Hallo,
am gestrigen Montag, den 25.11.24, fand die kantonale ÖV-Konferenz des Kantons Schaffhausen statt. Als Veranstaltungsort diente diesmal nicht das Hotel Krone in der Schaffhauser Altstadt sondern die MS Arenenberg der schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein. Geschätzt 70 Gäste haben die Konferenz besucht, die von Regierungsrat Martin Kessler eröffnet wurde. Aus seinen Worten war ein deutlicher Frust über den Wahlausgang des vorangegangenen Wochenendes zu vernehmen. Die Schweizer Stimmbürger hatten sich mehrheitlich gegen einen weiteren Autobahnausbau in der Schweiz ausgesprochen, während die Schaffhauser Stimmbürger sich mit 54 % für den Autobahnausbau ausgesprochen haben. Das Ergebnis werde man akzeptieren, so Kessler und verstärkt auf den Ausbau des öffentlichen Verkehrs setzen. Man erwarte aber Hinweise von den Ausbaugegnern, welche konkreten Schritte nunmehr zu unternehmen sind. Selbstverständlich hätte man sich seitens des Kantons schon zuvor überlegt, wie man vorgehen wolle. Er erwähnte die 4-V-Strategie, nämlich Verkehr zu vermeiden, Verkehr auf umweltverträgliche Verkehrsmittel zu verlagern, Verkehr zu verbessern und Verkehr stärker zu vernetzen.
Der Verkehr, der überhaupt nicht stattfindet, ist der beste. Man strebe daher an, dass Wohnen und Arbeiten räumlich nicht so stark getrennt ist. Das Zielgröße nannte er, dass in Verdichtungsräumen wie Schaffhausen etwa 80 % der Arbeitenden auch wohnen sollten. Hinsichtlich der Verlagerung von Verkehren auf umweltverträgliche Verkehrsmittel erläuterte Kessler, dass der Kanton ein sehr gutes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln vorhalte, welches in der Regel auch gut genutzt würde, ab und an sogar voll ausgelastet sei. Der Schwerpunkt der kantonalen Anstrengungen liege daher nicht im weiteren Ausbau des Angebots, sondern im Bemühen, das geschaffene Angebot noch besser auszulasten. Dazu hätte man verschiedene Aktionen durchgeführt, über die von den Referenten noch zu berichten wäre. Hinsichtlich der Verbesserung des Verkehrs führte er aus, dass nachfolgend zur Umstellung des Schaffhauser Stadtverkehrs auch der Regionalverkehr elektrisch betrieben werden solle. Ab 2026 werden die eingesetzten Dieselbusse sukzessive durch elektrische Fahrzeuge ersetzt. Und was die Vernetzung der Verkehre betrifft, so würden Anstrengungen unternommen, durch die Digitalisierung u.a. den Ticketkauf zu vereinfachen und für die letzte Meile im Anschluss an den ÖV E-Scooter vorzusehen.
René Meyer, der die Koordinationsstelle für den öffentlichen Verkehr im Kanton Schaffhausen leitet, berichtete danach, dass der bisherige Ausbau des öffentlichen Verkehrs gut angenommen werde. Für das neue Jahr stünden nur noch kleinere Verbesserungen an. Untersuchungen hätten ergeben, dass der Bahnhalt bei der Industrie im Behringer Feld nicht so stark wie erwartet angenommen würde. Dies läge wohl an den weiten Wegen zwischen dem Bahnhalt und den Arbeitsplätzen. Aus diesem Grund soll die Buslinie, die das Behringer Feld mit Löhningen, Siblingen und Beggingen verbindet, verbessert werden. Die Buslinie verkehrt grundsätzlich halbstündlich ab Schaffhausen und zu den Hauptverkehrszeiten zusätzlich – abgestimmt auf Bahnanschlüsse – zwischen dem Beringerfeld und Beggingen ebenfalls halbstündlich. Nunmehr soll auch zur Hauptverkehrszeit diese Buslinie ab/bis Schaffhausen verdichtet werden. Der Kanton verspricht sich durch den Wegfall des Umstiegs auf die Bahn und die bessere räumliche Feinerschließung u.a. eine gleichmäßigere und noch bessere Auslastung der Busse und insgesamt mehr Kunden für den öffentlichen Verkehr.
Umgesetzt werden soll im kommenden Jahr auch die Taktverdichtung zwischen Schaffhausen und Thayngen, die zur Hauptverkehrszeiten einen 15-Minuten-Takt vorsieht. René Meyer appellierte an die Thaynger Bevölkerung, das dann sehr attraktive Angebot auch gut anzunehmen und anstatt mit dem eigenen Auto doch mehr Fahrten mit der Bahn zu unternehmen.
Weitere größere Angebotsverbesserungen stünden im kommenden Jahr nicht an. Wichtig wären vor allem Aktionen, die die Bevölkerung dazu bringen, das bestehende gute Angebot noch stärker zu nutzen. Er erwähnte dabei den täglichen Stau an der Rheinbrücke in Eglisau, einem Engpass auf den Straßenverbindungen in Richtung Zürich. An tariflichen Beispielen machte René Meyer deutlich, was der öffentliche Verkehr kostet. Er sei nicht billig, aber wer den öffentlichen Verkehr nutze, hätte häufig ein Halb-Tax-Abo und dann wären die Preise durchaus attraktiv. Aus diesem Grund hätte der Kanton in diesem Jahr eine Aktion gestartet, die mehr Halb-Tax-Abonnenten ansprechen sollte. Wenn ich es richtig im Kopf habe, so hätte der Kanton den Kauf von Halb-Tax-Abonnenments mit 50.- Franken vergünstigt. Rund 1.500 Halb-Tax-Abonnemente wären dadurch zusätzlich verkauft worden und ca. 300 dauerhafte Halb-Tax-Abonnenten gewonnen worden. Damit sei die Entwicklung im Kanton Schaffhausen erfolgreicher verlaufen als im Durchschnitt der Schweiz. Man setzt nun darauf, dass auch die zusätzlichen Halb-Tax-Nutzer von ihren guten Erfahrungen anderen berichten und so der öffentliche Verkehr stärker ausgelastet wird, zugleich aber auch dem Stau auf den Straßen entgegengewirkt wird.
Anschließend kamen die Vertreter der verschiedenen Verkehrsunternehmen im Kanton Schaffhausen zu Wort und konnten aus ihrer Sicht über das bald abgelaufene Jahr 2024 und Ausblicken auf 2025 berichten.
Beim Regionalbus wurde berichtet, dass der Angebotsausbau um 50% von Schaffhausen in Richtung Marthalen sehr gut angenommen worden sei. In Feuerthalen wären die Frequenzen inzwischen 31 % höher als zuvor, in Schaffhausen 10% und in Marthalen 15 %. Man setze auf weiter steigende Nachfrage.
Die SBB GmbH berichtete, dass sie binnen 2 Jahren nach Übernahme des Zugverkehrs von DB Regio zwischen Singen und Schaffhausen inzwischen zu den Spitzenreitern beim Qualitätsranking in Baden-Württemberg gehöre. Die Kunden würden ihr Bestnoten geben und hätten so das Zugangebot auf dieser Strecke vom letzten Platz auf den ersten Platz katapultiert. Dies sei sehr ermutigend und man strenge sich an, diese Position auch zu halten.
Der Vertreter der SBB kam auf die Strecke Stuttgart – Zürich zu sprechen. Aus Sicht der Schweiz ist es sehr ärgerlich, dass durch Probleme, die auf deutscher Seite entstehen, der früher zuverlässige 30-Minuten-Takt mit Schnellzügen zwischen Schaffhausen und Zürich beschädigt wird. Die IC-Züge von und nach Stuttgart bilden praktisch die Hälfte des für die vielen Pendler zwischen Schaffhausen und Zürich wichtigen Takts. Wenn die DB die Züge an der Grenze mit 5 Minuten Verspätung übergibt (nach DB-Angaben noch pünktlich, da unter 5:59 Minuten), dann müsse die Schweiz andere Züge vorausfahren lassen mit der Folge, dass die IC aus Stuttgart in Zürich mit 13 Minuten Verspätung ankommen und alle Anschlüsse verpasst werden. Aus Schaffhauser Sicht sei dies nicht in Ordnung, zumal ein Mehrfaches an Fahrgästen im schweizerischen Abschnitt unterwegs sei im Vergleich zu den doch wenigen grenzüberschreitenden Fahrgästen. Die anstehende Brechung der Gäubahn in Stg.-Vaihingen werde die Strecke auch nicht attraktiver machen, möglicherweise auch nicht pünktlicher. Aus Sicht der Schweiz steht aber ein zuverlässiges und pünktliches Zugangebot im Vordergrund, weshalb man sich schon Gedanken machen müsse, wie dies zu bewerkstelligen sei. Im Parallelfall Basel hätte man ja sich entschieden, die Verkehre an der Grenze zu brechen. Ob man zu solchen Maßnahmen auch im Bereich Singen kommen würde, lies er offen. Eine weiterhin dauerhafte Unzuverlässigkeit durch eingeschleppte Verspätungen zwischen Schaffhausen und Zürich sei jedoch nicht aktzeptabel. Er erwähnte dann noch, dass die IC-Triebzüge von Stadler-Rail ab Mitte 2025 durch die inzwischen zugelassenen IC2 der DB ersetzt würden. Anstatt in Wien (IC-Triebzüge) würden die IC2 dann in Basel gewartet, wodurch man weniger Zugausfälle erwarte.
Der Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Schaffhausen stellte in seinem Beitrag die Synergiewirkungen in den Mittelpunkt, die durch die Konzentration verschiedener Betriebe auf einen zentralen Betriebshof in Schaffhausen entstanden sind. Unter dem Strich konnten dadurch Kosten eingespart werden, wenngleich als Folge sich vermehrt Leerfahrten zu den Einsatzpunkten ergeben haben. Die Verkehrsbetriebe Schaffhausen würden genau das Angebot fahren, welches der Kanton bei ihnen bestelle. Die Leerfahrten würden nicht bestellt, wären aber für die Verkehrsbetriebe unter dem Strich wirtschaftlich. Ein Gast bezweifelte dies, erhielt aber sowohl von Herrn Altenburger als auch von Seiten des Kantons eine gegenteilige Antwort.
Zum Abschluss stellte noch die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein ihr Angebot vor. Das abgelaufene Jahr sei schwierig gewesen, da z.B. Hochwasserstände und das Wetter allgemein teilweise das Verkehrsangebot beeinträchtigt hätten. Man schaue aber in die Zukunft und werde einige Highlights anbieten. Erläutert wurden die Saisonzeiten des Jahres 2025, welches am Karfreitag mit der Linienschifffahrt beginnt. Gut angenommen würde die Möglichkeit der Beförderung von Fahrrädern, die Ausflüge dies- und jenseits des Rheins vereinfachen würden.
Nachdem einige Fragen noch beantwortet wurden, endete die kantonale Verkehrskonferenz mit einem Apéro auf der Arenenberg.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Kantonale Verkehrskonferenz Schaffhausen auf der MS Arenenberg
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Re: Kantonale Verkehrskonferenz Schaffhausen auf der MS Arenenberg
Hallo,
ein Interview des Schaffhauser Fernsehens zusammen mit den Schaffhauser Nachrichten mit René Meyer gibt weitere Erläuterungen zur Entwicklung des ÖV im Kanton Schaffhausen. Hier ist der Link dazu. Ich hatte in meinem Bericht ganz vergessen, auf die Linie Herisau - St. Gallen - Kreuzlingen - Konstanz - Singen - Schaffhausen - Waldshut - Basel hinzuweisen, die als neue Ost-West-Achse ab Ende 2027 durch die SBB bedient werden wird.
Viele Grüße vom Vielfahrer
ein Interview des Schaffhauser Fernsehens zusammen mit den Schaffhauser Nachrichten mit René Meyer gibt weitere Erläuterungen zur Entwicklung des ÖV im Kanton Schaffhausen. Hier ist der Link dazu. Ich hatte in meinem Bericht ganz vergessen, auf die Linie Herisau - St. Gallen - Kreuzlingen - Konstanz - Singen - Schaffhausen - Waldshut - Basel hinzuweisen, die als neue Ost-West-Achse ab Ende 2027 durch die SBB bedient werden wird.
Viele Grüße vom Vielfahrer