Hallo Wolfgang,
sicher hast du Recht mit deinen Argumentationen. Und sicher ist die Bahn nicht allein an diesem Vorfall schuld. Ob sich das alles einspielen wird...davon sage ich selbst jetzt noch nichts. Ich kann nur von vergangenen und jetzigen (berichteten) Situationen ausgehen. Wie es bis in wenigen Wochen aussehen wird, wird uns sicher jemand schildern können.
Dass die Industrie nicht komplett stillstehen kann, ist klar. Aber ganz ehrlich - hätte man nicht einen besseren Kompromiss finden können? Es wurde erwähnt, die Gäubahn zu öffnen - zeitweise, eingleisig. Ich denke, das wäre machbar gewesen, sonst hätte man keine Gespräche darüber geführt, nehme ich an. Warum folgten hier keine Taten? Zumindest konnte von keiner gelesen werden. Eine vernünftige Lösung wäre es durchaus gewesen. Wäre es nicht geschickter gewesen, den Verkehr so aufzuteilen, dass im Neckartal immernoch genug Streckenkapazität für die Regionalbahnen zur Verfügung stände? Lieber ließe man für die Öffnung die Gäubahn dann nochmals ein paar Tage länger dicht, als die nächste Strecke spürbar eingeschränkt zu befahren. Es wurde hier auch schon gefragt, wie es mit dem Abschnitt Eutingen - Pforzheim sowie der Nagoldtalbahn als Umleitung aussieht. Geantwortet wurde mit zurückgebauter Infrastruktur als Problem. Ich hoffe, dass ich zurecht bezweifle, dass hierfür Bund bzw. Land nicht die Verantwortung tragen. Das kommt mir eher nach der Sparpolitik der Bahn. Jetzt hat man Probleme - der Kunde muss mehr oder weniger herhalten. Und aus dessen Sicht sollte man durchaus auch schauen. So sehr ich auch Eisenbahnfan bin und sie mein Hobby ist, habe ich die Empathie, auch mal Situationen aus Kundensicht zu beurteilen. Dieser Kunde erlebt ein Chaos - hoffentlich wirklich nur so lange, bis sich alles eingespielt hat. Vielleicht sind es auch gar nicht die Streckensperrungen an sich, die alles so chaotisch wirken lassen, sondern einmal wieder die Informationspolitik der Bahn, die schon daran scheitert, dass man Fahrpläne falsch aushängt oder die Busse falsch fahren lässt - ein Einzelfall? Mag sein, aber es gibt sie öfter. Selbst ich erlebte sie schon. Und ich bin weiß Gott nicht so oft mit der Bahn unterwegs, wie manch anderer.
Geldgeber ist natürlich Bund bzw. Land. Den Vorwurf, dass das Land zu wenig investiert, sollte man auch äußern. Ein Land, das mehr Schienenverkehr möchte und dafür aber zu wenig ausgibt, kann sichtlich nicht alles daran liegen, einen qualitativ hohen Bahnverkehr zu gewährleisten. Somit sind solche Behinderungen ja auch durchaus hier und da (leider) zu erwarten, wenn es ums Bauen geht. Wie aber mit der Folge eines solchen Problems umgegangen wird und welche Methode für die beste Lösung gehalten wird, ist eher Bahnsache. Eine optimale Lösung zu finden ist sicher nicht einfach, aber auch nicht unmöglich. Und nunmal ist es meine persönliche Meinung und Ansichtssache, wie ich die Lösung aus Kundensicht finde. Bewusst, dass ich von der "schlechtesten Lösung" geredet habe, ist mir nicht - in meinen Augen ginge es aber besser. Aus anderen kann ich ja auch nicht sehen. Was die zuständigen Planer sehen, weiß ich ebenso nicht.
Wir sind hier zu einem sehr hohen Anteil Eisenbahnfans. Reisen gerne, fotografieren gerne. Für viele von uns ist es auch einmal eine willkommene Abwechslung. Aber manchmal scheint es mir so, dass wir doch zu wenig daran denken, dass nicht nur wir Eisenbahnfans, die eher zum Spaß in der Freizeit reisen und sie als Motiv in der Fotografie benutzen, sondern auch viele Pendler, die sich tagtäglich morgens müde zur Arbeit schleppen und abends wieder nach Hause - genauso müde - ebenso mit der Bahn reisen - wahrscheinlich öfter als Bahnfans. Sie sind es, die täglich in solchen Situationen das Leid haben, umständlich ans Ziel zu kommen. Obwohl die Bahn viel mehr zu bieten hätte und das Land auch höchstwahrscheinlich viel mehr ermöglichen könnte, als sie es tun. Das ist eben schade. Potenzial wäre vorhanden.
Eventuell kommen die geschriebenen Phrasen als Bashing rüber. Aber ich weiß durchaus auch die positiven Seiten der Bahn zu schätzen - es gibt sie ja. Nur nicht überall.
Und trotz meiner, zugegebenermaßen teils scharfen, Kritik wieder in einen Zug der Deutschen Bahn steigen - ob Regio oder Fernverkehr, egal. Es wird immer positive und negative Seiten geben.
Jetzt habe ich mich so verplappert, dass ich lieber aufhören möchte.
Vor lauter Schreiben - worum ging es überhaupt? Um die Streckensperrung im Rheintal...oh je, was ich da wieder alles an anderem Kram losgetreten habe.
Hoffen wir einfach, dass es beim 7. Oktober bleibt - mehr kann man sowieso nicht machen.
Liebe Grüße
Robin