Elektrifizierung Albstadt-Ebingen - Sigmaringen auf 200 Mio. € beziffert

Strecken in Baden-Württemberg, die unten nich aufgeführt sind.
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Vielfahrer
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Elektrifizierung Albstadt-Ebingen - Sigmaringen auf 200 Mio. € beziffert

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

wie die Schwäbische Zeitung heute berichtet, hat die DB, die für das Projekt Elektrifizierung des Abschnitts Albstadt-Ebingen - Sigmaringen die Planungen durchführt, erstmals Kosten für die Elektrifizierung des 27 km langen eingleisigen Abschnitts prognostiziert. Sie betragen aktuell 127 Mio. €. Alleine zwei Tunnels schlagen mit 40 Mio. € zu Buche, weil das Tunnelprofil für das Unterbringen der Oberleitung erweitert werden muss. Eine alternative Absenkung des Tunnelbodens kann wegen der unmittelbar in der Nähe befindlichen Brücken über die Schmeie nicht in Betracht kommen, da diese sonst auch neu gebaut werden müssten. Zu rechnen ist außerdem mit einer entsprechend langen Sperrzeit des Abschnitts. Ferner sollen die Bahnhöfe bzw. Haltepunkte in Straßberg und in Inzigkofen Kreuzungsgleise erhalten, um einen stabileren Fahrplan zu ermöglichen. Vorgesehen ist auch, dass der Abschnitt zukünftig mit etwas höherer Geschwindigkeit befahren werden kann, der in einen Pünktlichkeitspuffer im Bahnhof Sigmaringen umgesetzt werden soll.

90 % der Kosten wird unter der Voraussetzung, dass sich ein Nutzen-/Kostenfaktor > 1,0 ergibt, vom Bund übernommen, den Rest müssen sich Land und kommunale Seite teilen, wobei insbesondere die Planungskosten von 43 Mio. € von Land und kommunaler Seite gestemmt werden müssen. Hinzu kommt, dass der Preisstand bis zum Abschluss der Bauarbeiten noch einige Jahre dynamisiert werden muss. Die DB geht hier von optimistischen 2,4 % Preissteigerung pro Jahr aus. Bei der Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn war dies in den Anfangsfahren auch der Fall gewesen, aber seit etwa 2020 liegen die Preissteigerungen im zweistelligen Prozentbereich pro Jahr.

Eine Unsicherheit besteht darin, ob angesichts dieser Kosten ein Nutzen-/Kostenfaktor > 1,0 erzielt werden kann. Laut Landräten Stefanie Bürkle, die seit Jahren sich für diese Elektrifzierung einsetzt, wird im Laufe der kommenden Monate mit dem Ergebnis der Standardisierten Bewertung gerechnet. Das mit dem Land ausgehandelte Verkehrskonzept sieht durchgängige Zugverbindungen zwischen Karlsruhe, Stuttgart, Tübingen und Sigmaringen vor. Da wäre es sehr ungeschickt, wenn wegen der letzten Kilometer spezielle Fahrzeuge erforderlich würden, wo doch Karlsruhe bis Albstadt-Ebingen (ca. 220 km) elektrifiziert sein wird. Klar ist aber auch, dass der Abschnitt südlich von Sigmaringen über Herbertingen nach Aulendorf bzw. das Donautal östlich von Fridingen bis in den Raum Ehingen/Donau nicht elektrifiziert sein wird, also zukünftig in Sigmaringen dann umgestiegen werden muss.

Die Elektrifizierungsplanungen zwischen Tübingen und Albstadt-Ebingen werden vom Zweckverband Regionalstadtbahn Neckar-Alb vorangetrieben, südlich nach Sigmaringen von der DB. Beide Arbeiten werden von einer Lenkungsgruppe unter Beteiligung des Landes koordiniert.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Villinger
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Re: Elektrifizierung Albstadt-Ebingen - Sigmaringen auf 200 Mio. € beziffert

Beitrag von Villinger »

Hallo Vielfahrer,

danke für die Erläuterung mit Verweis zur Schwäbischen Zeitung. Mittlerweile ist online auch die Unterlage der DB Netz eingestellt, die letzte Woche vor dem Umweltausschuss des Kreistags Sigmaringen vorgestellt wurde. Demnach wird das dort eine richtig "knackige" Angelegenheit, neben der Oberleitung soll auch kapazitiv die Infrastruktur verbessert werden. Mit der Oberleitung wird es aber gerade in den Tunneln und Einschnitten (Fels im OL-Profil usw.) nicht gerade leicht.

Die standardisierte Bewertung wurde zwar jüngst überarbeitet, aber ich bin mal gespannt ob dieses Projekt den tatsächlichen Nutzen beweist. Denn es handelt sich hier im weitesten Sinne nur um eine Umsteigeverlagerung um die Kreisstadt Sigmaringen noch anzubinden, wo die Elektrozüge sonst in Albstadt-Ebingen enden würden. Praktischerweise kann Straßberg und Storzingen noch mitbedient werden, ansonsten würde ein Diesel-/Akku-/H2-Triebwagen Aulendorf-Albstadt fahren müssen. Gleichzeitig wird hier wieder versucht, eine Bundesaufgabe (Vorhaltung ausreichender Infrastruktur, und vor allem die regelmäßige Instandsetzung - das Stellwerk Storzingen ist von 1935!) möglichst günstig auf noch andere Stakeholder zu verteilen, die darin wirklich einen Nutzen haben und diesen auch wollen. Ähnliches Beispiel ist der zweigleisige Ausbau Rottweil - Rottweil-Neufra, den man auch beim Ringzug 2.0 (kommunaler Vorschuss für die Planung) reinschiebt, aber eigentlich unter dem Gesamtprojekt Gäubahnausbau besser reingehört.

Der Verkehr Richtung Ulm/Aulendorf wird noch sehr viel länger auf einen elektrischen Anschluss warten, oder ihn vielleicht auch nur im Zuge von Batterietriebwagen oder Dergleichen sehen.

Link zum Ratsinfomanagement-Portal

Grüße aktuell aus Norwegen, hier läuft die Eisenbahn recht gut - nur an ein Feierabendbier außerhalb des Speisewagens und auch ohne Essen zu bestellen ist nicht zu denken,

Nils
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