Rückläufige Fahrgastzahlen dank Interimskonzept

Alles zur Strecke Freudenstadt - Eutingen kann hier rein.
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Rückläufige Fahrgastzahlen dank Interimskonzept

Beitrag von Vielfahrer »

Wir mir neulich berichtet wurde, scheint sich auf der Strecke Freudenstadt - Eutingen seit Umsetzung des Interimsfahrplans ein Fahrgastschwund eingestellt zu haben. Anstelle des früheren Umstiegs in Eutingen am gleichen Bahnsteig in die roten Doppelstock-RE müssen die Fahrgäste mit der AVG nach Bondorf fahren und über den Steg auf den im Blockabstand folgenden IC in Richtung Stuttgart umsteigen. Schwieriger gestaltet sich die Gegenrichtung, wenn die IC verspätet kommen, fährt die AVG voraus und in Bondorf müssen die Fahrgäste dann eine Stunde warten. Teilweise wird auch in Eutingen ein Sonderhalt des IC eingelegt, wenn dadurch die Transportkette noch gehalten werden kann. Von den Anschlussverlusten besonders betroffen sind die Ergenzinger Nutzer. Hatten diese früher einen sauberen Stundentakt, müssen sie nunmehr jede zweite Stunde in Bondorf mit dem Risiko des Anschlussverlustes umsteigen und ggf. 30 oder gar 60 Minuten warten. Da bislang in Bondorf der günstige VVS-Tarif endet, hat diese Situation offenbar dazu geführt, dass gleich Bondorf mit dem PKW angesteuert wird. Auch von Anschlussverlusten in Freudenstadt Hbf in/aus Richtung Kinzigtal wurde berichtet. Kommt mir alles ähnlich vor wie die eigenen Erfahrungen in Horb, Rottweil oder Tuttlingen, was die Anschlüsse betrifft.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Rückläufige Fahrgastzahlen dank Interimskonzept

Beitrag von VT-Lover »

Hallo Vielfahrer,

genau das habe ich mir schon gedacht daß die Fahrgäste weniger werden. Bislang waren die Züge immer gut besezt. Seit einiger Zeit fällt mir aber auf daß es gefühlt immer leerer wird. Da ich im letzten Jahr ein dreiviertel Jahr lang nach Eutingen gependelt bin konnte ich auch die zunehmende unzufriedenheit der Pendler Hautnah miterleben. Es haben einige gesagt daß sie schon länger eine Wohnung in Stuttgart suchen...
...ich habe statt dessen den Arbeitsplatz gewechselt um diesem Elend der verspäteten und ausfallenden RE zu entgehen, die S8 war wesentlich zuverlässiger.

Und der Umstieg auf die S8 in Eutingen bei zusätzlichem Halt des IC ist gut gemeint klappt aber nicht immer. Es kam schon vor, daß dieser in Eutingen hielt und eine! Person Ausstieg. Diese sagte dann zum Lokführer daß alle in Bondorf stehen da keinerlei Info über den Zusatzhalt kam, bzw. erst nach Abfahrt in Bondorf, als alle schon ausgestiegen waren *kopfgegendiewand* Es ging dann mit fünf Minuten Verspätung los und der Anschluß ins Kinzigtal war natürlich weg. Achja die Dame hatte ihr Auto am Bahnhof also hat die S-Bahn umsonst gewartet *:'-(*

Man kann nur hoffen, daß es nach Beendigung dieses Konzeptes wieder besser wird. Vorher kommt aber noch die schwere Zeit des Umstiegs in Vaihingen wenn dort der nächste Bauabschnit von S 21 beginnt was sicherlich weitere Fahrgäste kostet. *:-(*

Grüßle aus dem Tal der Murg *hallo1*
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Markus
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Re: Rückläufige Fahrgastzahlen dank Interimskonzept

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo VT-Lover,

in der Tat, es wird mit Umstieg ganz bestimmt nicht besser. Zunächst hatte die DB bekanntlich vor, die IC in Böblingen zu wenden, da hier bahnsteiggleich 3/2 oder 5/4 vom Regionalverkehr auf die S 1 umgestiegen werden kann. Das war aber keine besonders gute Idee, weil die S 1 von Herrenberg nach Kirchheim(Teck) die mit Abstand am stärksten nachgefragte S-Bahn-Linie im Stuttgarter Netz ist. Außerdem wäre die Umstiegszeit in Böblingen relativ lang, da ja die S-Bahn ab Herrenberg erst dem Regionalverkehr folgt und noch einige male zusätzlich anhält. Das Hauptproblem aber wäre die Kapazität gewesen.
Aus diesem Grund hat das Land sich entschlossen, den Bahnhof Stg.-Vaihingen nicht nur für die Baustellenzeit provisorisch (d.h. mit Holzbahnsteigen) auszubauen, sondern gleich richtig, so dass auch dort ein akzeptabler Umstieg am gleichen Bahnsteig möglich sein wird. Der große Vorteil dabei ist, dass in Stg.-Vaihingen die deutlich schwächer frequentierten Linien S 2 und S 3 auch noch verkehren und zeitlich günstiger zum Regionalverkehr liegen. Das heißt, kürzere Wartezeiten und mehr Kapazität.

Weiter hat die Region Stuttgart bis Mitte 2025 vor, 58 zusätzliche S-Bahn-Triebzüge zu kaufen, um auf allen Linien den 15-Minuten-Takt einzuführen und die Kapazitäten der Züge zu erweitern. Bei 3 Linien im 15 Minuten-Takt wären das 12 pro Stunde, also im Durchschnitt alle 5 Minuten eine S-Bahn von Stg.-Vaihingen in Richtung Hauptbahnhof - Bad Cannstatt. Die SBB-Züge kommen derzeit etwa zur Minute 20 nach Vaihingen. Dies heißt, dass man spätestens zur Minute 25 von dort mit einer S-Bahn wegkommen müsste. Die braucht mit Unterwegshalten in Österfeld, Universität, Schwabstraße, Feuersee und Stadtmitte bis zum Hauptbahnhof 15 Minuten, wo man also zur Minute 40 wäre. Das müsste ausreichen, um die 51er-ICE in Richtung Mannheim - Dortmund/Berlin zu erreichen.
Bei den heute erst zur Minute 42 in Stuttgart eintreffenden langsamen IC (Doppelstockzüge) reicht es auf die 51er-Abfahrt nicht, wohl aber in Richtung Nürnberg und München.

Ich schätze aber, dass die meisten Fahrgäste nach Stuttgart gar nicht mit dem Fernverkehr weiter fahren sondern irgendwo im Stuttgarter Raum ihr Ziel haben. Da kann für einige sogar Stuttgart-Vaihingen günstiger sein als der Hauptbahnhof. Und der Umstieg in Stuttgart-Vaihingen auf die S1, S2 und S 3 ist dann dort günstiger als am Hauptbahnhof. Lediglich zur S4, S5 und S6 müsste man noch einmal umsteigen, also bei Verbindungen in Richtung Zuffenhausen - Marbach / Bietigheim / Weil der Stadt. Wie aber die Stadt Stuttgart unlängst erläutert hat, überlegt man sich, einen provisorischen Bahnsteig an der Gäubahn unmittelbar vor der Mittnachtstraße-Baustelle zu bauen. Von dort aus soll man mit kurzem Fußweg über einen Steg zum Nordbahnhof gelangen, wo bekanntlich die S4, S5 und S6 abfahren, so dass das gesamte S-Bahn-Netz weiterhin mit nur einem Umstieg zu erreichen wäre. Heute ist der am Hauptbahnhof, für die Bauzeit wäre er in Vaihingen oder Nord, eine gewisse, aber durchaus erträgliche Erschwernis. Es hat wohl niemand damit gerechnet, dass es keinerlei Einschränkungen geben würde.

Die Sperrung wird erst ab Mitte 2025 eintreten und hätte mit Eröffnung des Tiefbahnhofs beendet sein sollen. Nach allgemeiner Einschätzung wird dies aber nicht der Fall sein, weil die Trasse über den Flughafen nicht so vorankommt, wie das zu wünschen wäre. Stand ist meines Wissens, dass die Offenlage der Planungen im Planfeststellungsabschnitt 1.3.b (von der Rohrer Kurve über die S-Bahn-Gleise und durch den Flughafenbahnhof bis zur Einschleifung in die von Ulm nach Stuttgart führende Schnellfahrstrecke) am 27.03.19 geendet hat. Augenblicklich befasst sich die DB wohl mit den dazu gemachten Äußerungen. In wenigen Wochen soll dann die Erörterungsverhandlungen erfolgen, danach dürfte es einen Empfehlungsbericht des RP an das Eisenbahnbundesamt geben, welches dann zum gegebenen Zeitpunkt die Planfeststellung aussprechen wird. Dies ist dann der Punkt, an welchem die DB erwartet, dass die Gegner des gesamten Projekts nochmals alle Register ziehen werden und bis zum letzten Punkt alle juristischen Hebel in Bewegung setzen werden, um das Projekt doch noch zu Fall zu bringen.
Der Weiterbau ist somit keine ingenieurmäßige Veranstaltung sondern Teil eines juristischen Verfahrens. Und das kann und wird dauern, Ende ungewiss. Erst wenn das durch ist, kann der Weiterbau erfolgen. Das kann 2026 sein, genauso gut aber auch erst 2028 oder noch später, ganz abhängig von den Instanzen. Aus diesem Grund äußert sich auch niemand zu einem Zeitplan, wann die Strecke via Flughafen befahrbar sein wird, um wieder direkt von der Gäubahn, z.B. von Rottweil nach Stuttgart Hbf (tief) fahren zu können.

Ganz zu trennen davon ist die Baustelle am Flughafenterminal. Hier ist es ja so, dass sich die Projektpartner (Bahn, Land, Flughafen, Region) darauf geeinigt haben, parallel zum heutigen S-Bahnhof Flughafen eine dritte Bahnsteigkante in einer noch zu bauenden Röhre für die Gäubahn zu installieren. Dazu muss entweder unter dem rollenden S-Bahn-Rad in wenigen Sperrpausen lange dran gearbeitet werden oder man muss die Flughafenstrecke für eine begrenzte Zeit außer Betrieb nehmen, um die Bauarbeiten in etwa dreimal so schnell durchführen zu können.

Der Aufgabenträger für die S-Bahn Stuttgart, der Verband Region Stuttgart, hat sich für die Sperrung ausgesprochen, weil es aus Fahrgastsicht erheblich besser beurteilt wurde, möglichst kurz zu sperren als über Jahre hinweg ständig wechselnde Ersatzverkehre zu planen. So soll also voraussichtlich ab dem Jahr 2022 die Verbindung zum Flughafen (S 2 und S 3) in Echterdingen enden bzw. ein Interimshalt auf Höhe des Parkhauses P 0 eingerichtet werden. Von dort aus kann man zu Fuß (ca. 700 Meter) ins Terminal des Flughafens gelangen. Auch könnte für mobilitätseingeschränkte Personen ein Busshuttle dorthin eingerichtet werden.

Die DB hat diesen Interimsbahnhof geplant und ermittelt, dass dieser machbar ist, will ihn aber bislang nicht bauen. Grund ist, dass ein Gutachten, das in Auftrag gegeben wurde, sagt, dass die U 6 (neue Stadtbahnverbindung von Stuttgart zum Flughafen, die Ende 2021 fertig wird) ausreichende Kapazitäten bieten würde. Die Projektpartner, ausgenommen die Bahn, sehen dies aber anders. Im Durchschnitt mag der Gutachter recht haben, nicht jedoch an Spitzentagen, wenn z.B. die CMT in der Messe Stuttgart ist oder Ferienbeginn- und -ende mit sehr hohen Fluggastzahlen. Die U 6 ist an Spitzentagen nicht in der Lage, die Verkehrsströme zum Flughafen anstelle der S-Bahn zu bewältigen. Deshalb versuchen die Projektpartner aktuell, die Bahn doch noch von der Notwendigkeit zu überzeugen, auch für die Spitzentage eine angemessene Lösung anzubieten, nämlich den Interimsbahnhof. Die Bauzeit am Flughafenterminal für die 3. Bahnsteigkante wird voraussichtlich 12 bis 14 Monate bei Vollsperrung dauern, was einen Ersatzverkehr für Filderstadt in dieser Zeit nach Echterdingen per Bus zur Folge hat. Nach dieser Zeit, also etwa ab Mitte 2023, kann die S2 und S 3 wieder uneingeschränkt bis Bernhausen verkehren.

Nun macht es richtig Sinn, den neu gebauten Umsteigebahnhof Stuttgart-Vaihingen und die S2 und S 3 in Stuttgart-Vaihingen gleich zu verknüpfen, obwohl die Gäubahn-Züge weiterhin in den Kopfbahnhof noch bis Mitte 2025 fahren. Reisende aus dem Süden sparen dann zum Flughafen einen Umstieg und entsprechende Reisezeit, was zweifelsohne attraktiv sein wird. Vermutlich werden die vom Land bestellten RE-Züge dies so machen, doch DB-Fernverkehr hat bislang noch kein grünes Licht für dieses Ansinnen gegeben. Die wollen bis Mitte 2025 von Stuttgart Kopfbahnhof bis Böblingen ohne Halt fahren. Aber das letzte Wort ist da vermutlich noch nicht gesprochen.

Ab Mitte 2025 muss die Gäubahn der Baustelle des neuen S-Bahn-Umsteigebahnhofs Mittnachtstraße (Relation Bad Cannstatt - Zuffenhausen) Platz machen und wird unterbrochen. Man könnte nun per Brücke oder mit Spundwänden die Gäubahn möglicherweise gegen diese Baustelle hin absichern, doch daran hat die Stadt Stuttgart Null Komma Null Interesse. Sie hat der DB das Gelände im Jahr 2010 um 800 Mio. € abgekauft und einen Vertrag geschlossen, nachdem sie ab dem Jahr 2020 das Gelände bebauen kann oder alternativ 20,2 Mio. € pro Jahr Verzugszinsen kassieren kann. Weil es in Stuttgart so gut wie keine Flächen mehr gibt, die für bauliche Zwecke nutzbar sind, will die Stadt auf die freiwerdende Fläche nicht verzichten und hat angekündigt, am Tage nach der Eröffnung des Tiefbahnhofs mit dem Abräumen der Gleisanlagen zu beginnen. Deshalb gibt es realistischerweise Null Chance für eine Weiterführung der Gäubahn über die Eröffnung des Tiefbahnhofs hinaus auf dem heutigen Gelände. Und es fallen bis dahin, weil dies ja frühestens Ende 2025 der Fall sein wird, über 100 Mio. € Verzugszinsen an. Kaum vorstellbar, dass sich irgendjemand findet, auf diese Gelder zu verzichten oder diese der Bahn zu ersetzen, weshalb niemand diese Konzeption verfolgt.

Es wird also ab Mitte 2025 zur Sperrung kommen, weshalb man sich um gute Ersatzkonzepte kümmern muss - und die sind meines Erachtens durchaus tauglich. Natürlich werden sie von interessierter Seite schlecht geredet, weil das Ziel ja nicht der Ersatzverkehr ist, sondern die Führung der Gäubahn über den Flughafen verhindert werden soll und dauerhaft im Sinne eines Kombibahnhofs die Fahrt ähnlich wie heute fortgesetzt werden soll.

Weiter besteht die Absicht, die S-Bahn-Stammstrecke mit ETCS auszustatten. Dann könnte man noch mehr Züge nach Vaihingen durchfahren und einen noch dichteren Takt anbieten. Vorteilhaft könnte sein, dass dann nur leere Züge in Stuttgart Vaihingen beginnen. Für einen Außenstehenden wie mich ist es nicht ganz durchschaubar, ob nun die ETCS-Finanzierung kommt oder nicht. Es gibt da widersprüchliche Äußerungen. Rein vom Angebot her denke ich aber, dass ein 5-Minuten-Takt, der mit konventioneller Signalisierung schon möglich wäre, ausreichend ist.

Ab Ende 2025, wenn der Tiefbahnhof voraussichtlich eröffnet wird, verbessert sich die Umsteigesituation am Hauptbahnhof zwischen der S-Bahn und dem Fern- bzw. Regionalverkehr. Das geht dann bequem über Rolltreppen, während man heute weite Wege nehmen muss oder den Aufzug in Haupthalle. Also Mitte 2025 bis Ende 2025 ist es nicht unbedingt schön, am Hauptbahnhof von der S-Bahn zum Kopfbahnhof zu gehen, ab Ende 2025 entfällt dieser negative Punkt. Und vollständig aufgehoben wird er dann, wenn die Streckenführung via Flughafen in den Tiefbahnhof (aus südlicher Richtung) mit der Fertigstellung des Planfeststellungsabschitts 1.3.b erfolgt.

Ich hoffe also, zu diesen beiden Baustellen einige Informationen beigesteuert zu haben. Mir erscheinen die von Bahn, Land, Flughafen und Region entwickelten Ersatzkonzepte schon tauglich zu sein, um einen Kollaps der Verkehrs zu verhindern. Muss aber jeder für sich selbst beurteilen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Zuletzt geändert von Vielfahrer am Fr 5. Apr 2019, 16:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Rückläufige Fahrgastzahlen dank Interimskonzept

Beitrag von Dirk B »

Vielfahrer hat geschrieben: Do 4. Apr 2019, 21:49 Ich hoffe also, zu diesen beiden Baustellen einige Informationen beigesteuert zu haben.
Hallo Vielfahrer,

danke für den wirklich informativen Beitrag. Das ist eine gute Zusammenfassung, um das geplante Konzept mal wirklich zu verstehen.
Vielfahrer hat geschrieben: Do 4. Apr 2019, 21:49 Mir erscheinen die von Bahn, Land, Flughafen und Region entwickelten Ersatzkonzepte schon tauglich zu sein, um einen Kollaps der Verkehrs zu verhindern. Muss aber jeder für sich selbst beurteilen.
Ja, die Fahrgäste werden hier sicherlich mit den Füßen abstimmen.

Gruß und ein schönes Wochenende

Dirk
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Re: Rückläufige Fahrgastzahlen dank Interimskonzept

Beitrag von Neuling »

Hallo Vielfahrer,

heute früh im Berufsverkehr war es (wieder einmal) so weit:

Ein defekter S-Bahn-Zug blokierte die Stammstrecke zwischen Stuttgart-Vaihingen und Stuttgart Schwabstraße: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha ... 7fdcf.html

Daher fuhren KEINE S-Bahnen durch die Stammstrecke. Die meisten S-Bahnen fielen aus, die S1 wurde alle 30 Min über die Gäubahn zum Kopfbahnhof geführt und fuhr von dort weiter nach Cannstatt.

Ich hatte das Glück, dass ich in Böblingen bei der Reha war und ab dort dann mit dem pünktlichen IC2 (Zug 2284) um 8:22 nach Stuttgart fahren konnte. Der IC war sehr überfüllt mit zahllosen S-Bahn-Fahrgästen.

Das Foto anbei zeigt den Querbahnsteig nach Ankunft des IC2. Das andere Foto zeigt eine S1 im Kopfbahnhof.

Nun, lieber Vielfahrer, frage ich Dich: Wie soll das denn im Störfall werden, wenn die Gäubahn als Umleiterstrecke für die S-Bahn Stammstrecke nicht mehr zur Verfügung steht!?
  • Ab Stuttgart-Vaihingen dann warten?
  • Oder mit der S-Bahn zum Flughafen und dann mit dem Regionalverkehr in die Stadt? Eine Gugelfuhr!!
  • Oder ab Vaihingen mit der Stadtbahn U1 (40 m-Züge mit einer Kapazität von ca. 1/6 eines S-Bahn-Langzuges; und ohne Platz für Fahrräder und Gepäck!) Richtung Charlottenplatz, dort Stadtbahn-Bahnsteigwechsel mit vielen Treppen und weiter mit einer anderen Stadtbahn U5/U6/U7/U12 zum Hauptbahnhof? Das Chaos in der Stadtbahn mit den Massen an Fahrgästen der S-Bahn (mir sagte neulich jemand mal, das sind rund 35.000 am Tag) und der Gäubahn (wie viele Fahrgäste fahren dort am Tag mit) möchte ich mir nicht vorstellen!
Ich bin fassungslos, dass Vielfahrer vor diesem Problem - das habe ich schonmal hier im Forum angesprochen - die Augen verschließt und die Zeit ab der Gäubahnkappung schön redet und relativiert. Das ist doch unseriös. So eine Planung ohne Rückfallebene für Störfälle der Stammstrecke kann eigentlich nur jemand gut heißen, der selber nicht regelmäßig Bahn fährt. So wie die meisten Entscheidungsträger in Stuttgart. Aber ausgerechnet Du als (Bahn-) Vielfahrer...?

Dirk B. hat Recht. Die Fahrgäste werden mit den Füßen abstimmen. Ich auch.

Gruß
Neuling
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Zuletzt geändert von Neuling am Di 9. Apr 2019, 17:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Rückläufige Fahrgastzahlen dank Interimskonzept

Beitrag von Gäu-GAU »

Hallo,

Züge aus Heilbronn enden künftig in Ludwigsburg? Unmöglich!
Züge aus Tübingen und Ulm enden künftig in Esslingen? Unmöglich!
Züge aus Aalen und von der Murrbahn enden künftig in Fellbach? Unmöglich!
Züge von der Gäubahn enden künftig in Vaihingen. Kein Problem?

Wenn man so manch eine Stellungnahme liest, dann scheint das so zu sein.

Wie töricht!

Niemand, der nicht muss, wird dann noch mit der Gäubahn nach Stuttgart fahren. Zusätzliche Umstiege, längere Reisezeiten, rappelvolle S-Bahnen, verpasste Anschlüsse. Und parallel dazu verläuft der Spätzle-Highway (A81). Fahrzeit Rottweil - Stuttgart (außer vielleicht früh um 7 Uhr) ca. 45 min.

Wer die Gäubahn-Kappung schönredet, der trägt sie unter das Schafott. Wie kann man als Eisenbahnfreund und/oder Fahrgast eine solche Sünde als "nicht so schlimm" gutheißen? Dass unter diesen Bedingungen auf der Gäubahn noch eigenwirtschaftlicher Fernverkehr gefahren wird, glaubt doch niemand ernsthaft: der Schweiz-Verkehr läuft da längst über Karlsruhe.

Übrigens: heute früh in der HVZ war wieder Tunnelsperrung. Die S1 fuhr über die Panoramastrecke. Verzichtbar? Nur, damit die Stadt Stuttgart ein paar Häuser etwas eher bauen kann? Bahnprojekt oder Immobilienprojekt? Denkt nach. Und kämpft für die Gäubahn. Bis Stuttgart. Hauptbahnhof. Nicht Vaihingen.

GG
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Re: Rückläufige Fahrgastzahlen dank Interimskonzept

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Neuling,

keine Ahnung wer Du bist. Ich habe lediglich den Sachstand dargestellt. Und der sieht nun mal genau so aus. Die Entscheidung fällt die Stadt Stuttgart und niemand anders. Die Ersatzverkehre habe ich genau so dargestellt, wie sie geplant sind. Das Land hat veranlasst, dass de Bahnhof Vaihingen rechtzeitig fertiggestellt wird, die Region bestellt 58 zusätzliche S-Bahn-Züge, ETCS kommt wohl auch. Das klappt dann für die meisten Reisenden nach Stuttgart mit einem Umstieg in Stg.-Vaihingen anstatt am Hbf oder in Stg. Nord, wenn die städtische Planung greift. Und dass es im Fernverkehr gewisse Einschränkungen (doppelter Umstieg) gibt, habe ich geschrieben. Für mich als Vielfahrer ist das gar nichts Neues. Ich darf in diesem Jahr noch monatelang auf den SEV zwischen Entringen und Herrenberg bzw. umgekehrt ausweichen, auch zwischen Nürtingen und Wendlingen usw. ist das leider häufig der Fall und mit der Sperrung Stuttgart - Mannheim muss ich demnächst auch leben.
Was gar nichts bringt, ist Deine Dramatisierung. Niemand hindert Dich, selbst mit dem PKW zu fahren. Mach es halt, wenn das für Dich schlauer ist. Die Ersatzlösungen via Vaihingen werden greifen, da bin ich mir sicher.
Bei all den Zahlen, die Du nennst, wird klar, dass die S-Bahn die Massen befördert, während sich in der Gäubahn der eher kleine Rest (an beförderten Personen, nicht an Personenkilometern) bewegt. Die Taktverdichtung der S-Bahn auf 15 Minuten und die überwiegende Führung als Langzüge werden sicherlich gut angenommen werden.
Was aber auch klar ist, das ist, dass es im Falle einer Sperrung der Stammstrecke der S-Bahn (wie heute früh) längerfristig sowieso über den Flughafenbahnhof gehen wird, während durch die nicht rechtzeitige Herstellung der Gäubahnstrecke via Flughafen es jedoch Probleme geben wird. Ich könnte mir in diesem Falle nur vorstellen, dass S-Bahnen auf der sog. Panoramastrecke bis zur Abzweigung in Richtung Feuerbach führt und im Bahnhof Feuerbach Kopf macht. Sicherlich nicht ideal und nur im Notfall denkbar, der ab und an vorkommt. Und wenn die Schnellfahrstrecke via Flughafen fertig ist, geht es über diese sogar schneller in Richtung Gäubahn als bislang. Zugleich soll dies dann auch eine Entlastungsstrecke für die überlastete S-Bahn-Stammstrecke werden.
Das ganze erinnert mich stark an Baustellen allgemein. Was müssen im ÖPNV wegen Kabelverlegungen, Gasleitungen, Abwasserkanälen usw. ständig Umleitungen gefahren werden. Keine Infrastrukturverbesserungen ohne vorübergehende Beeinträchtigungen.

Deswegen, ich sehe es gelassen, wenn die Fahrgäste mit den Füßen (auf dem Gaspedal) abstimmen wollen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Rückläufige Fahrgastzahlen dank Interimskonzept

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Gäu-Gau,

Die Gäubahn endet nicht in Stuttgart-Vaihingen. Sie wird über den Flughafen nach Stuttgart weitergeführt. Baustellenbedingt muss man aber in Stuttgart-Vaihingen vorübergehend auf die S-Bahn umsteigen, wie ich dargestellt habe. Was ist daran töricht?

Für eher töricht halte ich Deine Angabe der Fahrzeit von Rottweil nach Stuttgart in 45 Minuten auf der A 81. Du bist ja nicht Michael Schumacher. Das reicht nicht einmal bis zum Autobahnende in Vaihingen. Google nennt mir aktuell (23:20 Uhr) eine Fahrzeit von 1:01 Stunden von Rottweil nach Stuttgart über die A 81. Und morgens in der HVZ kann man im Stau ab Herrenberg das Doppelte ansetzen.
Und irgendwo habe ich neulich gelesen, dass mindestens 1 Zug von der Murrbahn in Bad Cannstatt enden wird, weil die Kapazitäten in Stuttgart nicht reichen. Also müssen die Leute in Bad Cannstatt umsteigen, wie es übrigens derzeit schon viele tun, um den aktuell längeren Wegen im Hauptbahnhof (Fernbahnhof zur S-Bahn) zu entgehen. Das empfiehlt sogar die Reisendenauskunft der DB so.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Rückläufige Fahrgastzahlen dank Interimskonzept

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

wie ich weiter oben geschrieben habe, liegt der Ball in erster Linie bei der Stadt Stuttgart. Die Stuttgarter Zeitung berichtet jetzt über die Entscheidung der Stadt in einem Preisgerichtsverfahren, das sich mit der zukünftigen Bebauung der frei zu räumenden Gleisflächen befasst hat. Nach dem Lesen des Artikels schätze ich die Lage so ein, dass die Stadt nicht bis 2026+x (abhängig vom Verlauf der zu erwartenden Klagen gegen den Planfeststellungsabschnitt 1.3.b bzw. der endgültigen Führung der Gäubahn über den Flughafen) abwarten wird, bis sie anfangen kann.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Neuling
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Re: Rückläufige Fahrgastzahlen dank Interimskonzept

Beitrag von Neuling »

Heute, 10. April, in der Zeitung (Südwestpresse)
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Elektronik der S-Bahn macht schlapp
Da ein Zug die Strecke blockiert, dient die Panoramabahn als Ausweichroute

Stuttgart. Wie wichtig die Panoramabahn als Ausweichstrecke für die S-Bahn ist, zeigte sich wieder an diesem Dienstag. Eine S-Bahn hatte gegen 7 Uhr an der Haltestelle Universität in Vaihingen einen Kurzschluss, erläutert ein Bahnsprecher. Sie blieb stehen, die etwa 500 Fahrgäste mussten aussteigen. Damit war die Stammstrecke in Richtung Innenstadt blockiert. Die S-Bahnen der Linien 1, 2 und 3 wurden deshalb über die Panoramabahn, wo die Gäubahn verkehrt, oberirdisch zum Hauptbahnhof geführt.

Diese Ausweichstrecke bei Störfällen im Bereich der Stammstrecke wird noch vor der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 wegfallen, weil kein oberirdischer Zug mehr den Bahnhof anfahren kann. Dieser Mangel an S-Bahn-Alternativen ist einer der Kritikpunkte an Stuttgart 21. Am Dienstagmorgen konnte die die SBahn mit den Elektronikproblemen vom anderen Triebwagen des Doppelzugs zum Vaihinger Bahnhof gefahren werden, wo sie abgestellt wurde.

Gegen 8.15 Uhr war die Strecke in Richtung Innenstadt wieder frei. Die drei betroffenen Linien wurden aber bis zum Nachmittag auf einen Halb-Stunden-Takt gesetzt, da für den 15-Minuten-Takt, der bis 10.30 Uhr normal wäre, die Kapazitäten der Ausweichstrecke nicht reichten und sich nach der Störung der Takt erst wieder einpendeln musste. Probleme gab es auch im Stadtverkehr.
Daniel Grupp
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Antworten