Fortsetzung von Teil 2. – Moskau MIIT und Stadtrundgang
Fortsetzung von Teil 3. – Moskau Lomonossow-Uni
Fortsetzung von Teil 4. - Kasan
Fortsetzung von Teil 5. - Jekaterinburg
Fortsetzung von Teil 6. – Jekaterinburg Stadtrallye und Oper
Fortsetzung von Teil 7. – Jekaterinburg Eurasische Grenze
Fortsetzung von Teil 8. – Omsk Ankunft und Stadtrundgang 1
Fortsetzung von Teil 9. – Omsk Unirundgang und Rehazentrum
Fortsetzung von Teil 10. – Omsk Besuch Kesselwagenreinigung und Rangierbahnhof
Fortsetzung von Teil 11. – Omsk Straßenbahnfahrt
Fortsetzung von Teil 12. – Omsk Besuch Technikum
Fortsetzung von Teil 13. - Omsk
Fortsetzung von Teil 14. – Omsk Stadtrundgang 2 und Nahverkehr
Fortsetzung von Teil 15. - Nowosibirsk Stadtrundgang
Fortsetzung von Teil 16. – Nowosibirsk Besuch Eisenbahnmuseum
Fortsetzung von Teil 17. – Krasnojarsk Transfertag
Fortsetzung von Teil 18. – Irkutsk Ankunft und Stadtrundfahrt
Fortsetzung von Teil 19. – Irkutsk Ausflug Museumsdorf und Baikalsee
Fortsetzung von Teil 20. – Irkutsk Banya
Fortsetzung von Teil 21. – 3 Tage Transfer Ulan-Ude
Fortsetzung von Teil 22. – 3 Tage Transfer Ostsibirien
Fortsetzung von Teil 23. – 3 Tage Transfer Ostsibirien 2
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Dobri Vetscher,
unsere drei Tage im Zug sollten sich an diesem Morgen ihrem Ende entgegen neigen. Wir hatten ja hinter Chabarowsk die Fahrtrichtung Süden eingeschlagen, die letzten Kilometer vor Wladiwostok ging es auch immer wieder am Japanischen Meer entlang. Drei Minuten vor Plan erreichten wir die südlichsten Punkt unserer Reise bei angenehmen 15°C und machten zunächst noch ein Foto am Transsib-Denkmal auf dem Bahnsteig, auch wenn wir ja etwas über Kasan abgekürzt hatten und „nur“ 8901 km zurückgelegt hatten. Mein Körper musste sich auch mal wieder etwas an den festen Boden gewöhnen, es war, wie wenn man vom Schiff kommt.

Trotz erneuerter Bahnsteigoberfläche hat Wladiwostok nur Kletterei in den Wagen zu bieten. Unser Wagen mit der freundlichen Schaffnerin.

Auf dem Gleis nebenan wurde ein Postzug beladen.

Eine Denkmallok hat Wladiwostok auch zu bieten.


Gruppenfoto am Denkmal (auch wenn wir ja "etwas" um fast 400 km abgekürzt haben ;-)). Bei einem Unterwegshalt zwei Tage zuvor war noch der rechts erkennbare Messwagen in unseren Zug eingereiht worden.

Einen erhöhten Bahnsteig gibt´s nur für die Elektritschka in Form des Aeroexpress.

Man fühlt sich schon fast etwas auf einem deutschen Bahnhof – Technik von funkwerk sei Dank.

Das Empfangsgebäude im morgendlichen Sonnenschein.

Unser Zug wird rausrangiert.

Auf dem Bahnhofsvorplatz herrscht dichtes Treiben, Busse, Lkw und Pkw hupen sich gegenseitig aus dem Weg.

Wir brauchten die Linie 62, in Dresden würde die ja im 10-Minuten-Takt fahren. Hier mussten wir aber erstmal die Haltestelle finden und dann immer noch lange Warten. Im Hintergrund das Gebäude der Post, rechts scheint Bahnhofsvorsteher Genosse Lenin den Verkehr zu dirigieren.

Der Aus"hang" besagte für unsere Linie immerhin alle 9 Minuten einen Bus, bei anderen Linien macht das Warten noch mehr "Spaß"...
Endlich tauchte dann der Bus auf, der auf seiner Linienführung einmal die Bucht umrundet, um die sich Wladiwostok erstreckt, um uns auf die breite Landzunge zu bringen, wo unser Hotel „Variant“ sich im Erdgeschoss eines Plattenbaus Wand an Wand mit einem Etablissement befinden sollte. Die Zimmereinrichtung war auch in der Richtung angehaucht, in einem Zimmer befand sich eine Schwarzlichtlampe. Praktischerweise teilte man sich auch eine Visitenkarte :-D
Als erstes war Duschen angesagt, nach drei Tagen auch mal wieder nötig. Ich habe zwar vorher auch Anleitungen gelesen, wie man sich mit Tasse etc. auf einem russischen Zugklo duschen könnte, habe das dann aber doch sein lassen. Danach besuchten wir einen nahegelegenen Supermarkt, um uns im Anschluss auf eine kleine Stadttour zu begeben.

Ein Linienbus in unserem Plattenbauquartier. Wie schon in einem früheren Teil berichtet ist Wladiwostok ja die russische Großstadt mit dem höchsten MIV-Anteil von 55 %, trotzdem lief es entgegen meiner Erwartungen äußerst flüssig, wozu aber auch sicherlich die in den letzten Jahren angelegten und ausgebauten großen Straßen beitragen. Mal schauen, wie das in ein paar Jahren ist… Der Busfuhrpark war allerdings äußerst modern, ob das auch am 2012 stattgefundenen APEC-Kongress liegt, für den auch 50 km Autobahn samt zweier Schrägseilbrücken und eine Universität hingeklotzt wurden?

Als Marschrutkas waren größtenteils VW Crafter im Einsatz!

Zahlreiche Hyundai-Busse prägen das Stadtbild, hier beschriftet als Städtischer.

Containerlaster prägen das Straßenbild. Klar, wir befinden uns ja in einer Hafenstadt.
Wir erreichten dann die Haltestelle der Linie 15, mit der wir auf eine Insel im Japanischen Meer und dort dann ans Wasser wollten. Es kam dann ein MAN Lion´s City-Solowagen, wie sie auch auf zahlreichen anderen Linien verkehren. Der Raum bis zur zweiten Tür besteht nur aus Stehplätzen, nur im hinteren Teil gibt es Sitzplätze. Die Busse sind stets gut gefüllt.

Eindruck aus dem Inneren.

Kurz nach der Far Eastern Federal University (FEFU) befindet sich dann mitten im Nirgendwo die Endhaltestelle der Linie in einer Busbucht an der ersichtlich in diesem Abschnitt nicht mehr allzu stark befahrenen Schnellstraße. Interessant war auch, dass man auch außerhalb der Haltestellen einfach am Fahrbandrand einsteigen konnte.

Wir suchten uns dann einen Weg hinunter ans Meer.

Wir fanden dann eine Bucht, die sich allerdings als sehr seicht herausstellte, so dass mit richtig Baden nix war, denn es wurde irgendwann recht schlickig.

Einige Seesterne fühlten sich hier ganz wohl, allzu oft dürfte sich hier niemand ins Wasser begeben.
Irgendwann war genug Wasser und wir begaben uns zurück zur Haltestelle. Eigentlich wollten wir auch eine Fähre nutzen, die war aber noch ein Stückchen weiter weg, so dass wir es nicht mehr rechtzeitig zur nächsten Abfahrt schaffen würde und allzu dicht war der Takt bei ihr nicht. Also wieder Bus. Ab der FEFU wurde es natürlich wieder voll im Bus, ein Mitreisender konnte durch die Scheibe ein ganz brauchbares Bild des modernen Baus machen. Hier hatte vor der Eröffnung als Uni der APEC-Kongress stattgefunden.

Über beide Schrägseilbrücken ging es dann bis zur Bergstation der Standseilbahn. Hier gab es auch einen interessanten Kreisel mit fünf Abzweigen und Fußgängerführung durch Unterführung mittendurch, allerdings mit ein paar Umwegen.

Neben der gigantischen Schrägseilbrücke wirkt die Bergstation der „Funikulor“ doch eher mickrig:


Blick auf die Bucht.

Nochmals die Schrägseilbrücke in voller Pracht im Gegenlicht. Die zweite Brücke ist wohl nachts so beleuchtet, dass die russische Flagge auf den Seilen zu erkennen ist. So eine Postkarte gab es zumindest, gesehen hab ich es mit eigenen Augen nicht.

Für 8 Rubel ging es dann talwärts. Laut Touriführern ist die Standseilbahn eine der Hauptattraktionen Wladiwostok, bei unserem Besuch war aber nicht allzu viel los. Sie ist wohl auch eine der wenigen (die einzige?) in Russland.

Das Treffen der beiden Wagen von unten gesehen.

Nochmals einer der gelben MAN-Busse. Die Matrixanzeigen hätte man sich natürlich sparen können, wenn man eh nicht im Stande ist, die zu nutzen…

Weiter ging es am Ufer entlang. Gegen die Brücke nehmen sich auch die Sowjetdenkmäler winzig aus.

Ältere Exemplare gibt es natürlich auch noch, aber die sind verglichen mit anderen russischen Großstädten noch jung.


Als große Hafenstadt war und ist Wladiwostok natürlich Militärstützpunkt, man kommt aber heutzutage auch als Ausländer immerhin bis an die Anlagen ran.


Ein U-Boot-Museum hat Wladiwostok auch zu bieten, drum herum lauter Heldentafeln.

Wie sind die ersten U-Boote nach Wladiwostok gekommen? Natürlich auch mit der Transsib! 1904 stehen, wenn ich die Bildunterschrift richtig deute, verladene U-Boote für ihren Weg in den fernen Osten in St. Petersburg zur Abfahrt bereit.



Genosse Stalin hängt natürlich auch noch rum.

Es dürfte ruhigere Schlafplätze geben.

Die Torpedorohre.

Weiter ging es entlang einer Anschlussbahn wieder Richtung Stadtzentrum. Ins Auge gefallen ist mir diese recht neue Weiche dort mit ihrem anscheinend leichter wechselbaren Herzstück. Auffällig auch die im Gegensatz zu deutschen Betonschwellenweichen erhöhten Stützpunkte.

Auffällig, aber wenig verwunderlich ist die hohe Zahl der Rechtslenker im Wladiwostok, natürlich alles Gebrauchtimporte aus Japan. Aber selbst die Polizei hat welche! Langsam erreichten wir wieder die Innenstadt und begaben uns durch die hübsche, aber einzige Fußgängerzone wieder an eine andere Bucht, wo es eine Art Flaniermeile mit zahlreichen Händlern und einzelnen Musikanten gab. In der Abendsonne war es dort richtig angenehm.

Die Promenade mit Riesenrad.


Abendstimmung am Pazifik. So hatte ich den jetzt auch mal von der anderen Seite gesehen, nachdem ich im November 2006 schon mal in San Francisco war.

Zum Abendessen teilte sich unsere Gruppe dann auf, denn ein Teil, darunter ich, war scharf drauf, ins Cafe Pyöngyang zu gehen, eine von der Volksrepublik Korea vor allem im asiatischen Raum betriebene Restaurantkette zur Devisengenerierung. In Europa gibt es auch Ableger, ich meine in Paris auch einen, darüber hatte ich vor Jahren einen Bericht im Auslandsjournal oder so gesehen. Legendär sind die Karaoke-Auftritte der Kellnerinnen. Wir trafen uns deshalb mit Marcus, den wir ja im Zug kennengelernt hatten, gegen 7 am Lenindenkmal vor dem Bahnhof und machten uns per Bus auf den Weg.

Wieder über den Berg ging es zum Bahnhof.

Beim Warten erlebten wir dann auch mal das Versagen eines Gullideckels. Die Fahrer war nur kurz erschrocken und eilte zum Kofferraum, um das Abschleppseil rauszuholen. Das Auto rechts hielt schon an, dann wurde kurz angehängt, rausgezogen, Seil eingesammelt und weitergefahren. Dank Stau kam auch in unserer Anwesenheit niemand sonst mehr zu Schaden, denn immer noch rechtzeitig bemerkten die Fahrer das größere Loch in der Fahrbahn. Rechts und links sind noch die Schienenreste der Straßenbahn erkennbar, die nur noch auf etwa 2,5 km verkehrt und das erstaunlicherweise immer noch, obwohl der Betrieb wohl schon länger eingestellt werden sollte.
Wir mussten dann aber auch erstmal von dort aus wieder die richtige Einbahnstraße ausfindig machen, um dann an einer Haltestelle dort in die Linie 60 für vier Stationen einsteigen zu können.
Interessant ist auch die Bezahlweise im Bus, denn in Wladiwostok sparte man sich schon die Schaffner, in dem hinten eingestiegen wurde und man dann vorne beim Aussteigen erst beim Fahrer bezahlte. Die Fahrt kostete die üblichen ca. 17 Rubel.

Zwar schön bunt von außen, aber sonst eher unspektakulär untergebracht ist das Restaurant.
Wir waren zu sechst. Leider war im Hauptraum kein Platz mehr, so dass wir im Nebenzimmer Platz nehmen mussten. Dort gab es zwar auch ein kleines Radio mit Mikrofon, in den Genuss einer eigenen Gesangseinlage kamen wir aber leider nicht. Somit konnten wir das höchstens auf dem Weg zur Toilette mal erleben. Da wir nicht so recht wussten, was wir essen sollten, bestellten wir halt sechs verschiedene Gerichte, die dann am Tisch herumgereicht wurden. Es war äußerst lecker und stellenweise gut gewürzt. Zum Trinken gab es südkoreanisches Hite-Bier.


Zum Nachtisch bestellten wir uns noch kandierte Bananen, die zum Essen dann in Eiswasser abgekühlt werden mussten.
Was leider fehlte war auch ein original nordkoreanischer Schnaps, dessen Namen Simon wusste, aber die Aussprache bereitete Probleme und so dauerte es eine Weile, bis unsere Bedienung verstand, was eigentlich gemeint war, um dann das Vorhandensein zu verneinen. Wir legten unser Geld für die Rechnung zusammen und kamen auf etwa 800 Rubel pro Person, beim damaligen Wechselkurs also etwa 17 €.
Im Gehen unterhielten wir uns dann noch mit zwei oder drei der bildhübschen Damen Anfang zwanzig auf Englisch, auch wenn sie glaub nicht allzu viel konnten. Immerhin für sie eine Möglichkeit aus dem Land mal rauszukommen, auch wenn da sicherlich einiges an Linientreue vorhanden sein muss. Wie frei die Bediensteten hier leben können, haben wir nicht in Erfahrung gebracht.
Mit der Unterhaltung verpassten wir leider den offiziell drittletzten Bus. Eigentlich sollten so noch zwei fahren und ein paar Russen warteten auch noch, aber das Warten war vergeblich. Lohnt sich nicht, also kommt auch nix. So sind wir dann halt erstmal zu Fuß zum Bahnhof in der Hoffnung, dort dann ein Taxi zu ergattern. Marcus` Hotel war eh nahe am Bahnhof, er konnte so direkt heim.

Auf dem Weg zum Bahnhof kamen wir immerhin auch am nächtlichen Hafen vorbei, was mir noch zwei Nachtaufnahmen ermöglichte.

Gefährlich war der Heimweg auch: Es fehlten mal wieder Gullideckel.
Vor dem Bahnhof war dann tote Hose. Hmm, toll. Ein Taxi stand zwar rum, aber der Fahrer machte gerade Pause. Wir versuchten dann noch, etwas Bier fürs Hotel zu kaufen, aber ab 23 Uhr war ja wieder Schluss mit Alkoholverkauf. Nun hatten wir wenigstens das Glück, dass doch noch jemand zum Bahnhof gebracht wurde und wir uns daher zu fünft in einen Logan quetschen konnten. Dank Visitenkarte und Navi war dann auch auch unser Ziel ausgemacht, Toni konnte sich mit seinen etwas eingerosteten Russischkenntnissen immerhin auf der Fahrt noch etwas mit dem Fahrer unterhalten. Wieder wie mit dem Bus ging es um die Bucht herum, auch vorbei an einem größeren Unfall. Da hatten wir also nochmal Glück gehabt. Unser Logan hatte bereits etwa 150.000 km auf dem Tacho.
Im Hotel gab es noch Bier, wenn auch ein buntes Sammelsurium inländischer und größtenteils ausländischer Marken, besonders war es nicht. So ging dieser Tag gegen 2 Uhr in der Nacht zu Ende.
Spakoinoi Notschi,
Hannes