Ich sehe das geteilt. Das ist vor der Wahl von der CSU als Wahlkampfthema hochgezaubert worden, und die bayerischen Schwarzen wollen die Maut unbedingt, wohl weil sie es ungerecht empfingen, dass die Österreicher gratis hier fahren und wir deutschen in der Schweiz/Österreich zahlen dürfen. Wenn man diese Maut jetzt deutschlandweit einführt, wird wohl im angrenzenden Ausland (BeNeLux haben so gut wie keine Mautpflicht) genau das gleiche Denken stattfinden - "Hey, die fahren bei uns gratis aber kassieren uns bei ihnen ab!" und das wird dann darauf hinausführen, dass jedes Land eine Maut einführt. Und bspw. für eine Fahrt von hier nach Rom würde man allein auf einer Fahrt 3 Vignetten brauchen (1x Deutschland, 1x Schweiz bzw. Österreich, 1x Italien), kosten wären für diese Fahrt alleine ca. 40€ - Und für welchen Zweck? Dass jedes Land seine Autobahnfahrer abkassiert und damit Geld generiert, wo irgendwo im Haushalt (bei uns in Deutschland wohl zu 95% für ESFS und Freunde) verschleudert wird. Aus dieser Sicht wäre ich gegen eine Maut.
Im Gegenteil zur LKW-Maut. Wir sollten den massenhaften Lkw-Verkehr deutlich erschweren und (künstlich) teurer machen, da genau dieser Verkehr umweltfreundlicher auf der Bahn transportiert werden sollte. Aber mit einer schwarzen Farbe in der Regierung halte ich das nicht für möglich.
Eure Meinung ist gefragt
- Villinger
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Re: Eure Meinung ist gefragt


- Hannes
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Re: Eure Meinung ist gefragt
Ich bin prinzipiell für eine Maut, am liebsten wäre mir eigentlich wie beim Lkw wirklich eine km-leistungsabhängige Variante, halte dies allerdings aus Aufwandsgründen für unrealistisch, da ist eine Vignette einfacher. Wenn man ein Mautsystem richtig weit treiben wollte, wäre durch differenzierte tageszeiten- bzw. nachfrageabhängige Bepreisung bestimmter Abschnitte auch eine Verkehrssteuerung möglich, um somit die Spitzen abzubauen bzw. dort, wo es dann immer noch klemmt das Geld für einen Ausbau teils direkt zu verdienen. In San Francisco wurde z.B. ein nachfrageabhängiges Parksystem eingeführt, wobei ich jetzt gerade nicht weiß, ob es nur eine Testphase war oder immer noch genutzt wird. Über Detektoren in den Parkplätzen wurde die Belegung registriert und alle 4-6 Wochen wurden für verschiedene Tageszeiten je nach Auslastung neue Preise festgesetzt, wobei die obere Grenze bei 6 $ lag.
Das Argument, keine Maut einzuführen, weil andere dann auch eine einführen konnten, finde ich schon recht amüsant. Jedes Land darf wohl selbst darüber entscheiden, wie es seine Verkehrswege finanziert, solange das diskriminierungsfrei verläuft. Denn vielleicht führt der nötige Kauf von Vignetten ja auch dazu, darüber nachzudenken, ob man unbedingt im Auto in den Urlaub fahren muss (auch wenn ich mir da keine großen Effekte erhoffen würde).
Wie einer der Redner auf der Podiumsdiskussion des Future Mobility Camps in Berlin ausgeführt hat (wenn ich mal die Muse finde, werde ich noch etwas darüber berichten), gab es vor etwa 25 Jahren einen gewissen politischen Trend hin zu mehr Nutzerfinanzierung im Verkehrswesen - gekommen ist sie im Endeffekt dann aber nur im Rahmen der Bahnreform für die Eisenbahn. Beim Lkw kann man sie in Ansätzen durch die Maut umgesetzt sehen, ansonsten bei der Straße nicht und beim Flugverkehr sieht es noch mauer aus.
Die Lkw-Maut sollte in meinen Augen auch erhöht und auf niedere Fahrzeugklassen ausgeweitet werden, um die Substitutionseffekte durch Kleintransporter besser abzufangen. Von der Lkw-Maut müsste aber dann auch wieder mehr in die Schiene fließen, um gerade Flaschenhälse zu beseitigen. Denn wenn wir wirklich etwas auf die Schiene verlagern wollen, müssen wir die Verkehre dort anpacken, wo sie ein großes Volumen haben und das sind die Korridore. Dort muss also gezielt investiert werden, damit überhaupt noch Kapazitäten verlagert werden können. Wichtig sind auch Ausweichrouten, denn das ist in meinen Augen (und auch vieler anderer Bekannter) eines der zentralen Probleme der Schiene, dass man im Störungsfall kaum ausweichen kann, wohingegen ein Lkw die Autobahn verlassen und auf normalen Straßen weiterfahren kann.
Grüße, Hannes
Das Argument, keine Maut einzuführen, weil andere dann auch eine einführen konnten, finde ich schon recht amüsant. Jedes Land darf wohl selbst darüber entscheiden, wie es seine Verkehrswege finanziert, solange das diskriminierungsfrei verläuft. Denn vielleicht führt der nötige Kauf von Vignetten ja auch dazu, darüber nachzudenken, ob man unbedingt im Auto in den Urlaub fahren muss (auch wenn ich mir da keine großen Effekte erhoffen würde).
Wie einer der Redner auf der Podiumsdiskussion des Future Mobility Camps in Berlin ausgeführt hat (wenn ich mal die Muse finde, werde ich noch etwas darüber berichten), gab es vor etwa 25 Jahren einen gewissen politischen Trend hin zu mehr Nutzerfinanzierung im Verkehrswesen - gekommen ist sie im Endeffekt dann aber nur im Rahmen der Bahnreform für die Eisenbahn. Beim Lkw kann man sie in Ansätzen durch die Maut umgesetzt sehen, ansonsten bei der Straße nicht und beim Flugverkehr sieht es noch mauer aus.
Die Lkw-Maut sollte in meinen Augen auch erhöht und auf niedere Fahrzeugklassen ausgeweitet werden, um die Substitutionseffekte durch Kleintransporter besser abzufangen. Von der Lkw-Maut müsste aber dann auch wieder mehr in die Schiene fließen, um gerade Flaschenhälse zu beseitigen. Denn wenn wir wirklich etwas auf die Schiene verlagern wollen, müssen wir die Verkehre dort anpacken, wo sie ein großes Volumen haben und das sind die Korridore. Dort muss also gezielt investiert werden, damit überhaupt noch Kapazitäten verlagert werden können. Wichtig sind auch Ausweichrouten, denn das ist in meinen Augen (und auch vieler anderer Bekannter) eines der zentralen Probleme der Schiene, dass man im Störungsfall kaum ausweichen kann, wohingegen ein Lkw die Autobahn verlassen und auf normalen Straßen weiterfahren kann.
Grüße, Hannes
"Deutsche siegen im Fußball, aber bei der Bahn ist täglich Cordoba."
ÖBB-Chef Christian Kern in der Kronenzeitung vom 8.11.14
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- Weichenputzer
- Beiträge: 73
- Registriert: So 6. Jan 2013, 18:51
Re: Eure Meinung ist gefragt
Guten Abend,
wer glaubt, dass nach Einführung einer wie auch immer gearteten Maut mehr Geld für den Erhalt, für die Reparatur oder für den Neubau von Straßen verplant wird, der glaubt auch daran, dass Griechenland seine Schulden zurückzahlen werden. Selbst wenn diese Mehreinnahmen zweckgebunden in diese Aufgabe fließen, sagt der Bundesfinanzminister: "Oh prima, da brauche ich aus dem allgemeinen Bundeshaushalt entsprechend weniger dem Bundesminister für Verkehr zuweisen!" Die Autofahrer werden also doppelt belastet.
Dass eine Entlastung der Autofahrer auf der Kfz-Steuer-Seite erfolgt, halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Die Autofahrer werden außer über die Kfz-Steuer natürlich auch noch über die Mineralölsteuer, die Mehrwertsteuer auf alles, was mit Autofahren zu tun hat, über die Versicherungssteuer auf Kfz-Vers., usw. belastet.
Das Argument, dass wir Deutschen im Ausland auf den Autobahnen ebenfalls zur Kasse gebeten werden, ist natürlich nicht von der Hand zu weisen. Allerdings ist dieses für mich gegenüber der Mehr Belastung für uns Deutsche zweitrangig.
Schönen Abend noch
Gerry
wer glaubt, dass nach Einführung einer wie auch immer gearteten Maut mehr Geld für den Erhalt, für die Reparatur oder für den Neubau von Straßen verplant wird, der glaubt auch daran, dass Griechenland seine Schulden zurückzahlen werden. Selbst wenn diese Mehreinnahmen zweckgebunden in diese Aufgabe fließen, sagt der Bundesfinanzminister: "Oh prima, da brauche ich aus dem allgemeinen Bundeshaushalt entsprechend weniger dem Bundesminister für Verkehr zuweisen!" Die Autofahrer werden also doppelt belastet.
Dass eine Entlastung der Autofahrer auf der Kfz-Steuer-Seite erfolgt, halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Die Autofahrer werden außer über die Kfz-Steuer natürlich auch noch über die Mineralölsteuer, die Mehrwertsteuer auf alles, was mit Autofahren zu tun hat, über die Versicherungssteuer auf Kfz-Vers., usw. belastet.
Das Argument, dass wir Deutschen im Ausland auf den Autobahnen ebenfalls zur Kasse gebeten werden, ist natürlich nicht von der Hand zu weisen. Allerdings ist dieses für mich gegenüber der Mehr Belastung für uns Deutsche zweitrangig.
Schönen Abend noch
Gerry
- Hannes
- Weichensteller
- Beiträge: 1083
- Registriert: Di 11. Mär 2008, 22:50
- Alter: 35
Re: Eure Meinung ist gefragt
Noch ein interessanter Artikel, der einen Blick in die Zukunft v.a. der Steuereinnahmen aus der Energiesteuer und damit auf die Haupteinnahmenquelle aus dem Verkehrssektor wirft: http://www.zukunft-mobilitaet.net/37523 ... aufkommen/
Insofern ist eine Maut nur ein Tropfen auf dem heißer werdenden Stein.
Grüße, Hannes
Insofern ist eine Maut nur ein Tropfen auf dem heißer werdenden Stein.
Grüße, Hannes
"Deutsche siegen im Fußball, aber bei der Bahn ist täglich Cordoba."
ÖBB-Chef Christian Kern in der Kronenzeitung vom 8.11.14
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