SEV im Ammertal und im Ermstal

Strecken in Baden-Württemberg, die unten nich aufgeführt sind.
Benutzeravatar
Villinger
Fahrdiensleiter
Fahrdiensleiter
Beiträge: 3276
Registriert: Sa 18. Okt 2008, 20:25
Wohnort: Villingen im Schwarzwald
Alter: 27

Re: SEV im Ammertal und im Ermstal

Beitrag von Villinger »

Hallo Vielfahrer,

die Menge an SEV-Fahrten überrascht für eine dem Anschein nach "abgelegenere" Bahn als z. B. die Strecke Tübingen-Reutlingen-Stuttgart. Und vor allem vor dem Hintergrund, dass auch bei der Gummieisenbahn das Fahrpersonal nicht in der hintersten Sitzreihe gezüchtet wird.
Gibt es da bei den Firmen Süßer, RAB, ggf. Klumpp schon ganze Abteilungen mit SEV-Spezialangeboten? Ich bin dienstlich in der ersten Oktoberwoche nach Garmisch-Partenkirchen gefahren, wo durch den Fahrbahnunfall im Sommer zwischen Murnau-Garmisch-Mittenwald-Scharnitz immer noch Ersatzverkehr besteht (kurz war die Strecke Scharnitz-Garmisch geöffnet, hat aber nicht lange gedauert bis zu den nächsten Fahrbahnmängeln) und dieser von Klumpp und RAB dominiert wurde. Dahingegen waren selbst die noch massig fahrenden RVO-Busse ein Miniverein.

Wohlgemerkt herrschen mittlerweile andere Zustände auf den Straßen, das Fahrpersonal besonders bei diesen Arten von Busverkehr scheint stellenweise noch nicht einmal gängiges Deutsch zu beherrschen. In meinem Bus (RAB Lions City Gelenk, relativ neu) haben wir außerdem mit etwa 80-90km/h ein 200m vor uns eingebogenes und langsam anfahrendes Camping-Mobil auf der Landstraße überholt da der Schwung gerade da war - der Camper hatte uns genau genommen die Vorfahrt genommen....
Bild Aus dem Fridinger wurde der Villinger Bild
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4786
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Re: SEV im Ammertal und im Ermstal

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

das Schwäbische Tagblatt Tübingen berichtet heute ausführlich über den SEV und kommt zur Einschätzung, dass es immer noch zu wenig Busse für die Fahrgastnachfrage sind. Kunden, die von der Presse nach ihren Erfahrungen befragt wurden, kommentieren diese mit "Scheiße". Es gibt Verspätungen in der Größenordnung von einer Stunde, Busse fallen aus und die Fahrgäste passen dann in die nächsten Busse nicht rein. Es würde doch keinen interessieren, ob der SEV im Auftrag von Abellio oder sonst jemanden fährt. Wichtig sei, wohin die Busse fahren und wo sie unterwegs halten. Hierzu gibt es keine leicht zugänglichen Informationen. Auf die elektronische Auskunft könne man sich gar nicht verlassen, weil die Busse nicht pünktlich fahren würden. Und bei der Pressestelle der SWEG, die für den SEV nach Reutlingen - Bad Urach/Nürtingen zuständig sei, ging weder am Montag noch am Dienstag jemand ans Telefon.

Auch auf der Strecke zwischen Tübingen und Herrenberg mit ihren 109 werktäglichen Fahrtenpaaren klemmt es gewaltig. Da ich ja fast jeden Tag zwischen Tübingen und Unterjesingen mit meinem Hund unterwegs bin, ist mir der Dauerstau zu den Hauptverkehrszeiten natürlich nicht entgangen. Die Busfahrzeiten jedoch sind genormt und tagsüber wie zur Spitzenzeit gleich. Die Presse schrieb heute von Verspätungen bis zu einer Stunde, was primär mit weiteren Straßenbaumaßnahmen zusammen hängt. Diese sind nicht koordiniert bzw. der SEV gerät voll in die Verkehrsstaus. Anstelle durchgehender Züge von Herrenberg nach Bad Urach müssen Pendler auf dieser Relation zwei unterschiedliche SEV-Systeme nutzen und in Tübingen vom Busbahnhof durch die Bahnhofsunterführung zum SEV in Richtung Reutlingen gehen. Das klappt offensichtlich nicht, schon gar nicht bei massiven Verspätungen. Kunden berichten, dass sie auf eigene Kosten auf Taxis umsteigen müssten, um rechtzeitig ans Ziel zu gelangen.

Soeben war noch zu lesen, dass ab Donnerstagfrüh 2 Uhr die GdL die SWEG-Lokführer zu einem bis Dienstag dauernden 5-tägigen Streik aufgerufen hat. Da ab Tübingen sowieso keine SWEG und DB-Züge in Richtung Nürtingen derzeit fahren, ändert sich nicht viel. Zugfahren ab Tübingen kann man aktuell nur noch nach Horb, was ich heute getan habe, um an der Schlußkonferenz zur Wutachtalbahn in Waldshut teilzunehmen. Ab Tübingen fuhren wir mit 5 Minuten Verspätung ab, wobei ich beruhigt war, denn der IC-2 von Stuttgart nach Singen war Mit 20 Minuten Verspätung angekündigt. In Horb angekommen hieß es jedoch, der Zug fällt aus technischen Gründen aus. Also 1 Stunde warten auf den Züricher IC, der pünktlich fuhr (mit 170 Fahrgästen in der 2. Klasse). Ab Singen nach Waldshut nur ein Solo VT 612, aber pünktlich, gleiches zurück, Waldshut ab 16:29 Uhr als Solo-VT 612 sehr voll, der IC von Zürich nach Stuttgart war wiederum pünktlich, musste jedoch in Tuttlingen 4 Minuten auf den Gegenzug warten. Die Oberndorfer Kreuzung mit dem IC-2 fand wegen dessen Verspätung erst in Grünholz statt, so dass es in Horb mit dem knappen Anschluss nach Tübingen gerade noch gereicht hat.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4786
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Re: SEV im Ammertal und im Ermstal

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

der im Zusammenhang mit der schwierigen Situation im SEV-Verkehr gestern kritisierte OB Boris Palmer (für Nicht-Tübinger sei erwähnt, dass am Sonntag dieser Woche in Tübingen OB-Wahlen anstehen und es einige Gegenkandidaten/innen gibt) kontert die Kritiker und kritisiert selbst die Bahn. Und jetzt wird auch noch der Bahnhof Herrenberg gesperrt. Laut Gerhard Schnaitmann, dem bekannten Fahrplanexperten, der viele Jahre bei der NVBW den Schienenverkehr maßgeblich mitgestaltet hat, habe der Oberbürgermeister Boris Palmer es zu verantworten, dass eine leicht verschiebbare Baustelle der Stadtwerke an der großen Weststadt-Kreuzung ausgerechnet jetzt erledigt werden müsse, wenn schon auf den Schienen derzeit sowohl die Strecke Tübingen - Stuttgart als auch die Strecke Tübingen - Herrenberg nicht bedient werden kann.

Dies sei sachlich falsch, argumentiert Palmer nun in einer städtischen Pressemitteilung. Die Stadtwerke Tübingen verlegen dort eine neue Hauptwasserleitung, also "kritische Infrastruktur, deren Betriebsfähigkeit unbedingt sichergestellt sein muss", heißt es in der Mitteilung. Die Leitung aus dem Jahr 1929 sei dringend ersatzbedürftig, da es in jüngerer Zeit regelmäßig zu Rohrbrüchen gekommen sei. Ein solcher Bruch im Kreuzungsbereich von Westbahnhofstraße zum Schloßbergtunnel würde eine Vollsperrung bedeuten. Deshalb hätten Stadtwerke und Stadtverwaltung "für dieses Vorhaben oberste Priorität festgelegt".

Man habe sich auch dagegen entschieden, die Bauarbeiten um drei Wochen zu verschieben, damit das Weihnachtsgeschäft nicht belastet wird. "Wir können unmöglich dem Tübinger Einzelhandel eine so große Baustelle auf der Hauptzufahrt im Weihnachtsgeschäft zumuten, nur um eine falsch geplante und organisierte Baustelle der Bahn zu entlasten", lässt sich Palmer zitieren. "Ich lehne diesen Vorschlag daher klar ab.

"Leider war es absehbar, dass die gleichzeitige Sperrung beider Schienenstrecken in Richtung Stuttgart zu nicht beherrschbaren Problemen führen wird", sagt Palmer. "Kurz vor der Inbetriebnahme der nagelneuen Ammertalbahn eine solche Totalsperrung umzusetzen, kann nur schiefgehen und zeigt das Problem bürokratischer Strukturen bei der Bahn schonungslos auf." Schon im Januar bestünde auf der Ammertalbahn über Herrenberg ein Anschluss nach Stuttgart, der eine Sperrung auf der Strecke über Reutlingen kompensiert hätte.

Hinzu kommt: Der Bahnhof Herrenberg muss wegen Bauarbeiten von Samstag, 29. Oktober, 1:30 Uhr, bis Dienstag 1. November 4:30 Uhr komplett gesperrt werden. Dann verkehren zwischen Herrenberg und Gärtringen nur Ersatzbusse, die dann den Anschluss zur S1 nach Stuttgart herstellen - von Tübingen nach Stuttgart sind also zwei Umstiege nötig. Die Busse fahren in Herrenberg neun Minuten früher ab als die S-Bahnen. Zudem verkehrt die S1 in dieser Zeit zwischen Gärtringen und Kirchheim/Teck nur im 30-Minuten-Takt.

Dass ersatzweise ein Schnellbus zum Flughafen über die B 27 verkehrt, schreibt sich der OB auf die Fahnen. Das Land habe auch sein Angebot aufgegriffen, Tübinger Buskapazitäten bereitzustellen - durch die Firma Schnaith. "Von diesem Angebot höre ich positive Rückmeldungen, es geht in der Realität schneller als über Herrenberg. Fahrgäste können prüfen, diese Verbindung an Stelle der Herrenberg-Strecke zu benutzen", so Palmer.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Antworten