Einweihungsfeier des neuen ZOB in Oberndorf

Alles zur Strecke Stuttgart - Singen kann hier rein.
Antworten
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4880
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Einweihungsfeier des neuen ZOB in Oberndorf

Beitrag von Vielfahrer »

Am Namenstag des Heiligen St. Christophorus, des Schutzpatrons aller Reisenden, wurde der vor kurzem fertig gestellte ZOB Oberndorf Bahnhof im Rahmen eines ökumenischen Festgottesdienstes eingeweiht. Zahlreiche Bänke und Stühle mussten noch herbeigeschafft werden, um die große Anzahl an Gästen angemessen am Gottesdienst teilnehmen lassen zu können.
Anstelle einer Predigt trat eine Laiengruppe von Oberndorfer Bürgerinnen und Bürgern auf, die eine Sequenz wartender Reisender spielte und die unterschiedlichsten Charaktere sehr treffend darstellte, ehe der RVS-Betriebsstellenleiter die Wartenden in den Bus zur Abfahrtszeit rief. Danach war wieder die Geistlichkeit dran, die u.a. erläuterte, woher der Name Omnibus stammt, nämlich vom Lateinischen, was übersetzt soviel heißt wie für alle oder von allen, was in übertragenem Sinne natürlich auch für Züge gelten würde.
Der Bürgermeister der Stadt Oberndorf, Hermann Acker, übernahm in dem Gottesdienst dann den eher gesellschaftlichen Teil, wie er sich ausdrückte und ließ die Baugeschichte dieses Busbahnhofs Revue passieren. Sage und schreibe 15 Jahre hat es gedauert, bis von der Grundidee, hier einen attraktiven Busbahnhof zu bauen, der neue ZOB eingeweiht werden konnte. Die Schwierigkeiten lagen hauptsächlich auf Seiten der Deutschen Bahn, der man nach schwierigen Verhandlungen schließlich um ca. 350.000.- Euro das gesamte Gelände abkaufen konnte und dann auch den baufälligen Güterschuppen abbrechen konnte. Weitere Jahre zogen ins Land, bis dann schließlich eine konkrete Bauplanung und -vergabe stattfinden konnte. Die Baukosten beliefen sich auf runde 800.000.- Euro, zusammen mit Grunderwerb und Planungskosten schlägt der neue Busbahnhof mit satten 1,3 Mio. Euro zu Buche. Die Kosten wären nochmals um ca. 600.000.- Euro höher gewesen, führt Herr Acker aus, wenn man den Busbahnhof auch mit einer Aus- und Einfahrt aus Norden vorgesehen hätte.
Das Land gab einen pauschalen Zuschuss in Höhe von 800.000.- Euro, den Rest musste die Stadt Oberndorf finanzieren.
Aus Sicht von Bürgermeister Acker - und der will ich nicht widersprechen - wurde aus dem ehemaligen schmuddeligen Gelände rund um den Bahnhof inzwischen ein attraktives Entré in die Stadt geschaffen. Rund um das Bahnhofsgebäude sind helle Bodenplatten, die eine gewisse Großzügigkeit aufweisen und sowohl ankommende wie abfahrende Reisende erfreuen. Zwischen Bahnhofsgebäude und Technikgebäude wurden großzügige Abstellplätze für Fahrräder geschaffen, ebenso eine stattliche Anzahl von Parkplätzen für Kunden, die mit dem PKW zur Bahn gebracht werden oder abgeholt werden. Das Technikgebäude der Bahn selbst blieb wie es ist. Vorgesehen ist jedoch, hier noch eine größere Abfahrtstafel mit sämtlichen öffentlichen Verkehrsverbindungen (in Echtzeit) anzubringen, um umsteigenden Fahrgästen die Information zu erleichtern. Allerdings treffen am Busbahnhof in Oberndorf allein drei Regionalbusgesellschaften (RVS, SBG und RAB) sowie weitere private Busunternehmen aufeinander und eine Information macht ja nur dann einen Sinn, wenn sämtliche Fahrten angezeigt werden können. Auf dem Mittelbahnsteig wurde im Juli auch eine dynamische Fahrgastinformation angebracht, aus welchem Busfahrer, wenn sie über einen Adlerblick verfügen, erkennen können, ob der Anschlusszug noch viel Verspätung hat, auf den sie warten sollen.

Im Grunde ist die Anlage in Oberndorf als sehr gelungen zu bezeichnen. Bürgermeister Acker führte aus, dass er schon mit Herrn Grube den Oberndorfer Bahnhof unter die Lupe genommen hätte und sein Wort hätte, dass die Bahnsteigunterführung auch unter dem Gleis 3 hindurch in die östlich der Bahn verlaufende Straße verlängert werden soll. Im Vertrauen darauf hat die Stadt Oberndorf dort bereits eine große Anzahl an P+R-Parkplätzen angelegt, zusätzlich zu den zwischen ZOB und B 14 neu angelegten Parkplätzen.

Der Bahnhof Oberndorf soll wohl grundsätzlich auch behindertengerecht ausgebaut werden, steht wegen einer täglichen Nachfrage von weniger als 1.000 Fahrgästen jedoch in keiner hohen Priorität. Grube hat jedoch versprochen, dass der Durchbruch der Unterführung unter Gleis 3 vorab erfolgen soll, also nicht erst dann, wenn der Bahnsteig an den Gleisen 2 und 3 auf 55 cm erhöht wird. Im Zusammenhang mit dem Bau des Busbahnhofs wurde die Abgrenzung zum Gleis 1 bereits so angelegt, dass sie auf eine Erhöhung dieses Bahnsteigs auf 55 cm passt. Damit könnten dann auch Behinderte problemlos den Zug erreichen, wenn er verstärkt das Gleis 1 nutzen würde (in Oberndorf ist das Gleis 2 das Durchfahrgleis, wenn ich das richtig sehe). Am eigentlich idealen Gleis 1 hält heute kein einziger Zug. Nur dann, wenn Behinderte, die den Mittelbahnsteig derzeit definitiv nicht erreichen können, sich vorab bei der DB melden, verkehren Züge heute über Gleis 1, um den Einstieg zu ermöglichen.

Während des Festgottesdienstes übrigens fuhren Dosto- und 425er-Züge sowie zwei IC-Züge vorbei. Die waren so leise, dass es niemanden gestört hat! Dies war u.a. auch beim anschließenden Besuch auf dem Oberndorfer Stadtfest ein Gesprächsthema.

Dort wurde von Bürgermeister Acker das Bierfass angestochen, dies im 2. Versuch, weil bei Eröffnung des Stadtfestes am Freitagabend das Fass nicht geöffnet werden konnte. Es hat zünftig gespritzt, aber geschmeckt hat das Freibier trotzdem bestens. Zum Essen gab's eine Spezialität, nämlich eine Hochzeitsbratwurst.

Irgendwann ist dann auch eine 181er mit einem IC am Haken vorbeigefahren - aber interessiert hat das von den Anwesenden echt niemanden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Benutzeravatar
Tf Reinhard
Inhaber
Inhaber
Beiträge: 4988
Registriert: Do 18. Jan 2007, 16:24
Alter: 60

Re: Einweihungsfeier des neuen ZOB in Oberndorf

Beitrag von Tf Reinhard »

... fehlen nur noch die Ringzüge...

Reinhard
Ich bn wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Manche auch beides.
Benutzeravatar
Villinger
Fahrdiensleiter
Fahrdiensleiter
Beiträge: 3288
Registriert: Sa 18. Okt 2008, 20:25
Wohnort: Villingen im Schwarzwald
Alter: 29

Re: Einweihungsfeier des neuen ZOB in Oberndorf

Beitrag von Villinger »

Reinhard hat geschrieben:... fehlen nur noch die Ringzüge...
Das hatte der Landkreis Rottweil ja mal geprüft, dann hätten aber die RE's nicht mehr halten können. Und da haben auch wieder alle protestiert. Vielleicht klappt es ja nach der völligen Umstellung der (lästigen) S21-Pläne (Oder vielleicht auch K21??)
Bild Aus dem Fridinger wurde der Villinger Bild
Benutzeravatar
Tf Reinhard
Inhaber
Inhaber
Beiträge: 4988
Registriert: Do 18. Jan 2007, 16:24
Alter: 60

Re: Einweihungsfeier des neuen ZOB in Oberndorf

Beitrag von Tf Reinhard »

Fridinger hat geschrieben:dann hätten aber die RE's nicht mehr halten können.
Können schon - aber nicht mehr sollen.

Reinhard
Ich bn wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Manche auch beides.
Benutzeravatar
Villinger
Fahrdiensleiter
Fahrdiensleiter
Beiträge: 3288
Registriert: Sa 18. Okt 2008, 20:25
Wohnort: Villingen im Schwarzwald
Alter: 29

Re: Einweihungsfeier des neuen ZOB in Oberndorf

Beitrag von Villinger »

Reinhard hat geschrieben: Können schon - aber nicht mehr sollen.
Echt?!? Dann hätte man's ja doch machen können...
Bild Aus dem Fridinger wurde der Villinger Bild
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4880
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Re: Einweihungsfeier des neuen ZOB in Oberndorf

Beitrag von Vielfahrer »

Die Sache war ganz anders: Die RE hätten gestrichen werden sollen! Das Geld, welches das Land für die RE ausgibt, hätte sie Rottweil geben sollen, damit diese anstelle der RE Ringzüge bestellen. Von Villingen aus hätte dies bedeutet, dass man im Ringzug erstmal bis Horb gefahren wäre, um dort auf den ICE nach Stuttgart umzusteigen. Man hätte natürlich auch in Rottweil umsteigen können, aber dort lange Wartezeiten gehabt. Fahrgäste aus Oberndorf und Sulz hätten im Ringzug bis Horb oder Eutingen müssen, um dort mit RE in der einen Stunde oder dem ICE in der anderen Stunde nach Stuttgart zu fahren. Einen RE freilich hätte der damalige Rottweiler Planer so schnell wie den ICE nach Singen fahren lassen wollen (gedacht hatte er an einen VT 611), so dass es zu einem Stundentakt Stuttgart - Singen gekommen wäre. Damit hätte er allerdings offenbar bewusst den ICE vollständig kanibalisiert, da der schnelle RE mit BW-Ticket nutzbar gewesen wäre. Das Land hatte seinerzeit diese Pläne rigoros abgelehnt, weil sie in letzter Konsequenz die Beseitigung des eigenwirtschaftlichen Fernverkehrs auf der Gäubahn zur Folge gehabt hätten.
Dann hätten wir kaum so schöne Bilder von Zügen, wie in diesem Forum hin und wieder zu sehen sind.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Benutzeravatar
Tf Reinhard
Inhaber
Inhaber
Beiträge: 4988
Registriert: Do 18. Jan 2007, 16:24
Alter: 60

Re: Einweihungsfeier des neuen ZOB in Oberndorf

Beitrag von Tf Reinhard »

Gab es nicht auch das Argument, dass ein doppelter Verkehr (also mit Halt in Oberndorf und Sulz) zu teuer wäre und die Oberndorfer Pendler (verständlicherweise) lieber den RE behalten wollten statt in Horb umzusteigen? An die Sache mit dem beschleunigten RE kann ich mich gar nicht mehr erinnern.

Reinhard
Ich bn wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Manche auch beides.
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4880
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Re: Einweihungsfeier des neuen ZOB in Oberndorf

Beitrag von Vielfahrer »

Nein, die Streichung des RE hatte den Zweck, die Bestellgelder des Landes dem Landkreis Rottweil für die Bestellung entsprechender Ringzugfahrleistungen zur Verfügung zu stellen. Wäre der RE weitergefahren, so wäre das Geld ja gar nicht frei geworden. Nebenbei, die Beschleunigung des RE nach Singen (als VT 611 in vergleichbarer Fahrzeit zum ICE) hätte Spaichingen und Engen ebenfalls seine Halte gekostet, damit der Landkreis Rottweil davon profitiert hätte. Leicht vorstellbar, dass solch eine Planung nicht auf breiten Konsens in der Region gestoßen ist.

Mein Eindruck von der ganzen Geschichte jedenfalls ist, dass damit zugleich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wurde. Einem Ringzug, zusätzlich gefahren mit sinnvollen Halten und sinnvoller regionaler Verknüpfung, hätte durchaus Sinn. Nun aber sieht es mir nach verbrannter Erde aus. Das Thema ist schlicht und einfach nicht mehr diskutabel. Ich jedenfalls kann dies akzeptieren, denn selbst bezahlen könnte ich das nicht.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Antworten