? Frage Strecke Calw - Weil der Stadt (Mit Bilder.)

[Giannimann]

Hallo alle

Ich habe heute folgende Fotos gemacht von Rodungsarbeiten:















Zufällig waren da zwei Männer unterwegs. Ich fragte sie dazu. Sie meinten wegen Vermessungsarbeiten.
Weis jemand mehr?

Schöne Grüße

Johannes

[Vielfahrer]

Hallo Giannimann,

der Landkreis Calw möchte die Bahnline Calw - Weil der Stadt reaktivieren und einen regelmäßigen Personenverkehr bis nach Renningen (Abzweig der S-Bahn nach Sindelfingen - Böblingen) einrichten. Dazu hat er die entsprechend notwendigen Schritte in die Wege geleitet. Finanziert werden soll das über das Bundes-GVFG, d.h. die Arbeiten müssen bis zum Jahr 2019 durchgeführt und schlussabgerechnet sein, um die nicht unerheblichen Zuschüsse möglicherweise ansonsten gar zurückzahlen zu müssen. Den aktuellen Verhandlungsstand kann ich Dir nicht nennen. Wohl aber ist bei allen derartigen Maßnahmen eher Eile als Verzögerung angesagt, zumal die Mittel ohnehin überbucht zu sein scheinen.

Wenn man eine Strecke, die wie diese 30 Jahre außer Betrieb war, wieder in Betrieb nehmen möchte, dann darf man ziemlich vieles neu machen. Die Arbeiten beginnen natürlich immer erst mit Planungsarbeiten, die wiederum Vermessungsarbeiten voraussetzen. Insofern scheinen erste Schritte tatsächlich in die Wege geleitet worden zu sein.

Für die Stadt Calw, also ein Mittelzentrum, ist die direkte Verbindung ins Oberzentrum auf der Schiene meines Erachtens absolut angebracht. Es wird viele Pendler aus dem Bäderkreis Calw in die Industriezentren Böblingen/Sindelfingen, Leonberg, Ditzingen, Korntal, Neuwirtshaus, Feuerbach und Stuttgart geben. Umgekehrt wird ein Freizeitverkehr aus dem Mittleren Neckarraum in den Nordschwarzwald einsetzen. Die bisherigen Verbindungen mit der S-Bahn bis Weil der Stadt und weiter mit den Volz-Bussen nach Calw oder Hirsau und dort nochmaligem Umstieg auf andere Buslinien nach Bad Teinach, Zavelstein, Schömberg oder anderswo hin waren nicht optimal. Wenn ich gelegentlich zwischen Calw und Stuttgart unterwegs war, bin ich meist via Pforzheim - Mühlacker - Vaihingen/Enz gefahren, was aber erheblich teurer für den Normalzahler ist.

Drücken wir also dem Landkreis Calw (Inhaber der Infrastruktur) die Daumen, dass er die Arbeiten zeitgerecht schafft. Dann kannst Du ja immer wieder vom Weitergang so interessante Bilder wie vom Start schießen und hier einstellen.

Viele Grüße vom Vielfahrer

[Privatbahner]

Ist doch immer wieder schön zu hören das Strecken reaktiviert werden sollen statt immer nur stillgelegt zu werden.
Wie Vielfahrer schon schreibt bleibt nur das Daumen drücken und hoffen das es geschafft wird.

[Goldberger]

Vielleicht noch stichwortartig eine Ergänzung zur Antwort von vielfahrer
-Prognostiziert wurden in älteren Gutachten um die 4000 Fahrgäste/Tag, geplant war ein Halbstundentakt
-Mögliche Betriebskonzepte wären, die S6 halbstündlich zu verlängern. Dabei wird die Flügelung in Renningen ausgenutzt, so dass bis Calw i.d.R. nur ein Kurzzug (max. Vollzug) fährt, was bedarfsgerecht ist. Erfordert eine Elektrifizierung, hat aber geringere Betriebskosten durch elektrischen Betrieb und Synergieeffekte (gem. Reserve, Werkstatt)
-Andere Ideen wären Dieselzüge Calw-WdS oder bis Renningen
-Der Landkreis BB und die Region Stuttgart sehen dem Vorhaben eher skeptisch entgegen, da sie sich davon keine Vorteile versprechen. Im Gegenteil, es würde mehr Pendler geben, die in BB/Sifi arbeiten aber im Kreis CW wohnen und Steuern zahlen
-Die Schleife um den Hacksberg soll mit einem kurzen, steilen Tunnel abgeschnitten werden und dabei die sowieso sehr peripher liegenden Stationen Schafhausen und Dätzingen
-Der Kreis CW und auch die Stadt sind - übrigens fraktionsübergreifen - hier schon seit Jahrzenten sehr stark engagiert (und Eigentümer der Strecke). Auch ich drücke da sehr die Daumen.
-Interessant noch, dass es sich um eine ehem. Hauptbahn handelt: Mit geringer Steigung trassiert (für modernen Betrieb wäre das aber eh kein Problem), Planum zweigleisig, m.W. nur 3 BÜ (wenn man sich den mit der inzwischen verlegten Ostelsheimer Straße in WdS wegdenkt).

[Vielfahrer]

Hallo Goldberger,

eine Verlängerung der S-Bahn S6 Stuttgart - Weil der Stadt bis Calw (incl. Flügelung der S 60 nach Böblingen) wäre in der Tat keine schlechte Idee. Sie dürfte aber daran scheitern, dass zwischen Schafhausen und Ostelsheim nicht nur eine Kreisgrenze (BB/CW) sondern eine Regionsgrenze verläuft (Region Stuttgart/Region Nordschwarzwald). Bekanntlich ist ja der Verband Region Stuttgart Aufgabenträger für die ausschließlich innerhalb der Region Stuttgart verkehrende S-Bahn. Für den "Rest" des Landes besorgt dieses Geschäft das Land, das sich der NVBW bedient.

Ich denke, dass die Prioritäten in der Region Stuttgart deshalb anders liegen, da das Filstal (der Landkreis Göppingen gehört zur Region Stuttgart) noch ohne S-Bahn-Verkehr ist, ebenso eine Verlängerung der S 2/3 auf den Fildern bis Neuhausen oder gar bis Plochingen gewünscht wird.

Würde man den Verkehr mit einer S-Bahn aufziehen, so müssten bei der Erneuerung der Bahnsteige zwischen Weil der Stadt und Calw gleich 96 cm-Bahnsteige gebaut werden. Dann aber würde ein Verkehr mit normalen Regionalfahrzeugen ausscheiden. Ich denke, dass es daher erfolgsversprechender ist, eine RB Calw - Weil der Stadt und ggf. weiter bis Renningen verkehren zu lassen und dies in der Aufgabenträgerschaft des Landes zu belassen. Elektrifizieren sollte man die Strecke trotzdem gleich. Dann kann man mit 425ern, die via Böblingen oder Stuttgart aus dem DB-Bestand kommen könnten, sicherlich auch einen interessanten Taktverkehr aufziehen. Das Abschneiden der fast 360°-Schleife um den Hacksberg verkürzt natürlich die Fahrzeiten enorm und wird den Fahrgastzuspruch erheblich erhöhen.

Wenn man darüberhinaus an direkten Fahrten bis/ab Stuttgart interessiert wäre, so könnte man die RB ab Weil der Stadt als RE nach Stuttgart durchfahren lassen und z.B. nur in Renningen (Abzweig nach Böblingen/Sindelfingen), Leonberg, Ditzingen, Korntal (Abzweig Weissach) und ggf. in Feuerbach halten lassen. Das wäre dann nochmals schneller als mit der S-Bahn. Also ein Modell ähnlich wie bei Freudenstadt - Stuttgart, wo bis Herrenberg (S-Bahn-Rand) überall gehalten wird und danach geht es als RE durch nach Stuttgart.

Viele Grüße vom Vielfahrer

[Goldberger]

Hallo vielfahrer,

in der standardisierten Bewertung und den vorgelagerten Machbarkeitsstudien wurden verschiedene Betriebsmodelle untersucht - das ist allerdings schon 5-8 Jahre her:
-Verlängerung S-Bahn
-Stadtbahn Inselbetrieb
-Diesel Inselbetrieb

Damals schnitt eben mittelfristig die S-Bahn Variante am besten auf, aufgrund der erwähnten Vorteile. Wobei das RE/RB-Konzept natürlich noch interessanter ist, zumal inzwischen die S6 aus allen Nähten platzt und man mit einer Express-Verbindung für Leonberg, Weil der Stadt & Co auch den VRS mit ins Boot nehmen kann.

Die zuletzt offiziell verfolgte Variante mit Calw-Renningen ist relativ neu und so m.E. nicht umsetzbar, da WdS-Malmsheim nur eingleisig ist und 6 Züge pro Richtung (in der HVZ) dort nicht zuverlässig durchgeschleust werden können. Eine Kürzung in der HVZ auf den Halbstundentakt dürfte auch der VRS/LK BB nicht mitmachen.
Diese stehen einer S-Bahn nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber (so deren "offiziellen" Verlautbarungen), würden sich aber nicht an Infrastruktur- und Betriebskosten beteiligen - z.B. mit expliziten Verweis auf die nicht erwünschte Abwanderung ins Umland. Das gilt aber letztenlich für alle Betriebsmodelle, egal ob S-Bahn Verlängerung oder Inselbetrieb. Ein Zweckverband "Schwarzwaldbahn" ohne BB/VRS müsste das also allein stemmen.
Bei den Bahnsteigen sehe ich keine Probleme, da diese eh alle komplett neu gebaut werden müssen, da ist der zusätzliche Materialbedarf durch Aufchüttung marginal, etwa im Vergleich zu den Synergien durch gemeinsame Fahrzeugnutzung.

Bei allen mir bekannten Untersuchungen war auch immer das Abschneiden der Hacksbergschleife mit drin. Ichglaube auch gelesen zu haben, ohne kommt man selbst bei E-Betrieb nicht auf eine Fahrzeit <=25min (2 Zugbetrieb). Ich bin übrigens immer an neuen Infos zur Thematik interssiert - sollte also noch jemand was (veröffentlichbares) besitzen, gerne her damit. Etwas veraltet ist http://www.schwarzwaldbahn-calw.de/inha ... erung.html. Damals wurde sogar eine Stadtbahn-NBS bis Böblingen/Sindelfingen untersucht und abgeschätzt - das ist natürlich für die nächsten Jahrzente noch Zukunftsmusik.