Fortsetzung von Teil 2.
Fortsetzung von Teil 3.
Fortsetzung von Teil 4.
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Privjet zum fünften Teil,
der heutige Morgen war noch gemütlicher geprägt als der vorige, sollte unsere Ankunft doch erst im Laufe des Nachmittags sein. Das Zeiteisen bzw. das Handy zeigte also erst 10:45 Uhr Jekaterinburger Ortszeit, noch etwas mehr als 5 h bis zur Ankunft. Da der Zug bei unserer Buchung schon recht ausgelastet war, waren wir in dieser Nacht noch auf mehr Abteile aufgeteilt, abgesehen von einem hatten wir immer nur die oberen Liegen. Die wenige nötige Kommunikation mit den russischen Mitreisenden klappte auch ohne Sprache intuitiv, man arrangiert sich. Draußen zogen pausenlos die Birkenwälder vorbei.

Typische Beschäftigung im Zug: Lesen oder Reden.

Im Laufe des Nachmittags war nochmal ein Lokwechsel auf einem unbekannt gebliebenen Unterwegsbahnhof angesagt. Schilder mit dem Stationsnamen gab es keine, dafür ausreichend Kioske und jenseits der Gleise Babuschkas. Ich war einer der wenigen, der auch mal den Steg nutzte, was auch mehr dem Fotostandpunkt geschuldet war, denn besonders vertrauenserweckend war die Konstruktion nicht mehr.


Pünktlich erreichten wir dann Jekaterinburg kurz nach 16 Uhr Ortszeit, wo uns dann auch schon die ersten Mädels der lokalen BEST-Gruppe (Board of European Students of Technology) in Empfang nahmen. Nun stand erstmal ein längerer Fußmarsch zum Wohnheim an, mit unserem Gepäck natürlich eine Herausforderung, aber wir hatten ja auch den ganzen Tag sonst noch nichts gemacht außer den Weg zur Toilette oder zum Samowar zurückgelegt. Nach gut 20 Minuten über den Bahnhofsvorplatz und vorbei am Busbahnhof, wo auch einige ehemalige deutsche Busse schon entdeckt werden konnten, erreichten wir dann die Wohnheime. Zu viel Zeit zum Beziehen der Zimmer sollte uns nicht bleiben, denn die gerade erst gemachte Bekanntschaft sollte natürlich gleich symbolisch festgehalten werden.
Im Wohnheim aus Sowjetzeiten gibt es je Etage mehrere Wohnungen à zwei Zimmer für zwei bzw. drei Personen, die sich dann auch eine Toilette und ein Badezimmer, sogar in diesem Fall mit Badewanne, teilen. Eine Küche für das gesamte Stockwerk gibt es dann vorne im Gang. Geschirr, Besteck, Kühlschrank, Wasserkocher und Kühlschrank stehen im Zimmer bereits. Die Matratzen hatten auch schon bessere Tage gesehen, meine hatte eine schöne Kuhle in der Mitte. Ob das von sportlichen Aktivitäten rührt? ;-) Immerhin waren die Fenster sogar modern, der sonstige Zustand war nicht allzu schön, aber annehmbar und sauber, die Wasserleitungen gut rostig. Die Bettwäsche präsentierte sich als ein buntes Sammelsurium ähnlicher, aber doch verschiedener Stile.

Bevor es dann offiziell weitergehen konnte, setzten wir aber noch eine Runde Duschen und einen Einkauf durch, um unsere Vorräte zu ergänzen. So ganz wollten sich nicht alle versammeln, was schlussendlich zur Bildung zweier Gruppen führte. Meine erste Gruppe hatte dabei Begleitung in Form einer Deutschlehrerin aus dem an der kasachischen Grenze gelegenen Kurgan, die mit einer Handvoll ihrer Schülerinnen extra wegen uns die 600 km nach Jekaterinburg gefahren war!
Nachdem wir versorgt waren, drängte dann wirklich die Zeit, denn es sollte wenigstens noch bei Tageslicht die Zeremonie vonstattengehen. Als dritte Gruppe nach Ägyptern und (Süd-)Koreanern sollten als Zeichen der deutsch-russischen Freundschaft zwei Bäumchen auf dem Campus an einem kleinen See gepflanzt werden.


Deutsch-russische Zusammenarbeit, auch wenn da die russische Seite etwas verängstigt wirkt ;-)

Andere wurden dann schon mal fürs Unifernsehen gefragt, warum sie sich denn kein russisches Auto kaufen würden ;-)


Rege Bautätigkeit ist auch in Jekaterinburg zu verzeichnen, wie der Blick über den See zeigt.

Als Abendprogramm war dann ein Besuch in der Innenstadt angesetzt, dort sollte es in eine Kneipe zum Abendessen geben. Wie schon die Tage zuvor war wieder Fußmarsch angesagt, wobei wir die Tücken russischer Schleichwege kennenlernen sollten. Nachdem es vom Wohnheim aus zunächst an der Straße entlang ging, wechselten wir an einem verfallenen Bahnübergang auf ein schon länger nicht mehr befahrenes Anschlussgleis, um nach der Unterquerung einer Brücke dann auf ebendiese zu gelangen. An diesem Aufgang gab es dann auch einen Gulli, allerdings ohne Deckel. Mein über den Boden schweifender Blick entdeckte das zum Glück noch rechtzeitig und stoppte Simon einen Meter vor einem unangenehmen Sturz zwei Meter in die Tiefe. Nachdem alle sicher, bei ausreichend Platz auch kein Problem, drumherum gelotst waren, waren wir nun mit dieser Tücke russischer Wege schon bekannt geworden. Nach rund einer halben Stunde, zum Schluss durch die Fußgängerzone, waren wir dann an der Lokalität angelangt. Wie wir im Laufe der Reise noch öfters feststellen sollten, ist in Russland das Oktoberfest wohl recht populär, die Karte war entsprechend aufgemacht.

Nach Schweinshaxe mit Sauerkraut war mir dann aber nicht und ich hab mich lieber für Pilmeni genommen.


Nachdem das Essen verdaut war, waren wir auf die von unseren Vorgängern versprochenen Trinkspiele gespannt, doch zeigte sich, dass das wohl auch eher bei der dortigen Vorgängergeneration verbreitet war. Es wurde trotzdem noch ein lustiger Abend und wir erreichten gegen halb 2 wieder unser Wohnheim, was auch nur dank eines Deals der Mädels mit dem Pförtner möglich war, denn normalerweise ist um 22 Uhr Nachtruhe angesagt.

Nächtliches Flair.


Auch jenseits des Urals sind deutsche Produkte allgegenwärtig… „Reisen Sie mit uns! Gute Reise!“ – im Desiro RUS oder auch Lastotschka (Schwalbe), die wir allerdings nicht zu Gesicht bekamen, waren sie doch zuerst für Sotschi gedacht.
Do swidanija,
Hannes