Vorplanung für Ausbau/Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn auf der Zielgeraden

Strecken in Baden-Württemberg, die unten nich aufgeführt sind.
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Vielfahrer
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Vorplanung für Ausbau/Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn auf der Zielgeraden

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

soeben habe ich die Pressemitteilung des "Interessenverbandes Bodenseegürtelbahn" erhalten.

Im Rahmen der Sitzung des „Interessenverbandes Bodenseegürtelbahn“ am 13. Juli im Landratsamt Konstanz haben Vertreter der beauftragten DB-Netz den Mitgliedern den aktuellen Sachstand der Vorplanung der Bodenseegürtelbahn vorgestellt. Die DB-Netz bearbeitet im Auftrag des Interessenverbandes die Planungsphasen 1 und 2 (Grundlagenermittlung und Vorplanung mit Kostenschätzung) zu Ausbau und Elektrifizierung der Strecke zwischen Friedrichshafen und Radolfzell. Nach Beschlüssen in den Kreistagen Bodenseekreis und Konstanz sowie den Anliegerkommunen entlang der Bodenseegürtelbahn im Herbst 2018 hatte der „Interessenverband Bodenseegürtelbahn“ einen Vertrag mit DB-Netz im Januar 2019 abgeschlossen, die Planung aufzunehmen. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf 10,5 Mio. Euro, von dem das Land Baden-Württemberg ein Viertel übernimmt.

Der DB-Netz wurden aktuell vom Generalplaner des Projekts die sogenannten Vorplanungshefte übergeben, die nun von den Fachplanern der Bahn geprüft werden. Erstellt wurde die Vorplanung einerseits für zwei Referenzvarianten (jeweils stündlich ein IRE (Interregio-Express) und eine RB (Regionalbahn) sowie eine stündliche RB-Verdichtung zur Hauptverkehrszeit zwischen Markdorf und Friedrichshafen) und andererseits eine Vorzugsvariante (stündlicher IRE sowie zwei stündliche RB-Leistungen im Halbstundentakt zwischen Radolfzell und Friedrichshafen). Die Mitglieder des Interessenverbandes sind sich einig, dass nur mit der Vorzugsvariante langfristig ein deutlich verbessertes und zuverlässigeres Fahrplanangebot auf der Bodenseegürtelbahn realisiert werden kann.

Die Finanzierung des Ausbaus und die Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn erfolgt im Rahmen des Bundes-Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (Bundes-GVFG), das eine Kostenteilung zwischen Bund, Land und Region vorsieht. Die Kostenschätzung im Zuge der Vorplanung wird z.Z. von der Bahn plausibilisiert und validiert. Es zeichnet sich ab, dass die Kostenschätzung aus dem Jahr 2019 (350 Mio. € für die Vorzugsvariante) deutlich nach oben korrigiert werden muss. Gründe hierfür sind die massiven Marktpreisentwicklungen der vergangenen Jahre, aber auch zusätzliche Leistungen, die sich im Zuge der Vorplanung ergeben haben (z.B. Ausbau Brandbühltunnel und weitere benötigte zweigleisige Abschnitte).

Die beiden Landräte Zeno Denner (Konstanz) und Lothar Wölfle (Bodenseekreis), beide im Vorstand des Interessenverbandes, machten deutlich, dass über die Gesamtfinanzierung des Projektes eine Einigung mit dem Land noch ausstehe und Gegenstand eines Lenkungskreises mit dem Landesverkehrsministerium ist, der im Herbst erstmals tagen soll. „Schon ohne die zu erwartenden Kostensteigerungen bewegen wir uns auf einem Investitionsniveau, das die Leistungsfähigkeit von zwei Landkreisen übersteigt. Daher begrüßen wir es, dass nach Abschluss der Vorplanung ein Lenkungskreis eingerichtet wird, der sich mit der aktuellen Kostenschätzung und einer zumutbaren Kostenverteilung beschäftigt.“

Der Fahrplan der Vorzugsvariante (stündlicher RE sowie zwei stündliche RB-Leistungen im Halbstundentakt zwischen Singen und Friedrichshafen) würde auch dem geplanten Zielkonzept 2030 des Landes entsprechen, welches so im Koalitionsvertrag beschlossen wurde. Es besteht aber ein Finanzierungsvorbehalt, insbesondere vor dem Hintergrund einer dafür erforderlichen Erhöhung der Regionalisierungsmittel seitens des Bundes. Dies teilten Vertreter des Landes in der Sitzung mit.

Für die Finanzierung des Projektes nach dem Bundes-GVFG ist eine sogenannte „Standardisierte Bewertung“ nötig, die eine Nutzen-Kosten-Untersuchung der volkswirtschaftlichen Sinnhaftigkeit beinhaltet. Die hierzu kürzlich eingeführte neue Verfahrensanleitung wurde in der Sitzung von einer Vertreterin des beauftragten Büros ptv vorgestellt. Die dort aufgeführten neuen Ansätze werden sich vermutlich positiv auf die Bewertung der Bodenseegürtelbahn auswirken, insbesondere ein höherer Ansatz für die CO2-Einsparungen.

Bis zum Ende des 3. Quartal 2022 sollen die Vorplanungshefte mit einer Variantenempfehlung offiziell an den Interessenverband übergeben werden. Gleichzeitig erfolgt die Abstimmung und das Erstellen eines Finanzierungsvertrags für die Entwurfs- und Genehmigungsplanung (Leistungsphase 3 + 4) zwischen Land, Bahn und Interessenverband. Begleitet werden soll das Projekt mit einer frühen und umfangreichen Öffentlichkeitsbeteiligung, zu der u.a. auch eine eigene Projektseite (Homepage) gehört.

Mitglieder im „Interessenverband Bodenseegürtelbahn“ sind die Städte und Gemeinden, die einen Bahnhof an der Bodenseegürtelbahn haben. Namentlich sind das die Städte Friedrichshafen, Markdorf, Überlingen und Radolfzell, die Gemeinden Bermatingen, Salem, Uhldingen-Mühlhofen, Sipplingen und Bodman-Ludwigshafen, die Landkreise Bodenseekreis und Konstanz sowie die Industrie- und Handelskammern Bodensee-Oberschwaben und Hochrhein-Bodensee und die Regionalverbände Bodensee-Oberschwaben und Hochrhein-Bodensee. Die Geschäftsführung liegt beim Regionalverband Bodensee-Oberschwaben.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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