Bm 6/6 18514 hat geschrieben:Hast du solche Manipulationen nötig oder bist du so vergesslich? Vor langen, langen Zeiten sollen auf der Gäubahn mal angeblich ICE-T unterwegs gewesen sein, und die sollen sich angeblich sogar geneigt haben um schneller durch die Kurven zu fahren. Du vergleichst also die Ersatzfahrpläne ohne Neigentechnik und mit zusätzlichen Fahrzeitpuffern für den Lokwechsel in Singen mit funktionierenden Neigezügen, das ist extrem unfair. Neigetechnik auf der Gäubahn ist keine Erfindung von S21!
Nein, ich habe keine Manipulation nötig. Ich habe lediglich die Fahrpläne verglichen, die heute gelten und die nach Fertigstellung von S 21 nach heutigem Planungsstand gelten. Erwähnt habe ich, dass die Fahrzeitverkürzung nicht nur durch den S 21-Ausbau, sondern insbesondere durch den Ausbau der Gäubahn und dem wieder versprochenen Einsatz von Neigetechnik-ICE aber auch durch die Führung über die Filderbahn und den Flughafen zustande kommt.
Würde man Deinem Vorschlag folgen und nichts machen
Bm 6/6 18514 hat geschrieben: Ansonsten gibt es ein sehr gutes Mittel, die Fahrzeit auf der Gäubahn zu verkürzen: Einfach gar nichts machen.
, so würde ich es für den wahrscheinlichsten Fall ansehen, dass der ICE-Einsatz auf der Gäubahn mangels Fahrgästen aufgegeben wird. Nachdem ich fast tagtäglich in vielen ICE auf der Gäubahn unterwegs bin und mich oftmals mit dem Zugpersonal aus Deutschland oder der Schweiz unterhalte, schätze ich den derzeitigen Gäubahn-Verkehr als nicht eigenwirtschaftlich ein. Er hat nur dann eine Chance, langfristig zu überleben, wenn er attraktiver wird. Und das heißt ganz eindeutig, in Böblingen halten, den Flughafen bedienen, in Stuttgart den Fernanschluss in Richtung Rheinland sicherstellen und weiter in Richtung Nürnberg fahren.
Und mit nichts machen, einfach in Singen zur Minute 01 abfahren, ist es nicht getan. Es reicht nicht bis zur Doppelspur bei Horb, auch wenn man sich sämtliche anderen Züge mal wegdenkt (RE, Ringzüge, Güterverkehr). Aus diesem Grund hat SMA eben 50 Mio. Euro für sonstige Beschleunigungsmaßnahmen eingestellt. Du kannst daher nicht so tun, als ob 1:46 einfach so möglich wäre. Die Strecke ist eingleisig, zur Erinnerung.
Bm 6/6 18514 hat geschrieben: Singen 10:10-Stuttgart 11:56, also 1h46, d.h. durch S 21 und Gäubahn-Ausbau wäre man ganze 2 min schneller als heute schon, wenn die Züge funktionieren, wow, was für ein Fortschritt... Gut, das ist ohne Halt in Böblingen, also nehmen wir die älteren Fahrpläne, als die ICE noch in Böblingen hielten: Singen 10:10-Stuttgart 12:00, also 1h50 (ein Teil der Züge 1h51), im Vergleich dazu gewänne man gerade mal 6-7 min durch S 21 und Gäubahn-Ausbau.
Aber auch das sind nur die Taktfahrzeiten, der letzte ICE ab Singen schaffte die Strecke damals mit Halt in Böblingen in 1h46, da es unterwegs keine Kreuzung auf eingleisiger Strecke gab. Alleine durch eine einzige Doppelspurinsel und sonst nichts weiter kann man also schon auf 2 min an die S21-Fahrzeit herankommen...
Bei dieser Fahrplankonstruktion, die Du da anführst, kannst Du im Gegensatz zur S-21-Fahrplankonstruktion den Anschluss ins Rheinland (ab Minute 56) vergessen.
Das ist dann eine komplette Stunde langsamer, es sei denn, Du gehst davon aus, dass der Halbstundentakt mit ICE auch bei K 21 und ohne NBS Wendlingen - Ulm kommt (dann Stuttgart auch ab Minute 26).
Bei allen Schätzungen und Vergleichen Deinerseits (aber auch bei mir) ist der Gäubahn-Ausbau unterstellt. Wir unterscheiden uns nur in der Einschätzung, ob dieser auch ohne S 21 kommen wird. Für mich ist die S-21-Konzeption klar nachvollziehbar, es gibt durchkonstruierte Trassen für ICE-T, RE, Ringzüge und Güterzüge, es gibt die Zusage des Landes, die Leistungsphasen III und IV für Horb - Neckarhausen zu finanzieren, die als Einstieg in den seit Jahrzehnten geforderten Gäubahnausbau zu werten sind. Es gibt das klare Bekenntnis von Bahnchef Grube vom Juli aus Tuttlingen zum Gäubahn-Ausbau.
Ich halte Deine Einschätzung, dass man die Gäubahn auch ohne S 21 ausbauen wird und den dann hoffentlich noch vorhandenen ICE-T so beschleunigen wird, dass er in Böblingen halten kann, wegen mir in Stg.-Vaihingen halten wird und in Stuttgart K 21 den ICE-Anschluss ins Rheinland schaffen und zugleich auch eine Wende in Stuttgart K 21 zurück nach Zürich schaffen wird, dazu natürlich auch den Anschluss von und nach Nürnberg sicherstellen wird, eben für erheblich unwahrscheinlicher bzw. für die deutlich schlechtere Lösung für die Gäubahn. Du wirst es mir deshalb nicht übelnehmen, wenn ich mich nach Kräften für das einsetze, was ich für richtig erachte und aus meiner Sicht darauf hinweise, wo Irrtümer Deinerseits liegen dürften.
Deine Einschätzung käme bestenfalls dann zum Tragen, wenn nach dem 27. März 2011 eine Grüne Landesregierung alle Verträge kündigen würde und anschließend den Gäubahnausbau propagieren würde (den der Bund und nicht das Land zahlen muss). Daran glaubst Du ja wohl selbst nicht oder doch? Vermutlich wäre der finanzielle Spielraum bereits dann erschöpft, wenn die DB entsprechende Regressforderungen stellen würde. Um den Preis der von den neutralen Wirtschaftsprüfern in der Schlichtung auf über 1 Mrd. Euro geschätzen Ausstiegskosten könnte das Land ansonsten fast jede sich lohnende Strecke im Ländle noch elektrifizieren. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Bm 6/6 18514 hat geschrieben:So Tunnel gibt es viele. Und das Hauptproblem ist wohl auch nicht unbedingt der Gleisabstand sondern die Fluchtwegbreite. Zudem geht es ja nicht um die reale Sicherheit sonderen um die Einhaltung von Vorschriften. Und da ist es dann halt schon etwas peinlich, wenn das supertolle S 21 die aktuellen Sicherheitsvorschriften nicht einhalten will, weil das zu teuer wäre. Und es ist schon ein Unterschied, ob man etwas neues macht oder altes weiterbetreibt, dass man altes nicht umbaut ist klar (sonst müsste man die Schwarzwaldbahn einstellen), aber sich bei neuen Projekten nicht an die Vorschriften halten zu wollen ist etwas anderes.
Das musst Du mir erklären. Der Tunnel zwischen der Rohrer Kurve und dem Flughafen ist doch ein vorhandener Tunnel wie der Kriegsbergtunnel, nur ist er sogar breiter. Und die neu zu bauenden Tunnel werden die aktuellen Sicherheitsvorschriften berücksichtigen, davon gehe ich jedenfalls aus.
Bm 6/6 18514 hat geschrieben: Die DB sagt selber, dass sie noch nicht weiss, was in 10 Jahren fahren wird und was nicht, man kann nur Annahmen machen. Es ist sicher wahrscheinlicher, dass es so kommen wird, aber eben keinesfalls sicher und es kann mit nicht zu vernachlässigener Wahrscheinleichkeit auch ganz anders kommen. Seitens der S21-Befürworter so zu tun, als seinen diese Fahrpläne Tatsache halte ich dann für verlogen.
Bei Planungen für zukünftige Fahrpläne gehe ich davon aus, was aus heutiger Sicht am wahrscheinlichsten ist. Nachdem die bestehende IC-Linie Karlsruhe - Stuttgart - Nürnberg den Wünschen der Anlieger insbesondere im Pforzheim entsprechend nicht nach Nürnberg sondern nach München führen wird ("Karlsruhe - Günzburg" in der Bahnsteigbelegungsgraphik von S 21), sehe ich mich darin sogar bestärkt. Aber endgültige Sicherheit habe auch ich nicht. Dewegen aber den schlimmsten Fall anzunehmen, dass die Durchbindung nach Nürnberg nicht klappt, wäre Pessimismus pur. Dazu neige ich nicht. Mir kommt es vielmehr so vor, als ob bei den K-21 Befürwortern jedes Haar in der Suppe gesucht wird, um das Projekt S 21 madig zu machen.
So etwa auch bei der neuesten Diskussion um den Weiterbetrieb des Kopfbahnhofs K 20 nach § 11 AEG in diversen Pressemeldungen (Stuttgarter Zeitung vom Wochenende). Das Thema ist doch mit der Planfeststellung von S 21 abgehakt.
Bm 6/6 18514 hat geschrieben:Durch etwas seltsame Rechenmethoden konnte durch die Durchbindung der Nutzen des Gäubahn-Ausbaues massiv erhöht werden.
Die etwas seltsame Rechenmethode ist die für sämtliche Projekte des Bundesverkehrswegeplans gültige Rechenmethode. Ihr zufolge wird bei Endpunkten von Strecken (z.B. Stuttgart K 21) eine sog. Normumstiegszeit unterstellt. Bei Zwischenhalten, wie sie S 21 bei der Durchbindung nach Nürnberg darstellen, wird die reale Zeit unterstellt. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Anschlüsse ins Rheintal, die ganz sicher massive Auswirkungen auf die Fahrgastzahlen haben, berücksichtigt werden konnten.
Natürlich kann man die Methoden, nach denen beim Bundesverkehrswegeplan gerechnet wird, kritisieren und ggf. durch eigenes Wunschdenken ersetzen, was ich Dir aber nicht unterstellen möchte. Aber wie sollen sonst Projekte im Vergleich zu anderen Fällen bewertet werden?
Dass der Einfluss der Durchbindung extrem überschaubar ist, möchte ich bezweifeln. Zur Zeit, als der Ringzug in seiner Konzeptionsphase war, arbeitete im Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises eine Dezernentin, die jedes Wochenende mit der Gäubahn nach Nürnberg zu ihrer Familie gefahren ist und häufig über in Stuttgart verpasste Anschlüsse geklagt hat. Inzwischen ist sie nach Nürnberg gezogen. Bei der Fa. Aesculap arbeitete ebenfalls eine Frau, die Wochenendpendlerin von Tuttlingen nach Regensburg war und deren schnellster Weg via Nürnberg führte. Ein Arbeitskollege fährt häufig Tuttlingen - Coburg, ein anderer Donaueschingen - Waiblingen und wieder einer Rottweil - Plüderhausen. Alles Einzelbeispiele, das gebe ich zu, aber beim IC-Zugpersonal wird die Durchbindung von und nach Nürnberg sehr begrüßt, weil dies aus deren Sicht die attraktivste Fortsetzung der Gäubahn darstellt. Und das will etwas heißen, wo gerade die Einsatzstelle Stuttgart unter einer durchgebundenen Verbindung Nürnberg - Zürich wohl zu leiden hätte.
Viele Grüße vom Vielfahrer