifizierten Bewerber finden? Man kann zwar in etwa sehen wer ungefähr in dreieinhalb Jahren in Rente geht, wenn aber ein Mitarbeiter kündigt oder sich vorzeitig in den Ruhestand verabschiedet muss man auch einmal auf bereits ausgebildetes Personal zurückgreifen.

Gleiches Beispiel Handwerk, jedes Jahr bleiben zahlreiche Stellen unbesetzt, sprich die Firmen wollen ausbilden können aber nicht, da sie keine geeigneten Bewerber finden. Was machen diese Firmen falsch?

Nächstes Beispiel, Pflege, gleiches Problem, gleiche Ursache.

Und jetzt kommt der ÖPNV, hier ist alles kein Problem. Die Busunternehmen welche ausbilden wollen finden alles ihre gesuchten Bewerber und Mitarbeiter und werden sich an Ende durchsetzten.

Und jetzt komm ich als Kunde, mein Arbeitgeber verlangt von mir dass ich pünktlich erscheine (Schichtwechsel), aber leider hat bei der letzten Ausschreibung ein Unternehmen gewonnen, welches nicht so viel Wert auf Nachwuchsgewinnung legt und es kommt durch Fahrermangel immer wieder zu Ausfällen und Problemen. Bis der Markt das ganze irgendwann geregelt hat, wird sich daran wohl auch nichts ändern, und da ich keine Lust habe meine Arbeitsstelle zu verlieren ist der ÖPNV für mich bis dahin nicht nutzbar.

Ich sehe nach wie vor keinen Grund weshalb der ÖPNV von den in allen Brachen herschenden Problemen nicht betroffen sein sollte.

Als Unternehmen (egal wo) bin ich in einer Zwickmühle, entweder ich gebe ein Angebot ab, welches sich gegen die Konkurenz durchsetzten kann oder ich habe irgendwann keine Aufträge mehr und muss meinen Betrieb schließen.
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Re: Busverkehr Aichtal-Filderstadt wird geändert...

Beitrag von 720-Schwarzwaldbahn »

Zurück zum Busverkehr Aichtal-Filderstadt:

Nachdem das Busunternehmen Melchinger zuletzt nicht einmal mehr den Notfahrplan erbringen konnte und zwei andere Busuntermehmen aushelfen mussten, folgte vergangen Montag die Insolvenz und am Mittwoch wurde der Betrieb dann eingestellt.

Am Mittwoch konnte nur ein Not-Notfahrplan durch die bereits am Notfahrplan beteiligten angeboten, zwischenzeitlich wird mithilfe zweier weiterer Unternehmen zumindest der Notfahrplan wieder erbracht. Bis zum Normalfahrplan sei es aber noch ein weiter weg.

Stuttgarter Zeitung

Leider sind das keine Einzellfälle mehr, allein im Großraum Stuttgart Rexer, Bader, Ganter, Knauss und jetzt Melchinger. Dazu kommen noch Firmenaufgaben bei Schefenacker und Schlienz Omnibus. Ob die aktuelle Ausschreibungspraxis auf Dauer so weiter gehen kann, ich bezweifel es.
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Re: Busverkehr Aichtal-Filderstadt wird geändert...

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

wir müssen gar nicht zwingend den Stuttgarter Raum betrachten. Auch im Ringzugebiet haben viele Busunternehmen ihren Linienverkehr aufgegeben. Spontan fallen mir folgende ein: Fa. Haiz aus Donaueschingen (DVB), Fa. Emil Petrolli aus Burgberg, Fa. Henkel aus Bräunlingen, Fa. Frey aus Kirchdorf, Fa. Schild aus Trossingen, Fa. Villing aus Böttingen, Fa. Stehle aus Tuttlingen, Fa. Stengelin aus Tuttlingen, Fa. Wursthorn & Falkenberg aus Pfaffenweiler, Fa. Hugo Bürk Schwenninger Straßenbahn, Fa. Adam aus Königsfeld, Fa. Burri-Fichter aus Tennenbronn, Fa. Fichter aus Langenschiltach, Fa. Otto Bächle aus Unterkirnach, Fa. Fischinger aus Villingendorf, Fa. Fritz aus Buchheim, Fa. Lerch aus Peterzell, demnächst wohl auch Fa. Heim aus Niederschach. Bestimmt habe ich noch einige vergessen. Die Anzahl der Betriebe, die ihren Linienverkehr aus was für Gründen auch immer (Nachfolgeprobleme, Konkurs, Verkauf, Tod, Verurteilung usw.) aufgegeben haben, ist beachtlich. Der Markt ist offenbar schwer in Bewegung. Trotzdem würde ich rückblickend feststellen wollen, dass die Verkehrsangebote heute besser als zu früheren Zeiten sind. Ob sie aber zukunftsfähig sein werden, wenn kein Fahrernachwuchs ausgebildet wird, daran habe ich schon Zweifel.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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