http://www.neckar-chronik.de/Home/nachr ... 17339.htmlAcht Verletzte bei Unfall am unbeschrankten Bahnübergang bei Talheim
Zug prallt gegen Lastwagen
Am unbeschrankten Bahnübergang der Landesstraße 355 zwischen Horb und Talheim hat es gestern am frühen Nachmittag einem schweren Unfall mit acht Verletzten gegeben. Aus noch unbekannten Gründen übersah ein Lastwagen-Fahrer das Warnlicht und fuhr auf die Gleise. Der aus Freudenstadt kommenden Zug prallte gegen den LKW und entgleiste. Bahn strecke und Straße sind noch mindestens bis heute
Talheim. Sehri Kateke ist noch immer ganz aufgewühlt. „Erst dachte ich, der Zug macht eine Vollbremsung“, erzählt der Mann, der auf dem Weg zur Arbeit nach Stuttgart war. Doch dann rumste es. Immer wieder blickte er gestern auf sein Handy, als er eine gute Stunde nach dem Unfall am Horber Bahnhof auf die nächste Verbindung wartete. Auch Annika Günther wartete. Ihr ging es ähnlich: „Ich dachte, der Zug bremst aber komisch. Gleich passiert irgendwas.“
Es muss laut gekracht haben, als der Triebwagen der Albtal-Verkehrsgesellschaft gestern gegen 12.45 Uhr auf dem Bahnübergang bei Talheim den Lastwagen erfasst, noch einige Meter mitgeschleift und den Anhänger regelrecht platt gemacht hat. Acht Verletzte und ein hoher Sachschaden sind die Bilanz des Unfalls zwischen dem Horber Industriegebiet Heiligenfeld und der Ziegelhütte bei Talheim. Dennoch war’s Glück im Unglück. Horbs Feuerwehr-Kommandant Markus Megerle sagte: „Das hätte alles viel verheerender ausgehen können, wenn der LKW eine halbe Sekunde langsamer oder anders beladen gewesen wäre.“ Doch weil im Anhänger leichte Plastikrohre waren, ging der Unfall verhältnismäßig glimpflich aus.
Warum es zum Zusammenstoß kam, ist noch unklar. Der 60 Jahre alte Fahrer des Lastzuges missachtete nach Angaben der Polizei jedenfalls das Rotlicht der Ampel am Bahnübergang ohne Schranken und fuhr weiter in Richtung Horb. Der aus Richtung Freudenstadt kommende Elektrotriebzug prallte frontal gegen den Anhänger des Lastzuges, sprang aus den Schienen und schob das Gespann noch einige Meter vor sich her.
Bei dem Zusammenstoß wurden der Lkw-Fahrer, der 48-jährige Zugführer und sechs Fahrgäste verletzt und mussten ins Krankenhaus. Die Schwere der einzelnen Verletzungen war gestern Abend noch nicht bekannt. Wegen der Bergungsarbeiten sind die Bahnstrecke und die L 355 bis heute gesperrt. Zudem sind die Schienen verbogen und die Signalanlage ist kaputt. Deshalb waren die ganze Nacht Arbeiter an der Strecke, um den Bahnübergang wieder zu richten. Das Technische Hilfswerk sorgte für die Beleuchtung.
Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger war gestern sofort nach dem Unfall von einem dienstlichen Termin zur Unglücksstelle gefahren, um sich vor Ort ein Bild zu machen. „Wenn man hört, ein Zug ist mit einem LKW zusammengestoßen und entgleist, dann rechnet man mit dem Schlimmsten“, sagte er. „Aber so wie es aussieht, haben wir letztlich Glück gehabt.“ Rosenberger erkundigte sich bei den Fahrgästen, die an der Böschung im Gras saßen, nach ihrem Befinden. Derweil brachte das DRK Wasserflaschen.
Das DRK brachte auch die unverletzten Zuginsassen wie Annika Günther, Jennifer Wagner und Sehri Kateke zum Horber Bahnhof. Sie warteten auf der Treppe vor dem Eingang zur Bahnhofshalle. Ihr Gepäck neben ihnen. Die Augen glasig. Annika Günther war auf dem Weg nach Konstanz und mit dem Baden-Württemberg-Ticket unterwegs, mit dem sie nur Regionalzüge benutzen darf. Am Schalter hatte sie angefragt, ob sie nun nicht mit dem ICE weiterfahren könne. Die Bahnangestellte am Schalter habe jedoch nur gesagt, sie wisse von nichts. „Jetzt kann ich bis halb vier hier warten“, schimpfte sie.
Jennifer Wagner brauchte dagegen erst mal ein Bier auf den Schock. Gestern war ihr erster Urlaubstag und sie war auf dem Weg nach Hause ins Allgäu. So hatte sie sich den Urlaubsauftakt jedenfalls nicht vorgestellt: „Bei uns ist Fest am Wochenende mit Dirndl und Lederhosen. Da muss i hoim“, sagt sie und lächelt. Zuvor beim Unfall war ihre Stimmungslage eine ganz andere: „Der Zwischengang ist aufgebrochen. Ich dachte, jetzt ist’s rum“, erzählte sie. „Als ich aus dem Zug draußen war, war das Erste, was ich gesagt habe: Warum gibt es hier keine Bahnschranke?“ Das sieht auch OB Rosenberger ähnlich: „Daran kann man sehen, dass der nicht beschrankte Bahnübergang nicht zukunftsfähig ist.“
11.09.2015 - 08:30 Uhr
Der beschädigte Tw 913 wurde noch vor Ort getrennt, das vordere Teil wurde auf einen Tieflader verladen, während die restlichen beiden Teile von der V465 in die Fahrzeughalle nach Freudenstadt geschleppt wurden, wo die Techniker der VBK zur Zeit daran sind ihn in einen schleppfähigeren Zustand zu versetzen. Er soll vrsl. nächste Woche, wenn die Kinzigtalbahn wieder offen ist via Offenburg überführt werden, eventuell läuft es aber auch auf
einen Tieflader hinaus. Auch die Strecke ist seit heute Morgen wohl wieder offen.
MfG