Zuverlässigkeit der Gäubahn
Verfasst: Fr 18. Okt 2019, 09:04
Hallo,
in der zurückliegenden Woche bin ich insgesamt neunmal (hin oder zurück) mit der Gäubahn unterwegs gewesen und habe dabei einige Mal meinen Anschluss in Rottweil bzw. in Horb verpasst. Nur die Verbindung mit dem Regionalverkehr (Eutingen – Villingen) läuft zuverlässig. Hauptproblem sind die IC 2-Züge, die ich bewusst meide, aber wenn mir diese in Horb anstatt in Oberndorf entgegenkommen oder ganz ausfallen, kriege ich auch einen Eindruck davon mit, wie es um die Zuverlässigkeit insgesamt steht. Es verging keine meiner Fahrten, ohne dass ich massive Verspätungen (zwischen 15 und 45 Minuten oder gar einen Ausfall, gleichbedeutend mit Unterwegs-Anschlussverlusten für die Fahrgäste und damit Reisezeitverlängerungen von 60 Minuten und mehr) selbst oder bei den Gegenzügen feststellen musste.
Neben den betroffenen Fahrgästen bedauere ich das Zugpersonal selbst am meisten, die dann die undankbare Aufgabe haben, den Reisenden die Unpünktlichkeit und ihre Folgen zu erklären. Neulich war dann wieder so ein Fall. Da kam eine Reisende, die von der Schweiz nach Tübingen wollte. Sie fragte, ob es schneller wäre, wenn sie in Böblingen auf die S-Bahn zurück nach Herrenberg fahren würde und dort mit der Ammertalbahn nach Tübingen oder ob sie eher auf die 75 Minuten später verkehrende RB von Horb nach Tübingen warten sollte. Das ist ganz schön kompliziert für das Fernverkehrspersonal. Nach einer Weile kam dann tatsächlich die Auskunft, so zu fahren und er empfahl der Kundin, sich mir anzuschließen, da er wusste, dass ich schon öfters so gefahren bin. Es ist aber so, dass es nur eine ganz kleines Zeitfenster gibt, in welchem sich das lohnt, denn die Umsteigezeiten in Böblingen auf den nicht wartenden Gegenverkehr und in Herrenberg sind ohnehin knapp. Da wir in Horb den Anschluss nur mit 10 Minuten Verspätung verpasst hatten, entschlossen wir uns, es zu wagen. Es lief aber nun so ab, dass der IC in Horb satte 4 Minuten stehen blieb, ehe er weitergefahren ist, weil die Betriebsleitung die im Zug noch als wartende Regionalbahn 22252 um 18:51 nach Pforzheim doch vorausfahren ließ und wir dann erst mit 15 oder 16 Minuten Verspätung in Horb abgefahren sind. RIS zeigte dann eine Ankunftszeit in Böblingen um 19:29 Uhr an, Abfahrt der S 1 nach Herrenberg ist in Böblingen um 19:29 Uhr, aber auf dem anderen Bahnsteig. Aber da der Tübinger Zug ja auch längst weg war, hätten wir dann schnell aussteigen und doch 75 Minuten warten müssen, so dass wir uns schon damit abgefunden hatten, via Stuttgart Hbf zu fahren und damit nochmals 26 Minuten später in Tübingen einzutreffen. Der Lokführer des IC fuhr gefühlt recht zackig und erreichte Böblingen um 19:28 Uhr. Schon unterwegs kam der Zugchef zu uns und berichtete erfreut, dass die S 1 aktuell 3 Minuten Verspätung hätte und wir den Umstieg wagen sollten, wenn bei Einfahrt des IC die S 1 noch nicht auf dem Gleis 4 stehen würde. So kam es dann auch, denn die kam tatsächlich mit 3 Minuten. Wir also schnell durch die Unterführung und dann ganz an die Spitze des kurz darauf einfahrenden Vollzugs, damit wir in Herrenberg günstig an der südlichen Unterführung aussteigen können, denn sonst reicht es ohnehin nie in Herrenberg. Eingetroffen sind wir um 19:47 Uhr auf Gleis 3 in Herrenberg, raus und durch die Unterführung wieder hoch auf das Gleis 102 in den letzten Wagen der Ammertalbahn und um 19:49 Uhr setzte sich diese in Bewegung. Hat also alles geklappt, aber nur mit viel Glück. Als wir dann gerade so in Tübingen eingefahren sind, hat sich der Zug für die in Horb wartenden Reisenden nach Tübingen gerade so in Bewegung gesetzt.
Gestern gab es dann einen medizinischen Notfall im IC, der ihn aus seinem Fahrplangefüge brachte – dafür kann die Bahn natürlich nichts. Aber unter dem Strich sind Fahrten mit der Gäubahn ein reines Glücksspiel, Zuverlässigkeitsquote alles andere als zufriedenstellend. Weil sich das meist mit 1 Stunde Reisezeitverlängerung auswirkt, wundere ich mich schon, dass man darüber kaum etwas hört, hingegen der sicherlich nicht erfreuliche zusätzliche Umstieg in Stuttgart Vaihingen (S1, S2 und S3) oder in Stuttgart Nord (S4, S5 und S6) von zahlreichen Bürgermeistern aus dem Raum Böblingen hochstilisiert wird, obwohl der "nur" zu einer Fahrzeitverlängerung von maximal 10 Minuten führen dürfte, denn die S-Bahnen werden ja bis dahin durchweg im 15-Minuten-Takt verkehren, d.h. in Vaihingen kommt alle 5 Minuten eine S-Bahn nach Stuttgart und die Stammstrecke zum Hbf dauert 15 Minuten. Mit ETCS soll es sogar möglich sein, bei Bedarf noch Zwischenlagen ab Stg.-Vaihingen zu fahren, also noch dichter. Dieser Bedarf wird jedoch bislang noch von niemandem der Verantwortlichen beim Land und der Region gesehen, mit denen die ab Mitte 2025 entstehende Situation eingehend besprochen wurde. Man kann also mit 1 Umstieg alle 6 S-Bahnen erreichen und damit letztlich wie heute alle Ziele des S-Bahn-Netzes erreichen, manche sogar deutlich schneller als heute Dank des Halts in Stg.-Vaihingen (z.B. Universität, Stadtmitte, Bad Cannstatt oder Flughafen und andere). Schlecht ist die Umstiegslösung nur für Fahrgäste, die weiter als Stuttgart, z.B. mit dem ICE nach Mannheim fahren. Mit dem SBB-IC dürfte das trotzdem noch reichen, nicht jedoch für die mit dem IC 2 gefahrenen Fahrlagen. Da dauert es dann tatsächlich auch eine Stunde länger. Das dürften aber keine 40.000 Fahrgäste wie bei der S-Bahn oder 8.000 Fahrgäste wie auf der Gäubahn sein, vielleicht gerade mal 1 bis 3 % davon. Die IC in Richtung Nürnberg oder München dürften trotz doppeltem Umstieg weiterhin zu erreichen sein. Und für die 40.000 S-Bahn-Pendler ändert sich auf der Gäubahn letztlich eigentlich nichts, die S 1 verkehrt ja weiterhin, zukünftig sogar durchgängig im 15-Minuten-Takt, also attraktiver als heute.
Viele Grüße vom Vielfahrer
in der zurückliegenden Woche bin ich insgesamt neunmal (hin oder zurück) mit der Gäubahn unterwegs gewesen und habe dabei einige Mal meinen Anschluss in Rottweil bzw. in Horb verpasst. Nur die Verbindung mit dem Regionalverkehr (Eutingen – Villingen) läuft zuverlässig. Hauptproblem sind die IC 2-Züge, die ich bewusst meide, aber wenn mir diese in Horb anstatt in Oberndorf entgegenkommen oder ganz ausfallen, kriege ich auch einen Eindruck davon mit, wie es um die Zuverlässigkeit insgesamt steht. Es verging keine meiner Fahrten, ohne dass ich massive Verspätungen (zwischen 15 und 45 Minuten oder gar einen Ausfall, gleichbedeutend mit Unterwegs-Anschlussverlusten für die Fahrgäste und damit Reisezeitverlängerungen von 60 Minuten und mehr) selbst oder bei den Gegenzügen feststellen musste.
Neben den betroffenen Fahrgästen bedauere ich das Zugpersonal selbst am meisten, die dann die undankbare Aufgabe haben, den Reisenden die Unpünktlichkeit und ihre Folgen zu erklären. Neulich war dann wieder so ein Fall. Da kam eine Reisende, die von der Schweiz nach Tübingen wollte. Sie fragte, ob es schneller wäre, wenn sie in Böblingen auf die S-Bahn zurück nach Herrenberg fahren würde und dort mit der Ammertalbahn nach Tübingen oder ob sie eher auf die 75 Minuten später verkehrende RB von Horb nach Tübingen warten sollte. Das ist ganz schön kompliziert für das Fernverkehrspersonal. Nach einer Weile kam dann tatsächlich die Auskunft, so zu fahren und er empfahl der Kundin, sich mir anzuschließen, da er wusste, dass ich schon öfters so gefahren bin. Es ist aber so, dass es nur eine ganz kleines Zeitfenster gibt, in welchem sich das lohnt, denn die Umsteigezeiten in Böblingen auf den nicht wartenden Gegenverkehr und in Herrenberg sind ohnehin knapp. Da wir in Horb den Anschluss nur mit 10 Minuten Verspätung verpasst hatten, entschlossen wir uns, es zu wagen. Es lief aber nun so ab, dass der IC in Horb satte 4 Minuten stehen blieb, ehe er weitergefahren ist, weil die Betriebsleitung die im Zug noch als wartende Regionalbahn 22252 um 18:51 nach Pforzheim doch vorausfahren ließ und wir dann erst mit 15 oder 16 Minuten Verspätung in Horb abgefahren sind. RIS zeigte dann eine Ankunftszeit in Böblingen um 19:29 Uhr an, Abfahrt der S 1 nach Herrenberg ist in Böblingen um 19:29 Uhr, aber auf dem anderen Bahnsteig. Aber da der Tübinger Zug ja auch längst weg war, hätten wir dann schnell aussteigen und doch 75 Minuten warten müssen, so dass wir uns schon damit abgefunden hatten, via Stuttgart Hbf zu fahren und damit nochmals 26 Minuten später in Tübingen einzutreffen. Der Lokführer des IC fuhr gefühlt recht zackig und erreichte Böblingen um 19:28 Uhr. Schon unterwegs kam der Zugchef zu uns und berichtete erfreut, dass die S 1 aktuell 3 Minuten Verspätung hätte und wir den Umstieg wagen sollten, wenn bei Einfahrt des IC die S 1 noch nicht auf dem Gleis 4 stehen würde. So kam es dann auch, denn die kam tatsächlich mit 3 Minuten. Wir also schnell durch die Unterführung und dann ganz an die Spitze des kurz darauf einfahrenden Vollzugs, damit wir in Herrenberg günstig an der südlichen Unterführung aussteigen können, denn sonst reicht es ohnehin nie in Herrenberg. Eingetroffen sind wir um 19:47 Uhr auf Gleis 3 in Herrenberg, raus und durch die Unterführung wieder hoch auf das Gleis 102 in den letzten Wagen der Ammertalbahn und um 19:49 Uhr setzte sich diese in Bewegung. Hat also alles geklappt, aber nur mit viel Glück. Als wir dann gerade so in Tübingen eingefahren sind, hat sich der Zug für die in Horb wartenden Reisenden nach Tübingen gerade so in Bewegung gesetzt.
Gestern gab es dann einen medizinischen Notfall im IC, der ihn aus seinem Fahrplangefüge brachte – dafür kann die Bahn natürlich nichts. Aber unter dem Strich sind Fahrten mit der Gäubahn ein reines Glücksspiel, Zuverlässigkeitsquote alles andere als zufriedenstellend. Weil sich das meist mit 1 Stunde Reisezeitverlängerung auswirkt, wundere ich mich schon, dass man darüber kaum etwas hört, hingegen der sicherlich nicht erfreuliche zusätzliche Umstieg in Stuttgart Vaihingen (S1, S2 und S3) oder in Stuttgart Nord (S4, S5 und S6) von zahlreichen Bürgermeistern aus dem Raum Böblingen hochstilisiert wird, obwohl der "nur" zu einer Fahrzeitverlängerung von maximal 10 Minuten führen dürfte, denn die S-Bahnen werden ja bis dahin durchweg im 15-Minuten-Takt verkehren, d.h. in Vaihingen kommt alle 5 Minuten eine S-Bahn nach Stuttgart und die Stammstrecke zum Hbf dauert 15 Minuten. Mit ETCS soll es sogar möglich sein, bei Bedarf noch Zwischenlagen ab Stg.-Vaihingen zu fahren, also noch dichter. Dieser Bedarf wird jedoch bislang noch von niemandem der Verantwortlichen beim Land und der Region gesehen, mit denen die ab Mitte 2025 entstehende Situation eingehend besprochen wurde. Man kann also mit 1 Umstieg alle 6 S-Bahnen erreichen und damit letztlich wie heute alle Ziele des S-Bahn-Netzes erreichen, manche sogar deutlich schneller als heute Dank des Halts in Stg.-Vaihingen (z.B. Universität, Stadtmitte, Bad Cannstatt oder Flughafen und andere). Schlecht ist die Umstiegslösung nur für Fahrgäste, die weiter als Stuttgart, z.B. mit dem ICE nach Mannheim fahren. Mit dem SBB-IC dürfte das trotzdem noch reichen, nicht jedoch für die mit dem IC 2 gefahrenen Fahrlagen. Da dauert es dann tatsächlich auch eine Stunde länger. Das dürften aber keine 40.000 Fahrgäste wie bei der S-Bahn oder 8.000 Fahrgäste wie auf der Gäubahn sein, vielleicht gerade mal 1 bis 3 % davon. Die IC in Richtung Nürnberg oder München dürften trotz doppeltem Umstieg weiterhin zu erreichen sein. Und für die 40.000 S-Bahn-Pendler ändert sich auf der Gäubahn letztlich eigentlich nichts, die S 1 verkehrt ja weiterhin, zukünftig sogar durchgängig im 15-Minuten-Takt, also attraktiver als heute.
Viele Grüße vom Vielfahrer