Unterwegs im herbstlichen Ostsachsen [m19B]

Hier könnt Ihr Eure Bilder präsentieren. Darf auch mal vom Thema Eisenbahn abkommen.
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Hannes
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Registriert: Di 11. Mär 2008, 22:50
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Unterwegs im herbstlichen Ostsachsen [m19B]

Beitrag von Hannes »

Hallo,

eigentlich hatte ich den Beitrag schon gestern verfasst, nur hat mir der Timeout mal wieder alles verhauen, heute hab ich wieder drangedacht und extern vorgeschrieben.

Ein paar Bilder der letzten Tage und Wochen sind noch da, nix besonderes, aber mit etwas Hintergrund zur ein oder anderen Situation:

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"Typisch ostdeutsch" sieht es auch am Dresdner Hbf in Richtung Seevorstadt/Großer Garten aus. Hier gibt es einige leerstehende Gebäude wie diese ehemaligen Verwaltungsbauten, die laut einem Mitbewohner mal zur Bahnverwaltung gehören. Nun stehen sie teils verrammelt und versprayt nutzlos auf der grünen Wiese, schön gepflegt fährt die Straßenbahn dran vorbei.

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Noch vor einem Jahr war die Baureihe 143 die Alleinherrscherin bei der S-Bahn Dresden, inzwischen hat sie die S 1 zuerst an die Baueihe 145 und seit etwa zwei Monaten an die Baureihe 182 abgeben müssen. Nur Noch zwei Sonntagsverstärker ins Elbtal sowie der S 1-Kurzpendel Meißen - Meißen-Triebischtal sind ihr geblieben. Ein spezielles Refugium haben 6 oder 9 Loks auf der S 2 vom Flughafen nach Pirna (wochenends nur bis zum Hbf), die über NBÜ für die Flughafenstrecke ab Klotzsche verfügen. 143 909 verlässt gerade mit ihrer 2-Wagen-Garnitur den S-Bahnsteig im Bahnhof Dresden-Neustadt, der so gar nicht nach S-Bahn ausschaut.

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Eins der formschönsten Zugpferde in Deutschland verkehrt seit gut zwei Monaten auf der S 1 in Form der Baureihe 182, die Ausbildungsfahrten hatten bereits Ende Juni begonnen. Inzwischen ist das Nahverkehrspaket vollumfänglich zugelassen, so dass die 182 theoretisch auch zum Flughafen fahren könnte. Die Österreich-Zulassung haben die Loks verloren, ebenso ihr Einsatzgebiet im Güterverkehr.

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Oben bereits angesprochen wurde der S 1-Kurzpendel Meißen - Meißen-Triebischtal, der aus 143 und einem Dosto-Steuerwagen der letzten Reichsbahnbauart besteht. Der Kurzpendel existiert seit Dezember 2010, um eine komplette S 1-Garnitur einzusparen, die Fahrgäste nach Triebischtal müssen für 3 Minuten Fahrt mit einem sehr gedehnten Übergang in Meißen nochmals umsteigen. Ebenfalls wenig nach S-Bahn schaut hier am Endpunkt der Bahnsteig aus.

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Qualitativ nicht sonderlich hochwertig soll dieses Bild die Begegnung von S 1-Kurzpendel und einer RB Meißen-Nossen-Leipzig dokumentieren, die auf der Abschussliste von VVO und ZVNL steht. Ausgerechnet einer aus dem Ländle mit einem in der württembergischen Eisenbahngeschichte nicht unwichtigen Familiennamen bekleidet hier das Verkehrsministerium und kürzte vergangenes Jahr den Aufgabenträgern die Mittel, eine weitere Runde steht noch aus. Nur durch Einsparungseffekte bei Ausschreibungen und den Wegfall der Regionalfaktoren konnte das komplette Zugangebot im VVO erhalten bleiben. Ansonsten wäre die RB durchs Triebischtal ebenso weggefallen wie der Verkehr durchs Sebnitztal, der, wenn es endlich zum Lückenschluss nach Dolni Postouevna kommt, in eine tschechische Regionalverkehrslinie eingebunden werden soll. Die Tschechen haben das Gleis schon bis zur Grenze wiederaufgebaut, nur in Deutschland braucht man wieder über fünf Jahre für 600 m Gleis.

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Neulich habe ich mich mal dazu aufgerafft, bei Dunkelheit die paar Meter von meiner Bude zum Hbf zu latschen und Nachtaufnahmen der Taurus-Begegnung auf der S 1 zu machen. Wegen Bauarbeiten wird die Begegnung ab Fahrplanwechsel in Richtung Freiberger Straße verlegt, so dass solche Fotos (vorerst) nicht mehr möglich sein werden. Positiv sind die Zukunftsaussichten für die S 1: Wenn der viergleisige Ausbau bis Radebeul fertiggestellt ist, sollen neue Haltepunkte gebaut werden und der Viertelstundentakt nach Meißen kommen. Nur hinter Meißen-Triebischtal könnte dann gar nichts mehr fahren, DB Netze hat die Strecke bereits zur Übernahme angeboten.

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Am Reformationstag, der hier in Sachsen ein Feiertag ist (dafür ist Allerheiligen keiner), bin ich nach einer Wanderung mit Freunden noch etwas in Rathen fuzzen gewesen. Gerade auf dem Bü gewesen, ging dieser schon los und es brachte 186 243 in Diensten von ITL in Wagen der CD Kohle gen Bad Schandau, wo die Tschechen den Zug übernommen haben.

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In den nächsten zwei Stunden sollte jedoch außer der S-Bahn und dem EC nichts mehr kommen, so dass ich hier nicht wirklich mehr als 182 018 an der Standardstelle zeigen kann. Immerhin eine attraktive Garnitur, auch die Inneneinrichtung mit (Klapp)Tischchen an fast allen Plätzen, Armlehnen, Fahrradabteil in jedem Wagen liegt über den üblichen S-Bahn-Standards. Und wenn man Glück hat, erwischt man auf der S 3 auch mal einen neuen Dosto mit deklassierter erster Klasse und Steckdosen am Platz :)

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Ein Schotterzug aus Oberottendorf nach Dresden war das eigentliche Ziel meiner Fahrt vergangenen Mittwoch nach Putzkau, doch kam mir die Fuhre schon in Dresden-Industriegelände entgegen. So bin ich zur reinen Fotostellenexpedition weitergefahren, eine Stunden nach meiner Ankunft konnte ich noch meinen Gegenzug auf der RB 61 mit etwas Sonne auf dem längsten Viadukt der Strecke nach Zittau aufnehmen. Ab Fahrplanwechsel sind hier nur noch Desiros fuzzbar, dann werden die 612er vom RE 2 abgezogen, die Inneneinrichtung der 642er soll dafür etwas aufgewertet werden.

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Samstag waren wir zu sechst zu Gast in Görlitz und ließen uns eine Stadtführung geben. Im Morgenlicht ist Wagen 319 der Verkehrsgesellschaft Görlitz am Postplatz vor dem Dicken Turm in Richtung Bahnhof unterwegs.

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Mit der Lausitzer Neiße wurde der Grenzfluss überquert und wir machten eine Runde durch Zgorzelec, das bis 1945 noch ein Stadtteil von Görlitz war.

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Beiderseits der Neiße gibt es noch viel zu sanieren, wobei die Deutschen mit dem Programm "Modellhafte Stadtsanierung" aus Bundesmitteln etwas besser dran sind als die Polen, die zwar teils EU-Mittel erhalten, aber noch wesentlich mehr zu machen haben.

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Typisch ostblockmäßig kommt der Haltepunkt Zgorzelec Miasto (Zgorzelec Stadt) daher mit einem Betonbunker als "Empfangsgebäude" und riesigem Bahnhofsvorplatz an der Hauptstraße. Trotz zweier Gleise kam in der Stunde unserer Anwesenheit kein Zug und der nach Wegliniec (Kohlfurt), der hätte kommen sollen, kam auch zwanzig Minuten nach Plan nicht. Immerhin wird sich in Polen zum Fahrplanwechsel auch mal wieder an einer Streckenreaktivierung von Zgorzelec aus versucht, auch wenn aus deutscher Sicht sechs Zugpaare wenig verlockend klingen.

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Ein letzter Blick zurück, nachdem die Grenzbrücke überquert wurde.

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Kaum hat man deutschen Boden wieder erreicht, überquert man den 15. Meridian, der die Görlitzer Zeit festlegt, maßgebend für die MEZ. Seit 50 Jahren erinnert diese Kugel dran, seit ein paar Jahren auch eine Markierung auf der grenzüberschreitenen Straße.

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Im ehemaligen Bw Görlitz hat sich die ODIG, eine Tochter der ODEG, niedergelassen und wartet hier ihre Züge wie auch die anderer Unternehmen, z.B. der Städtebahn Sachsen.

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Ein Besuch am Görlitzer Stadtviadukt musste auch noch sein, im letzten Licht daher kam der zweite RE 100 des Tages aus Wroclaw (Breslau) nach Dresden, dessen Verkehren nun vorläufig bis 2013 gesichert ist. Gerade einmal drei Zugpaare am Tag queren aktuell die Neiße an dieser Stelle, der Höhepunkt der letzten zwei Jahrzehnte waren vor fast drei Jahren bei Wirrungen zur Einführung des RE 100 fünf Zugpaare noch mit polnischen Dieselloks mit PKP-Dostos (natürlich in Görlitz gebaut), andererseits vor 10 Jahren nur ein IR-Zugpaar. Mit der Sperrung des Grenzübergangs Horka soll allerdings auch Güterverkehr hierüber geleitet werden.

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Ebenfalls ein (Achtung Wortwitz) Wackelkandidat ist der 612er auf dem RE 1 nach Görlitz, hier könnte auch die Baureihe 642 das Regiment allein übernehmen, da Neigetechnik und Vmax 160 nicht benötigt werden. Im Gegensatz zum 642 ist der 612er aber noch ein angenehmes Fahrzeug, auch wenn ich es bei über 4 h Fahrt zwischen Nürnberg und Dresden nicht immer so sehe, aber es lässt sich sagen: Nach unten ist immer noch Luft.

Ich hoffe, der Beitrag mit etwas mehr Hintergrund hat euch gefallen und animiert vllt. auch mal zu einem Besuch hier in der Gegend.

Grüße, Hannes
"Deutsche siegen im Fußball, aber bei der Bahn ist täglich Cordoba."
ÖBB-Chef Christian Kern in der Kronenzeitung vom 8.11.14
Karl Müller
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Re: Unterwegs im herbstlichen Ostsachsen [m19B]

Beitrag von Karl Müller »

Freilich, sehr gut.
Gelungene Alltagsaufnahmen.
Gruß Oli
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KBS720
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Re: Unterwegs im herbstlichen Ostsachsen [m19B]

Beitrag von KBS720 »

Da kann Oli nur zustimmen, danke fürs Einstellen!

Grüße Andreas
*schaffner* Das Bahnkutscher Wiki last update Juni 2014
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Stinkt und macht en hufe Krach, 218 des isch halt ä Sach
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