Verkehrsverbund TUTicket tritt für Stuttgart 21 ein

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
Vielfahrer
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Verkehrsverbund TUTicket tritt für Stuttgart 21 ein

Beitrag von Vielfahrer »

Auf der Homepage des Verkehrsverbunds TUTicket sind Informationen über Stuttgart 21 und seine Auswirkungen auf das Bedienungsgebiet von TUTicket zu finden. Dazu rechts oben auf www.tuticket.de klicken.

Ich finde es gut, dass TUTicket über Stuttgart 21 informiert. Wesentliche Elemente stammen dabei von der offiziellen Homepage des Bahnprojekts Stuttgart 21. Ohne Stuttgart 21 (bzw. erst in vielleicht 10 oder 15 Jahren, wenn überhaupt noch) wird es keinen Ausbau der Gäubahn geben, dann auch keine Beschleunigung der Ost-West-Achse Ulm - Freiburg. Es bleibt dann günstigstenfalls alles beim alten - und das ist zu wenig.

Ich rechne damit, dass weitere Verkehrsverbünde sich anschließen werden. Vom Chef von Naldo, Herrn Dieter Pfeffer, kam schon vor einiger Zeit ein klares Bekenntnis für Stuttgart 21. Auch beim VSB kenne ich bis jetzt nur Verkehrsunternehmen, die sich eindeutig hinter die Stuttgart 21 zugrunde liegende Verkehrskonzeption stellen, kein einziger hat sich bislang gegenteilig geäußert.

Beim VVR müsste das mal noch ausgelotet werden.

Viele Grüße vom von S 21 überzeugten Vielfahrer.
wolfgang65
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Re: Verkehrsverbund TUTicket tritt für Stuttgart 21 ein

Beitrag von wolfgang65 »

Lieber Vielfahrer,

Sorry aber ich finde, dass das eine sehr traurige Geschichte ist was hier verbreitet wird. Information und absichtliche Desinformation liegen hier wirklich sehr nahe beieinander.

Der erste Punkt sagt eigentlich alles!
"Was kostet Stuttgart 21?"

Selbst Du gibst ja zu, dass diese Angaben völlig ziemlich daneben sind. Das gebetsmühlenhaft zu Wiederholen hilft doch niemanden.

Sorry, aber ich habe langsam ernsthafte Zweifel ob nicht gerade die Berater der Landkreise/Verkehrsverbünde usw. die Problematik S21 erst hochbringen. Etwas zu publizieren und über Verbände zu verteilen, von dem man genau weiss, dass das so nicht haltbar ist, halte ich für problematisch.

Genau wegen solchen Publikationen werden diese Aussagen in der Bevölkerung doch nicht mehr für bare Münze genommen. Andersherum fühlen sich Leute, die das wirklich geglaubt haben oder hatten, hinterher betrogen ... - sicher auch ein Grund für die Politikverdrossenheit hier im Land

Sollte es irgenwann mal wieder ein vernünftig geplantes Projekt geben, wird dann auch keiner mehr daran glauben. Und das ist ja die große Katastrophe hieran!!

Grüße

Wolfgang
Vielfahrer
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Re: Verkehrsverbund TUTicket tritt für Stuttgart 21 ein

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Wolfgang,

ja, darüber, was Stuttgart 21 wirklich kostet, darüber sollte man sich unterhalten. Nichts dagegen. Bitte aber keine Vieregg&Rössler-Daten zur Grundlage machen.

Ganz nebenbei: Ich hatte vor einigen Jahren das Büro von Vieregg&Rössler in München besucht und mir eine Animation einer Hochgeschwindigkeitsstrecke Stuttgart - Zürich (in 1 Stunde Fahrzeit) vorstellen lassen. Vieregg&Rössler hatten mehrere Trassenstudien erstellt (Prinzip Massenausgleich). Eine davon startete in Stuttgart 21 (d.h. Tiefbahnhof) und führte zum Flughafen und weiter quasi auf der Mittelspur der B 27 nach Tübingen, dann in einem Bogen nördlich um Rottenburg herum in den Raum Eutingen und autobahnparallel bis Trossingen. Dort war ein Verknüfpungsbahnhof für Reisende in Richtung Rottweil, Villingen-Schwenningen, Tuttlingen oder Donaueschingen vorgesehen. Weiter ging es autobahnparallel bis in den Raum Geisingen, von wo aus durch den Randen Schaffhausen, Zürich Kloten und Zürich zu erreichen war.

Das Geld dafür, so Vieregg&Rössler damals, wäre kein Problem, wenn man generell die Neubaustrecken der DB anders bauen würde, nämlich so wie in Frankreich, also viel steiler und ohne Tauglichkeit für den Güterverkehr. Da wäre soviel übrig, dass es für diese Strecke (und einen noch vorgeschlagenen Abzweig von Trossingen über Königsfeld - Elzach nach Freiburg (auch in 1 Stunde ab Stuttgart) gereicht hätte.

Ein anderer Vorschlag von Vieregg&Rössler war, ab Tübingen entlang dem Steinlachtal und unter Hechingen hindurch in einem steilen Tunnel nach Bitz (östlich Albstadt gelegen) zu fahren und dann das Donautal bei Gutenstein zu queren, um im Raum Meßkirch gemäß dem Prinzip von beim Autobahnbau angewandten Konzeptionen eine Y-Verbindung in Richtung Zürich über Stockach - Singen - Winterthur - Kloten nach Zürich zu bieten, also eine Linie Ulm - Meßkich mit der Stuttgarter Linie zu bündeln und über diese Linie den Schnellverkehr Zürich - München gleich mit abzuwickeln.

Weitere Varianten will ich mir jetzt ersparen. Ich habe sie aber alle noch gut im Kopf.

Im Sinne einer zukunftsgerichteten Planung möchte ich das aber sein lassen. Besser, wir sprechen über die Kosten von Stuttgart 21 und die Leistungen, die dafür zu erwarten sind. Und wegen mir aus auch über die sog. Alternative K 21 und deren Kosten.

Bitte aber bedenken (nachdem an diesem Wochenende das Cannstatter Volksfest zu Ende geht), dass die 823 Mio. Euro, die das Land Baden-Württemberg zu S 21 beisteuert, in 10 Jahren anfallen, also gerade mal 82,3 Mio Euro pro Jahr sind. Bei 10 Mio. Baden-Württembergern sind das 8,23 Euro pro Kopf und Jahr (rechnerisch im Durchschnitt). Das ist etwas weniger, als eine Maß Bier auf dem Volksfest kostet. Prosit!
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Villinger
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Re: Verkehrsverbund TUTicket tritt für Stuttgart 21 ein

Beitrag von Villinger »

@Vielfahrer: Gar nichts (sprich 0,00 €uro) ist besser als 8,23 €uro!
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Dirk B
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Re: Verkehrsverbund TUTicket tritt für Stuttgart 21 ein

Beitrag von Dirk B »

Also auch ich habe mit den immer wieder gebetsmühlenartig vorgetragenen Argumenten meine Probleme:

1) Das schnelle und tolle Erreichen des Flughafens:
verd....t noch mal, was nützt es denn, wenn ich nicht umsteigen muss, dafür aber erst zu Zeiten am Airport bin, wenn der "Markt verdloffe" ist? Würden - zumindest aus unserer Gegend - nicht jetzt schon viel mehr Fluggäste auf den Zug ausweichen, trotz umsteigens z.B. in Böblingen, wenn es endlich ein paar Verbindungen gäbe, die rechtzeitig zum Flug am Flughafen ankommen? Ich bin nunmal frühestens um 8 Uhr morgens in Stuttgart (nach jetzigem Fahrplan) , und das auch nur unter der Woche. Am Wochenende ist meine früheste Ankunftszeit aus Tuttlingen in Stuttgart zur Zeit 9:42 Uhr !! Das ist lachhaft! Meine Frau plant eine Weiterbildung in Stuttgart, die über längere Zeit als Wochenendschulung angelegt ist. Samstags und sonntags. Beginn 9:00 Uhr. Sieht man ja, ob sie da umwelt- und nervenschonend den Zug nehmen könnte! Was wir brauchen, sind mehr Züge, um die Leute auf die Schiene zu bekommen, Züge, die dann fahren, wenn der Fahrgast sie braucht, besser mit Umsteigen als gar nicht!!

2) Ohne S21 kein Ausbau der Gäubahn:
Bitteschön, was hat das eine wirklich mit dem anderen zu tun. Das wird jetzt S21-Werbewirksam verknüpft. Meines Wissens nach (bitte korrigiert mich, wenn ich falsch liege) gibt es einen Vertrag mit der Schweiz zum Ausbau der Gäubahn als Gotthard-Zubringerstrecke. Steht da irgendwo drin, dass das nur gemacht wird, wenn S21 kommt? Also, ausbauen, per Fahrplanumstellungen Fernverkehr, Nahverkehr und Ringzug beschleunigen, zusätzliche Züge zu benötigten Zeiten anbieten und damit Fahrgäste auf die Schiene locken. Und das alles ohne S21!

3) Die Entscheidung für S21 war demokratisch:
Ja, war sie. Im Gegensatz zum brutalen Durchsetzen mit Wasserwerfern. Das war diktatorisch. Mal sehen, wen Herr Mappus als Bauernopfer bringt, ob nur den Polizeichef oder auch den Innenminister. Aber das dürfte klar sein, dass da noch jemand den Hut nehmen muss... Doch zurück zur demokratischen Entscheidung: es herrschen heute andere Sichtweisen, weitere Erkenntnisse und andere Möglichkeiten (z.B. braucht der Richtungswechsel im Kopfbahnhof wesentlich weniger Zeit als noch vor 15 Jahren, als die meisten Züge noch rein Lokbespannt waren). Es wäre noch immer Zeit zum Umdenken. Verträge können gelöst werden (siehe Atomausstieg - es sind übrigens die gleichen, die diese Verträge geändert haben, die auch behaupten, die S21-Verträge ließen sich nicht ändern). Und wenn übrigens einer der Väter des geplanten Tiefbahnhofs, der Architekt Frei Otto, schon sagt, dass das Projekt nach den neuesten Erkenntnissen gestoppt werden sollte, na, das heißt doch was, oder?

4) Ohne S21 werden die Bundeszuschüsse (wiedereinmal) im Osten verpuffen:
Kann sein. Das sind wir ja gewohnt. Vielleicht ließe sich ja aber doch was machen, und - Herr, lass Hirn regnen - das Geld könnte trotzdem im Süden verwendet werden: Gäubahnausbau, Elektrifizierung der Südbahn, Rheintalschiene, Modernisierung des Stuttgarter Hauptbahnhofs usw., und natürlich nicht zu vergessen, Züge zu bestellen, die dann fahren, wenn der Fahrgast sie braucht.

hypertone Grüße
Dirk
NACHDENKEN, liebe Leute, nicht NACHPLAPPERN!
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Re: Verkehrsverbund TUTicket tritt für Stuttgart 21 ein

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Dirk,

in Sachen Fahrplangestaltung bin ich mit Dir einer Meinung. Am Wochenende keine Ankunft vor 9:42 Uhr in Stuttgart für Fahrgäste südlich von Rottweil, das ist für wahr ein Armutszeugnis für diese Hauptstrecke. Ähnlich sieht es abends in der gleichen Richtung aus. Wenn man nach 20 Uhr in Singen noch etwas zu tun hat, kommt man nur noch über Friedrichshafen - Ulm nach Stuttgart oder über die Schwarzwaldbahn und Karlsruhe.

Mehrfach schon wurde das auf Fahrplankonferenzen diskutiert. Kein Bedarf, sagt dazu die Bestellerorganisation NVBW.

Die Fahrlage des RE 19604 wäre zumindest auch samstags erforderlich, Singen ab 5:51, Stuttgart an 7:57 Uhr. Ich werde das für den Jahresfahrplan 2011/12 mal vorschlagen.

Bezüglich des von Dir angesprochenen Vertrags meinst Du wohl die Vereinbarung von Lugano, derzufolge die Fahrzeit zwischen Stuttgart und Zürich auf 2 1/4 Stunden gesenkt werden soll.
Der Interessensverband Gäubahn hat daraufhin die SMA+Partner AG beauftragt, hierzu verschiedene Vorschläge erarbeitet hat. Ein wesentliches Ergebnis war es, dass eine solch kurze Fahrzeit nur durch größere Neubauabschnitte erreicht werden könnte. Konkret wurde angesprochen, ab Tuttlingen unter der Hattinger Wasserscheide bis Engen zu fahren und dann unter Umfahrung von Singen direkt nach Thayngen - Schaffhausen. Das stieß bei den südlichen Mitgliedern verständlicherweise nicht auf Zustimmung.
Eine andere Variante war es, durch eine Neubaustrecke zwischen Balingen und Rottweil in Verbindung mit dem Ausbau zwischen Stuttgart und Tübingen via Flughafen auf die gewünschte Fahrzeitverkürzung zu kommen. Dies wiederum wurde von den Mitgliedern im nörlichen Bereich abgelehnt. Ergebnis war dann, dass die Fahrzeit nur auf ca. 2:45 h gesenkt werden soll, um sowohl in Stuttgart wie in Zürich in die Fernverkehrsknoten noch eingebunden zu sein. Dazu aber bedarf es der Neigetechnik und einiger Doppelspurinseln nebst Ersatz von Bogenweichen und anderen Beschleunigungsmaßnahmen. Diese Variante war bei allen Gäubahnanliegern mehrheitsfähig und wird daher weiterverfolgt. Trotzdem wurde eine Trassen zwischen Balingen und Rottweil als Freihaltetrasse in den Regionalplan aufgenommen, allerdings nur für den Regionalverkehr bzw. Güterverkehr.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Tf Reinhard
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Re: Verkehrsverbund TUTicket tritt für Stuttgart 21 ein

Beitrag von Tf Reinhard »

Ich habe mir diverse Meinungen angehört und mir meine Meinung dazu gebildet:

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Kosten von Stuttgart 21 unwesentlich höher sind als eine grundlegende Modernisierung des heutigen Kopfbahnhofes. Wenn man in letzter Zeit mehr auf den Zustand der Gleisanlagen geachtet hätte, dann wäre eine Modernisierung von K21 deutlich billiger.

Aber: Dann hätte vorher Geld investiert werden müssen, was man jetzt mit einrechnen muss. Warum hat man in den letzten Jahren so wenig Geld in die Anlagen gesteckt? Weil schon lange klar war, dass Stuttgart umgebaut wird. Das heute Vorfeld soll aufgeschüttet worden sein und sackt langsam etwas ab. Das würde also auch einen K21 recht teuer machen. Nein, ich bin jetzt nicht zu einem generellen Befürworter eines Hauptbahnhofes unter der Erde geworden (wenn dann lieber sicherer, als sparen an der an der falschen Stelle).

Gerade gehen wieder viele Berichte über geplante Terroranschläge durch die Medien. Einen Bahnhof unter der Erde kann man für normale Verhältnisse sicherlich ausreichend belüften. Was wäre bei einem Giftgasanschlag (war da nicht mal irgendwo was in einer U-Bahn Station?). Stuttgart soll seinen unterirdischen Bahnhof bekommen, aber warum unbedingt für den Fernverkehr? Will denn die Mehrheit wirklich nach Stuttgart hinein? Warum hat man denn die Variante mit einem Hauptbahnhof bei Cannstatt nicht weiter verfolgt? Hier ein leistungsstarker, oberirdischer Hauptbahnhof mit durchdachter Verknüpfung von Fern- auf Nahverkehr und umgekehrt. Für das gesparte Geld gäbe es vielleicht noch ein paar Ausbauten statt Ausnahmegenehmigungen.

Mit Kempten möchte ich das jetzt nicht vergleichen. Die haben es damals, beim Bahnhofsneubau, ja verpasst das Zentrum ordentlich anzuschließen.

Reinhard
Ich bn wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Manche auch beides.
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KBS720
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Re: Verkehrsverbund TUTicket tritt für Stuttgart 21 ein

Beitrag von KBS720 »

Es gab nen Plan einen HBf in Bad Canstatt zubauen. Das wusste ich noch gar nicht :Kopf_Kratz:
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Re: Verkehrsverbund TUTicket tritt für Stuttgart 21 ein

Beitrag von Vielfahrer »

Nachdem die Trasse von Mannheim über Vaihingen(Enz) durchs Lange Feld konzipiert war, stellte sich die Frage der Weiterführung in Richtung Ulm. Es gab da tatsächlich Überlegungen, den Fernbahnhof von Stuttgart nach Bad Cannstatt zu verlegen, ebenso wurde im Raum Ulm überlegt, einen Hauptbahnhof auf der grünen Wiese (wie nach französischem Vorbild z.B. in Aix en Provence) nördlich von Ulm anzulegen und dabei die Strecke in Richtung Günzburg gleich deutlich zu verkürzen.

Von diesen Überlegungen ist man aber relativ schnell abgekommen. Man hätte wohl eine gute Nahverkehrsanbindung in die Stuttgarter Innenstadt hinbekommen, aber viele Fahrgäste aus dem Umland hätten dann zweimal umsteigen müssen, etwa von der Gäubahn im Hauptbahnhof auf den Shuttle nach Bad Cannstatt und dort dann wieder in den Fernverkehr.

Den Fernverkehr von Bad Cannstatt hätte man dann durch das Filstal legen müssen, das um zwei Gleise hätte erweitert werden müssen und den Abriss von vielen Häusern entlang der Bahnlinie zur Folge gehabt hätte.

In Ulm wollte letztlich auch niemand einen Bahnhof auf der Grünen Wiese, weil dies bedeutet hätte, dass - wie in Stuttgart - viele Fahrgäste aus der Region zweimal hätten umsteigen müssen. Gerade in Ulm ist der Anteil regionaler Fahrgäste extrem hoch.

Aus diesem Grund hat man derartige Überlegungen relativ rasch verworfen und zunächst eine Autobahnnahe Trasse zwischen Stuttgart und Ulm vorgesehen. Die Verbindung von Bad Cannstatt und Flughafen und die Weiterfahrt autobahnparallel hat sich aber als schwierig erwiesen und wurde von der Bahn dann fallen gelassen.

Dann kam die Phase der sog. 21er-Projekte, also die Tieferlegung der Bahnhöfe und die Vermarktung der frei werdenden Flächen. Aus dieser Zeit entstammt die Lösung, nämlich aus Richtung Langem Feld in den Tunnelbahnhof zu fahren (der dazu um 90 Grad gedreht werden muss zum heutigen Gleisverlauf) und dann durch den Berg zum Flughafen zu fahren und ab dort autobahnparallel bis in den Hbf Ulm hinein.

Dabei wurde für die Konzeption ein deutschlandweiter integraler Taktfahrplan zugrunde gelegt. Ausgehend vom Fixpunkt Köln Hbf (Nullknoten) sollen Frankfurt Flughafen in 60 Minuten Kantenzeit, Mannheim Hbf in knapp 30 Minuten Kantenzeit, Stuttgart Hbf (tief) in gut 30 Minuten Kantenzeit, also 2 h Köln - Stuttgart (= Nullknoten), Ulm in 30 Minuten Kantenzeit, Augsburg in 30 Minuten Kantenzeit und München Hbf wiederum in 30 Minuten Kantenzeit erreicht werden, Stuttgart - München also in 90 Minuten.

Bei diesem Konstruktionsprinzip duplizieren sich die Taktknoten von Stuttgart in Ulm und in Augsburg. Außerdem ist vorgesehen, die Fernverkehre grundsätzlich auf dieser Achse halbstündlich verkehren zu lassen.

Der Endzustand in Stuttgart soll dann so aussehen, dass zu den Minuten 0 und 30 die Fernverkehre die Gleise nutzen, während die regionalen Durchmesserlinien zu den Minuten 15 und 45 auf den gleichen Gleisen abfahren. Der Übergang vom Fern- zum Regionalverkehr würde immer innerhalb von 15 Minuten erfolgen können und umgekehrt.

Gleich wäre die Situation etwa in Ulm. Der Fernverkehr würde dort 0 und 30 durchkommen, die Südbahn müsste dann 15 und 45 in Richtung Bodensee starten.

Untersuchungen des Verkehrsaufkommens haben ergeben, dass mit einem solchen System im Fernverkehr 62 % überhaupt nicht umsteigen müssten und 79% aller den Fernverkehr nutzenden Reisenden mit einem Umstieg ans Ziel gelangen würden.

Inzwischen wurde in Stuttgart das Projekt weiter entwickelt (System von Durchmesserlinien anstatt in Stuttgart endender Linien). Es ist so aufgebaut, dass sich an den einzelnen Linienästen wieder Fahrplanstrukturen ergeben, die den Regeln integraler Taktfahrpläne entsprechen.

Die von K 21 verfolgte Grundidee, den Stuttgarter Hauptbahnhof als ITF-Vollknoten zu entwickeln, macht angesichts der Struktur der Strecken wenig Sinn. So kommen die Strecken von Tübingen und Ulm schon in Plochingen zusammen (23 km von Stuttgart entfernt), ebenso von Aalen und Schwäbisch Hall in Waiblingen (12 km) oder von Karlsruhe und Heilbronn in Bietigheim (23 km). Da will also niemand in Stuttgart umsteigen sondern schon im jeweils vorgelagerten Knoten. Würde man den Planungsprinzipien des ITF in Stuttgart folgen, so müssten die Züge aus Tübingen, Göppingen, Schorndorf und Backnang alle auf einem Ferngleis nach Stuttgart möglichst rasch nacheinander einfahren, entsprechend nach der Knotenzeit wieder ausfahren. Dadurch würde sich der Knoten extrem spreizen. Der Vollknoten Stuttgart bringt also wenig Vorteile. Beim Durchgangsbahnhof S 21 wurde der Verkehr wie oben beschrieben geschichtet. Es gehen möglicherweise Verbindungen verloren, aber wer will schon von Tübingen über Stuttgart nach Göppingen, von Pforzheim über Stuttgart nach Heilbronn oder von Backnang über Stuttgart nach Aalen, wenn er durch Anschluss im vorgelagerten Bahnhof schneller ist?

Wenn man sich intensiv mit den Taktfragen, Symmetrien, Gleiskapazitäten, insbesondere der Zahl der Zulaufstrecken, die den eigentlichen Engpass darstellen, beschäftigt, dann kann man keinesfalls zum Ergebnis gelangen, dass K 21 (Gäubahn, eingleisig, Feuerbach 2 gleisig, Bad Cannstatt 2 gleisig) die gleichen Kapazitäten wie S 21 (Feuerbach 2 gleisig, Flughafen 2 gleisig, Bad Cannstatt 2 gleisig, Stg.-Wangen 2 gleisig)hat oder gar überlegen ist. Das Gegenteil ist nämlich der Fall. Wer "oben bleiben" will, hat andere Motive.

Bin daher sehr gespannt, wenn all dies auf den Tisch kommt, was von K 21 noch übrig bleiben wird.

Vielfahrer
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Dirk B
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Re: Verkehrsverbund TUTicket tritt für Stuttgart 21 ein

Beitrag von Dirk B »

Vielfahrer hat geschrieben:... Die Fahrlage des RE 19604 wäre zumindest auch samstags erforderlich, Singen ab 5:51, Stuttgart an 7:57 Uhr. Ich werde das für den Jahresfahrplan 2011/12 mal vorschlagen. ...
Sehr gut, denn wie du schreibst, es ist ein Armutszeugnis für eine Hauptstrecke. Hoffentlich hat der Vorschlag auch eine Chance, und hoffentlich ist irgendwo Geld für die Bestellung da...
Vielfahrer hat geschrieben:... Ergebnis war dann, dass die Fahrzeit nur auf ca. 2:45 h gesenkt werden soll, um sowohl in Stuttgart wie in Zürich in die Fernverkehrsknoten noch eingebunden zu sein. Dazu aber bedarf es der Neigetechnik und einiger Doppelspurinseln nebst Ersatz von Bogenweichen und anderen Beschleunigungsmaßnahmen. Diese Variante war bei allen Gäubahnanliegern mehrheitsfähig und wird daher weiterverfolgt...
Na dann, los! Das ist doch das, was ich meine, und noch völlig unabhängig von S21!
Vielfahrer hat geschrieben:...Dabei wurde für die Konzeption ein deutschlandweiter integraler Taktfahrplan zugrunde gelegt...
Wie ist da der Stand? Wird von diesem Taktfahrplan noch geredet? Ist der irgendwo tatsächlich umgesetzt? Ich frage hier nicht provokativ, sondern wirklich aus Unkenntnis.
Vielfahrer hat geschrieben:... Wenn man sich intensiv mit den Taktfragen, Symmetrien, Gleiskapazitäten, insbesondere der Zahl der Zulaufstrecken, die den eigentlichen Engpass darstellen, beschäftigt, dann kann man keinesfalls zum Ergebnis gelangen, dass K 21 (Gäubahn, eingleisig, Feuerbach 2 gleisig, Bad Cannstatt 2 gleisig) die gleichen Kapazitäten wie S 21 (Feuerbach 2 gleisig, Flughafen 2 gleisig, Bad Cannstatt 2 gleisig, Stg.-Wangen 2 gleisig)hat oder gar überlegen ist. Das Gegenteil ist nämlich der Fall. Wer "oben bleiben" will, hat andere Motive.

Bin daher sehr gespannt, wenn all dies auf den Tisch kommt, was von K 21 noch übrig bleiben wird....
So, und jetzt sind wir wieder einmal bei der total verkorksten (und auf Grund der aktuellen Geschehnissen auch nicht mehr gut zu machenden) Informationspolitik. Warum werden diese Fakten, wenn sie so bedeutend sind, nicht schon längst offen und direkt kommuniziert? Du schreibst selber "... wenn all dies auf den Tisch kommt...". Das ist doch wie Pokern, den Trumpf möglichst lange im Ärmel verstecken, und erst wenn der andere sich des Sieges sicher ist, raus damit! Das ist keine seriöse Politik!
Übrigens, wieso schreibst du "Gäubahn eingleisig"? Ab Horb ist sie doch zweigleisig, und der Ausbau der Doppelspurinseln ist weiter südlich doch völlig unabhängig ob S21 oder K21...

Liebe Grüße (und nebenbei auch mal wieder vielen Dank für die ausführlichen und geduldigen Informationen deinerseits)

Dirk
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