Ich stelle mal einige Bilder aus dem Jahr 1987 ein, welche rund um den Bahnhof Rottweil von mir gefertigt wurden und den täglichen Ablauf damals zeigen.
Da Sie zu meiner Anfangszeit der Fotografie entstanden, bitte ich die teilweise schlechte Motivauswahl zu entschuldigen, das würde mir heute so nicht mehr passieren.
Nun zu den Bildern:
Die beiden ersten Bilder zeigen einen Nahverkehrszug nach Villingen bei der südlichen Bahnhofsausfahrt von Rottweil.
Die nächste drei Bilder zeigen den damaligen Fernverkehr "Schnellzug" und ein "Eilzug" auf der Gäubahn, aufgenommen in der Nähe des jetztigen Haltepunkt RW-Mahle.
Diese Bilder zeigen den Nahverkehr Rottweil Villingen ebenfalls am o.g. Standort. Teilweise wurde nur mit
einem Wagen gefahren.
Zum Schluss noch ein Güterzug mit der 150-155-0.
Ich hoffe ich konnte Euch eine Freude machen, Teil 2 folgt Morgen nach.
genau so war es. In den 80er Jahren wurde sogar über eine Stilllegung nachgedacht. Dabei hatten sich die Strategen die Brücke über die alte Bundesstraße bei Deißlingen ins Visier genommen. Diese Brücke sei sanierungsbedürftig hieß es. Die Kosten dafür wären aber zu hoch, so dass es sich nicht lohnen würde. Als Sofortmaßnahme wurde die zulässige Achslast herabgesetzt. Die Folge war, dass die Kesselwagen, die von Rottweil nach Trossingen Stadt zur Firma Burger gefahren wurden, nicht mehr voll beladen werden konnten. Dies hat die Fracht pro Nutzladung deutlich erhöht und bald darauf sind die Öltransporte dann logischerweise auf die Straße verlagert worden. Der Trossinger Eisenbahn ist der wichtigste Kunde weggebrochen, zugleich wurde der Expressgutverkehr aufgegeben, d.h. für eine Übergangszeit wurden die Expressgüter aus Trossingen mit der Bahn vom Stadtbahnhof zum Staatsbahnhof befördert und dort von der DB mit einem LKW abgeholt. Dieser Unfug ging natürlich nicht lange und so war die Trossinger Eisenbahn auch ihren einst lukrativen Expressgutverkehr los. Die Folge war die Notwendigkeit für die Stadtwerke Trossingen, den Betrieb kostengünstiger zu machen. Sukzessive wurde der Personenverkehr eingeschränkt, erst am Wochenende, letztlich auch während des Tags bis auf die Schülerspitze und den Berufsverkehr. Irgendwo habe ich sogar noch die Beförderungszahlen liegen.
Hätte man die Trossinger Eisenbahn, wie es der Stadtrat beschlossen hat, tatsächlich stillgelegt, so wäre die weitere Stilllegung der Strecke Rottweil - Villingen die unweigerliche Folge gewesen. Um dies zu verhindern, haben sich alle beteiligten drei Landkreise zusammen getan und zunächst für die Trossinger Eisenbahn einen anderen Tarif entwickelt. Fahrgäste aus Trossingen, die schon immer zu 2/3 nach Schwenningen und zu ca. 1/3 in Richtung Rottweil gefahren sind, fuhren, wenn sie mit dem umsteigefreien Bus der Linie 7281 der SBG, die damals fast noch alle Kurse über Trossingen Stadt führte, deutlich preiswerter als mit dem NE-Übergangstarif (= Additionstarif) von Trossingen Stadt via Trossingen DB nach Schwenningen oder Rottweil. Der erste Schritt war, dass ein Tarif entwickelt wurde, der genau demjenigen der direkten Busstrecke der SBG entsprach. Die Differenz wurden von den Landkreisen der Trossinger Eisenbahn erstattet. Aus dieser Tarifmaßnahme, die dann dadurch flankiert wurde, dass seitens des Schwarzwald-Baar-Kreises die Buslinie 7281 nicht mehr über Trossingen Stadt, sondern nur noch direkt ab Deißlingen Jauchstraße nach Mühlhausen Abzw. über die neue B 27 geführt wurde, indem die Linie 7283 von Tuttlingen über Tuningen nach Schwenningen den Schlenker über Weigheim - Mühlhausen fuhr, damit die Relation Weigheim - Mühlhausen - Schwenningen weiterhin für Nahverkehrskunden bedient wurde, ohne direkt Trossingen - Schwenningen mit dem Bus anzubieten, wurde dann schließlich ein Grundpfeiler des Ringzug-Konzepts. Natürlich lief das noch etwas komplizierter ab, als ich das hier schildere. Es war nämlich so, dass die Trossinger Eisenbahn mit ihrem Tarif leider kein vollwertiger Ersatz war, denn am Wochenende verkehrte nichts. Da musste die SBG dazu bewegt werden, trotzdem über Trossingen Stadt zu fahren. Die Schüler von Weigheim, die traditionell jedoch immer nach Trossingen ausgerichtet waren, wurden von der Fa. Klaiber auf deren Linie 57 befördert, die SBG musste sich auf die nicht lohnenden "Samariterdienste" am Wochenende beschränken. Erwähnt werden muss noch, dass auch auf der Strecke Trossingen Weigheim der ÖPNV unzureichend organisiert war. Die Buslinie 7281 fuhr bis zur Tarifmaßnahme der Landkreise eigentlich auch ohne Schüler. Diese wurden nämlich zwischen Trossingen und Schwennigen durch die Firma Eugen Schild befördert, die hierfür über das Vehikel freigestellter Schülerverkehr zur Rudolf-Steiner-Schule, damals noch in der Frühlingshalde in Schwenningen in Nähe des Südwest-Messe-Geländes, einen Verkehr zu den schulrelevanten Zeiten angeboten hatte. Bei Überprüfungen, das kann man heute wegen der Verjährung m. E. durchaus schreiben, wurden erhebliche Unregelmäßigkeiten festgestellt, die mit der Kündigung der Verträge endeten. Dadurch ist das Beförderungsvolumen auf der Schiene aus Trossingen via Trossingen Staatsbahnhof nach Schwenningen signifikant angestiegen. Weil es sich aber um Steiner-Schüler mit spätem Schulbeginn um 8 Uhr handelte, die nicht auf die Nutzung des 7-Uhr-Zugs scharf waren, musste die DB dazu bewegt werden, einen entsprechenden Zug von Rottweil nach Villingen einzulegen. Das war eben der gelegentlich hier auf den Fotos zu sehende V100-Zug mit einem Silberling. Was sich hier noch relativ einfach anhört, war auch in der Realität sehr viel komplizierter. Dieser Zug wurde nämlich im Vorfeld der Regionalisierung der DB eingelegt und führte damit zu Status-quo-Erhöhungen, die Grundlage für die Zuweisung von Mitteln des Bundes an das Land Baden-Württemberg waren. Für diesen "Steiner-Schul"-Zug hat das geklappt, für den wenige Monate später eingesetzten seehas des Landkreises Konstanz nicht, weshalb der seehas in den ersten Jahren seines Bestehens massivste Finanzierungsprobleme hatte, die Außenstehende sich kaum vorstellen können.
Wer wie Vielfahrer die Entwicklung auf der Alemannenbahn seit nunmehr 30 Jahren verfolgt hat, dem fallen natürlich zu den sehr schönen Bildern der "Fuzzies" viele Vorgänge ein. Als Fahrgast sind Vielfahrer die "Fuzzies" schon damals aufgefallen, um so schöner heute die Erinnerungsphotos.
Übrigens konnten Fuzzies einen mitunter schon auf Dauer als Fahrgast nerven. Ich bin nämlich regelmäßig mit einem mit einer 38er bespannten Personenzug zwischen Eutingen (Württ.) und Hochdorf (b. Horb) unterwegs gewesen, als Fahrgast natürlich. An schönen Tagen sind schätzungsweise bis zu 20 Fuzzies und mehr entlang der Strecke gestanden, um die letzten 38er auf Zelluloid zu bannen. Gefahren sind noch die 3yb-Wagen, so hießen die meines Wissens. 4-Achser, wie sie später mit der Aufschrift "Allgäu-Zollern-Bahn" auch anzutreffen waren, waren schon fast eine Klasse besser, auch die VT 798 erschienen modern, erst recht Silberlinge, die damals natürlich ihren Namen zurecht trugen. Zugloks waren meist V 100 oder vielleicht auch mal eine V 160.
Aber zurück aus den Erinnerungen zur Ausgangsfrage. Die Strecke Rottweil - Villingen kam auf eine Querschnittsbelastung von etwa 700 Fahrgästen in beiden Richtungen zusammen, wovon die Trossinger Eisenbahn ca. 250 beisteuerte, also 125 pro Richtung. Ohne diese wäre die Frequenz wohl unter 500 Fahrgäste pro Tag (Schultag) gefallen und die Sinnhaftigkeit eines Schienenverkehrs wäre sogar zurecht gestellt worden.
Heute fahren auf dieser Strecke etwa 500 Fahrgäste in den DB-Zügen (VT 611 im 2-h-Takt), während die Ringzüge weitere ca. 1.500 Reisende pro Tag bringen, also rund 2.000 pro Tag. Das Beförderungsvolumen hat sich damit in etwa verdreifacht gegenüber der Zeit vor dem Ringzug. Und dabei ist noch zu beachten, dass zwischen Rottweil und Trossingen bis auf wenige Ausnahmen der Ringzug ja nur im 2-h-Takt verkehrt. Was sich hier in den vergangenen 9 Jahren getan hat, das mag nur derjenige ermessen, der die Entwicklung der Alemannenbahn über längere Zeit hinweg verfolgt hat. Es handelt sich durchaus um ein Juwel des Ringzugs.