Jahrestag der ersten großen Reise

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Vielfahrer
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Jahrestag der ersten großen Reise

Beitrag von Vielfahrer »

Heute jährt sich meine erste richtig große Reise zum 35. mal, wie ich gerade festgestellt habe. Es ging von Tübingen aus über Horb mit der Gäubahn bis nach Schaffhausen, wo übernachtet wurde, denn ab Zürich Kloten ging es am nächsten Morgen um 10 Uhr los, das war damals nicht rechtzeitig ohne Übernachten zu erreichen.
Mit Swissair ging es über Lisboa - Recife nach Rio de Janeiro (Galeao, damals gerade neu eröffnet). Ich kann mich heute nach so langer Zeit noch sehr gut an den Geruch der tropischen Luft erinnern, die ich dort zum erstenmal schnuppern durfte. Mit dem Real-Bus ging es an schier endlosen Lagerhäusern am Hafen entlang ins Stadtzentrum, wo wir uns einquartiert hatten. Nach einer guten Woche dann ging es auf der BR 101 nach Ubatuba mit der Busgesellschaft Atlantico (genau am südlichen Wendekreis gelegen), wo wir einen ersten Badestop einlegten. Weiter mit dem Bus nach Sao Paulo und dann ins Landesinnere nach Campo Grande mit der Busgesellschaft Andorinha. Von Campo Grande aus fuhren wir mit dem Zug (Schlagwagenzug) weiter nach Corumba, wo die Reise nachts gegen 3 Uhr endete. Zusammen mit zwei anderen Ausländern mussten wir zur bolivianischen Botschaft, um uns ein Visum für die Einreise auf dem Landweg zu besorgen, was auch früh morgens geklappt hat, doch inzwischen war der nur zweimal pro Woche verkehrende Zug nach Santa Cruz de la Sierra abgefahren. Mit dem Taxi haben wir ihn aber wieder eingeholt und sind dann durch den Chacco einen Tag lang bis zur Ankunft spätabends in Santa Cruz gefahren. Es war übrigens ein Triebwagenzug, vergleichbar einem 798er vom Komfort her, der es immerhin auf schätzungsweise 80 km/h Höchstgeschwindigkeit brachte.
Von Santa Cruz aus ging es weiter mit einem Mercedes-Kurzhauber-Bus, dessen Tempo mitunter nur noch 20 km/h oder weniger betrug, denn es ging extrem steil die Anden hinauf. Nach einem Tag Fahrt wurde Cochabamba erreicht, wo wir einen Förster besuchten, der in der Staatsklenge von Nagold gearbeitet hatte und in den bolivianischen Anden Aufforstungsziele verfolgte. Von Cochabamba aus ging es mit dem Bus weiter über die Andenhochfläche nach La Paz, das wir wieder nach einem Tag Fahrt erreichten. Der Stadt näherten wir uns von 4.000 m Höhe und sahen sie dann urplötzlich tief unten im Talkessel liegen. La Paz machte mir damals gesundheitliche Probleme, da ich die Soroche bekommen hatte, eine Art Höhenkrankheit. Mit entsprechenden Tabletten ging es dann aber wieder. Zwei Tage später fuhren wir mit dem Bus weiter zum Titicacasee und wurden auf Ruderboten an einer engeren Stelle über den See gerudert, während unser Bus auf zwei Nachen schwankend hinterher gerudert wurde. Einen weiteren Tag lang ging es durch die Anden bis Cusco, der Inka-Stadt, die, weil die Inkas keine Räder kannten, wenn es steiler wurde, einfach Treppen auf der Straße hatte. Von Cusco aus sind wir mit dem Zug in ca. 4 Stunden mit zahlreichen Spitzkehren - wie könnte es anders sein - nach Macchu Picchu gefahren und haben die alte Inkastadt erwandert. War sehr beeindruckend, wie diese Stadt auf einem Höhenrücken angelegt war. Tief unten (mehrere Hundert Meter waren das), sah man die Züge, die teils abgestellt waren (Touristenzüge) und andere, die weiter talabwärts nach Quillabamba weitergefahren sind. Spät am Abend ging es mit dem Zug wieder zurück nach Cusco ins Hotel.
Tags darauf sind wir mit der Busgesellschaft Morales Moralitos in Richtung Lima abgefahren. Der Bus glich eher einem Reifentransport, denn auf dem Dach waren mehrere Reifen festgezurrt. Nach einigen Stunden war klar, warum. Die gingen nämlich immer wieder kaputt auf den Straßen und wurden dann gewechselt. Mitten in der Nacht aber musste dann das Getriebe dran glauben und die Reise endete abrupt. Zum Glück kam ein anderes Busunternehmen vorbei, welches versprach, uns nach Nasca mitnehmen zu wollen. Die meisten Einheimischen konnten sich dies aber nicht leisten, für uns hingegen war eine zweite Fahrkarte (ca. 10 DM waren das damals) durchaus erschwinglich und so sind wir und zwei Schweizer alleine im Bus, der auf einer Leerfahrt war, nach Nasca gekommen. Unterwegs meinte der Fahrer, dass er zur Gesellschaft Morales Moralitos gehen wollte und er, wenn er unser Fahrgeld dort erhalten würde, uns weiter nach Lima fahren würde. Tatsächlich schaffte er es, von uns gestrandeten vier Fahrgästen das eigentliche Fahrtgeld zurückzubekommen und so fuhren wir durch die Atacama-Wüste weiter nach Lima. Kurz vor Erreichen der Hauptstadt mussten wir uns alle an einem Brunnen am Straßenrand waschen, denn ungewaschen darf man nicht in die Hauptstadt fahren, meinte der Busfahrer.

In Lima gingen wir dann, nachdem wir drei Nächte unterwegs gewesen waren und nur mäßig viel Schlaf gehabt hatten, in ein Luxushotel, das Sheraton Lima, die über uns Rucksacktouristen so erstaunt waren, dass wir gleich 3 Tage im Voraus zu bezahlen hatten. Damit endete der erste Teil dieser Reise.

Von Lima aus ging es dann mit Aerolineas Argentinas nonstop in ca. 3 Stunden nach Buenos Aires, wo wir einige Tage uns aufgehalten haben, dann weiter über den Rio Parana nach Montevideo, wo wir tatsächlich auf dem Monte Video gewesen waren. Über Asuncion, wo wir erfuhren, dass Mao Tsetung gestorben war und deswegen im ganzen Land Militär patrollierte, ging es zum Hauptbahnhof, der allerdings damals schon ziemlich außer Betrieb war. So mussten wir mit dem Bus weiter nach Iguacu fahren, wo wir uns die gewaltigen Wasserfälle angesehen (und angehört) haben. Das war so beeindruckend, dass wir Jahre später nochmals dort waren und es auch weiterhin noch tun werden. Anschließend ging es via Curitiba nach Blumenau in Santa Catarina zum Badeurlaub an der Küste (Geheimtip Bombinhas) und von dort aus via Sao Paulo - Rio de Janeiro - Dakar - Lissabon zurück nach Zürich-Kloten und über die Gäubahn wieder ins Ländle.
Alles in allem waren das 6 Wochen, die ich nicht missen möchte.

Viele Grüße vom Vielfahrer an alle urlaubenden Forumsteilnehmer
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