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Re: Rückläufige Fahrgastzahlen dank Interimskonzept

Verfasst: Mi 10. Apr 2019, 20:20
von Vielfahrer
Diese Ausweichstrecke bei Störfällen im Bereich der Stammstrecke wird noch vor der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 wegfallen, weil kein oberirdischer Zug mehr den Bahnhof anfahren kann. Dieser Mangel an S-Bahn-Alternativen ist einer der Kritikpunkte an Stuttgart 21.
Mit Fertigstellung der Verbindung von Gäubahn via Flughafen zum Bahnhof S 21 dient doch diese Strecke als Ersatz. Dies scheint der Verfasser des Zeitungsberichts übersehen zu haben. Lediglich in der Zeit der Unterbrechung durch die Bauarbeiten bzw. durch die zu erwartenden Klagen gegen die Führung der Gäubahn über den Flughafen tritt das geschilderte Problem bei Störungen der S-Bahn-Stammstrecke auf. Und via Feuerbach - Stuttgart West wird man dies auch lösen. Es ist für den Normalbetrieb wegen des Fahrtrichtungswechsels wenig geeignet, im Störungsfalle aber sicher besser, als den Fahrgästen zu empfehlen, mit U-Bahnen und Bussen oder gleich im eigenen PKW die Fahrt anzutreten. Ich bleibe daher bei meiner Einschätzung, dass fast alle Fahrgäste den meines Erachtens gut durchdachten Umstieg in Stg.-Vaihingen annehmen werden und keineswegs in Massen auf ihre PKW umsteigen werden. Ich wüsste auch nicht, wo sie ihre Autos in Stuttgart abstellen wollten.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Sind wir Bahnfahrer oder die Autolobby?

Verfasst: Mi 10. Apr 2019, 22:40
von Gäu-GAU
"Lediglich in der Zeit der Unterbrechung durch die Bauarbeiten"

Lieber Vielfahrer,
ich weiß auch nicht, wer du bist. Aber alleine das oben genannte Zitat ist ein Widerspruch in sich, wie er sonst nur aus dem S21-Kommunikationsbüro zu lesen ist:
"Lediglich in der Zeit der Unterbrechung"... Bei drei Jahren Kappung einer Hauptbahn von "lediglich" zu sprechen ist in meinen Augen eine grandiose Verharmlosung dieser Versündigung am Schienenverkehr.
Übrigens wird nicht nur mit den Füßen abgestimmt, sondern auch über Hafas. Das ist gnadenlos und wird zum Beispiel den Schweiz-Verkehr zunehmend über Karlsruhe schicken. Oder den Verkehr aus dem Bodenseeraum ins ICE-Netz zunehmend via Schwarzwaldbahn oder Südbahn. Oder lokale Relationen auf Schleichwege, etwa durch das Nagoldtal oder via Tübingen nach Plochingen. Oder - wenn der Kunde die Reisempfehlung liest - auf die Straße.
Wenn S21 wirklich ein Bahnprojekt ist, dann gibt es auf diese Problematik nur eine Antwort: Die Gäubahn gehört nach Stuttgart Hbf. Und zwar zu jeder Zeit - nicht mit jahrelanger Unterbrechung. Wenn man zusätzlich den Regionalbahnhof Vaihingen baut, umso besser. Der ist gut, gar keine Frage. Aber kein jahrelanger Ersatz für den Hauptbahnhof.
Und zum Thema Auto: was würde die Gummifraktion wohl sagen, wenn man die A831 nebst Heslacher Tunnel wegen des Baus von ein paar Häusern mal eben für drei Jahren sperren würde, und die müssten dann ab Vaihingen alle auf der alten B14/Böblinger Straße in die Stadt fahren? Schade, dass es so einen Aufschrei nicht auch bei uns Bahnfahrern gibt, sondern das ganze noch als "alternativlos" bezeichnet wird. Erinnert mich an die Lämmer, die sich fröhlich blökend auf die Schlachtbank führen lassen.

GG

P.S: Mein Routenplaner zeigt mir von Rottweil (Marktbrunnen) bis Stuttgart (Charlottenplatz) 1:05 Stunden an. Die 45 min wären von der Autobahnauffahrt bis zum Marienplatz - wie beim Bahnfahren käme dort noch die "letzte Meile" hinzu. Aber dennoch: Ohne Umsteigen und ohne Anschlussverlust, dafür mit Sitzplatz und deutlich schneller.

Re: Rückläufige Fahrgastzahlen dank Interimskonzept

Verfasst: Do 11. Apr 2019, 07:35
von Vielfahrer
Lieber GG,

Du bezeichnest Dich als Bahnfahrer. Dann will ich mal die Angabe von 45 Minuten mit dem PKW von Rottweil bis Stuttgart entschuldigen, auch wenn Du dies inzwischen von der Anschlussstelle Rottweil bis Marienplatz relativiert hast. Das Problem, warum der Bahnverkehr zugenommen hat auf der Gäubahn, insbesondere auf der S-Bahn, ist nicht deren Attraktivität sondern die Tatsache, dass es sehr nervig und zudem teuer ist, in Stuttgart Stadtmitte noch irgendwo einen Parkplatz zu finden. Daran ändert sich durch die vorübergehende nicht direkte Erreichbarkeit des Hbf nichts zum Positiven. Im Gegenteil, sollten es einige Bahnfahrer wahr machen und mit dem PKW nach Stuttgart zu fahren versuchen, so verschärft sich der Parkraummangel weiter. Ich kenne beispielsweise aus der Ringzug-Gegend einige, die schon mit Grausen berichtet haben, dass sie am Sonntag mit dem Auto und der Familie in die Wilhelma gefahren sind und dies nie wieder tun würden sondern es inzwischen mit Genuss mit dem BW-Ticket bzw. dem BW-Tarif machen. Ob die während der Bauzeit am Hauptbahnhof zur Wilhelma oder in Stuttgart-Vaihingen auf die S 2 oder S 3 umsteigen, ist doch überhaupt nicht relevant. Und nach den Bauarbeiten funktioniert der Umstieg von der Gäubahn auf die S-Bahn im Tiefbahnhof um einiges besser als gegenwärtig.
Manchmal kommt mit die Argumentation tatsächlich so vor, als sollte die baubedingte Unterbrechung noch dazu dienen, den von manchen ungeliebten Bahnhof S 21 (schräg-tief-Bahnhof) quasi auf der letzten Meile noch zu verhindern. Auch an der Führung der Strecke Rottweil - Stuttgart über den Flughafen lassen manche kein gutes Haar (höherer Fahrpreis, dauert länger, niemand will zum Flughafen, geht nur mit Sondergenehmigung und was man sonst so alles liest). Fakt ist, dass die Strecke zwar wenige Kilometer länger wird, aber wegen deutlich höherer fahrbarer Geschwindigkeiten nicht länger dauert und auch nicht teurer wird. Dafür kann Messe und Flughafen in die Gäubahn sehr gut einbezogen werden und wird für die Gäubahn beträchtliche Zusatzverkehre akquirieren, zumal auf den Fildern nicht gerade nur Filderkraut wächst. Die Kommunen dort oben weisen durchweg 5-stellige Einwohnerzahlen auf.
Zum Thema "Lediglich in der Zeit der Unterbrechung" wäre zu sagen, dass die ursprünglich baubedingte Sperrung "nur" ca. 6 Monate betragen hätte. Die zeitliche Dimension von 3 Jahren (oder mehr oder weniger?) beantwortet einem seriös niemand, weder Bahn, Land, Stadt, Region oder Flughafen, weil sie nicht baubedingt ist sondern Folge einer juristischen Verfahrensweise. Im Sommer diesen Jahres sollen jetzt die Erörterungsverhandlungen dazu stattfinden. Dann wird man weiter sehen.

Viele Grüße vom Vielfahrer