Hallo,
anfangs dieser Woche war ich in Ravensburg bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie zum Bodo-Ringzug. Ich gehe davon aus, dass diese in der nächsten Zeit veröffentlicht werden wird, weshalb ich dazu keine Ausführungen machen werde. Ein interessantes Detail aus der Diskussion aber will ich doch erwähnen. Die Bodo-Ringzug-Studie ist ja vor dem Hintergrund knapper Umsteigeanschlüsse in Kißlegg und Aulendorf entstanden. Die Verhältnisse haben sich bislang offenbar nicht gebessert, eher das Gegenteil scheint der Fall zu sein, obwohl auf einige Züge ab Wangen bis Kißlegg verzichtet wird. Seitens des Bodo-Verkehrsverbunds wurde berichtet, dass bei ihm massenweise Beschwerden von Fahrgästen über verpasste Anschlüsse in Kißlegg oder auch in Aulendorf eingehen würden. Dies habe den Verbund zu Nachforschungen veranlasst. Dabei wäre man zur Erkenntnis gekommen, dass nur bei 30 % der Verbindungen (!!!) die Anschlüsse tatsächlich funktionieren, d.h. in 70 % der Fälle bleiben die Fahrgäste unterwegs hängen (meist eine Stunde). Hinzu kommt, dass etwa beim Umstieg in Kißlegg in Richtung Leutkirch - Memmingen die Fahrgäste in minimaler Zeit eine ordentliche Wegstrecke zu Fuß zurücklegen müssen. Der zuerst einfahrende Zug aus Lindau nach Memmingen fährt am Gleis 3 so weit wie möglich in Richtung Memmingen vor, ehe der Anschlusszug aus Aulendorf ebenfalls auf Gleis 3 ankommt und am westlichen Ende des Bahnsteigs wendet.
Der Vertreter einer Stadt berichtete, dass er sich für die Fahrt nach Ravensburg eine Fahrkarte gekauft habe, dann aber wegen Verspätung des Zugs realisierte, dass er unterwegs 1 Stunde hängen bleiben würde und deswegen doch noch den Pkw hätte nehmen müssen. Das, was ich bei meinen Beobachtungen zum Jahresbeginn im Ammertal kritisiert habe, spielt sich also in ähnlich dramatischer Form in Oberschwaben ab. Ich bin durchaus gespannt, ob der Aufgabenträger Land solche Leistungen noch länger akzeptieren wird.
Viele Grüße vom Vielfahrer
70 % der Anschlüsse werden verpasst!
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Re: 70 % der Anschlüsse werden verpasst!
Hallo Vielfahrer,
diese "Qualität" spielt sich auch an anderen Stellen ab. Seit dem Infrastrukturbetreiber mittlerweile fast alles egal ist, werden auch bei noch möglichen Anschlüssen die Züge einfach abgefahren. Und wenn bei Fahrtsignal noch gewartet wird, darf sich der Tf erklären und im Störfall stehen nachher mitunter abenteuerliche Sachen. Manchmal einfach auch nur "verspätete Signalbedingung", das deutet auf mitdenkende Mitarbeiter hin.
Am Mittwoch bin ich mir dem Ringzug ab Villingen 6:38 gefahren, um in Rottweil den IC nach Oberndorf und weiter Richtung Stuttgart zu nehmen. Wegen Zugfolge ging es schon mit +2 los, weil das Soloshuttle voll bepackt war kamen wir mit knapp +4 in Rottweil auf Gleis 1 an. Beim Halt am Hp Saline kam schon der IC vorbeigefahren, der auch nicht weiter aufgehalten und knapp aber sauber verpasst wurde. Dabei hat genau dieser Zug (2386) eine frühere Abfahrt in Rottweil, weil zu normalen Zeiten in Talhausen der VT612 entgegen kommt. Folglich war IC 2386 mit -5 in Oberndorf am Bahnsteig gestanden, während ich mir eine abenteuerliche Taxifahrt in selbiger Zeit zum Oberndorfer Bahnhof spendierte, um noch wie geplant in Ludwigsburg anzukommen.
Es ist langsam nur noch zum Abgewöhnen. Die Rückfahrt am selbigen Tag über Vaihingen (Enz) - Karlsruhe hat auch rund fünf Stunden gedauert.
diese "Qualität" spielt sich auch an anderen Stellen ab. Seit dem Infrastrukturbetreiber mittlerweile fast alles egal ist, werden auch bei noch möglichen Anschlüssen die Züge einfach abgefahren. Und wenn bei Fahrtsignal noch gewartet wird, darf sich der Tf erklären und im Störfall stehen nachher mitunter abenteuerliche Sachen. Manchmal einfach auch nur "verspätete Signalbedingung", das deutet auf mitdenkende Mitarbeiter hin.
Am Mittwoch bin ich mir dem Ringzug ab Villingen 6:38 gefahren, um in Rottweil den IC nach Oberndorf und weiter Richtung Stuttgart zu nehmen. Wegen Zugfolge ging es schon mit +2 los, weil das Soloshuttle voll bepackt war kamen wir mit knapp +4 in Rottweil auf Gleis 1 an. Beim Halt am Hp Saline kam schon der IC vorbeigefahren, der auch nicht weiter aufgehalten und knapp aber sauber verpasst wurde. Dabei hat genau dieser Zug (2386) eine frühere Abfahrt in Rottweil, weil zu normalen Zeiten in Talhausen der VT612 entgegen kommt. Folglich war IC 2386 mit -5 in Oberndorf am Bahnsteig gestanden, während ich mir eine abenteuerliche Taxifahrt in selbiger Zeit zum Oberndorfer Bahnhof spendierte, um noch wie geplant in Ludwigsburg anzukommen.
Es ist langsam nur noch zum Abgewöhnen. Die Rückfahrt am selbigen Tag über Vaihingen (Enz) - Karlsruhe hat auch rund fünf Stunden gedauert.
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Re: 70 % der Anschlüsse werden verpasst!
Nabend,
Grüße Andreas
Seitdem die Wartezeitvorschriften und Regelwartezeiten so gestrafft wurden, bleibt da auch nicht viel Luft. Vor allem wenn man Maßstäbe aus Ballungsräume für die Provinz einsetzt. Auf die S-Bahn aus Freiburg wartet man nämlich grundsätzlich nicht, was morgens immer bei 2-3 Minuten Verspätung schon zu Sichtanschluss und 80 Min Wartezeit gen Rottweil sorgt . Aber da haben kleine Lichter keine Macht.Villinger hat geschrieben: ↑Fr 1. Mär 2024, 07:01 Seit dem Infrastrukturbetreiber mittlerweile fast alles egal ist, werden auch bei noch möglichen Anschlüssen die Züge einfach abgefahren. Und wenn bei Fahrtsignal noch gewartet wird, darf sich der Tf erklären und im Störfall stehen nachher mitunter abenteuerliche Sachen. Manchmal einfach auch nur "verspätete Signalbedingung", das deutet auf mitdenkende Mitarbeiter hin.
Grüße Andreas
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Stinkt und macht en hufe Krach, 218 des isch halt ä Sach
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Re: 70 % der Anschlüsse werden verpasst!
Hallo,
ja, es ist ja nichts so das der Fahrgast nur 10 Minuten auf den nächsten Zug wartet. Er wartet 60 Minuten, oder, im besten Fall 30. Die Reisezeit wird somit locker um das doppelte verlängert und extrem unattraktiv.
Ich fahre zur Zeit nur mit den Öffis weil es das D-Ticket unkompliziert möglich macht.
Und, wäre das System Eisenbahn so furchtbar schlecht wären die Züge leer, sind sie aber nicht, im Gegenteil.
Oder, täuscht mich mein Eindruck weil ich viel im Ballungsraum Stuttgart unterwegs bin?
Gruß Oli
ja, es ist ja nichts so das der Fahrgast nur 10 Minuten auf den nächsten Zug wartet. Er wartet 60 Minuten, oder, im besten Fall 30. Die Reisezeit wird somit locker um das doppelte verlängert und extrem unattraktiv.
Ich fahre zur Zeit nur mit den Öffis weil es das D-Ticket unkompliziert möglich macht.
Und, wäre das System Eisenbahn so furchtbar schlecht wären die Züge leer, sind sie aber nicht, im Gegenteil.
Oder, täuscht mich mein Eindruck weil ich viel im Ballungsraum Stuttgart unterwegs bin?
Gruß Oli
- Tf Reinhard
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Re: 70 % der Anschlüsse werden verpasst!
Der Rottweiler Fahrdienst ist eigentlich hier im Raum der einzige, der noch ab und zu sagt, man soll doch noch auf den IC warten. Stellt aber dann schon die Ausfahrt. Ob dann im System die verspätete Abfahrt den Tf in die Schuhe geschoben wird, weiß ich nicht. Da geht es aber auch nur um vielleicht zwei Minuten. Sonst heisst es abfahren. Wenn ich in Tuttlingen Richtung Immendingen stehe und zur Abfahrt der IC gerade hinten einfährt, warte ich entgegen anderer Kollegen auf mögliche Umsteiger. Die Anschlusssicherheit hat in den letzten Jahren leider stark gelitten.
Reinhard
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Ich bn wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Manche auch beides.
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Re: 70 % der Anschlüsse werden verpasst!
Ich nutze nach wie vor die Eisenbahn, da ich sie als das bessere Fortbewegungsmittel für mich sehe und deshalb privat kein Kfz habe. Aber die Umstände machen es mir nicht leicht, und ich plane Zugfahrten auch mittlerweile anders als man das normal machen würde. Zum Beispiel versuche ich bei langen Fahrten stets den nächsten Zug in Richtung meines Ziels zu nutzen, egal ob damit zusätzliche Umstiege etc. notwendig werden, da man kaum noch einen Anschluss als "sicher" bewerten kann.Karl Müller hat geschrieben: ↑Sa 2. Mär 2024, 09:07 Hallo,
ja, es ist ja nichts so das der Fahrgast nur 10 Minuten auf den nächsten Zug wartet. Er wartet 60 Minuten, oder, im besten Fall 30. Die Reisezeit wird somit locker um das doppelte verlängert und extrem unattraktiv.
Ich fahre zur Zeit nur mit den Öffis weil es das D-Ticket unkompliziert möglich macht.
Und, wäre das System Eisenbahn so furchtbar schlecht wären die Züge leer, sind sie aber nicht, im Gegenteil.
Oder, täuscht mich mein Eindruck weil ich viel im Ballungsraum Stuttgart unterwegs bin?
Gruß Oli
Auf der oben genannten 5h-Fahrt Ludwigsburg-Villingen am Mittwoch hatte ich eingeplant, dass wegen einer Weichenstörung in Vaihingen alle GoAhead-IRE von Stuttgart nach Karlsruhe über Bietigheim fahren. Also habe ich einen SWEG-MEX in Richtung Mühlacker genommen, der wegen LST-Problemen in Stuttgart auch schon verspätet kam und mich eigentlich nach Vaihingen bringen sollte, um dort einen IRE nach Karlsruhe besteigen zu können. Obwohl dieser MEX etwa 15 Minuten vor dem IRE auf der selben Strecke unterwegs war, wurden wir in Sachsenheim am Bahnsteig stehen gelassen um durch einen ICE und eben diesen IRE überholt zu werden. Folglich musste ich den Takt 30min später ab Vaihingen nutzen. Soweit so okay, da ich extra so geplant hatte dass zur Schwarzwaldbahn in Karlsruhe noch etwa 45min Umstieg bleiben. Der nächste IRE1 kam wegen der Bietigheim-Umleitung auch mit +10, sodass in Pforzheim die AVG Vorrang hatte. Da in Wilferdingen-Singen noch die LST klemmte, war an den planmäßigen Umstieg in Karlsruhe nicht mehr zu denken und der nächste Takt stand an. Das hat dann wenigstens geklappt und es ging gut und pünktlich bis Villingen.
Normalerweise müsste man nach so einem Wahnsinn ja längst auf andere Verkehrsmittel wechseln, aber angesichts der vollen Züge scheinen sich mit dieser "Qualität" mittlerweile recht viele in D arrangiert zu haben.
Wobei es bekanntermaßen auch anders geht, wenn ich mir anschaue dass auf Topstrecken in CH bis zu 16 Doppelstockwagen im 30-Minuten-Takt fahren müssen, um alle mitzunehmen.
Ab einem Verspätungsaufbau von 1,5 Minuten muss der Fdl in Leidis den Grund codieren, sehr oft wird dort Zugfolge eingegeben. In der BZ wird aber die Codierung nochmal zweitgeprüft und ggf. Rücksprache gehalten. Bei gewissen Codes müssen Störfälle mit weitergehenden Informationen angelegt werden, bspw Gefährlichen Ereignissen.Wie das genau läuft können Fdl aber sicher besser sagen als ich, der nur im Nachhinein Störfälle und Codierungen ansehen kann und sich von Leuten aus der BZ erzählen lässt, was dort alles läuft.Der Rottweiler Fahrdienst ist eigentlich hier im Raum der einzige, der noch ab und zu sagt, man soll doch noch auf den IC warten. Stellt aber dann schon die Ausfahrt. Ob dann im System die verspätete Abfahrt den Tf in die Schuhe geschoben wird, weiß ich nicht. Da geht es aber auch nur um vielleicht zwei Minuten. Sonst heisst es abfahren. Wenn ich in Tuttlingen Richtung Immendingen stehe und zur Abfahrt der IC gerade hinten einfährt, warte ich entgegen anderer Kollegen auf mögliche Umsteiger. Die Anschlusssicherheit hat in den letzten Jahren leider stark gelitten.
Jedenfalls kann man in vielen Programmen des Landesverkehrsministeriums lesen, dass dort die abgeschaffte Wartezeitregelung aufstößt und man es gerne hätte, dass die DB InfraGo sich des Themas wieder annimmt. Denn über EVU-Leitstellen geregelt geht einfach viel zu vieles einfach ungesehen unter. Heute morgen erst ist die Schwarzwaldbahn nach Konstanz um ca. 8:20 ab Donaueschingen der gerade verspätet einfahrenden S-Bahn aus Freiburg weggefahren, wo ca. 2 Minuten Warten Bahnsteiggleich mehrere Hände voll Reisender glücklich gemacht hätten. So sind sie verwirrt am Bahnsteig gestanden, als ich im nachfolgenden 612 eingefahren bin und haben weiter ihr wartendes Dasein auf den 9:16 Uhr Zug gefristet.
Aus dem Fridinger wurde der Villinger