Drei Fragen zum allgemeinen Bahngeschehen

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Sascha
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Drei Fragen zum allgemeinen Bahngeschehen

Beitrag von Sascha »

Moin,

ich war gestern mit Friederich bei Seebrugg am Schluchsee, um den "Winter"-Dampf (eher Frühlingsdampf bei dem Sonnenschein und der angenehmen Wärme *:-D* ) zu fotografieren und auch eine Runde mitzufahren.

Dabei sind mir einige Sachen aufgefallen.

Frage 1:

Als ich mit RE 4709 nach Donaueschingen gefahren bin, war ein Dosto (1. Klasse/2. Klasse) der Neckar-Alb-Bahn im Wagenpark eingereiht.

Bezeichnung: 50 80 36-81084-6 DABpza, mit einem Aufkleber beim Stationierungsstandort, wo "Leihweise Freiburg" angebracht wurde.

Warum war ein Wagen aus Stuttgart in Freiburg? Sind die "neuen alten" Wagen noch nicht da?

Frage 2:

Auf Gleis 2 kam um 19:49 HzL 88132 nach Neustadt, Friederich und ich haben uns gewundert, das jetzt Abends auch ein RS1 vom Ringzug nach Neustadt fährt, allerdings stand auf dem Aushangfahrplan noch einen RE (RE 22317) drauf, ohne irgendwelche Angaben, wann der RE und wann der Ringzug fährt. Fährt der RE nur am Wochenende (Samstag und Sonntag und an Feiertagen) und unter der Woche der Ringzug?

Frage 3:

RE 4730 kam mit +25 min Verspätung, es wurde nur von einem DB-TF und der FdLerin mir auf Nachfrage gesagt, das es eine Betriebsstörung gegeben hat. Eine Frau, die mit dem Taxi aus Radolfzell gekommen ist, meinte, es habe einen PU bei Radolfzell gegeben. Was ist genau dort geschehen?

Danke für die Antworten.

Gruß

Sascha *hallo1*
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KBS720
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Re: Drei Fragen zum allgemeinen Bahngeschehen

Beitrag von KBS720 »

Hallo,
Sascha hat geschrieben:Warum war ein Wagen aus Stuttgart in Freiburg? Sind die "neuen alten" Wagen noch nicht da?
Weil die Wagen Bj 2011 erst Dezember 2016 kamen, wenn der neue Vertrag läuft und die Wagen auch erst frei werden. Dazu kommt gerade die allgemeine Knappheit nach Gengenbach und sonstigem. Freiburg hat aus Braunschweig zwei 766er Steuerwagen und zwei Mittelwagen erhalten letzte Woche, quasi als Weihnachtsgeschenk
Frage 2:
Sascha hat geschrieben:Fährt der RE nur am Wochenende (Samstag und Sonntag und an Feiertagen) und unter der Woche der Ringzug?
Bisher fuhr die HzL den ersten Neustädter und zurück nun fährt sie den letzten und zwar wie bisher Mo-Fr. Sa und So fährt der 611, allerdings fährt 22317 täglich Rottweil-Villingen, sprich man muss dort unter der Woche umsteigen
VT 242 als HzL 88045 (Neustadt(Schwarzw)-Donaueschingen) bei Unadingen 3.8.15
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Sascha hat geschrieben:RE 4730 kam mit +25 min Verspätung, es wurde nur von einem DB-TF und der FdLerin mir auf Nachfrage gesagt, das es eine Betriebsstörung gegeben hat. Eine Frau, die mit dem Taxi aus Radolfzell gekommen ist, meinte, es habe einen PU bei Radolfzell gegeben. Was ist genau dort geschehen? *
PU laut Karsten in Welschingen mit IC.

Grüße Andreas
*schaffner* Das Bahnkutscher Wiki last update Juni 2014
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Stinkt und macht en hufe Krach, 218 des isch halt ä Sach
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Sascha
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Re: Drei Fragen zum allgemeinen Bahngeschehen

Beitrag von Sascha »

Hallo Andreas,

danke für die Antworten. Wir haben uns nur über die zwei Nummern gewundert.

Gruss

Sascha *hallo1*
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Vielfahrer
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Re: Drei Fragen zum allgemeinen Bahngeschehen

Beitrag von Vielfahrer »

Zur Frage 2 kann ich was beisteuern. Als 2003 der Ringzug in Betrieb genommen wurde, hat das Land Baden-Württemberg in seiner Eigenschaft als Aufgabenträger für den SPNV die Frühleistung (Villingen-) Donaueschingen - Neustadt und zurück dem Ringzug übertragen. Dieser konnte das Fährtenpaar unmittelbar vor dem Spitzeneinsatz Donaueschingen - Bräunlingen/Bräunlingen - Villingen fahren, benötigte dafür kein zusätzliches Zugmaterial. Das Fährtenpaar nach Neustadt und zurück hatte demzufolge auch Ringzug-Nummern (HzL) und wurde seither von der HzL im Auftrag des Ringzugs gefahren. Die Abendleistung nach Neustadt war ein DB-Regionalexpress und ist bislang von der DB auch gefahren worden. Weil aber die Nachfrage durch die Ringzugkundschaft viel größer als erwartet war, mussten an verschiedenen Stellen zwischen dem Ringzug/dem Betreiber HzL und der DB Kooperationsverträge geschlossen werden. Dort, wo wenig los war in DB-Zügen, etwa von Rottweil um 7:11 Uhr nach Villingen (früher kam da noch um 7:08 Uhr ein ICE aus Stuttgart an), wurde die HzL mit einem Solo-Regio-Shuttle eingesetzt, der DB-VT 611 hingegen ging auf die Leistung um 7:08 Uhr nach Villingen. Die Leistung ab Rottweil nach Villingen hatte DB-Nummern (Ringzug/HzL im Auftrag von DB-Regio), die Leistung von Donaueschingen nach Villingen auf 7:25 Uhr hatte Ringzug/HzL-Nummern, wurde aber vom DB-VT 611 gefahren.

Solche Kooperationen gibt es auch noch an anderer Stelle im Ringzuggebiet. Sie haben sich sehr gut bewährt, weil mit der Gesamtmasse an rollendem Zugmaterial und an zur Verfügung stehenden Zugkilometern ein Maximum an Beförderungskapazität an der jeweils richtigen Stelle zur Verfügung gestellt werden konnte. Insgesamt dürfte zwischen Ringzug/HzL und DB-Regio kein Geld geflossen sein (wäre mir jedenfalls neu). Die Kooperation war so austariert worden, dass sie zu beider Vorteil gereichte und die Fahrgäste den größten Nutzen davon hatten.

Eine Änderung trat nunmehr durch die Notwendigkeit ein, Verkehre auszuschreiben. Es ist ja nicht ausgemacht, dass die DB-Regio weiterhin den Zuschlag vom Land erhält, ebenso nicht die HzL bzw. der Ringzug auf Dauer. Um mögliche Konflikte im Vorfeld zu entschärfen, hat die Nahverkehrsgesellschaft zusammen mit dem Ministerium versucht, die Kooperationen wieder auseinander zu dividieren, um Schnittstellenprobleme zu vermeiden. Mit dem jetzigen Tausch ist das auch relativ gut gelungen. Dass die DB nunmehr am Morgen nach Neustadt fährt, passt von der Kapazität und hat für die Fahrgäste von Neustadt nach Villingen obendrein den Vorteil, dass diese nicht in Donaueschingen umsteigen müssen. Als Ausgleich dafür fährt die HzL das abendliche Zugpaar nach Neustadt, so dass der Betriebsaufwand ungefähr gleich geblieben ist. Gegen diesen Teil der Lösung gab es auch keinen Einspruch.

Züge fahren aber in erster Linie, um auch Einnahmen zu erzielen. Der Frühzug nach Neustadt und zurück ist ungleich stärker ausgelastet als die jetzige Abendleistung nach Neustadt und zurück. Grob geschätzt dürfte da fast ein Faktor 10 dazwischen liegen. Die Leidtragenden des Deals wären die Landkreise bzw. der Zweckverband Ringzug gewesen, denn beim Ringzug fließen die Einnahmen hälftig dem Land und den Landkreisen und nicht den Verkehrsunternehmen zu. Weil die Landkreise nicht so einfach auf diese Einnahmen verzichten konnten und auch bestimmte Zuschüsse gemäß § 6a AEG an das Reisendenaufkommen im Ausbildungsverkehr geknüpft sind, wurde dagegen Einspruch eingelegt, zumal diese (nachvollziehbare) Änderung nicht kommuniziert wurde sondern zufällig aufgefallen ist, als in einer Fahrplanversion sich plötzlich die Fahrtnummern verändert haben, die Fahrlagen aber gleich geblieben sind.

Mit dem Land wurde dann ausgehandelt, dass der Fahrplan so bleiben kann, allerdings wieder eine gegenseitige Beauftragung (wie bisher) übergangsweise vorgenommen wird. Der Frühzug ist jetzt wieder ein HzL-Zug, obwohl er von der DB gefahren wird. Der Abendzug ist ein DB-Zug, obwohl er vom Ringzug/HzL gefahren wird. Einnahmetechnisch kommt es dadurch zu keinen Verwerfungen.

Das ganze Konstrukt ändert sich aber in naher Zukunft. Die Elektrifizierung der Breisgau-S-Bahn wird weder Ringzug noch DB sondern den SEV bringen. Und mit erfolgter Elektrifizierung wird die Breisgau-S-Bahn (Betreiber steht bislang noch nicht fest) das gesamte Angebot fahren. Gleichzeitig werden die VT 611 (oder vielleicht sind es dann auch schon VT 612) aus Ulm nur noch bis Donaueschingen oder gar Immendingen verkehren, dafür vermutlich im Stundentakt anstelle im Zwei-Stunden-Takt. Zwischen Villingen und Rottweil werden die VT 611/VT 612 dann vermutlich auch ausfallen und die Leistung wird dann voraussichtlich ab Dezember 2017 voll auf den Ringzug übergehen, der dann die stündlichen zuschlagsfreien IC-Verkehre mit guter Umstiegszeit in Rottweil bedienen wird.

Kritischer wird es mit der 425er-Leistung, die im Berufsverkehr zwischen Rottweil und Tuttlingen verkehrt. Die 425er werden dann nicht mehr vorhanden sein. Die Leistung muss also wieder vom Ringzug gefahren werden, der ja auch die Einnahmen der vielen Hundert Fahrgäste hat. Auch für den HzL-Zug südlich von Tuttlingen nach Singen (bislang 425 im Auftrag der HzL, zu unterscheiden der 425 zwischen Rottweil und Tuttlingen im Auftrag des Ringzugs) müssen andere Lösungen gefunden werden.

Kurz, es wird in den kommenden Jahren bis zur vollständigen Umsetzung des Interimskonzepts, der Elektrifizierung von Neustadt - Donaueschingen und der Einführung der Breisgau-S-Bahn sowie aufgrund der erforderlichen Ausschreibungen insgesamt zu erheblichen Veränderungen kommen. Aus heutiger Sicht zeichnen sich jedoch Lösungen ab, die fahrgastfreundlich sein werden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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